Neue Zürcher Zeitung - 04.08.2019

(Darren Dugan) #1
NZZ am Sonntag4. August 2019

Freizei tsport


MAYA RHYNER

/ BRAUNWALD.CH

Anfahrt auf die Braunwaldalp:
Für einen Zwischenhalt und
eine Stärkung eignet sichdas
Ortstockhaus (Mitte links).

Aufdiesen Strecken macht


dasBikenSpass


Der Sp ätsommer mitseinem


klaren Li cht ist einetolle


Jahreszeit fürBiketouren. Drei


Tipps,von leicht bisschwer.


Von Caroline Doka


Lockere Eglisau-Tour


Route:Wülflingen –Tössegg – Eglisau – Buch
am Irchel –Wülflingen
Strecke:41 km /550 hm
Schwierigkeit:einfach
Die idyllischeTour südwestlichvon Winter-
thur startet inWülflingen. Sie führt aufFeld-
undWaldwegen via Neftenbach,Freienstein-
Teufen zuerst nachRorbas mit der alten stei-
nernenBogenbrücke. Manfolgt derTöss bis
Tössegg,wosie in den Rhein mündet. Mit
den üppigenWäldern, den Kiesbänken und
den Grillfeuerstellen ist das wahrlich ein
lauschiger Ort und ein klassischesSchul-
reiseziel. Passagierschiffeverkehren nach
Eglisau, doch die Strecke lässt sich auf schat-
tigenWaldwegen in Ufernähe ganz ent-
spannt auch auf dem Bike zurücklegen.
In Eglisau quert man den Rhein. DieUfer-
promenademit den hübschenLokalen ist
ideal füreine Pause, zumBeispiel auf der
schattigenTerrasse desGasthofsHirschen,
mit Flammkuchen undVivi Kola. EinBlick
aufdie historischeFassadenmalerei desGast-
hofs lohnt sich.Wieder auf dem Bike,folgt
man demFeldweg RichtungRüdlingen. Mit
Sicht auf dieRebhänge am Rheingeht es
bergauf zumHochplateau. Nach einemTanz
aufderKrete saust man hinunter nachFlaach
und strampelt, idyllisch, aberanstrengend,
aufderLandstrassevia Berg hinauf nach
Buch amIrchel.Auf die langgezogene Stei-
gungfolgt der grosse finaleDownhill mit
Ausrollplauschzurück nachWülflingen.


Genusstour Braunwaldalp


Route:Schwanden – Thon –Leuggelen –
Bächialp – Braunwald – Ortstockhaus – Braun-
wald –Reha-Clinic – Linthal –Schwanden
Strecke:34,3 km /1400 hm
Schwierigkeit:mittel
Eine der schönstenTouren im Glarnerland,
dasvielewegen seiner Steilheit meiden,
führtvon Schwanden zum Ortstockhaus auf
der Braunwaldalp. Die anderthalb Stunden
Aufstieg auf derForststrassevia Leuggelen
zurBächialp sind der anstrengendsteTeil der
Tour. Gut, dass man sich bei knapp der Hälfte
derFahrzeit in der Alpwirtschaft mit haus-
gemachtem Käse oder Quark stärken kann.
Danachgeht es auf einem schönen Single-
trail, der kürzlich planiert und damitfahrbar
gemachtwurde, nach Braunwald hinüber.
Ein knapp einstündiger Singletrailspass mit
Traumblick zumTödi. Ab Braunwald führt
einForstweg, dergegen Endezeigt, was das
Glarnerland an Steilheit zu bieten hat, hinauf
zum Ortstockhaus auf der Braunwaldalp.Auf


derSonnenterrassevor dem bogenförmigen
denkmalgeschütztenBau des Glarner Archi-
tekten HansLeuzinger geniesst man mit
Blick aufTödi, Ortstock und Eggstöcke etwas
Feines aus derKüche.WelcheRoute man
hinab nach Braunwald fährt, spieltkeine
Rolle. Hauptsache, sie führt zumKultur-
kaffee Bsinti,woman sich denweissen
Schoggikuchen und eineFotoausstellung
nicht entgehen lassen sollte.Schliesslich
lässt ein schönerSerpentinenweg ab der
Reha-Clinic hinunter nach Linthal dieHerzen
der Bikefans nochmals höher schlagen,
bevor es auf demVeloweg gemütlich zurück
nachSchwandengeht.

Auf dem Polenweg


Route:Glaspass –Safien Platz –Tomülpass –
Vals
Strecke:30 km / 1200 hm hinauf / 180 0 hm
hinab
Signalisation:Nr. 1 Alpine Bike
Schwierigkeit:mittel bis schwer
Das Einrollen auf dem lieblichen Glaspass
mit seinen grünenWiesen ist ein kurzes

Geplänkel. Am Rand desHochplateauswird
die Strasse zum Singletrail und taucht in die
Tiefe ab. Im Zickzack und mit ein paar
Schiebepassagen führt dieser hinunter ins
mystischeSafiental, ein typischesWalsertal.
Gegen denHunger hilft einTellerCapuns
oderTatsch imRestaurant Rathaus inSafien
Platz, einem 500-jährigen ehemaligen
Rathaus. Oder man pedaliertweiter, durch
lichte Wälder zumTalkessel, und stärkt sich
imBerggasthaus Turrahus in Thalkirch,
einem 300-jährigenWalserhaus auf der
Gartenterrasse.
Hier hat dieBeschaulichkeit ein Ende, und
es geht via Tomülpass insValsertal. Nur
wenige schaffen den steilen Anstieg ohne
Schieben.Der obereTeil dieser Etappever-
läuft auf dem um 1940 von polnischen Inter-
nierten erbauenPolenweg. Auf dem blumen-
reichenTomülpass mit Blick aufPiz Tomül,
Rheinwaldhorn undPiz Tambo sind die
Strapazen schnellvergessen. Einverspielter
Singletrail führt über Alpwiesen hinab nach
Vals,woes sich in einerBeiz amDorfplatz
oder in der beliebten Therme des Architek-
ten Peter Zumthorwunderbarvon der
Anstrengung erholen lässt.

E-Mountainbikesfahren sichwunderbar
leicht, selbst bergauf.Gerade so, als habe
man permanentRückenwind.Wegen des
Motors und des Akkus sind diese Bikes
schwerer als Normalbikes, was sich im unter-
schiedlichenFahrverhalten manifestiert. Um
Spass und Sicherheit zugewährleisten, muss
man damit adäquat umgehenkönnen.
E-Mountainbikesverfügen überverschie-
dene Antriebsstufenvon leicht bis hoch. Die
Unterstützungwird derTopografie und dem
Terrain angepasst.Bergab wählt man die
schwächste Stufe, umso mehr, als sich
Bergabfahren durch das höhereGewicht des
E-Bikes anfangs ungewohnt anfühlt.Was
gerne unterschätztwird: HöheresGewicht
und höhereGeschwindigkeitverlängern den
Bremsweg. Es soll darumfrühzeitig, dosiert
undkontrolliertgebremstwerden. Blockierte
Bremsen bedeutenKontrollverlust undför-
dern durch dasSchlittern die Erosion des
Bodens. Am besten übt man Bremsmanöver
vor der erstenTour auf einem Kiesplatz.
In gewissen Situationen sind Neulinge
nicht auf die unterstützendeWirkung des
E-Motorsgefasst.Soerfolgt etwa der
Anschub, kaum tritt man in diePedale.Auf-

Fahrtipps für


Mountainbikes


mit


Elektromotor


Sportberatung


S


chliessen Sie die
Augen, atmen Sie tief
undruhig und beob-
achten Sie Ihre
Atmung: denAtem-
fluss, dievielen klei-
nenBewegungen im Brust-
bereich, nehmen Sie allfällige
Gedanken undGefühle einfach
als solche wahr... Hätten Sie
gedacht, dass Sie eben meditiert
haben? –Genau!Meditation ist
nicht nur etwas für Super-Yogis,
sondern für alle; alle, die ein
minimales Interesse daran
haben, ihrenGeist zu schärfen.
Unter Meditationwerden ganz
unterschiedlichePraktikenver-
standen, etwa still sitzen und
nichts tun, Mantrasrezitieren
oderfokussiert einer Arbeit
nachgehen. AllenPraktiken
gemein ist, dass sich derGeist
beruhigen und sammeln soll.
Wichtig ist dasWort «bewusst»:
DieGedanken sollen nicht ein-
fach selbständig schweifen, son-
dern dieAufmerksamkeit ist
zielgerichtet und bleibt im Hier
undJetzt. Das kannwenige
Minuten dauern oderviel länger,
ganz abhängigvon derÜbung
undvom angestrebten Ziel.
Mit demHype derAchtsam-
keit hat auch die Anzahl Studien
zum Nachweis positiver Effekte
zugenommen. Und die sind
beachtlich: psychischeAusgegli-
chenheit,verbesserteKonzen-
tration, mehrWohlbefinden, um
nur einige zu nennen.
Auch im SportwerdenAcht-
samkeitsübungen immer häufi-
ger praktiziert. Nachvollziehbar,
denngerade dort braucht es die
Fähigkeit, imJetzt zu sein statt
beimgemachten Fehler in der
Vergangenheit oder derVer-
sagensangst in der Zukunft. Es
hilft, sich auf die momentane
Handlung zukonzentrieren und
Gefühle oderGedanken nicht zu
bewerten, sondern einfach als
solche wahrzunehmen, dieKon-
trolle undVerantwortung für die
Aufgabe zu behalten.
Um mitMeditieren zu starten,
eignet sich jeder Zeitpunkt.
Wichtig ist, dass Sie neugierig
sind und einePortionGeduld
mitbringen. Legen Siefest, wann
Sie übenwollen, etwavor dem
Training odervor demSchlafen.
Nebenwirkungen gibt eskeine,
einzig dieMotivation zumÜben
könnte bei einem zu steilen Start
sinken; drei- bis fünfmal pro
Woche während zwei bis sieben
Minuten fände ich sinnvoll.
Buchratgeber mitÜbungen
finden Sieviele. Siekönnen aber
auch einfach mit 20 bewussten
Atemzügen starten. Oder
betrachten Sie einenGegenstand
ganzgenau, etwa eine Blume,
die leereMüsli-Schale oder Ihre
Sportschuhe.WelcheFarben,
Formen oderTextur erkennen
Sie? Bleiben Siefokussiert, ohne
die Erwartung, dass gleich etwas
dabei herauskommen müsste.

RomanaFeldmannist
selbständigeSportpsychologin
undbietetCoachingsundReferate
fürSportlerundPersonenausder
Privatwirtschaftan.

Romana


Feldmann


Meditieren


fördertdie


mentale


Stärke


Besonders heikel: Bremsmanöver.

gepasst alsovor sprunghaftem Anschub
beimLosfahren. Ähnliches muss auch wäh-
rend desFahrens beachtet werden:Legt
man einen Tret-Stopp ein, schiebt der
E-Motor noch einenAugenblick in der ein-
gestellten Unterstützungweiter. Das birgt
besonders inKurvenGefahrenpotenzial.
Man mussvor, nicht erst eingangs der
Kurve aufhören zu treten, sonst schiesst
man leicht über dieKurve hinaus ins Off.
Erst in derKurve tritt manwieder an, um
beschleunigt aus ihr herauszukommen.
An den Elektromotorgewöhnt man sich
schnell undwird ihn lieben. Er macht nicht
nur das Treten leichter, sondern auch das
Anfahren amBerg: Einen niedrigen Gang
und Unterstützungsmodus wählen,Pedale
parallel stellen, losfahren. Undfalls man
doch einmal schieben muss: Die meisten
E-Mountainbikesverfügen über eine
Schiebehilfe. Dank ihrrollt das Bikewie
von selbst bergauf.
Einsteigernwie versierten Bikerinnen
und Bikern sei,geradewegen des unge-
wohnten Fahrverhaltens imVergleich zu
normalen Bikes, ein E-MTB-Fahrtechnik-
kurs ansHerz gelegt.CarolineDoka
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