Süddeutsche Zeitung - 30.07.2019

(C. Jardin) #1
,

 

D


as„ModernFitFreizeithemdmit
AlloverMuster“istauf9,99Euro
heruntergesetzt,die„SlimFit
ChinoshortsmitStretch-Anteil“auf49,99.
DaskönnenBesucherdesOnline-Mode-
Händlers„FashionID“anderenmitzwei
Klicksmitteilen.NebenjedemProduktauf
derWebseiteisteinkleines„f“verbaut.
Werdaraufklickt,verbreitetFotoundLink
desArtikelsaufFacebookweiter.Dieser
„Share“-ButtonisteineentschärfteVarian-
tedes„Like“-Buttons,deranderenauf
Facebookanzeigt,dasseinemeineWebsei-
te,einVideoodereinProduktgefällt.
DerLike-ButtonstehtseitJahrenimMit-
telpunkteinesRechtsstreits.Dennsoge-
nannteSocialPlug-inskönnenschonbeim
LadenderSeiteDatenvondemGastüber-
tragen,auchohnedassderdenKnopfüber-
hauptanklicktodereinFacebook-Konto
hat.AmMittwochhatderEuropäischeGe-
richtshof(EuGH)nunentschieden:Betrei-
berwieFashionID,daszuPeek&Cloppen-
burggehört,könnenfürdasErfassenund
WeiterleitenderDatenverantwortlichge-
machtwerden.DieEntscheidungbringt
mehrKlarheitindieundurchsichtigeVer-
folgungvonNutzernquerdurchsInternet.
DiewichtigstenAntwortenzumUrteil.

WasisteinLike-Button?
Webseitenbestehenausvielenverschiede-
nenBauteilen,undnichtüberallehatder
BetreiberderWebsitediealleinigeKontrol-
le.DieSocialPlug-inssinddieStellen,an
denenWebseitenmiteinanderverwach-
sen.FacebookstelltdiekleineGrafikmit
demblauen„Gefälltmir“-Daumenund
dendahinterliegendenSoftware-Codezur
Verfügung,derWebsitebetreiberbindet
sieaufseinerSeiteein,nebeneinemText,
einemVideoodereinemProdukt.DerBe-
sucherderSeitekanndenvirtuellenKnopf
anklicken,dannsiehtseinUmfeldaufFace-
book,dassihmderArtikelgefällt.Einwei-
teresBeispielfürsoeinPlug-insindKar-
tenvonGoogleMapsoderGooglesAnalyse-
werkzeuge,dieSurfverhaltenerfassen.
AuchsiewerdenvonSeitenbetreibernoft
eingebunden.

WarumbauenHändlersolcheElemente
inihreSeitenein?
DiePlug-inshelfenWebseitenwieFashion
ID,ihreBesucheralsWerberinderendigi-
talenFreundeskreiseinzuspannen.Fa-
shionIDselbsterklärt:„Facebook-Nutzer,
derenFacebook-FreundeunserenOnline-
shopoderdarinangeboteneProduktege-
likedhaben,könnendiesinihremeigenen
Facebook-Accounterkennen.“Esseiwahr-
scheinlich,„dasseineGruppevonFace-
book-FreundenInteresseandenselben
Produktenhat.“FacebookstelltdenCode-
SchnipseldenSeitenallerdingsnichtohne
GegenleistungzurVerfügung.DieButtons
könnendieBesuchererfassen,selbstwenn
dieseihngarnichtbeachten.OliverMüller
vonderVerbraucherzentraleNordrhein-
Westfalen,diedasVerfahrenausgelöst
hat,sagt:„AufdenerstenBlicksehenVer-
braucherunterUmständengarnicht,dass
daseineSeiteist,diemitFacebookzutun
hat.“

WasändertsichnundurchdasUrteil?
Entscheidendwirdsein,wieengsichdas
OberlandesgerichtDüsseldorfanderEnt-
scheidungdesEuGHorientiert.DieDüssel-
dorferRichterhattendemEuGHdieFra-
genzudemFallvorgelegtundsindnunwie-
deramZug.Siemüssenvorallemklären,
obBesuchereinerSeitedemWeiterleiten
vonDatenanDritteaktivzustimmenmüs-
sen.VieleWebsitesdürftendannihre
Datenschutzbestimmungenüberarbeiten.
ObsieauchoffensivsogenanntePop-ups
einsetzenmüssen,umNutzerunüberseh-
barzuinformieren,wirdsichzeigen.Orien-
tierenkönntesichdiePraxisanjenenText-
tafeln,dieübersogenannteCookiesinfor-
mieren,dieaufPCsderSurfendengespei-

chertwerden.DieDatenschutzgrundver-
ordnungverpflichtetWebseitendazu.

WiereagiertFacebook?
DerFacebook-JuristJackGilberterklärte,
manseifroh,dassdasGerichtfürKlarheit
gesorgthabe.ManwerdeengmitdenWeb-
siteszusammenarbeiten,damitdie„wei-
tervonunserenSocialPlug-insprofitieren
könnten“.NikolausBertermann,Juristbei
derKanzleiSKWSchwarz,sagt:„DieEnt-
scheidungistschwierig:DasEinbindenex-
ternerInhalteinWebseitenisteinelemen-
taresWesensmerkmaldesInternets.“Er
setzedennochaufdenPragmatismusaller
Beteiligten.
DasVerfahrenhatteallerdingsschon
vordemUrteilAuswirkungen.Wegender
ungeklärtenRechtslageverwendenviele
Seiteninzwischendie„Zwei-Klick-Lö-
sung“–auchFashionID.Dasheißt,anden
AnbieterdesPlug-inswerdennochkeine
Datenübertragen,wennderNutzerdie
Websitelediglichbesucht.Erstnacheinem
Extra-KlickbeginntdieÜbertragung.

InwiefernstärktdasUrteildenDaten-
schutz?
Derbaden-württembergischeDaten-
schutzbeauftragteStefanBrinkistskep-
tisch,obdasUrteileinenpositivenEffekt
habenwird.WenndieBesuchersolcher
WebseitenkünftigmitweiterenPop-ups
konfrontiertwürden,„dannwäredaszu-
mindestnervig“.Brinkweistdaraufhin,
dassdieDatenunterbestimmtenVoraus-
setzungenauchohnedasPlazetderNutzer
anFacebookgesendetwerdenkönnten,
wenndasUnternehmendamit„berechtig-
teInteressen“verfolge,zumBeispiel,dieei-
geneWerbungeffektiverzuverbreiten.
Dieses„berechtigteInteresse“müssezwar
mitdemDatenschutzabgewogenwerden.
WeraberohnehineinKontobeiFacebook
habe,dessenBelangeseiennichtsoschwer-
wiegend.Eskönntealsosein,dassFace-
booknutzerübersolcheSeitenauchohne
EinwilligungdenDatenabflussvonfrem-
denSeitenhinnehmenmüssen.
MitBedauernregistriertBrink,dassdas
UrteildendeutschenDatenschutzbehör-

denkeinenHebelindieHandgibt,umdi-
rektaufFacebookeinzuwirken.Dennlaut
EuGHseiFashionIDnurfürdieÜbermitt-
lungderDatenmitverantwortlich,nicht
aberdafür,wasaufdenServernvonFace-
bookinIrlanddamitgeschieht.„Mitdieser
differenziertenVerantwortlichkeitgewin-
nenwirkeinenEinflussaufFacebook“,sag-
teBrinkderSZ.

WarumwirddasDatensammelnüber-
hauptkritisiert?
FacebookkanndenVerdachtbislangnicht
entkräften,dassdieDatenmitanderen
InformationenüberNutzerkombiniert
werden.DerKonzernerklärt,manver-
wendeDatenvonanderenWebseitenfür
„Sicherheit,PersonalisierungoderWer-
bung“.Dasseiallerdingsabhängig„vom
spezifischenKontextsowieNutzerein-
stellungenund-Präferenzen“.InderDa-
tenschutzerklärungvonFashionIDheißt
es:„FacebookordnetdieseInformation
IhrempersönlichenFacebook-Benutzer-
kontozu.“

WieundwarumsammeltFacebookDa-
tenabseitsdereigenenSeite?
HinterFacebooksErfolgsteckteinVerspre-
chenanseineWerbekunden:Wennihreu-
reAnzeigenbeiunsbucht,habtihrdiebes-
teChance,Menschenzuerreichen,diesich
füreureProdukteinteressieren.Dennnie-
mandkenntseineNutzerbesseralswir.
UmdenDatenschatzzuvergrößern,analy-
siertFacebookalles,wasseine2,3Milliar-
denNutzeraufdereigenenPlattformma-
chen.UndesverfolgtMenschenauchauf
TippundWischdurchsNetz–unabhängig
davon,obsieeinFacebook-Kontohaben.
DabeisetztderKonzernaufunterschied-
licheWerkzeuge.Dasoffensichtlichsteist
derLike-Button.AuchvieleSchaltflächen,
mitdenenBesucherArtikelaufFacebook
teilenkönnen,sendenDatenanServerdes
Unternehmens.ImJuniuntersuchteder
JournalistMatthiasEberl130deutsche
Nachrichtenseiten.DreiViertelsendenDa-
tenanFacebook,auchdieWebsitederSZ.
DieVerlageversuchenso,dasVerhaltenih-
rerNutzerzuanalysieren.

WeresgutmitFacebookmeint,könnte
sagen:GutDingwillWeilehaben.Dieweni-
gerfreundlicheInterpretationlautet:Ver-
sprochengebrochen–undzwarmehrfach.
VormehralsanderthalbJahrenkündigte
Facebook-ChefMarkZuckerbergeine
neueFunktionan.„ClearHistory“werde
esNutzernermöglichen,alleDatenzu
löschen,dieFacebookübersiebesitze.
BislangkönnensienurInformationen
einsehenundentfernen,diesiedemUnter-
nehmenbewusstüberlassenhaben,etwa
FotosundKommentare.
TatsächlichüberwachtFacebookseine
NutzerauchabseitsdereigenenPlattform
undnutztdenLike-Buttonundandere
Tracking-InstrumentealsWanzenfürs
Web.AußerdemsammeltdasUnterneh-
menetlicheweitereDaten,darunterallein-
stalliertenAppsaufdemSmartphone,Cur-
sor-Bewegungen,Verbindungsgeschwin-
digkeit,AdressbuchundStandortdaten.
FacebookspeichertauchInformationen
überMenschen,diekeinKontobesitzen,
umsie„ineingeschränktemUmfang“zu
nutzen.DabeigeheesallerdingsumSicher-
heitundnichtumWerbungodersogenann-
teSchattenprofile,erklärtFacebook.

„ClearHistory“hätteNutzernKontrolle
zurückgebenkönnen.DieFunktionwar
überfällig–undistesimmernoch.ImMai
2018hießes,dieUmsetzungwerde„einige
Monate“inAnspruchnehmen.ImDezem-
berteilteFacebookmit,eshabetechnische
Problemegegeben.ImFrühjahrsollten
TestsmitNutzernbeginnen.ImMai
warineinemBlogeintragvonder„schritt-
weisenEinführungindenkommendenMo-
naten“dieRede.AufNachfragenenntFace-
booknundenHerbstalsrealistischenTer-
min.Fallsnichterneutetwasdazwischen-
kommt,wird„ClearHistory“mitrundan-
derthalbJahrenVerspätungeingeführt.
FacebooksMottolauteteeinst:„Movefast
andbreakthings“.ZumindestinSachenGe-
schwindigkeitscheintsichdasUnterneh-
mengrundlegendgewandeltzuhaben.Ob
dasauchfürTransparenzundDaten-
schutzgilt,istunklar.Bislangweißnie-
mand,wiedieneueFunktiongestaltetsein
wird.BewirbtFacebookdasTooloffensiv
undweistseineNutzerdaraufhin?Oder
müssensieimdrittenUntermenüderDa-
tenschutzeinstellungendanachsuchen?
IndenvergangenenMonatenhatFace-
bookbegonnen,Aktionäre,Investoren
undWerbekundenüberdiemöglichen
Auswirkungenvon„ClearHistory“zu
informieren.WennNutzerDatenlöschen
lassen,könnedasTrackingundTargeting
erschweren–unddamitauchFacebooks
Werbegeschäftbremsen.Hörtmansich
beiAnalystenundAgenturenum,hältsich
dieAufregunginGrenzen.Selbstwenn
NutzerihrenBrowserverlaufabseitsvon
Facebookbereinigten,seiesimmernoch
möglich,Anzeigenzupersonalisieren.
Außerdemmacheerfahrungsgemäßnur
einBruchteilderMenschenvonsoeiner
FunktionGebrauch.
FastalleNutzerfindenDatenschutz
wichtig,fastniemandschütztjedochseine
Daten.UnternehmenwieFacebookund
Googlenutzendas.StattihreProdukteauf
Privatsphärezutrimmen,verlagernsiedie
VerantwortungaufdieNutzer.DieStan-
dardeinstellunglautet:Datenschleusen
auf.VoraussichtlichimHerbstwerden
Facebook-NutzereineweitereMöglichkeit
haben,FacebooksDatensammeleizube-
grenzen.  

2 HF2 (^) THEMADESTAGES Dienstag,30.Juli2019,Nr.174 DEFGH
Inzwischennennt
derKonzernHerbstals
realistischenStarttermin
Plötzlich
ganzlangsam
WasausFacebooksPlanwurde,
eineLöschfunktionanzubieten
DasFacebook-UrteilManfindetsieaufdenWebseitenvonUnternehmen,Online-Händlern,aberauchNachrichtenportalen:
KleineKnöpfevonFacebook,TwitteroderLinkedin.SiesammelnhäufigselbstdannDatenvonBesuchernein,wenndiesesolche
sozialeNetzwerkegarnichtnutzen.DerEuropäischeGerichtshofhatnunVorgabengemacht.Waswirdsichdadurchändern?
ImgroßenSauger
DasEuGH-Urteilmachtesschwieriger,ungefragtInformationenüberInternetnutzerabzugreifen.
DieEntscheidungeröffneFacebookundanderenaberauchSchlupflöcher,sagenDatenschützer
ILLUSTRATION: STEFAN DIMITROV
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