Die Zeit - 08.08.2019

(C. Jardin) #1

Ford Kuga ST-Lin e


Beispielfoto eines Fahrzeuges der Baureihe. Die Ausstattungsmerkmale des abgebilde ten Fahrzeuges sind nicht Bestandteil des Angebotes. * Ein Finanzierungsangebot der Ford Bank GmbH, Josef-Lammerting-
Allee 24–34, 50933 Köln, er hältlic h als Klassische Finanzierung,Systemfinanzierung undFord Auswahl-Finanzierung.Angebot gilt für noch nicht zugelassene, für das jeweilige Zinsangebot berechtigt e neueFord
Pkw bei verbindlicher Kundenbestellung undAbschlusseines Darlehensvertrages und nur für Gewerbekunden (ausgeschlosse n sind Großkunden mitFord Rahmenabkommensowie gewerbliche Sonderabnehmer
wie z. B. Taxi, Fahrschulen, Behörden), bei allen teilnehmendenFord Partnern. Bitte sprechen Sie für weiter e Details IhrenteilnehmendenFord Partner an. Das Angebot stel lt das repräsentative Beispiel nach § 6a
Preisangabenverord nungdar. Z. B. der Ford Kuga ST-Line , 1,5-l-EcoBoost-Motor mit 110 kW (150PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, 4x2-Frontantrieb, inkl usive Metallic-Lackierung und auf Basis eines Akti onspreisesvon
€26.473,50 brutto (€22.246 ,64 netto) zzgl. Überführungskosten, Ford Auswahl-Finanzierung,Laufzei t 48 Monate, Gesamtlaufleistung 40.000 km, Anzahlung€4.226,86,Nettodarlehensbetrag€22.246,64, Soll-
zinssatz (fest)p. a. 0,00 %, effekti ver Jahreszins 0,00 %, Gesamtdarlehensbetrag€22.246 ,64, 47 monatlicheRaten je€149,-, Restrate€15.243,64. Details bei allen te ilnehmendenFord Partnern.

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach§ 2Nrn. 5,6, 6a Pkw-EnVKV in der jeweils gel-
tenden Fassung): Ford Kuga ST-Line, 1,5-l-EcoBoost-Motor mit 110 kW (150 PS),
6-Gang-Schaltgetriebe, 4x2-Frontantrieb:9,1 (innerorts),6,2 (außerorts),7,2 (kombiniert);
CO 2 -Emissionen: 164 g/km (kombiniert).

Fo rd Ku ga ST-Lin e
für monatlich€ 149,-

*

Wie da s Fahrzeug, so der Fahrer. Beim Fo rd Ku ga ST-Lin e heißt0%-F in anzierung*
das: sportlich, anspruchsvoll un d innovativ. Dafürsorgen
das Body-Styling- Kit, höchst e Ve rarbeit ung squalität un d der
Park -Ass iste nt mit Ein- und Ausparkf unk tion. Damit starten
Sie im Business durch.

ANZEIGE


  1. August 2019 DIE ZEIT No 33 WIRTSCHAFT 23


Drei Fußballfelder pro Minute


unter Brasiliens neuer Regierung wird der Amazonaswald schneller abgeholzt als zuvor. Dabei brauchen die Landwirte diese Extraflächen gar nicht VON THOMAS FISCHERMANN


D


er brasilianische Förster
Rafael Fernandes ist in
diesen tagen ein zufriede-
ner Mensch. Er kann da-
bei mithelfen, dass der be-
drohte Regenwald wieder
ein stück größer wird.
Anderthalb Autostunden nordwestlich der Me-
gacity são Paulo leitet er ein Waldversuchszen-
trum, das die niederländische Bierfirma Heine-
ken und ihre NgO namens sOs Mata Atlântica
gemeinsam betreiben. seit 2007 sind sie hier auf
einer ehemaligen Kaffeeplantage, restaurieren
ringsherum ein heruntergekommenes Wald-
stück und pflanzen neue Bäume an. »Zuletzt
haben wir 206 zusätzliche Vogelarten gezählt«,
sagt Fernandes stolz, »und kürzlich wurde ein
Puma gesichtet.«
Fernandes ist in der Region rings um são Paulo
keineswegs allein: Der dortige Regenwald, der so-
genannte atlantische Wald mit seinen mindestens
8000 ureigenen tier- und Pflanzenarten, kehrt nach
jahrzehntelangem Raubbau durch Kaffee- und Zu-
ckerrohrfarmer zurück. Aus Daten des brasiliani-
schen Forschungsinstituts Mapbiomas geht hervor,
dass im südwesten des Landes binnen 16 Jahren
neuer Regenwald in der größe
von Belgien entstanden ist.
3000 Kilometer weiter
nördlich aber, im weitaus be-
rühmteren Amazonaswald,
sieht die sache völlig anders
aus. Im vergangenen Herbst
gewann der frühere Militär-
hauptmann Jair Bolsonaro die
Präsidentschaftswahl, und er
verstärkte einen unheilvollen
trend. seit Jahren schon mar-
schieren goldgräber, Holzfäller
und Landwirte mit Ketten-
sägen und sattelschleppern in
das größte zusammenhängen-
de Biotop der Erde ein – und
neuerdings werden sie dabei
vom Präsidenten angefeuert.
Bolsonaro hat sich in seinen
Ansprachen immer wieder zu
goldgräbern und Holzfällern
bekannt, aber er äußert sich
abfällig über indigene Völker
(»wie im Zoo«) und die staats-
eignen umweltschutzbeam-
ten (»strafzettelindustrie«). Am
Ama zonas wurde das wie eine
Aufforderung verstanden, noch
bevor er mit Dekreten die ge-
setzeslage veränderte. Erst vor
zwei Wochen machte der
Mord am Häuptling des
Waiãpi- Volks internationale
schlagzeilen. An einigen Orten
sind gebäude der Indianer-
schutz- und der umwelt-
schutzbehörde in Flammen
aufgegangen, unbekannte schossen in einem Ab-
holzungs-Hotspot auf einen Behördenhubschrau-
ber. Keine Woche vergeht mehr ohne Meldungen
von Invasionen in Indianergebiete, von Vertriebe-
nen oder gar toten.
Ergebnis: Vorläufige amtliche satellitendaten
zeigen, dass im Juni das tempo, mit dem am Ama-
zonas Bäume gefällt werden, um 88 Prozent über
dem des Vorjahresmonats lag, im Juli waren es sogar
212 Prozent. Aktuell liegt die Abholzungsrate bei
drei Fußballfeldern pro Minute. seit den siebziger-
jahren, als die Abholzung im großen stil unter der
Militärdiktatur (1964–1985) begann, sind etwa 20
Prozent des gesamten brasilianischen Amazonas-
waldes verschwunden, eine Fläche, zweimal größer
als Deutschland.
Der Klimaforscher Carlos Nobre von der uni-
versität são Paulo warnt davor, dass das nicht mehr
lange einfach so weitergehen kann: In wenigen
Jahren, nach weiteren drei bis acht Prozent Abhol-


zung, könnte der Wald »unumkehrbar in eine sehr
degenerierte Form von savanne« umkippen. sein
empfindlicher und komplizierter Wasserhaushalt
gerate durch ein an der.
Besonders überraschend ist: Volkswirtschaftlich
ergibt dieses Kettensägenmassaker gar keinen sinn.
Die Leute um Bolsonaro argumentieren sinngemäß
so: Europäer und Nordamerikaner hätten seinerzeit
ihre urwälder geopfert und gegen Entwicklung ein-
getauscht. und die Brasilianer sollten das nicht
ebenfalls dürfen? Der umwelt- und Minderheiten-
schutz halte ihr Land bloß auf. Das Agrobusiness
sei einer der profitabelsten Wirtschaftssektoren, und
der staat müsse ihm endlich die Fesseln abnehmen
und seine Expansion in den Norden erlauben.
Mit der wirtschaftlichen Realität in der brasilia-
nischen Landwirtschaft hat das aber wenig zu tun.
Warum, das kann man im süden des Landes be-
trachten, wo gerade wieder aufgeforstet wird. Land-
besitzer, die ihre Flächen umwidmen, wurden zwar
vielerorts durch das Auftauchen von Polizeibeamten
und eine Erinnerung an die umweltgesetze in
diese Richtung gedrängt – aber viel gegenwehr
zeigten sie nicht. Manche meldeten sich sogar frei-
willig für die Aufforstung an. Brasiliens Landwirte
haben eine neue ökonomische Realität entdeckt.
»Intensiverer Landbau und
höhere Produktivität erlaubte
von 1996 bis 2006 ein be-
schleunigtes Wachstum des
Waldes«, erklärte vergangenes
Jahr schon eine internationale
Forschungsgruppe, die das
überraschende Aufforsten im
brasilianischen südwesten
untersuchte. sie fand solche
Beispiele auch in China, Viet-
nam, Indien und Chile. Die
Agrarwirtschaft lohne sich in
ungünstigen Lagen weitab
von straßen oder bei zu klein-
teiligen Feldern nicht mehr.
Dort sei sie zu unproduktiv.
Es ist ein Argument, das
eingefleischten Naturschützern
nicht passt, aber die Konzerne
für Agrochemie verbreiten es
gern. »Innovationen in der
Pflanzenwissenschaft helfen
Land zu sparen«, argumentiert
etwa Bayer in einer Firmen-
broschüre. »Ohne die Innova-
tionen der vergangenen 40
Jahre hätten Landwirte zu-
sätzliche Felder gebraucht – so
groß wie zwei Drittel des Ama-
zonas-Regenwaldes!«
Das klingt nach einer stei-
len Ansage: Bayer und Co.
machen ihr größtes geschäft
im flachen Hochland in Zen-
tralbrasilien, sie ermöglichen
dort mit Düngern, Pflanzen-
schutzgiften, Landwirtschafts-
sensoren und anderer Hightech gigantische Mono-
kulturen. Wenn man sie besucht, sieht man quasi
nirgendwo Wald. seit den Neunzigerjahren erlebt
diese Region den größten Agrarboom der Welt, weil
die asiatische Nachfrage nach sojabohnen oder
getreide rasant wuchs und Brasilien liefern konnte.
Von 1990 bis 2005 legte im zentralbrasilianischen
Bundesstaat Mato grosso die sojaproduktion von
drei Millionen auf 20 Millionen tonnen jährlich
zu, viel Natur wurde dafür zerstört: Im Norden fraß
sich das Agrarland in den Amazonas-Regenwald,
im Hochland in die savannenvegetation, im süden
in die sumpfländer des Pantanal.
Doch in den Jahren ab 2005 ging das Rodungs-
tempo in Mato grosso um zwei Drittel zurück. Die
landwirtschaftliche Produktion brach zwar weiter
Rekorde, auch das Ackerland breitete sich aus, aber
weniger auf Kosten der Wälder. Neue Äcker ent-
standen hauptsächlich auf früherem Weideland.
Dank der Agrartechnik lohnte sich das.

»Die sache mit dem Weideland muss man ver-
stehen«, sagt Luís Fernando guedes Pinto, ein Agrar-
ingenieur bei der privaten Organisation Imaflora, die
aus são Paulo heraus für nachhaltige Landwirtschaft
kämpft. Pinto weist auf ein ökonomisches Rätsel hin:
»Auf den Flächennutzungsplänen in Brasilien sehen
sie gigantische Weiden – aber im Durchschnitt steht
da pro Hektar weniger als ein einziges Rind.«
tatsächlich: Etwa ein Drittel Brasiliens ist heute
als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen, und da-
von sind drei Viertel Weiden, und zwar mit einer
absurd geringen Dichte von Weidevieh. Brasiliens
boomende Rindfleischproduktion – das Land war
2018 der größte Rindfleischexporteur der Welt –
ist außergewöhnlich ineffizient.
glaubt man Aurélio Pavinato, dem Chef des
führenden getreideproduzenten sLC Agrícola, lie-
ßen sich im brasilianischen Kernland 430.000
Quadratkilometer in Anbauflächen verwandeln –
und mithin ließe sich die landwirtschaftliche An-
baufläche des ganzen Landes für soja und getreide
verdoppeln. Dafür müsste kein Baum fallen, nur
die Rinder müssten etwas enger stehen.
Brasiliens Regierung hat sich inzwischen darauf
verlegt, das Abholzungsproblem am Amazonas zu ver-
schleiern. Die ZEIT fragte kürzlich Bolsonaros Vize-

präsidenten Hamilton Mourão, einen Reservegeneral,
warum seine Regierung so massiv den Amazonas er-
schließen wolle. »Das ist ein völlig falscher Eindruck!«,
sagte er. Aber die Abholzungsraten nähmen doch ra-
pide zu? Antwort: »Nein! Absolut nein.«
Den Direktor der satellitenbehörde, dessen Daten
seit Monaten das gegenteil belegen, warf Bolsonaro
vor wenigen tagen raus. NgO-Vertreter und Journa-
listen, die sich am Amazonas ein Bild machen wollen,
berichten zunehmend von Befragungen durch Militärs
und Zivilpolizisten. In einer Pressekonferenz vor
Journalisten aus aller Welt beklagte Bolsonaro vor einer
Weile eine »umweltpsychose« vieler ausländischer
Berichterstatter und fügte kämpferisch hinzu: »Der
Amazonas gehört uns, nicht euch.«
Die Abholzungspolitik aber geht weiter. Der Chef
der Indianerschutzbehörde wurde durch einen
Interessenvertreter des Agrobusiness ersetzt, die um-
weltbehörde radikal verkleinert. Es gibt immer we-
niger umweltstrafen. Razzien würden mit großem
Vorlauf angekündigt, berichten zwei Wissenschaftler
vom nationalen Amazonasforschungsinstitut.
so sinnlos das wirtschaftlich gesehen alles ist: Es
soll die Macht des Präsidenten stützen. Der Rechts-
außen-Politiker muss die soldaten zufriedenstellen,
die schon seit den sechzigerjahren einer Doktrin an-

hängen: Die Welt wolle Brasilien den wertvollen
Naturraum mit seinen Bodenschätzen abnehmen.
Deswegen müsse man ihn besiedeln und erschließen.
Im Parlament, in dem Bolsonaro sich seine Mehr-
heiten holen muss, ist die Abholzungspolitik auch
beliebt. Etliche Abgeordnete haben in den vergangenen
Jahren sogar selbst Land am Amazonas gekauft, um
damit zu spekulieren. Auch wenn es der Volkswirt-
schaft nichts bringt, ist das Roden billig, und der Ver-
kauf des tropenholzes deckt rasch Kosten für Arbeit
und etwaige Vertreibungen. und vielleicht kommt ja
irgendwann ein Käufer. Brasiliens großgrundbesitzer
wetteifern erbittert darum, wer den meisten Boden
besitzt. Wird dann eine straße oder gar eine neue stadt
dort gebaut, hat man das große Los gezogen. Der
Amazonas ist noch unerschlossen, anders als im gesät-
tigten südosten sind hier Überraschungen möglich.
Hauptsächlich deswegen sind seit den siebziger-
jahren etwa 780.000 Quadratkilometer des Waldes
abgeholzt worden – und nach Erkenntnissen des In-
stituts Mapbiomas sind davon heute 750.000 Qua-
dratkilometer Weideland mit symbolischen Rindern
darauf. Am Amazonas geht es nicht ums Wirtschaften
für mehr Wohlstand. Es geht um spekulation.

http://www.zeit.de/audio

Gebiete indigener Völker

Wa ld

zwischen 2001 und
2016 gerodete Flächen

GEBIET DER
TENHARIM

BRASILIEN

Bras ília

Amazonas

20 %


des Amazonaswaldes in Brasilien
sind seit den 70ern verschwunden

Der bedrohte


Wa ld


Rodungen wie hier im westlichen
Amazonaswald gefährden den
wertvollen Naturraum

Foto (Ausschnitt): Carl de Souza/AFP/Getty Images; ZEIT-GRAFIK/Quelle: globalforestwatch.org
Free download pdf