Veranstalter auf ihrer Webseite.
Auf E-Mails und Anrufe antwor-
ten sie nicht. Wenigstens ist der
Eintritt kostenlos, man muss nur
seinen Namen und seine Pass-
nummer in ein dickes Buch
schreiben. Die Biennale findet im
Aisha-Fahmy-Palast statt, einer
hübschen Kolonialvilla im
Bohème-Viertel Zamalek. Im ers-
ten Stock läuft ein Video des
Künstlers Yussef Nebil mit Salma
Hayek als Bauchtänzerin, doch
die einzigen Besucher, zwei junge
Frauen in Hidschabs, interessiert
das nicht. Sie machen lieber Sel-
fies vor den sorgfältig restaurier-
ten Fin-de-Siècle-Möbeln.
Von der unabhängigen Kunst-
szene wird die Biennale sowieso
nicht ernst genommen. Selbst
wenn dort politische Werke ge-
zeigt würden, die staatliche Ver-
anstaltung diene doch nur dazu,
das Image der Regierung aufzu-
polieren, sagt die Kulturmanage-
rin Rahma. „Gleichzeitig gibt es
immer weniger Orte für unab-
hängige Kunst. Wir werden ge-
gängelt und können unsere Akti-
vitäten kaum finanzieren.“
Rahma arbeitet im Darb 1718,
einem Kulturzentrum im armen
Süden Kairos. Zwischen Abfall-
halden und unbefestigten Straßen
liegt es da wie eine Insel der Seli-
gen, mit Ateliers, Künstlerwoh-
nungen, Ausstellungen und Kon-
zerten, zu denen auch die Nach-
barschaft eingeladen wird. Sogar
die berühmte libanesische Indie-
Band Mashrou Leila hat hier ge-
spielt, ehe sie in Ägypten verbo-
ten wurde. Doch ohne die Unter-
stützung ihres Gründers, des in-
ternational bekannten Künstlers
und Aktivisten Moataz Nasreldin,
der immer wieder mit privatem
Geld aushilft, wäre auch diese In-
stitution längst verschwunden.
Das Unangepasste, Nonkonfor-
mistische hat sich deshalb in ge-
schützte Räume zurückgezogen.
AAAuf der Straße tragen fast alleuf der Straße tragen fast alle
Frauen den Hidschab. Hinter den
aaabgedunkelten Scheiben der jahr-bgedunkelten Scheiben der jahr-
zehntealten Trinkhallen jedoch
fffließt das Stella-Bier, das konse-ließt das Stella-Bier, das konse-
quent in Halbliterflaschen ge-
reicht wird, in Strömen. Wie so
oft in der islamischen Welt
scheint der Alkoholkonsum auch
hier für viele eine Art Gesinnungs-
sache zu sein, ein Akt der Rebelli-
on. Religion oder soziale Herkunft
spielen dabei keine Rolle.
Ägyptisches Bier wäre zudem
das beste im Nahen Osten, sagt
ein älterer Ingenieur in der „Ca-
rol“-Bar, dessen graues Brusthaar
aus dem offenen Poloshirt quillt.
Er ist Sisi-Fan („Ein starker Füh-
rer!“) und stolz darauf, dass sein
Haus in Heliopolis nur fünf Mi-
nuten vom Präsidentenpalast
entfernt liegt. Dass die Deut-
schen ihre Flüge nach Kairo ge-
strichen haben, ist für ihn natür-
lich ein Skandal, überrascht hat
es ihn aber nicht: „Mein Sohn ar-
beitet in Schleswig-Holstein. Es
ist nicht gut dort“, sagt er und
trinkt einen großen Schluck aus
seiner Stella-Flasche. Immer wie-
der würde man mit den Arabern
und ihren Terroristen in einen
Topf geworfen. „Dabei ist Ägyp-
ten ein altes Land, die Mutter al-
ler Nationen. Das solltet ihr res-
pektieren.“
Bevor er weiterreden kann,
stimmt eine Gruppe junger Män-
ner und Frauen lauthals ein
schmutziges Trinklied an, und
binnen Minuten singt die kom-
plette Bar mit. Die Kellner tragen
flaschenweise Bier und Whiskey
auf, die Aschenbecher quellen
über, ein Fußballfan des Zamalek
SC erzählt von abenteuerlichen
Auswärtsfahrten in den Kongo,
und auf dem Toilettenboden
kniet ein junger Mann und über-
gibt sich in die Kloschüssel. Dass
die Lufthansa ihre Verbindung
nach Kairo inzwischen wieder
aufgenommen hat und die Briten
auch, ist ihnen nun egal. Es
macht ja keinen Unterschied
mehr, der Schaden ist längst an-
gerichtet. Nur eines kann den
Ägyptern keiner nehmen: Als sie
anfingen, über das Fliegen nach-
zudenken, saßen die Europäer
noch in ihren Höhlen und schlu-
gen sich mit Tierknochen die
Köpfe ein.
Ein Schimmer von
Fin de siècle liegt über den
holzgetäfelten Kaffeehäusern
KKKairos. Und die Leute dortairos. Und die Leute dort
lassen es sich gut gehen
PA/ DPA
/AMEL PAIN
DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,30.JULI2019 KULTUR 21
Tief betroffen nehmen wir Abschied von
Dominic Basselli
* 26. November 1975 † 22. Juli 2019
Er wurde vollkommen überraschend aus dem Leben gerissen.
Mit Dominic verlieren wir einen ganz feinen Menschen und
einen großartigen Kollegen.
Er wird uns sehr fehlen.
Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seinen Eltern, allen
Angehörigen und seinen Freunden.
Die Redaktion und Geschäftsleitung der WeltN24 GmbH
im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
I
st das hier der richtige Film
zur falschen Jahreszeit? Zu Ri-
siken und Nebenwirkungen
des Starttermins fragen Sie den
deutschen Filmverleih. Ob Sie
dieses Drama über Kältehilfe für
Obdachlose im deutschen Hitze-
sommer 2019 schauen sollten,
verrät Ihnen Ihr, äh, Eisverkäufer
im Kino.
VON MARC REICHWEIN
Eine antizyklische Einübung in
Frostschutzempathie ist es
allemal, denn in Bibliotheken
spielen Kinofilme ja immer dann,
wenn es draußen so richtig unge-
mütlich wird. Das kann soziale
Kälte sein – wie in Frederick
Wisemans Dokumentarfilm „Ex
Libris“– oder Klimakälte wie in
Roland Emmerichs Blockbuster
„The Day After Tomorrow“, wo
halb Manhattan Zuflucht in der
New York Public Library sucht.
„The Public“(auf Deutsch mal
wieder dröge: „Ein ganz gewöhn-
licher Held“) von Emilio Estevez,
bietet jetzt eine Mischung aus
beidem.
In Cincinnati herrscht eine un-
gewöhnliche Kältewelle. Schon
morgens vor Beginn der Öff-
nungszeit tummeln sich die Ob-
dachlosen vor der Zentralbiblio-
thek der Stadt. Gleich werden sie
die Waschräume stürmen und in
den geheizten Lesesälen den Tag
verbringen. Ein Umstand, der aus
der Realität (übrigens nicht nur
Amerikas) gegriffen ist: Wohn-
sitzlose in den reichen Industrie-
ländern finden heute kaum noch
öffentliche Innenräume mit
zweckfreier Aufenthaltserlaub-
nis. Bahnhöfe oder Flughäfen
sind schon lange keine Public Spa-
cesmehr.
Zum Konflikt kommt es, als die
Obdachlosen beschließen, ihr Ta-
gesdomizil auch zum Nachtquar-
tier zu machen. Occupy Library,
Notwehr gegen die Kälte sozusa-
gen. Nun muss die Bibliothek
entscheiden, was sie will – und
was sie von Amts wegen darf:
„Wir sind eine Bibliothek, keine
Obdachlosenunterkunft.“ Und
eben darum rückt ein polizeili-
ches Großaufgebot an, speziali-
siert auf die Beendigung von Gei-
selnahmen und Terroranschlä-
gen. Dass dessen Verhandlungs-
führer (Alec Baldwin) als Law-
and-Order-Mann einen eigenen
drogenabhängigen und vermut-
lich obdachlosen Sohn hat, ist ein
für den Plot eher nachrangiger
Aspekt.
Der Spielfilm ironisiert diverse
Klischees über Bibliothekare. Sie
sind wie die Hauptfigur Stuart
Goodson (Emilio Estevez) part-
nerschaftlich unterversorgt und
haben ja sooo viel Zeit zum Le-
sen. Stuarts jüngere Millennial-
kollegin Myra (Jena Malone) ist
subtil fein und fies gezeichnet:
einerseits aufgeklärt-liberal, an-
dererseits aber dermaßen radikal
ichbezogen, dass ihr noch im Ka-
tastropheneinsatz der eigene
Carbon-Footprint-Seelenfrieden
wichtiger als alles andere ist.
Die Obdachlosenfiguren unter
ihrem Anführer Jackson (Michael
Kenneth Williams) kommen
überwiegend typenhaft zum Tra-
gen. Hier eine dreiste Dame mit
Weltverschwörungstheorien,
dort ein exhibitionistischer
Freak. Der Film ist unentschie-
den darin, was er will. Biblio-
theksbesucher als liebevolle Ori-
ginale oder Freaks ausstellen?
Obdachlosigkeit unter Afroame-
rikanern als gesellschaftlich igno-
riertes Problem zeigen?
Die eigentliche Hauptfigur die-
ses Films soll wohl die öffentliche
Bibliothek sein, eine ganz ge-
wöhnliche Heldin, deren Beschäf-
tigte nicht mehr nur Bücherma-
nager, sondern auch Sozialarbei-
ter sind. So weit, so bekannt. Die
Frage ist nur, warum es für diese
Milieustudie einen (in Plot, Dra-
maturgie, Figurenfallhöhe) eher
lauen Spielfilm braucht.
Auch Obdachlose
brauchen eine Bibliothek
Ein Film gegen die soziale Kälte:
„Ein ganz gewöhnlicher Held“
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