KULTUR DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,30.JULI2019 SEITE 20
E
r habe natürlich mitbe-
kommen, dass einige
Flugverbindungen ein-
gestellt wurden, sagt
Samir, der Rezeptionist, der seit
vierzig Jahre hier arbeitet. Aber
was solle man tun, so sei es nun
mal. Dann reicht er seine Visiten-
karte. Er organisiere auch Touren
zu den Pyramiden in Gizeh. „Ru-
fen Sie mich jederzeit an. Und bit-
te, schreiben Sie eine positive Be-
wertung auf TripAdvisor.“
VON DANIEL BÖHM
Im „Windsor“, einem wunder-
baren, uralten Kolonialhotel in
Kairo, führt ein handbetriebener
Fahrstuhl hinauf in dunkle Flure,
die wirken, als wäre hier seit der
AAAbdankung von König Faruk imbdankung von König Faruk im
Jahr 1952 nicht mehr gelüftet wor-
den. Wer telefonieren will, muss
sich über eine altertümliche Zen-
trale an der Rezeption mit der Au-
ßenwelt verbinden lassen, und im
Büro neben der leeren Bar sitzt der
ehemalige Besitzer – ein fast hun-
dertjähriger Ägypter – regungslos
im Rollstuhl und lässt sich von den
Angestellten die Suppe mit dem
Löffel zum Mund führen.
Gäste sind natürlich so gut wie
keine da, und als wäre das alles
nicht schon traurig genug, hängt
im Treppenhaus auch noch ein
verblichenes Werbeplakat der
Lufthansa. Die deutsche Flugge-
sellschaft hat – gemeinsam mit
British Airways – in der letzten
Woche ihre Flüge nach Kairo ein-
gestellt. Zu gefährlich wäre es da,
hieß es, man könne das den eige-
nen Angestellten nicht zumuten.
Genauere Gründe wurden jedoch
keine genannt.
In die Hauptstadt der Nilrepu-
blik, dem früheren geistigen und
politischen Zentrum der arabi-
schen Welt, wo der Panarabismus
und der politische Islam erfunden
wurden und natürlich auch der
Postkolonialismus, lange bevor er
in Europa in Mode kam, waren die
Reaktionen entsprechend: Man
verfüge über absolut sichere Flug-
häfen, ließ die Regierung verlau-
ten, es gebe keinen Grund für sol-
che Maßnahmen. Und überhaupt:
Dahinter stecke bloß ein finsteres
Komplott, welches der Nation
Schaden zufügen solle.
Gamal Abdel Nasser, Ägyptens
legendärerer Raisder Fünfziger-
und Sechzigerjahre und erster Su-
perstar des Antiimperialismus,
hätte ganz andere Saiten aufgezo-
gen. Er hätte sogleich alle Euro-
päer rausgeschmissen oder zu-
mindest deren Eigentum ver-
staatlicht, so, wie er es 1956 mit
dem Suezkanal getan hatte. Aber
Abdel Fattah al-Sisi, der aktuelle
Präsident, kann sich das nicht
leisten. Sein Land hängt am Tropf
des Westens und hat in den letz-
ten zehn Jahren schon eine ganze
Reihe von Nackenschlägen ein-
stecken müssen. Seit dem Revolu-
tionsjahr 2011 taumelt Ägypten
wie ein schwer lädierter Preisbo-
xer von einer Krise zur nächsten.
Und jedes Mal, wenn es sich eini-
germaßen erholt hat, passierte ir-
gendwo ein neuer Terroranschlag
oder etwas Ähnliches. Es ist, als
läge ein Fluch auf dem Land, als
müsse dieser mythische Ort für
seine glorreiche Vergangenheit
bezahlen.
Es gab in Kairo zwar in den
letzten Monaten vereinzelt An-
schläge. Von einer drohenden Ge-
fahr ist aber nichts zu spüren.
Vielmehr liegt ein nostalgischer
Schimmer über der schmutzigen
und überfüllten Stadt. Das ver-
leiht ihr eine sanfte Melancholie,
als hätte man Wien nach Nord-
afrika verlegt. Alte Männer sitzen
stundenlang auf roten Gartens-
tühlen, spielen Backgammon,
rauchen Cleopatra-Zigaretten
oder starren einfach nur ins Lee-
re. In den Taxis herrscht eigen-
tümliche Stille, die Fahrer reden
wenig und haben meist eine Aus-
gabe des Koran hinter der Wind-
schutzscheibe liegen.
Zwar stampft die Regierung
mit eisernem Modernisierungs-
willen immer wieder neue Plan-
städte, Flughäfen und Autobah-
nen aus dem umliegenden Wüs-
tenboden. Doch in der Haupt-
stadt mit ihren holzgetäfelten
Kaffeehäusern scheint die Zeit
komplett stillzustehen. Die Fassa-
den an den Prachtalleen, die der
Khedivenkönig Ismail Ende des
- Jahrhunderts nach französi-
schem Vorbild anlegen ließ, sind
vom Dreck und den Abgasen
längst schwarz geworden. Es
scheint, als wäre seit 1930 nichts
mehr hinzugekommen außer
Plastikstühlen, Neonröhren und
Ramschläden. Vor neun Jahren
war Kairo noch die Stadt der
Hoffnung. Damals strömten Mil-
lionen auf den Tahirplatz am Ran-
de der Neustadt und brachten das
Regime von Präsident Husni Mu-
barak zu Fall, der Ägypten so lan-
ge regiert hatte, bis Mehltau über
dem Land lag. „Er hat uns beige-
bracht, nicht mehr zu träumen
und einfach nur zu überleben.
Nach dem Scheitern der Revoluti-
on haben genau wir da wieder an-
gesetzt“, sagt Walid, ein ungefähr
vierzigjähriger Ägypter, der in ei-
nem Straßencafé sitzt und – wie
alle hier – Tee trinkt und raucht.
Er selbst hat das Land verlassen,
ist nach Deutschland ausgewan-
dert. Davor besaß er ein Hotel,
ausgerechnet am Platz der Revo-
lution. „2011 war das natürlich ei-
ne Top-Lage, die Journalisten
rannten mir die Bude ein. Ich hät-
te viel Geld machen können,
trotzdem habe ich reguläre Preise
verlangt. Das war dumm von mir,
aber ich konnte ja nicht wissen,
wohin das alles führt.“
Auf die Revolution von 2011
folgten das Chaos unter dem
Muslimbruder Mohammed Mursi
und ein Militärputsch. Seither
herrscht al-Sisi, und am Nil sind
bleierne Zeiten angebrochen. Im-
merhin findet in diesem Sommer
zum ersten Mal seit acht Jahren
wieder eine Kunstbiennale statt.
Man wolle „einen neuen Blick auf
den Nahen Osten werfen, jenseits
aller Klischees“, schreiben die
KUNST
Köln will Museum für
Gerhard Richter
Der ehemalige Kölner Ober-
bürgermeister Fritz Schram-
ma (CDU) hat die Gründung
eines Gerhard-Richter-Muse-
ums angeregt. Er habe den
Vorschlag intern schon vor
Jahren lanciert, doch nun
werde es langsam Zeit, etwas
zu unternehmen, sagte
Schramma.
Carlos Cruz-Diez
ist gestorben
Carlos Cruz-Diez, ein für
seine Arbeit mit Farbe gefei-
erter Pionier der kinetischen
Kunst, ist in Paris gestorben.
Der Venezolaner wurde 95
Jahre alt. „Deine Liebe, deine
Fröhlichkeit, deine Lehren
und deine Farben werden für
immer in unseren Herzen
bleiben“, hieß es in einer
Mitteilung der Familie auf
der Internetseite von Cruz-
Diez’ Kunststiftung. Cruz-
Diez gilt als einer der pro-
minentesten lateinamerikani-
schen Künstler der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
KOMPAKT
S
eit Montag sind die na-
türlichen Ressourcen
der Erde für dieses Jahr
aufgebraucht. Wie konnte es
zu dieser skandalösen Miss-
wirtschaft kommen? Warum
hat sich die Erde ihre Ressour-
cen nicht besser eingeteilt?
Bereits im vergangenen Jahr
war es zu einer vergleichbaren
Situation gekommen, auch da
war Ende Juli Schluss mit lus-
tig. Doch die Erde hat daraus
anscheinend nichts gelernt,
sondern greift munter Vorräte
kommender Jahre an, die uns
dann natürlich fehlen werden.
„Die Erde nutzt ihre Monopol-
stellung in unverantwortli-
cher Weise aus“, erklärte ein
Vertreter der EU-Wettbe-
werbskommission. „Der Ver-
braucher kann zurzeit leider
nicht auf einen anderen Plane-
ten ausweichen, er muss kon-
sumieren, was die Erde ihm
anbietet, und wenn die Lager
leer sind, dann schaut er in die
Röhre.“ Es muss dringend
mehr Wettbewerb geschaffen
werden, fordert der FDP-Vor-
sitzende Christian Lindner.
Wir brauchen so schnell wie
möglich drei oder vier pend-
lerfreundliche Konkurrenz-
planeten mit attraktiven Res-
sourcenangeboten zu verbrau-
cherfreundlichen Preisen.
Zippert
zappt
Wien liegt in
Nordafrika
Vor ein paar Tagen kündigte die
Lufthansa an, nicht mehr nach Kairo
zu fliegen, aus Sicherheitsbedenken.
Unser Korrespondent flog sofort hin –
und landete in der Vergangenheit
Hälfte des 20. Jahrhunderts.Hälfte des 20. Jahrhunderts.Hälfte des 20. Jahrhunderts.Hälfte des 20. Jahrhunderts.РРЕЕЛ
schen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenschen Künstler der zweitenЛИИЗПП
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