Die Welt Kompakt - 30.07.2019

(avery) #1
Und machen viele eine Lehre in
anderen Berufen?
Insgesamt ist die Ausbildungs-
neigung der Flüchtlinge noch
steigerungsfähig, und sie lösen
auch etwas häufiger als andere
ihre Verträge wieder auf. Wir
dürfen allerdings auch nicht ver-
gessen, wie anspruchsvoll eine
Ausbildung etwa als Elektriker
ist. Deswegen bedarf es hier
noch besserer Unterstützung
und Ausbildungsbegleitung. Ak-
tuell machen rund 44.000 Perso-
nen aus den wichtigen Asylher-
kunftsstaaten eine Berufsausbil-
dung.

Lassen Sie uns einmal über die
Definition von Mangelberufen
sprechen: Die Bundesagentur
veröffentlicht halbjährlich eine
Liste mit denjenigen Berufen,
für die sie einen Fachkräfte-
mangel feststellt. Darauf ste-
hen aber etwa auch Berufe wie
Berufskraftfahrer. Gibt es wirk-
lich einen Fachkräftemangel
bei Brummifahrern?
Brummifahrer war mal ein ge-
fffragter Beruf in der Groß-ragter Beruf in der Groß-
elterngeneration, das ist aber
nicht mehr so, weil man unter
anderem oft lange unterwegs ist,
weswegen er jetzt als Engpass-
beruf gilt. Die Bundesagentur
fffür Arbeit schaut sich mehrereür Arbeit schaut sich mehrere
Faktoren an, bevor sie einen Be-
ruf auf die Engpassliste setzt.
VVVor allem wie lange ausgeschrie-or allem wie lange ausgeschrie-
bene Stellen nicht besetzt wer-
den können und wie viele Ar-
beitslose es in dem jeweiligen
Berufsfeld gibt.

Aber ist das ein Fachkräfte-
mangel, wenn es weniger Män-
ner gibt, die für relativ geringe
Löhne tagelang auf Autobahn-
raststätten übernachten wol-
len, als die Unternehmen su-
chen? Sobald eine Spedition
mehr Geld oder attraktivere
Arbeitsbedingungen bietet, fin-
det sie doch ihre Fahrer ...
Ich unterscheide zwischen einem
Mangel an potenziellen Bewer-
bern und einem Mangel an At-
traktivität der Betriebe. Wer an
Attraktivität verloren hat und
gleichzeitig keine guten Arbeits-
bedingungen bietet, hat in einem
robusten Arbeitsmarkt ein Pro-
blem bei der Mitarbeitergewin-
nung. Was man aber auch beach-
ten muss, ist die Auswirkung von
besseren Löhnen und Arbeitsbe-
dingungen auf die Preise und da-
mit auf die Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen.

Die Unternehmen mit den
schlechtesten Löhnen werden
dann eben vom Markt ver-
drängt. Wäre es manchmal
sinnvoller, von einem Lohn-
mangel als von einem Fachkräf-
temangel zu sprechen?
Wir müssen differenzieren: Es
gibt etwa bei Datenanalytikern
und Ingenieuren echte Mangel-
konstellationen, das darf man
nicht vergessen. In einigen
Branchen haben wir es hingegen
mit einem Mangel an guten Ar-
beitsbedingungen, zu denen
Löhne einen wichtigen Beitrag
leisten, zu tun. In der Pflege et-
wa fällt es nicht nur schwer,
neue Arbeitskräfte zu finden,
sondern auch, die Angestellten
im Beruf zu halten.

Wie könnten denn mehr ar-
beitslose Flüchtlinge für die
Pflege und andere Mangelberu-
fe gewonnen werden?
Die Bundesagentur versucht
schon, mehr von ihnen für die
Engpassberufe zu begeistern.
Das würde uns leichter fallen,
wenn die Arbeitsbedingungen
vor allem in der Pflege attrakti-
ver würden.

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,30.JULI2019 POLITIK 5


F


ast drei Jahre ist es her,
dass Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) eine „na-
tionale Kraftanstrengung zur
Rückführung derer, die abge-
lehnt wurden“, ausrief. Weil die
politischen Bemühungen seither
zwar zu viel Streit in der
schwarz-roten Koalition, aber
nicht zu einer Steigerung der
AAAbschiebungszahlen führten,bschiebungszahlen führten,
hob die CSU vor einem Jahr zu
einer bayerischen Kraftanstren-
gung an: Ein eigenes Landesamt
fffür Asyl und Rückführungenür Asyl und Rückführungen
sollte in dem von Brüssel und
Berlin eng gesteckten rechtli-
chen Rahmen die Möglichkeiten
des Freistaats ausreizen, um
mehr Ausreisepflichtige außer
Landes zu bringen.

VON MARCEL LEUBECHER

Am Montag zog Bayerns Mini-
sterpräsident Markus Söder mit
seinem Innenminister Joachim
Herrmann (beide CSU) Bilanz.
„Das Landesamt funktioniert“,
sagte Söder am Sitz der Behörde
in Manching bei Ingolstadt. Im
ersten Halbjahr organisierte die-
se demnach mehr als 1700 Ab-
schiebungen. Damit liegen die
Zahlen aber nur leicht über dem
bisherigen Niveau: Im gesamten
Jahr 2018 wurden aus Bayern
3 265 Personen abgeschoben,
2 017 waren es 3282.
Zudem hat es laut Innenmini-
ster Herrmann viele freiwillige
AAAusreisen im ersten Halbjahrusreisen im ersten Halbjahr
gegeben. Durch verstärkte För-
derung der Heimflüge und der
Reintegration im Herkunfts-
staat habe man erfolgreich An-
reize geschaffen. So habe sich
die Zahl der freiwilligen Rück-
kehrer 2018 mit 11.742 Personen
auf hohem Niveau (2017: 13.101)
befunden. Dieser Trend setzte
sich demnach im ersten Halb-
jahr 2019 mit 5594 freiwillig aus-
gereisten Personen fort.
Hierbei gibt es aber ein Pro-
blem: Zwischen den von den In-
nenministerien angegebenen
Zahlen zu freiwilligen Ausreisen
und den Angaben der dafür
hauptsächlich zuständigen UN-
Migrationsorganisation IOM
klaffen teils große Lücken. Laut
der Antiabschiebungsorganisati-
on Bayerischer Flüchtlingsrat
ist nur etwa ein Viertel dieser als
fffreiwillig ausgereist deklarier-reiwillig ausgereist deklarier-
ten Migranten mit staatlicher
Förderung nachweislich ins Her-
kunftsland zurückgekehrt. Bei
den übrigen als „ausgereist“ gel-
tenden Ausländern könne nie-
mand wissen, wie viele von ih-
nen einfach untergetaucht oder
illegal in andere EU-Staaten
weitergereist seien.

Laut einer Pressemitteilung
der Organisation legen Informa-
tionen von „Haupt- und Ehren-
amtlichen sowie Lehrkräften“
nahe, dass viele derjenigen, die
dem Innenministerium als „frei-
willig ausgereist“ gelten, in
Frankreich seien. So seien „nur
8 1“ ausreisepflichtige „Afghanen
2 018 aus Bayern nach Afghani-
stan zurückgekehrt, hingegen
111 143 verschwunden“. Viele von143 verschwunden“. Viele von
ihnen hätten sich bei ihren
„Freunden in Bayern aus Frank-
reich gemeldet“. Das Nachbar-
land verstärke inzwischen die
Bemühungen, diese „illegal ein-
gereisten Flüchtlinge seiner-
seits wieder nach Bayern zu-
rückzuschieben“.
Innenminister Herrmann be-
tonte hingegen einen anderen
Aspekt: „Besonders wichtig ist
mir, bei den Abschiebungen eine
klare Priorität auf Straftäter und
Gefährder zu legen. So waren
letztes Jahr über 40 Prozent der
AAAbgeschobenen vorher mitbgeschobenen vorher mit
Straftaten polizeilich in Erschei-
nung getreten.“

Seit seiner Gründung konnte
das Landesamt laut Herrmann
außerdem 2256 Identitäten klä-
ren. „In einem Rechtsstaat müs-
sen wir wissen, wer sich bei uns
aufhält.“ Für freiwillige Ausrei-
sen und für Abschiebungen sei-
en zudem in 1398 Fällen Passer-
satzpapiere von den Herkunfts-
ländern beschafft worden.
Allerdings haben die Bayern
noch einen weiten Weg vor sich,
Ende 2018 lebten laut Bundesin-
nenministerium 27.596 Ausrei-
sepflichtige im Freistaat, darun-
ter 18.526 mit einer Duldung.
VVVon vielen Politikern und Me-on vielen Politikern und Me-
dien wird regelmäßig argumen-
tiert, dass die hohe Anzahl an
geduldeten Ausländern zu Un-
recht als Beleg herangezogen
werde, um ein Vollzugsdefizit
bei der Ausreisepflicht zu bele-
gen. Dabei wird – bewusst oder
unbewusst – ausgeklammert,
dass auch Geduldete vollziehbar
ausreisepflichtig bleiben. Bei ih-
nen wurden keine Schutzgründe

fffestgestellt, und sie bleiben wei-estgestellt, und sie bleiben wei-
terhin aufgefordert auszureisen.
Nur bescheinigt ihnen der Staat,
dass er sie aktuell „aus tatsächli-
chen oder rechtlichen Gründen“
nicht abschieben kann. Die hohe
Anzahl an Duldungen steht so-
mit der Annahme eines Voll-
zugsdefizits nicht entgegen,
sondern bestätigt dieses umge-
kehrt.
Das Landesamt gehörte zu
den Initiativen im Bereich der
Asyl- und Migrationspolitik, die
Söder nach seiner Wahl zum Mi-
nisterpräsidenten im März vori-
gen Jahres angekündigt hatte.
Die Entscheidung darüber, wer
in Deutschland als Flüchtling
anerkannt wird, ist Bundessa-
che. Die Länder organisieren
aber Unterbringung und weit
überwiegend die Rückführun-
gen. Das Landesamt bündelt Zu-
ständigkeiten in diesem Zusam-
menhang und betreibt die soge-
nannten Ankerzentren, in denen
ein Teil der Asylbewerber wäh-
rend des Anerkennungsverfah-
rens bleiben muss.
Das Beispiel Bayerns zeigt,
dass es einen Unterschied
macht, ob ein Bundesland sich
bemüht, mehr Ausreisepflichti-
ge zurückzubringen oder nicht.
In Ländern wie Nordrhein-
WWWestfalen oder Berlin erhaltenestfalen oder Berlin erhalten
abgelehnte Asylbewerber deut-
lich leichter eine Duldung und
Geduldete rascher eine Aufent-
haltserlaubnis, womit sie – ohne
ausgereist zu sein – aus der Aus-
reisepflichtigenstatistik heraus-
fffallen. Allerdings gelingt es auchallen. Allerdings gelingt es auch
dem stark an Migrationssteue-
rung interessierten Bayern
nicht, seine abgelehnten Asylbe-
werber mehrheitlich wieder au-
ßer Landes zu bringen.
Die drei wohl wichtigsten An-
reize für nicht bleibeberechtigte
Personen, ihrer Ausreisepflicht
nicht nachzukommen, sind die
im EU-Vergleich liberalen Ge-
setze zur Beschäftigungsaufnah-
me, die intensiven Integrations-
anstrengungen durch staatliche
und private Akteure sowie die in
Deutschland besonders hohen
Sozialleistungen: 15 Monate
nach der Einreise stehen auch
abgelehnten Asylbewerbern in
der Regel Leistungen in Höhe
der Sozialhilfe zu. Diese rasche
materielle Gleichstellung war
die politische Folge eines Ver-
fffassungsgerichtsurteils im Jahrassungsgerichtsurteils im Jahr
2 012, das die bis dahin viel nied-
rigeren Zahlungen als men-
schenunwürdig beurteilte. Ge-
gen die Anziehungskraft solcher
Regelungen auf Bundesebene
können einzelne Bundesländer
nicht viel ausrichten – auch
nicht Bayern.

Kraftakt für mehr Abschiebungen –


mit geringer Wirkung


Ministerpräsident Söder zieht nach einem Jahr Bilanz


des bayerischen Landesamtes für Asyl. Der Freistaat kann
im von Berlin gesteckten Rahmen wenig ausrichten

,,


Wir müssen


wissen, wer sich


bei uns aufhält


Joachim Herrmann (CSU)
Bayerischer Innenminister

Migranten nehmen oft Jobs
bei Lieferdiensten an

GETTY IMAGES NEWS/ GETTY IMAGES

РЕЛ


ИЗ

ППkunftsstaaten eine Berufsausbil-kunftsstaaten eine Berufsausbil-О

nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-О
kunftsstaaten eine Berufsausbil-kunftsstaaten eine Berufsausbil-О

nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-ДДГОО

tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-ТТ
nen aus den wichtigen Asylher-

Т
nen aus den wichtigen Asylher-

tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-ООВ
tuell machen rund 44.000 Perso-ИЛ

und Ausbildungsbegleitung. Ak-
Л

und Ausbildungsbegleitung. Ak-
tuell machen rund 44.000 Perso-tuell machen rund 44.000 Perso-Л

und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-ААГР
und Ausbildungsbegleitung. Ak-und Ausbildungsbegleitung. Ak-УУП

noch besserer Unterstützungnoch besserer UnterstützungП
und Ausbildungsbegleitung. Ak-

П
und Ausbildungsbegleitung. Ak-

noch besserer Unterstützungnoch besserer Unterstützungnoch besserer Unterstützungnoch besserer UnterstützungПА

"What's

nen aus den wichtigen Asylher-
"What's

nen aus den wichtigen Asylher-
kunftsstaaten eine Berufsausbil-kunftsstaaten eine Berufsausbil- "What's

News"

tuell machen rund 44.000 Perso-
News"

tuell machen rund 44.000 Perso-
nen aus den wichtigen Asylher-nen aus den wichtigen Asylher-News"
VK.COM/WSNWS

tuell machen rund 44.000 Perso-

VK.COM/WSNWS

tuell machen rund 44.000 Perso-
nen aus den wichtigen Asylher-
VK.COM/WSNWS

nen aus den wichtigen Asylher-
kunftsstaaten eine Berufsausbil-kunftsstaaten eine Berufsausbil-VK.COM/WSNWS
dung.

VK.COM/WSNWS
dung.
Free download pdf