Handelsblatt - 30.07.2019

(Nandana) #1

Edelmetalle


Unterschätzte Risiken


Gold gilt als sicherer Hafen in


Krisenzeiten. Doch die


Verbraucherzentralen


beklagen bei vielen Anbietern


„irreführende Werbung“.


Jakob Blume Frankfurt


V


iele deutsche Anleger schät-
zen Gold als Inflationsschutz
und sicheres Investment in
unsicheren Zeiten. Dass es auch beim
Edelmetallkauf hohe Risiken gibt, ist
vielen Verbrauchern nicht bewusst.
Das geht aus einer repräsentativen
Umfrage hervor, die der Marktwäch-
ter Finanzen der Verbraucherzentra-
len Hessen am Montag veröffentlicht
hat. Demnach kann sich knapp ein
Drittel der Deutschen vorstellen,
Gold zu kaufen. Zehn Prozent haben
bereits mindestens einmal in Edel-
metalle investiert. Sie schätzen an
Gold unter anderem, dass es „noch
einen Wert habe, wenn das Finanz-
system zusammenbrechen sollte“. 92
Prozent der Befragten, die sich für
Goldinvestments interessieren,
stimmten dieser Aussage zu. Immer-
hin 79 Prozent der potenziellen Gold-
käufer waren der Umfrage zufolge
davon überzeugt, dass „Gold immer
einen echten Gegenwert biete“. Bei
59 Prozent ist die Spekulation auf
steigende Preise ein wichtiges Argu-
ment für den Goldkauf.
Der Marktwächter der Verbrau-
cherzentralen hat zudem abgefragt,
welche Risiken aus Sicht von Anle-
gern mit Goldinvestments verbunden
sind. Wichtigster Faktor ist die priva-
te Lagerung von Barren und Münzen.

Dieser Aussage stimmten 67 Prozent
der Befragten zu. Die Schwankungen
des Goldpreises sind dagegen nur für
44 Prozent der Deutschen ein Risiko.
Risiken durch die Verwahrung bei ei-
ner Bank oder einem Edelmetall-
händler sehen nur 31 Prozent der
Umfrageteilnehmer.
Aus Sicht von Wolf Brandes, Team-
leiter grauer Kapitalmarkt beim
Marktwächter Finanzen, zeigt die Stu-
die, dass viele Anleger die Risiken von
Goldinvestments unterschätzen. Zwar
hat sich Gold in den vergangenen
fünf Jahren um rund 30 Prozent ver-
teuert. Doch der Goldpreis schwankt
mitunter stark. Zwischen 2011 und
2014 ist er um rund 50 Prozent einge-
brochen. Damit ist der Goldpreis so
stark zurückgegangen wie die Aktien-
märkte während der Finanzkrise.
Doch im Gegensatz zu Aktien hat
sich der Goldpreis von diesem Ein-
bruch noch immer nicht erholt. Ak-

tuell notiert er bei 1 420 Dollar pro
Feinunze (rund 31,1 Gramm). „Gold
ist keinesfalls der sichere Hafen, als
der es oft verkauft wird, sondern ei-
ne riskante und spekulative Geldanla-
ge“, sagt Verbraucherschützer Bran-
des. „Die Ergebnisse der Umfrage
deuten darauf hin, dass die teils irre-
führende Werbung der Anbieter von
Gold als sichere und krisenfeste Geld-
anlage greift.“
Brandes kritisiert zudem, dass
Gold als Sachinvestment nicht dem
Anlegerschutz unterliegt. Daher wer-
den Goldprodukte oft von sogenann-
ten Strukturvertrieben angeboten,
die durch hohe Kosten und Provisio-
nen ein Netz von Finanzvermittlern
bezahlen – oft zum Nachteil für den
Anleger. „Viele Produkte, mit denen
Verbraucher in Gold investieren kön-
nen, sind mit hohen Kosten für Ver-
trieb, Versicherung und Lagerung
verbunden“, bestätigt Brandes.
Der Marktwächter Finanzen regis-
triere immer wieder Beschwerden zu
überhöhten Preisen und dem Ver-
kauf überteuerter Kleinstmengen.
Vorsichtig sollten Anleger auch bei
Anbietern sein, die ihren Kunden
versprechen, das Gold einzulagern.
Ihre Geschäfte laufen außerhalb der
Kontrolle der Finanzaufsicht Bafin.
Martin Siegel, Manager des auf Edel-
metalle und Minenaktien spezialisier-
ten Fondshauses Stabilitas, sagte
dem Handelsblatt kürzlich: „Ich rate
von Firmen grundsätzlich ab, die
Gold selbst einlagern. Wenn diese
Unternehmen das Anlegergold wie
Eigenkapital behandeln, können sie
lange überleben. Doch irgendwann
kann das Geld weg sein.“

28


PROZENT


der Deutschen
interessieren sich für
Investments
in Gold.

Quelle: Marktwächter Finanzen


Börsenstimmung


Fehlende


Impulse für


den Dax


Jürgen Röder Düsseldorf


S


eit Mitte Juni pendelt der Dax
bis auf kurzfristige Ausrutscher
in einer Spanne zwischen
12.250 Punkten auf der Unter- und
12.550 Zählern auf der Oberseite. Ei-
nige Analysten halten das für eine
nachlassende Aufwärtsdynamik.
„Für mich ist das ein Sommerloch“,
meint Stephan Heibel.
Der Sentimentexperte hat bereits
vor einer Woche den Anlegern gera-
ten, ihren Urlaub zu genießen. An
dieser Prognose hat sich nichts geän-
dert. Alle Indikatoren des Handels-
blatt Dax-Sentiments, eine wöchentli-
che Umfrage unter mehr als 3 500
Anlegern, sind als neutral zu inter-
pretieren. „Aus Sicht der Anleger-
stimmung lässt sich derzeit kein Un-
gleichgewicht für eine neue Aktien-
marktrichtung ableiten“, meint der
Inhaber des Analysehauses Animusx.
Vielmehr zeigen die meisten Anleger
eine für die Sommerzeit typische
Gleichgültigkeit gegenüber kurzfristi-
gen Entwicklungen.
Eine solche Kursentwicklung in
den Sommermonaten ist am deut-
schen Aktienmarkt üblich: In vielen
Fällen notierte der Dax Ende August
nicht weit entfernt von seinem Ni-
veau Anfang Juli. Im vergangenen
Börsenjahr betrug die Dax-Handels-
spanne in diesen beiden Monaten
zwar rund 750 Zähler, das Anfangs -
niveau und der Endstand waren aber
fast gleich.
Im Börsenjahr 2017 betrug die
Kursdifferenz zwischen Anfang Juli
und Ende August lediglich rund 200
Punkte. Eine Ausnahme war das Jahr
2016, als der Index in diesem Zeit-
raum mehr als 1 000 Punkte zulegen
konnte.
Für Heibel hat die aktuelle Be-
richtssaison eine Reihe von überra-
schenden Quartalszahlen zutage ge-
bracht. Es würden aber noch einige
Wochen Zeit bleiben, um die richti-
gen Schlussfolgerungen aus den Zah-
len abzuleiten, ehe die Anlageprofis
Ende August/Anfang September ihre
Portfolios entsprechend anpassen.
„In der Zwischenzeit sollte man den
Tagesschwankungen nicht allzu viel
Bedeutung zuweisen“, meint der Ani-
musx-Geschäftsführer.

Gold im Tresor:
Intransparente
Kosten und hohe
Provisionen
schmälern die
Rendite.

Bloomberg


 
    
 
 



  


 



 



 

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Private Geldanlage
DIENSTAG, 30. JULI 2019, NR. 144

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