Die Zeit - 08.08.2019

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  1. August 2019 DIE ZEIT No 33


A


m stand der galerie Hauser &
Wirth ging es während der Art
Basel im Juni zu wie auf einem
Basar. Auf der wichtigsten
Kunstmesse traten sich samm-
ler und schaulustige zwischen
Millionen-Dollar-skulpturen
von John Chamberlain und Alina szapocznikow
oder vor eng gehängten gemälden von günther
Förg bis Rashid Johnson fast auf die Füße. »Es war
unser bisher erfolgreichster erster tag auf einer
Messe überhaupt«, sagt der galerist Iwan Wirth.
Den Rekord von mehr als 30 verkauften Werken
erklärt Wirth, der die schweizer galerie zusam-
men mit seiner Frau Manuela führt, nicht zuletzt
mit den beiden aufwendigen Katalogen, die die
galerie zuvor an ausgewählte sammler verschickt
hat. »Wir hatten viele Reservierungen im Vor-
feld.« Insgesamt addierten sich die Verkäufe zu ei-
ner summe von etwa 49 Millionen Dollar.
In vergleichbaren Dimensionen bewegen sich
derzeit wohl nur noch die New Yorker galeristen
Larry gagosian und David Zwirner. Hauser &
Wirth operiert inzwischen an neun standorten:
Zwei befinden sich in New York, hinzu kommen
galerien in Zürich, London, Los Angeles, Hong-
kong, st. Moritz, eine Villa in gstaad – die als
showcase nach Vereinbarung zugänglich ist –
und ein Kunstzentrum in somerset. Mehr als 250
Mitarbeiter betreuen 86 Künstler und Nachlässe.
Die galerie ist zum Imperium geworden und
nimmt an 21 globalen wie lokalen Messen teil.
»Nicht alle sind verkaufsorientiert«, sagt Marc
Payot, Partner und Vizepräsident der galerie, der
seit 2004 die geschäfte in den Vereinigten staa-
ten führt. »In Madrid oder taiwan ist es eher ein
langfristiges Investment in die Region.«
Dennoch reizen solche Zahlen Beobachter zu
scharfen Kommentaren. Mega-galerien vergrö-
ßerten das gewinngefälle zwischen spitze und
Basis. sie bedrohten die Existenz kleinerer gale-
rien, weil sie ihnen die jungen Künstler wegnäh-
men, sobald diese erfolgreich seien – so lauten die
Vorwürfe oft. Die Wirths und Payot, die als trio

jede Entscheidung gemeinsam treffen, kennen
die Argumente. »Aber wir sind doch keine Kra-
ke!«, sagt Wirth. »Es geht uns um die Kunst und
die Künstler. sie sind unsere erweiterte Familie.«
Er erzählt, dass er zahlreiche kleinere galerien
»seit Jahrzehnten mit Rat und tat, das heißt,
auch mit finanziellen Mitteln« unterstütze. »sie
sind teil eines kulturellen Netzes, für das wir uns
verantwortlich fühlen.« statt Künstler abzuwer-
ben, kooperiere er mit galerien im Mittelfeld wie
shangart shanghai oder Foksal in Warschau.
Auch Wirth hat klein angefangen. seine Kar-
riere beginnt im Kunsthandel, der nach wie vor
eine der drei säulen der galerie ist, neben der
Betreuung der Künstler und den Künstler-
nachlässen. schon als schüler verfällt der 1970
geborene sohn eines Architekten und einer Leh-
rerin der Kunst. Für sein erstes gemälde eines
unbekannten französischen Künstlers plündert
Wirth mit 13 Jahren das sparbuch, mit 16 eröff-
net er eine galerie in st. gallen und zieht nach
dem Abitur nach Zürich. Hier handelt er mit
Werken der klassischen Moderne und lernt ursu-
la Hauser kennen, die Mitbesitzerin der Elektro-
warenkette Fust. Er bittet sie um Hilfe beim An-
kauf eines späten Werks von Picasso. sie stimmt
zu und wird seine erste sammlerin. 1992 grün-
den die beiden in Zürich die galerie Hauser &
Wirth. Damals beginnt auch die Liebesgeschichte
zwischen Wirth und Hausers ältester tochter
Manuela, die beiden heiraten 1996.

Die Galeristen hatten gleich am Anfang
Glück: Mit einem finanzkräftigen Sammler

Noch im selben Jahr gelingt der galerie der erste
Coup: die Eröffnung der Ausstellung Red Room
mit der bereits 85-jährigen amerikanischen Bild-
hauerin Louise Bourgeois. sie vertritt sie bis zu
ihrem tod 2010, mit ihrer stiftung arbeitet sie
bis heute eng zusammen. ursula Hauser erwirbt
die gesamte Ausstellung und wird zu einer der
größten sammlerinnen von Bourgeois’ Werk und
generell von Positionen weiblicher schöpfer.

Manche Künstlerinnen der Kollektion finden
sich auch im galerieprogramm wieder, darunter
die Malerinnen Lee Lozano und Maria Lassnig.
Zu den frühen großen sammlern neben ursu-
la Hauser zählen Emily und Mitchell Rales,
gründer des Privatmuseums glen stone in Poto-
mac bei Washington, und der deutsche unter-
nehmer Friedrich Christian Flick. Mehr als 1500
Werke hat er im Lauf der Jahre erworben, sie be-
finden sich als Dauerleihgabe im Hamburger
Bahnhof in Berlin. Das glück derart finanz starker
sammler am Anfang haben wenige galeristen,
andererseits stehen hinter großen galerien oft be-
trächtliche Vermögen.
Doch geld allein erklärt den kontinuier-
lichen Aufstieg von Hauser & Wirth nicht. »Wir
kommen aus der Peripherie«, sagt Wirth. »Daher
war uns stets klar: Wir müssen expandieren.«
Wie sie dies taten, ist im Kunstbusiness einmalig.
Zunächst intuitiv, dann zunehmend strategisch
folgten sie einem Leitmotiv, das Payot so zusam-
menfasst: »Wir wollen immer sowohl lokal als
auch global relevant sein.«
Die Bedeutung des Lokalen im Wechselspiel
mit dem globalen wurde den Wirths eher zufäl-
lig bewusst. »Wir sind eine Outdoor-Familie,
wir brauchen die Natur«, erzählt Manuela
Wirth. Also suchten sie und ihr Mann, die mit
den vier Kindern 2005 nach London gezogen
waren, ein Wochenendhaus auf dem Land. Das
Anwesen wurde ihr Zuhause, hier leben sie mit
Katzen und Hunden, Rindern, schafen und
schweinen, sie haben gemüsebeete, Obstbäume
und einen Weinberg gepflanzt und züchten Bie-
nen. »unsere neue Leidenschaft wurde Land-
wirtschaft, unsere neuen Freunde waren die Be-
wohner ringsum«, so Manuela Wirth.
Als das Paar in der Nachbarschaft die brach-
liegenden steingehöfte einer Farm entdeckt,
entwickeln sie diese zu einem lokal-globalen
Kunstzentrum. Zusammen mit dem Architek-
ten Luis Laplace restaurieren und erweitern sie
den Komplex um Ausstellungsräume, Restau-
rant/Bar, Museumsshop, Künstlerresidenzen,

gästewohnungen, einen von Piet Oudolf ge-
stalteten garten und viele Werke ihrer Künstler.
Hinzu kommt ein gemeinnütziges Kulturange-
bot mit Veranstaltungen, Führungen, Kunst-
unter richt – sowie die Mitfinanzierung lokaler
Bildungseinrichtungen. »Wir fühlen uns für die
gemeinden verantwortlich, in denen wir tätig
sind«, sagt Wirth.
Die Besucher, darunter Einheimische wie
große sammler, strömen seit der Eröffnung 2014
zu Hunderttausenden herbei. Auch in Los
Angeles, wo die galerie 2016 den Häuserblock
einer ehemaligen getreidemühle als Kunstareal
instand setzte, engagieren sich die Wirths sozial,
kulturell und ökologisch. In New York gründe-
ten sie ein Non-Profit-Institut, das Künst ler-
archi ve und Werkverzeichnisse digital zugänglich
macht, in Zürich wurde ein Verlagszentrum für
die hauseigenen Publikationen eingeweiht, des-
sen Buchladen zum stöbern einlädt.

Inzwischen gehören auch Hotels
zum Reich der Wirths

Die galerie handelt als global Player, der sehr
viel geld mit der Kunst verdient und damit
nun ein lokales Kulturimperium finanziert. Es
verschmilzt Kunst und Natur, Bildung und Er-
ziehung, Landwirtschaft und gastronomie. so-
gar reparaturbedürftige Hotels zählen zum
Portfolio der Wirths, so das the Fife Arms im
schottischen Braemar unweit von schloss Bal-
moral, dem Landsitz der Queen. Nach umfas-
sender Restaurierung ist es eine exzentrische
Wunderkammer mit über 16.000 Exponaten
von Jagdtrophäen bis zur Spider-skulptur von
Louise Bourgeois. Ihr jüngstes Projekt, ein
Kulturzentrum in einem ehemaligen Marine-
hospital auf der Isla del Rey östlich von Menor-
ca, soll 2020 eröffnen. Auch wer die Macht-
dominanz von Hauser & Wirth argwöhnisch
betrachtet, muss dennoch feststellen, dass es ih-
nen dank ihrer strategie gelingt, Kunst, Kom-
merz und soziales Engagement zu verbinden.

Das Schweizer Imperium


Wie eine galerie aus Zürich zu einer der wichtigsten größen im globalen Kunsthandel wurde – auch zum Ärger


anderer auf dem Markt VON EVA KARCHER


Sogar die Queen kam schon bei Hauser & Wirth vorbei, hier auf deren Kunst-Farm in England


  1. Teuflische Ware
    Die Chinesen nannten sie die »Ware aus
    dem teufelsland«, dem in ihren Augen bar-
    barischen Westen. In Japan werden sie mit
    den »sieben schätzen« des Buddhismus in
    Verbindung gebracht. stets geht es um die
    Fertigkeit, zerstoßenes und eingefärbtes
    glas als kunstvolle Dekoration auf Metall
    aufzuschmelzen. Die Rede ist vom Cloison-
    né, auch Email genannt. Es ist so ziemlich
    die einzige technik, die in China wie in Ja-
    pan von einer fremden, westlichen Kultur
    übernommen wurde.

  2. Metall, Glas oder Draht
    Cloisonné dient häufig als sammelbezeich-
    nung für unterschiedliche Verfahren. Beim
    grubenschmelz werden gruben aus Metall
    mit der breiigen glasmasse gefüllt. Beim
    Zellenschmelz lötet man stege als umriss
    für die Farbflächen auf Metall und füllt
    sie mit der glasmasse. Beim Draht email
    wiederum fassen Drähte die Flächen ein,
    zwischen denen die glasmasse beim Auf-
    schmelzen etwas einsinkt. gegenüber die-
    sen undurchsichtigen Email-Verzierungen
    erfordert das transluzide Fensteremail ein
    sehr spezielles Können. Denn der unter-
    grund, auf den die glasmasse aufgetragen
    wird, wird nach der schmelze entfernt, so-
    dass eine durchscheinende glasschicht zwi-
    schen den Metallstegen entsteht. Jugend-
    stilschmuck von René La lique brilliert mit
    dieser technik beispielsweise bei schmet-
    terlings- oder Elfenflügeln.

  3. Erfunden vor 3500 Jahren
    Einzelne frühe stücke – sie entstanden
    wohl um 1500 v. Chr. – wurden in Ägypten
    und Zypern gefunden. Künstlerisch beacht-
    lich erscheint Cloisonné jedoch erst im

  4. bis 3. Jahrhundert bei keltischem
    schmuck. In Byzanz diente es dann vielfäl-
    tig der Verzierung von liturgischem gerät,
    während es im mittelalterlichen westlichen
    Europa nur von geringer Bedeutung war.
    Einen Höhepunkt bildet seit dem 15./16.
    Jahrhundert das Maleremail aus Li moges
    mit seinem charakteristischen dunkel blauen
    untergrund und den vorwiegend weiß ge-
    zeichneten biblischen szenen. Diese tech-
    nik, die auf das trennen der Farben durch
    stege verzichtet, übernahmen im 18. Jahr-
    hundert die Chinesen, wo es als Kanton-
    Email an Bedeutung gewann. Cloisonné
    war jedoch, vermittelt durch die islami-
    schen Länder, bereits im 14. Jahrhundert
    in China bekannt. In Japan verbreitete es
    sich erst im 19. Jahrhundert. Besonders be-
    gehrt sind heute die stets unsignierten Ar-
    beiten von Namikawa Yasuyuki aus dem

  5. und 20. Jahrhundert, der stolz erklärte:
    »Wenn meine Werke nicht für sich selbst
    sprechen, dann macht sie die si gna tur auch
    nicht gut.«

  6. Zu haben sogar für unter 1000 Euro
    Die teuerste Cloisonné-Arbeit hat der Chi-
    nese Joseph Lau im Dezember 2010 beim
    Auktionshaus Christie’s in Hongkong für
    umgerechnet 16,7 Millionen us-Dollar
    ersteigert. Es sind zwei übermannsgroße
    Paare von Kranichen als Weihrauchbren-
    ner aus der Yong zheng- Zeit im 18. Jahr-
    hundert. Aber so ein hoher Preis muss
    Käufer nicht abschrecken. Bei den Kölner
    Asiatika-Auktionen im Juni bewegten sich
    chinesische Cloisonné-Arbeiten, die meist
    aus dem späten 19. Jahrhundert stamm-
    ten, beim Auktionshaus Lempertz zwi-
    schen 620 und 4700 Euro. Bei Van Ham
    lagen sie zwischen 240 und 4000 Euro.
    Nicht verkauft wurde allerdings der im-
    posante Cloisonné-geschmückte thron
    samt Fußbank und stellschirm. Der war
    sogar auf 20.000 bis 50.000 Euro ge-


schätzt worden. (^) PETER DITTMAR
GRUNDKURS
Das Cloisonné
Hier erklären wir an Begriffen,
wie der Kunstmarkt funktioniert.
Diese Woche:
24 WIRTSCHAFT
Foto: danapress
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