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Seehofer sagt mit Blick auf den
Frankfurter Fall: Bei „so einem
grässlichen Verbrechen“ sei es die
Pflicht der Politik zu überlegen,
welche Konsequenzen noch gezo-
gen werden könnten. Als Reakti-
on auf die tödliche Attacke will er
die Sicherheit an deutschen Bahn-
höfen verbessern. Mögliche Maß-
nahmen seien mehr Polizeiprä-
senz, eine stärkere Überwachung
durch Videokameras und Umbau-
ten an den Bahnhöfen. Der Mini-
ster kündigt Spitzengespräche
mit dem Bundesverkehrsminister
und Vertretern der Deutschen
Bahn an, um über solche Maßnah-
men zu beraten. Am Geld dürften
diese nicht scheitern: „Wenn es
um Menschenleben geht, gefällt
mir das Argument mit dem Geld
üüüberhaupt nicht.“berhaupt nicht.“
Von einem „kaltblütigen
Mord“ spricht Seehofer. „Ein sol-
ches Ereignis macht uns alle fas-
sungslos und trifft uns mitten ins
Herz.“
DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,31.JULI2019 THEMA DES TAGES 3
nicht niederlassen. Das geht
erst, wenn sie länger als fünf Jah-
re in ihrem Aufnahmeland gelebt
haben. Dies war bei dem Täter
der Fall.
Seehofer sagt bei der Presse-
konferenz, der Fall biete keiner-
lei Veranlassung für Änderungen
an ausländerrechtlichen Bestim-
mungen. Dennoch besorgten ihn
„mehrere schwerwiegende Taten
in jüngerer Zeit“. Erst am 20. Juli
hatte ein 28-Jähriger am Nieder-
rhein ein ähnliches Tötungsde-
likt verübt. Am Bahnhof der
Stadt Voerde hatte der in
Deutschland geborene Kosovo-
Serbe eine 34 Jahre alte Mutter
vor einen Zug gestoßen; die Frau
kam ums Leben. Er und das Op-
fer kannten sich nicht, es hatte
zuvor auch keinen Streit zwi-
schen den beiden gegeben. Der in
Deutschland geborene Verdäch-
tige war seit 2018 bereits 24-mal
wegen Körperverletzungs- und
Widerstandsdelikten in Erschei-
nung getreten. Ende Januar wur-
den zwei 16-Jährige in Nürnberg
getötet, nachdem sie von zwei 17-
Jährigen mit griechischem und
türkischem Migrationshinter-
grund auf die Gleise gestoßen
worden waren.
DPA
/ FRANK RUMPENHORST
Auch die eritreische Ge-
meinschaft in der Schweiz
zeigt sich nach der Tat
schockiert. Die Menschen
seien zutiefst bestürzt,
sagte Yonas Gebrehiwet,
Mediensprecher des Eri-
treischen Medienbundes
Schweiz, der Zeitung
„Blick“. Dass ein Kind ge-
storben ist, sei schrecklich.
Die Gemeinschaft fürchte
nun die Reaktionen aus der
Schweizer Gesellschaft:
„Wir haben Angst, dass
das Geschehene gegen
uns eingesetzt wird“,
sagte Gebrehiwet. dpa
Eritreer in der
Schweiz schockiert
und bestürzt
W
ie können Passagiere
auf Bahnhöfen bes-
ser geschützt wer-
den? Diese Frage stellen sich
viele Menschen nach zwei tödli-
chen Attacken an Bahnsteigen.
Zur Bewertung der Sicherheit
an deutschen Bahnhöfen lohnt
auch ein Blick auf andere Län-
der. Dort gibt es ganz unter-
schiedliche Methoden – von per-
sonellen Lösungen bis zu hoch-
moderner Technik:
China:In chinesischen Metro-
polen wie Peking und Shanghai
kommt es im Berufsverkehr zu
großem Gedränge in den U-
Bahn-Stationen. Die Bahnsteige
sind mit Glastüren vom Gleis
getrennt. Erst wenn ein Zug ein-
gefahren ist, öffnen sich Türen,
damit die Fahrgäste ein- und
aussteigen können. An Fern-
bahnhöfen kommen Fahrgäste
nur zu den Gleisen, wenn sie
über ein Ticket verfügen.
Japan:DieBahnsteige sind zu
den Stoßzeiten oft überfüllt,
doch kommt es nirgends zu gro-
ßem Gedränge, die Menschen
stehen zumeist manierlich
Schlange. Allerdings gibt es in
Japan immer wieder Selbstmor-
de, bei denen sich Menschen vor
den Zug werfen. Vor diesem Hin-
tergrund werden zunehmend Si-
cherheitsbarrieren an Bahnstei-
gen installiert. Sobald ein Zug
ein- oder abfährt, öffnet sich
erst die Tür der Absperrungen
und dann direkt die Wagentür.
Russland:An einigen modernen
Metrostationen in Moskau und
Sankt Petersburg gibt es ganz
besondere Sicherheitsvorkeh-
rungen: Die Gleise sind durch
extra Wände abgesperrt und für
die Passagiere weder sichtbar
noch zugänglich. Zugtüren und
Spezialwände öffnen sich erst,
wenn der Zug steht. An Bahnhö-
fffen werden Rucksäcke und Kof-en werden Rucksäcke und Kof-
fffer durchleuchtet wie an Flughä-er durchleuchtet wie an Flughä-
fffen – und Reisende mit Metall-en – und Reisende mit Metall-
detektoren gescannt.
Italien:In Italien gibt es an den
großen Bahnhöfen Zugangskon-
trollen zu den Gleisen: Wer zum
Beispiel an den Hauptbahnhö-
fffen in Rom oder Mailand, aberen in Rom oder Mailand, aber
auch am Flughafenbahnhof Fiu-
micino den Zug nehmen will,
muss vorher sein Ticket zeigen.
Es gibt Schranken oder Perso-
nal, das manuell die Karten kon-
trolliert.
Spanien:Beim spanischen Pen-
dant zum ICE, dem Hochge-
schwindigkeitszug AVE, und
auch bei anderen Fern- und
Nahverkehrsbahnen des Landes
dürfen nur Ticketinhaber die
Bahnsteige betreten. An den
Startbahnhöfen darf man erst
dann auf die Bahnsteige, wenn
der Zug bereits steht und die
Gates geöffnet wurden.
Niederlande:In den Niederlan-
den sind inzwischen die meisten
Bahnhöfe nur noch mit einer
speziellen Chipkarte oder einem
Ticket und durch Schranken zu
erreichen. In den Hauptver-
kehrszeiten sind an großen
Bahnhöfen noch Leute in gelben
WWWesten im Einsatz. Sie passenesten im Einsatz. Sie passen
auf, dass niemand zu dicht an
die Bahnsteigkante tritt.
Frankreich:Auch an den Pari-
ser Kopfbahnhöfen gibt es vor
den Gleisen häufig Schranken,
vor allem bei den Hochge-
schwindigkeitszügen TGV. Hier
müssen Reisende ihr Ticket vor-
zeigen, erst dann kommen sie
zum Bahnsteig. Das bedeutet
häufig dichtes Gedränge und
Schlangen vor dem Zugang zum
Gleis. Dort stehen dann auch
Mitarbeiter, die kontrollieren,
dass sich niemand durchmogelt.
Großbritannien: In vielen
Bahnhöfen – ob im Regional-
oder Fernverkehr und auch bei
U-Bahnen – ist ein Zugang zu
den Gleisen nur mit einem Ti-
cket möglich. In einigen U-
Bahnhöfen in London separie-
ren außerdem große Scheiben
die Gleise von den wartenden
Fahrgästen. Erst wenn die Züge
stehen, öffnen sich diese Zugän-
ge. Nach Angaben einer Spre-
cherin der Londoner Verkehrs-
polizei kommt es „selten“ vor,
dass Menschen auf die Gleise
gestoßen werden – und wenn,
dann handelt es sich ihren Anga-
ben zufolge meist um Leute, die
sich kannten. dpa
Wenn es um
Menschenleben
geht, gefällt mir
das Argument
mit dem Geld
überhaupt nicht
Horst Seehofer (CSU),
Bundesinnenminister
Hohe Wände zum Gleis
und Zugangskontrollen
Ausländische Eisenbahnen versuchen mit
unterschiedlichen Methoden, die Gefahr von
Gewalttaten zu verringern