Die Zeit - 08.08.2019

(C. Jardin) #1
DER BUNDESWEIT E

V O R LESE TAG
Eine Initiative von DIE ZEIT, STIFTUNG LESEN und DEUTSCHE BAHN STIFTUNG

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  1. November 2019 • DEIN Engagement zählt:


Mach mit und lies vor!


Initiatoren: Partner:

Illustration: Gert Albrecht

Viele Kinder erleben zu Hause nicht, wie schön Vorlesen ist. Teile
deine Freude am Lesen mit ihnen und melde dich jetzt für den
Bundesweiten Vorlesetag an. Mit etwas Glück wirst du in der
ZEIT vom 14. November, im Kindermagazin ZEIT LEO vom 15.
Oktober oder in der Novemberausgabe der DB mobil genannt.
Der Bundesweite Vorlesetag steht in diesem Jahr unter dem
Motto »Sport und Bewegung«. Du kannst deine Vorleseaktion
aber auch zu anderen spannenden Themen gestalten –
Hauptsache, es wird vorgelesen!

So einfach geht’s:
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BEILAGENHINWEIS

Die heutige Ausgabe enthält folgende Publikationen
in einer Teilauflage: Höffner Möbelgesellschaft,
12529 Schönefeld; TAZ Verlags- und Vertriebs
GmbH, 10969 Berlin.


LESERBRIEFE


Vielen Dank für den wunderbaren Anti-Cam-
ping-Artikel. Ja, das muss man wollen! Dabei
hatten Sie noch buchstäblich Glück im Un-
glück. Ich habe mich in meiner Jugend einmal
zum Camping überreden lassen. Sechs Freun-
de, Flug ins ehemale Jugoslawien, Split, dann
per Anhalter/Wanderung/Linienbus in süd-
licher Richtung die Küste entlang.
Die sanitären Einrichtungen waren – nun ja,
häufig nicht benutzbar. Wir wichen aufs Um-
land aus, darauf waren aber andere vor uns
auch schon gekommen. Mein persönliches
Highlight: Ein Gewitter führte dazu, dass wir
die Zeltstangen mitten in der Nacht festhalten
mussten und – was viel schlimmer war –
durch den starken Regen die Sickergrube
überlief. Wir haben das auf unserem kleinen
Hügel relativ gut überstanden, aber ich ver-
gesse nie das Bild einer weinenden Frau mit
drei kleinen Kindern, für die sie nicht nur
kein einziges trockenes, nicht mit Exkremen-
ten versautes Teil mehr hatte.
Sabrina Hausdörfer, Berlin


Als langjährige Camperin habe ich Ihre Zeilen
mit Tränen in den Augen gelesen – vor La-
chen! Schade, dass der Autor gleich aufgege-
ben hat. Welche Geschichten könnte er später
seinen Enkelkindern erzählen!
Besser als der Psychotherapeut wären übrigens
entspannte Niederländer gewesen. Die hätten
ihm ganz bestimmt die Freude am Draußensein
vermitteln können. »Kamperen moet je leren«,
Campen musst du lernen, habe ich auf dem
Campingplatz gelernt. So eine gute Zeit wie mit
Sigrid, Arie, Joke und anderen Niederländern
hätte ich nie im Leben ohne Camping gehabt.
Petra Brauer-Schlacht, Elze-Mehle


Campen


will gelernt sein


Julius Schopphoff: »Zelten ist das
Allerletzte« ZEIT NR. 31

Es wurde aber auch höchste Zeit, sich des un-
glaublichen Schicksals von »Helene Fischers
Neuem« anzunehmen. Es geht schon unter die
Haut, wenn Thomas Seitel berichtet, dass Lügen
und Unwahrheiten über ihn verbreitet werden:
»... zum Beispiel, dass ich Tänzer bin. Ich bin
kein Tänzer. Ich bin Akrobat«; und »mal bin ich
37, mal 33«. Im ZEITmagazin wird endlich klar-
gestellt: Er ist 34!
Edmund Scheuern, Newei


Welchen ZEIT-Leser bitte interessiert es, ob der
Lebensabschnittsgefährte von Frau Fischer als
Tänzer oder Akrobat wahrgenommen wird?
Bitte überlassen Sie es der Boulevardpresse,
solchen Mitmenschen einen Kummerkasten für
ihre persönlichen Problemchen zu bieten.
Hartmut Reiner, Kirchseeon


Ist das Sommerloch so groß, dass Sie es mit so
einem banalen Quatsch füllen müssen?
Andreas Benrath, per E-Mail


Er ist kein Tänzer,


sondern Akrobat!


Zum Interview mit
Thomas Seitel ZEITMAGAZIN NR. 31

Was hier präsentiert wird, ist zwar eine in sich
stimmige Ideologie, hat aber mit der Wirk-
lichkeit in Deutschland nur am Rande zu tun.
Am deutlichsten wird das am alten Kopftuch-
thema. Wenn man Muslimas unterschied-
licher Couleur über einen längeren Zeitraum
begegnet, kann man leicht erkennen, dass sie
sehr verschieden mit dem Kopftuch um-
gehen – egal, ob ihren Gemeinden nun Fun-
damentalismus oder Islamismus unterstellt
wird oder nicht. Die eine ist tief verschleiert,
obwohl ihre Eltern dagegen sind. Die andere
setzt das Kopftuch auf, wenn sie in die Mo-
schee geht, die dritte hat es ein paar Jahre auf
dem Kopf, dann setzt sie es wieder ab. Die
vierte trägt es, um sich in aller Öffentlichkeit
zu ihrer Religion zu bekennen. In dem Buch
Wir und die anderen von Elisabeth Beck-
Gernsheim (Suhrkamp 2004) wird dieser
Sachverhalt aus wissenschaftlicher Sicht be-
leuchtet und darauf hingewiesen, dass es ent-
gegen den öffentlichen Erwartungen in der
jüngeren Generation »oft die besonders akti-
ven, selbstständigen, selbstbewussten Frauen«
sind, die sich für das Kopftuch entscheiden.
Das hat sich nach meiner Einschätzung in den
letzten 15 Jahren nicht geändert.
Meine pietistisch geprägte Großmutter hat
übrigens immer ein Kopftuch getragen, wenn
sie aus dem Haus ging. Das hatte nichts mit
Religion zu tun, das war einfach üblich.
Frieder Kobler, Esslingen

Dank an Alice Schwarzer für ihren lebenslan-
gen Mut, für ihre moralischen Überzeugun-
gen einzustehen. Ich wünschte unserer Gesell-
schaft im Allgemeinen und uns Frauen im
Besonderen, sie möge 105 Jahre alt werden
und bis zum 104. publizieren!
Dr. Agnes Maria Bitterlich, Unterammergau

Alice Schwarzer geht davon aus, dass es ei-
gentlich nur zwei Meinungen zum Islam ge-
ben könne: die vom Islamismus gelenkte und
ihre eigene, die nämlich nicht »fundamenta-
listisch« sei. Sie nimmt also für sich in An-
spruch, innerhalb eines, ihrer Ansicht nach,
vom Islam unterwanderten Apparates, näm-
lich der Universitäten, die »wahre Wissen-
schaft« vertreten zu können, während alle
Gegner wissenschaftsfeindlich und islamis-
tisch gelenkt seien. Es werden die Diskussio-
nen über Themen wie Religion, Kopftuch,
Demokratie, Osten, Westen, Frauen, Sexis-
mus, Geschlechter zum Verstummen gebracht
und auf eine simple Verschwörungstheorie
reduziert. Das verhindert eine Debatte. Und
das, denke ich, bringt Frau Schwarzer gefähr-
lich nahe an die Diskurse, von denen sie sich
verzweifelt abgrenzen will.
Hauke Heidenreich, Halle/Saale

Wie politisch ist


das Kopftuch?


Alice Schwarzer: »Im Namen einer
falschen Toleranz« ZEIT NR. 31

Schäm Dich, weißer Mann!


Mariam Lau: »Dein Glück ist mein Unglück« ZEIT NR. 31


E


in Beitrag zum Grundeinkommen, der
beim Menschenbild ansetzt und in An-
sehung der drohenden menschlichen
Entfremdung vom Arbeitsmarkt (sic!)
über eine Reform bestehender Regelungen zum
Arbeitslosengeld sinniert, entlarvt sich selbst als
marktgerechte, der Verwertungslogik huldigende
»Weiter so!«-Beschwörung. Was nicht gesagt wird:
Die hochgelobte Leistungsgerechtigkeit ist bloß
der euphemistische Rückzugsort all derjenigen,
die am Ende eines Monats der Abhängigkeit und
Selbstausbeutung (noch) über die Runden kom-
men. Wie weit aber sind wir von einer gesell-
schaftlichen Anerkennung des Menschen als so-
ziales Wesen entfernt, eines Wesens, das sich
kümmert, um Angehörige, Nachbarn, Freunde,
das sich einbringt, in Vereine, in die Kommunal-
politik, bei der freiwilligen Feuerwehr? »Der
Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in
Ketten« – nehmen wir uns doch endlich ernst.
Maurice Heine, per E-Mail

Es ist bemerkenswert, wie das Thema hier kon-
sequent an der Sache vorbei verhandelt wird. Das
bedingungslose Grundeinkommen ist doch zu-
aller erst ein emanzipatorisches Projekt. Sein Ef-
fekt bestünde mithin darin, dass sich die histori-
sche Identität von Arbeit und Erwerb endlich
auflösen ließe. Der Arbeitnehmer würde wieder

in sein eigentliches Recht als »Arbeitgeber« ge-
setzt, nämlich als Individuum, das seine Arbeits-
kraft und Lebenszeit selbstbestimmt dem »Arbeit-
nehmer« zur Verfügung stellen kann und sich ge-
nauso selbstbestimmt aus dem Prozess verabschie-
det, wenn die Strukturen zu neurotisch und ent-
fremdet sind. In der Konsequenz bedeutete dies
die Ermächtigung des Einzelnen, wieder schöpfe-
risch sein und sich von den angst geprägten Sub-
ordinationsroutinen der Arbeitswelt befreien zu
können. Roman Pletter seien zur erneuten Lektü-
re Erich Fromms Überlegungen zu Haben und
Sein empfohlen.
Dirk Böhm, Bad Hindelang

Ein von Arbeit unabhängiges Grundeinkommen ist
ein Menschenrecht, das historisch den freien Bür-
gern des Altertums und dann dem Adel zustand.
Später wurde das Bürgertum mit kirchlicher Unter-
stützung (»Bete und arbeite«) von dem Wahn erfasst,
dass sich der Wert des Menschen in seiner Arbeit
ausdrücke. Im Rahmen der Industrialisierung wur-
de diese Ethik besonders von denen hochgehalten,
die von der arbeitenden Masse profitierten.
Die neuen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz
werden dazu führen, dass menschliche Arbeit nicht
mehr im heutigen Maße gebraucht wird. Nachdem
die Automation den Menschen von Herstellungs-
prozessen befreite und sich die Industriestaaten auf

Dienstleistungen verlegten, werden nun auch diese
automatisiert. Daher wird trotz steigendem Brutto-
sozialprodukt die Beschäftigungsquote sinken. Ein
sozialer Umbau wird zwingend. Die Steuereinnah-
men können nicht mehr aus der Einkommensteuer
generiert werden. Stattdessen böten sich Wertschöp-
fung, Kapitalgewinne, Erbschaften und Negativzins
aus nicht investiertem Kapital als Basis an. Damit
werden für ein bedingungsloses Grundeinkommen
genügend Mittel verfügbar sein.
Herr Pletter will jedoch nur so ein bisschen
Grundeinkommen, eine entschärfte Hartz-IV-
Regelung. Er empfindet es als ungerecht, dass
einer arbeitet und ein anderer nur lebt. Er ist
noch in der alten Arbeitsethik gefangen.
Wolfgang Clausmeyer, Kassel

Schön, mal wieder einen längeren Beitrag zum
Grundeinkommen zu lesen. Eine Umfrage des
Deutschen Instituts für Wirtschaft wird zitiert.
Demnach sind bereits 52 Prozent der Deutschen für
ein sicheres Grundeinkommen.
Jetzt engagiere ich mich schon seit zehn Jahren für
dieses Thema, aber von so einer großen Zustim-
mung kann meiner Ansicht nach leider noch nicht
gesprochen werden. Sollte aber wirklich die Hälfte
der Deutschen für das Grundeinkommen sein, ist
eine große De mons tra tion überfällig!
Gabriele von Moers, München

Arbeiten, aber vom Broterwerb befreit


Roman Pletter: »Das bessere Grundeinkommen« ZEIT NR. 31


V


or Jahren waren die Unterschie-
de zwischen den einzelnen Be-
völkerungsgruppen viel größer,
aber man hoffte doch auf ein
zunehmendes Miteinander. Heu-
te gäbe es die gesetzlichen
Grundlagen für so eine Ent-
wicklung, doch ist viel häufiger allenfalls ein Ne-
beneinander zu beobachten. Da vertraut man nur
der eigenen Gruppe, vermischt Begriffe wie Rasse
und Religion, sieht in harmlosen Äußerungen
bösartige Angriffe, teilt aber selbst kräftig aus. Wie
wäre es mit etwas weniger Selbstgerechtigkeit,
mehr Gelassenheit und dem Verzicht auf die
Opferrolle? Schließlich besteht unsere Gesell-
schaft aus ganz unterschiedlichen Individuen.
Brigitte Schellnhuber, Ingolstadt

Die von Mariam Lau beschriebenen Anti-Rassis-
mus-Trainings erinnern in erschreckender Weise
an die Schauprozesse in kommunistischen Dikta-
turen, in denen die Angeklagten sich ebenfalls
selbst ihrer Schuld bewusst werden durften, um
dann glücklich und befreit ihre Strafe auf sich zu
nehmen. Man kann nur hoffen, dass wir nicht in
Zuständen wie auf der Animal Farm landen, wo
es dann irgendwann frei nach Orwell heißt: »Alle
Menschen sind gleich. Aber die Weißen sind et-
was weniger gleich als die anderen.«
Gernot Schullerus, Reutlingen

Wenn ich im Geschichtsunterricht aufgepasst
habe, dann haben sich die Nationalsozialisten
zum Inbegriff des Bösen gemacht, indem sie die
Rassen nach Wertigkeit unterschieden und dann
den kleinen Schritt von Ausgrenzung zu Ausmer-
zung gemacht haben.
Jetzt lese ich in der ZEIT, dass es schon ganz okay
sei, Rassen nach Wertigkeit zu unterscheiden.
Und auch Ausgrenzung sei kein Problem und
werde bisweilen schon Kindern beigebracht und
in großen Firmen unter Aufwendung von viel

Geld für Berater und Arbeitszeit der Mitarbeiter
in Seminaren gelehrt.
Ich werde meine Sicht auf den Nationalsozialis-
mus noch mal grundlegend überdenken müssen.
Hans List, per E-Mail

Mariam Lau führt uns in eine absurde Welt kran-
ker Gehirne. Das niederschmetterndste Detail
war für mich allerdings der »tosende Applaus« der
grünen Parteibasis auf die Bemerkung Ferda Ata-
mans, der Programmentwurf der Grünen lese
sich wie der einer weißen Partei. Wenn diese
Denke sich bei den Grünen durchsetzen sollte,
kann ich bei der nächsten Wahl auch gleich zu
Hause bleiben.
Gebhard Boddin, Hamburg

Vielen Dank für die aus meiner Sicht auch in der
ZEIT längst überfällige Auseinandersetzung mit
dem Phänomen ausufernder Identitätspolitik. Ich
frage mich stets: Warum soll ich als schwuler
Mann meine Identität ausgerechnet auf diese
Tatsache gründen? Weil es so schön einfach ist,
sich in die Opferrolle zu begeben und alles Un-
gemach darauf zurückzuführen?
Die Identitätspolitik mit ihren bisweilen an stali-
nistische Sprachzensur erinnernden Auswüchsen
führt zu einer Zersplitterung der Gesellschaft in
unzählige Mikroidentitäten. Also ziemlich das
Gegenteil von Gemeinsinn. Und der markierte
Feind (männlich, weiß, hetero) schlägt zurück:
indem er sich mit der AfD identifiziert.
Till Buchmann, Lehrte

Ich war geschockt, als ich Ihren Artikel las. Ich
schämte mich! Ich bin weiß, ich bin Mann, ich
bin hetero, ich bin (na ja) alt! Ich werde vor
Scham künftig nur noch völlig verhüllt auf die
Straße gehen!
Ich werde dann vielleicht erleben, was verschleier-
te Frauen erleben. Obwohl, nein. Das darf ich
auch nicht! Ich bin ja nicht »betroffen« im ur-

sprünglich-eigentlichen Sinn, ich bin ja keine
Frau. Stopp, darf ich als Mann überhaupt darü-
ber nachdenken, wie es als Frau wäre? Ist das
nicht »mental übergriffig« und gar sexuell er-
niedrigend?
Da haben Sie mir was eingebrockt ...
Micheal Koehn, Wedel

Das Ziel von »Critical Whiteness« ist gerade nicht
Beschämung, sondern ein Gewinn an Erkenntnis
und Handlungsoptionen. Sie erzählen von der
bekannten Übung »One Step Forward«. In der
Standardvariante übernehmen die Teilnehmen-
den eine fiktive Rolle und werden so gerade nicht
als Person angegriffen. Vielen wird durch die
Übung aber zum ersten Mal bewusst, dass für sie
völlig selbstverständliche Dinge für andere eben
das gerade nicht sind: etwa dass meine Sprache,
Religion und Kultur in der Gesellschaft akzeptiert
wird, in der ich lebe, oder auch ganz banal, dass
ich ohne Problem in jede Disco eingelassen wer-
de, wenn ich Eintritt bezahle. Dieses Bewusstsein
führt bei manchen zu einer Abwehr reaktion
(»Aber dafür kann ich doch nichts!«), bei anderen
zu Scham (»Mein Gott, darüber habe ich so noch
nie nachgedacht«). Die Reaktion auf das eigene
Bewusstmachen von Privilegien ist so individuell
wie normal, geholfen ist damit aber noch nie-
mandem. Eine gesellschaftliche Veränderung tritt
erst dann ein, wenn wir anfangen, anders zu han-
deln. Und gerade dafür ist das Bewusst machen
der eigenen Privilegien eine notwendige Voraus-
setzung.
Samuel Klein, Bonn

Beim Sichschämenmüssen würde ich konsequen-
terweise einen Schritt weiter gehen: Ich müsste
mich nicht nur als Deutscher und Weißer schä-
men, sondern überhaupt als Angehöriger der ge-
fährlichsten und schädlichsten Spezies auf diesem
Planeten, nämlich als (männlicher) Mensch!
Dr. Rudolf Lauck, Pforzheim

Zur Ausgabe N


o
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Weitere Leserbriefe
finden Sie unter
blog.zeit.de/leserbriefe

»Die Identitätspolitik mit ihren an stalinistische Sprachzensur erinnernden


Auswüchsen führt zu einer Zersplitterung der Gesellschaft in unzählige Mikro-


identitäten. Also ziemlich das Gegenteil von Gemeinsinn.« Von Till Buchmann


DAS LESERZITAT ZUM THEMA IDENTITÄTSPOLITIK:



  1. AUGUST 2019 DIE ZEIT No 33


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