Süddeutsche Zeitung - 30.07.2019

(C. Jardin) #1
beitgeber verstehen – od er er ist nichtde r
richti ge. Sc hön ist, da ss di e jun gen Le ute
heut e im mer weniger Wert au f Karriere
au fKostenfa miliärerBindun genle gen.
Sie sprechen in Inte rviewsüber eineeige-
ne„weitgehend unbesc hwerte Kindheit“.
Zu mindest sind di e Punkt e, di e wirklich
schwer waren, nichts fü r di e Öffent lich-
keit. Aber di e Summe mein er Kindheit
war toll, geerdetund warmherzig. Dafü r
binic hsehrda nkbar.
Erfahrungen, die man als Muttersicher
gerne weitergibt ...

Meine Kindheit ist da s Fundament mei-
ner jetzig en Erziehungsleistung al s Mu t-
ter. Ich le be es nicht nur, sondern baue es
au ch auf, wir bild en Ritual e. Wir li eben
Ritual e wie Weihnacht en. Sie gebe n mir
eingutesGerüst.Es ma cht michoft nach-
de nkli ch zu wiss en, da ss ma nche Kinder
ohnesoei nGerüstau fwachsenmüss en.
WelcheWerte sindIhnenin Ihrer Familie
amwich tigsten?
Di e al ltäglic h gele bte Liebe. Wegen
schl echt er Laun e od er stress ig er Arbeit
da uerhaft keine Ze it zu haben, dem Kind

E


inebeunruhigendeLiebesgeschich-
te erzähl t der Film „EinWochenen-
de im August“ (Samstag, 3. August,
20.15 Uhr, ARD): Kann es wirklich pas-
sieren , da ss ein charisma tischer Mann
auf Durchreise da s Lebe n einer scheinbar
glücklic h verheiratete n Mi ttvierzi gerin
mal ebensoau fdenKopf stellt? Nur wenn
man einLe be nfü hrt, „das von au ßen per-
fekt aussieht , aber ei gent li ch komple tt
aus derSpur läuft“, glaubt Hauptdarstel-
lerinNadj aUhl.Wiesiedi ePriori tätenvon
Famili englück und Sc hauspielkarriere
gewichtet, er klär t di e zweifa che Mutter,
die mit ihrem Partner und Manager Kay
Bockhold inPo tsda mlebt,imInte rvie w.

SZ: Ihre Mädchen sindzwölf und neun
Jahre al t–daherrsc ht sicherviel Trubel.
Würden Sie sicheher als so rgenvolle oder
entspannte Mutter besc hreiben?
Nadja Uhl: Ich bin kein ängstlicher Typ.
Man muss Dinge auch ihrem Sc hicksa l
überlass en. Ich würde eher sagen, da ss
icheinemütterlicheMutterbin.Autoritä r,
aberlo cker.Ichversuchenicht,di eFreun-
din meiner Kinderzu sein. Bei mir gibt
esaber hint er jede m konsequent en Nein,
auch ein Ja. (lacht ) Alles ist verhande lbar.
Mit Ausnahme eines Handys: Das gibt es
nichtvordemzwöl ftenGeburtstag.
Was is t Ihnendarüber hinausin der Erzie-
hungwichtig?
Unsere Kinder dü rfen eigene Geda nken
und Persönli chkeit en entwic keln und
sollen früh Verant wo rtung fü r ihr eigenes
Handeln üb ernehmen. Hi er s itzt keiner,
derjeden Ta g bei denHausau fgaben hilft.
Wenn es um existenzi elle Di nge geht ,
dannist da s ande rs: Kein Film war mir so
wichti g,da ss ic hgefe hl thabe,wennesda-
rum ging, wichti ge Familienproble me zu
lösenod erbe iKrankheitenda zusein.Das
istmir di e Arbe it nicht wert. Da habe ic h
als Frau und Mu tter selten Kompromisse
gemacht.Tollist, wennVorgesetzte au f so
etwaseingehen.

„Wenn wir Frauen glückl ic h


sind, sindwir auchgute Mütter“


Das is t leider nicht immerder Fall.
Man versucht zu oft, Erwartungshaltun-
gen gerecht zu werden , weil man da nk-
bar ist über beruflic he Angebo te. Aber es
nützt nichts, wenn ma n sich d abei völlig
verausgabt. So geht di e Freude am Job
verlor en. Das müss te eigent lich jeder Ar-

Liebe zu gebe n, da s gibt es bei uns nicht!
Und wenn Phas en der Überlastung nicht
ende n, da nn muss ma n da s al s Erwach-
sener klären und seine Probleme in den
Gr iff krie gen, um wieder fü r di e Ki nder
da zu sein. Wenn wir merken, da ss al les
zu viel wird, halten wir in ne und atmen
du rch, da mi t di e Kinder uns wieder spü-
ren. De shalb sind wir au chso gerne inder
Natur.
Umder allgegenwärtigen Hektik und dem
Leis tungsd ruckzuentfliehen?
Ich versuche, di e Kindermögli chst frei
von Le istungsdruck zu erzi ehen. Wichtig
sind uns au ßerdemLachen und Le ichtig-
keit. Und Vertrauen:Unsere Kinderso llen
wiss en, da ss sie immer zu uns kommen
können. Ich bin sicher: Wenn wir Frauen
glücklic hsind, sindwirau chguteMü tter!

„Karriere wärmt am


Ende des Lebe ns ni cht,


wennman einsam is t“


Haben IhreTöchter schon einen Berufs-
wunsch?
Di e Jüngere zi eht es tatsächl ich auf die
Bühne und vor di e Kamera. Sie hat große
Spie lfreude. Meine Große zeigt eher na-
turwissenschaftli ches Interesse.
Ich glau be, da ss di e Vera nl a-
gung hierbei viel entscheide n-
der ist als di e Erziehung. Die
Kinder tragen ja al le s bereitsin
sich. Das kannman al s Erwach-
sener nur verder ben. Man sollte
di e Kinder vielmehrin dem unterstützen,
was sie uns offenbaren. Und nicht verb is-
sene Ehrgei z-Projektion en in di e Kinder
stopfen – da s erlebe ichtagtäglic h: Diese
Kinder tunmi rwahnsinnigleid!
Sie leben ineinemMehr-Generationen-
Haus. Das is t sicherimAlltageinegroße
Hilfe.
Es gibt eine Oma, di e sich permanent
verausgabt. Es wäre unde nkbar ohne sie.
Desh al b bin ic h au ch de r Meinung, dass
man vielleichtnicht ganz so weit weg von
den Gr oßelternentfernt wo hnenso llte.
Leider für vi el e junge Familiennichtso
einfach umsetzbar ...
Das Auseinanderreißen von Familien
finde ich schwierig. Di e Ebene von leben,
lieben und fü reinanderda zu sein,ist
wichti g. Eines Ta ges gehen wir alle ausei-
nander. Das wird of t vergessen. Karriere
wärmt am Endedes Le be ns nicht, wenn
maneinsamis t. Julia Schöppner

(^2) Wochevon30.Julibi s5.August2019
DOKUMENTATION| SONNTAG, 19.30 UHR,
ZDF– Ein unau ss prechl ic her Na-
me, ein unbekannter Or t. Der Film
von Franz Hafner au s derSe nde-
reihe „Terra X“ widm et si ch mit
dem Ochotskis chen Meer ei nemde r
letzten Naturpara di ese di eser Er-
de. Im Wint er vom Eis überzo gen,
im Somm er von Ta ifunen au fge-
peitscht , ist di e See zwischen Sibiri-
en, derHalbinsel Kamtschatk a und
der japanischen Insel Hokkaido di e
Heimat vielfältiger Tierarten. Milli-
onen Lachse und Dorsche, aber au ch
Se elöwen, Robbenarten, Buckelwale
und Or ca s leben hier, etwa 6.000 Ki-
lo meter von Moskau entfernt. Hi nzu
kommen – nebe n großen Brau nbä-
ren – be dr ohte Tierarten wie Rie-
senseead ler, Se eotter und Se elöwen.
Dr ei Jahre lang hat Hafner mit sei-
nem Team gearbe itet, um die heut i-
ge Faszination einer Se elands chaft
einzufangen, di e jahrzehnt elang al s
Sperrg ebietei nOrtfü rsibirischeGe-
fangenen lagerundGu lagswar.gel
Woeinst di e Gulags ware n
Terra X: Wale, Robben, Riesenbären–Das Ochotskis che Meer | Im
früherensibir ischenSperrgeb ietliegteines der letztenNaturparadie se
Ei n nur äußerlich perfektes Leben: Nadja Uhl als Lehrerin Katja im ARD-Liebes-
drama„EinWochenendeimAugust“. FOTO: ARD DEGETO/ VOLKERROLOFF
DieerstenwarmenSonnenstrahlenlockeneineBraunb ärenmuttermitihre nZwillingenausihre rHö hle. FOTO: ZDF / FRANZ HAFNER
„Handys gibt es erst abzwölf“
Scha uspielerin Nadja Uhl (47) über gute Erziehung, ih ren Mehr-Generat io nen-Alltagund die Kunst des Innehaltens
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