Tagen in Regierung und Parla-
ment nicht an Stimmen, die
grundsätzlich die Bedeutung si-
cherer Handelswege beschwo-
ren. Was daraus aber operativ
folgt, darüber herrscht Uneinig-
keit in Berlin. Klar ist nur: Mit
den Amerikanern will man im
Golf nicht in einem Boot sitzen.
Bereits vorige Woche berichte-
te Außenminister Heiko Maas
(SPD) dem Auswärtigen Aus-
schuss des Bundestages von der
schriftlichen Anfrage der Ameri-
kaner nach einer deutschen Be-
teiligung an ihrem Konzept für
eine Seeraumüberwachungsmis-
sion. Auch Verteidigungsministe-
rin Annegret Kramp-Karrenbau-
er (CDU) war dem Vernehmen
nach von ihrem US-Kollegen
Mark Espen in einem Telefonat
über diesen Wunsch der USA in-
formiert worden.
Eine formelle Antwort erhiel-
ten die Amerikaner zwar nicht,
aber die Vertreter der Bundesre-
Denn damit würden ihre Streit-
kräfte womöglich zum Teil jener
US-Politik, die bei ihren Diplo-
maten und Wählern so unbeliebt
ist. Vor allem die Bundesregie-
rung gerät so in ein Dilemma –
zumal jetzt Washington auch
ganz offiziell in Berlin Schiffe an-
fordert. „Wir haben Deutschland
förmlich gefragt, zusammen mit
Frankreich und Großbritannien
bei der Sicherung der Straße von
Hormus mitzuhelfen und irani-
sche Aggression zu bekämpfen“,
teilte eine Sprecherin der US-
Botschaft in Berlin am Dienstag
mit. Und weiter: „Mitglieder der
Bundesregierung haben klar ge-
sagt, dass die Freiheit der See-
fahrt geschützt werden sollte.
Unsere Frage ist, von wem?“
Deutlicher kann man die
Handlungsunfähigkeit europäi-
scher und vor allem deutscher Si-
cherheitspolitik kaum an den
Pranger stellen. Denn tatsächlich
mangelte es in den vergangenen
E
s hätte ein Beispiel ge-
meinsamer europäi-
scher Sicherheitspolitik
werden können. Aber
vielleicht liegt es genau daran,
dass die Marinemission zur Si-
cherung des Schiffsverkehrs im
Persischen Golf zu einem Zank-
apfel wurde. Denn in den vergan-
genen Tagen veränderte sich der
Grundgedanke des Projekts zuse-
hends, was viel mit einem ande-
ren europäischen Problem zu tun
haben dürfte, das Gemeinsamkei-
ten eher erschwert – dem Brexit.
VON DANIEL-DYLAN BÖHMER
UND THORSTEN JUNGHOLT
AAAls Großbritannien am 22. Julils Großbritannien am 22. Juli
eine Initiative zur maritimen Si-
cherheit in der Straße von Hor-
mus ergriff, da geschah dies aus-
drücklich unter europäischen
VVVorzeichen und in Abgrenzung zuorzeichen und in Abgrenzung zu
den USA. „Wir werden nun die
AAAufstellung einer europäisch ge-ufstellung einer europäisch ge-
ffführten Schutzmission anstreben,ührten Schutzmission anstreben,
um die sichere Durchfahrt sowohl
der Besatzungen als auch der La-
dungen in dieser Region zu unter-
stützen“, hatte der damalige briti-
sche Außenminister Jeremy Hunt
erklärt. Die Mission solle nicht
„„„Teil der Politik des Drucks derTeil der Politik des Drucks der
USA auf den Iran“ sein – im Ge-
genteil: „Wir suchen keine Kon-
fffrontation mit dem Iran.“ Füh-rontation mit dem Iran.“ Füh-
rungsnationen sollten Großbri-
tannien, Frankreich und Deutsch-
land sein, also jene drei EU-Staa-
ten, die mit den USA, Russland
und China das Atomabkommen
mit dem Iran ausgehandelt haben.
Und die es, anders als Washing-
ton, auch erhalten wollen.
Doch zwei Tage später musste
die britische Premierministerin
Theresa May ihr Amt an Boris
Johnson abgeben. Statt Hunt ist
nun Dominic Raab Außenminis-
ter, wie sein Chef entschiedener
Brexit-Fan und auch in Sachen
europäischer Marinemission an-
derer Ansicht. Es dürfe keine
„Balgerei EU gegen USA“ geben,
sagte Raab der BBC. „Ich glaube,
damit die Mission machbar wird,
wäre es wichtig, dass sie amerika-
nische Unterstützung erhält“, er-
klärte Raab. Andere Medien be-
richten, in der britischen Regie-
rung erwäge man, die Mission in
die von den USA geplante Opera-
tion „Sentinel“ (Wache) zur Si-
cherung des Golfs einzugliedern.
Zwar sind auch zu dieser ameri-
kanischen Mission kaum Details
bekannt, und es scheint nicht
einmal klar, ob dabei wirklich
weitere Kriegsschiffe im Golf
fahren sollen – oder ob es nur um
eine bessere Überwachung der
Seestraße geht. Doch der neuen
Regierung in London geht es of-
fenkundig auch um ein grund-
sätzliches Signal: die sicherheits-
politische Heimat der Briten ist
nicht mehr in erster Linie Euro-
pa, sondern stärker als je zuvor
die Allianz mit dem globalen
Partner USA.
Gerade aus politischen Grün-
den wäre eine Teilnahme an
„Sentinel“ ein Problem für viele
europäische Nationen, die sich
für Londons ursprüngliche Ini-
tiative offen gezeigt hatten.
gierung machten in ihren Ge-
sprächen sehr deutlich, dass eine
Entsendung von deutschen
Kriegsschiffen – zumal als Teil
der US-Operation „Sentinel“ –
innenpolitisch nicht durchsetz-
bar sei. Nachdem die US-Bot-
schaft den Vorgang jetzt öffent-
lich machte, bestätigte das Aus-
wärtige Amt diese Haltung: „Zu
einer US-geführten Schutzmissi-
on in der Straße von Hormus hat
die Bundesregierung bisher kei-
nen Beitrag in Aussicht gestellt“,
hieß es aus dem Ministerium.
Möglich freilich wäre der, trotz
der materiellen Engpässe der
deutschen Marine. Dazu müssten
allerdings Schiffe aus anderen
Missionen umgeleitet werden. In-
fffrage kämen zum Beispiel die Fre-rage kämen zum Beispiel die Fre-
gatte „Hessen“, die derzeit an ei-
ner Nato-Mission in der Ägäis teil-
nimmt, oder die Korvette „Lud-
wigshafen am Rhein“, derzeit bei
einer UN-Mission vor der Küste
des Libanon im Einsatz. Auch ein
Im Golf wird
Europa
vorgeführt
Eine europäische Sicherheitsmission hatte London gefordert und
zaghafte Zustimmung aus Berlin und Paris erhalten. Nun wollen
die Briten unter US-Führung segeln. Das sorgt für Streit
6 POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MITTWOCH,31.JULI
D
H
RUSSLAND
6 0 Kremlkritiker zu
Haft verurteilt
Nach den Massenfestnahmen
bei den Protesten in Moskau
sind mehr als 60 Demons-
tranten zu Arreststrafen ver-
urteilt worden. Zusätzlich
wurden 160 Teilnehmer mit
Geldstrafen belegt. Der pro-
minente Kremlkritiker Ilja
Jaschin erhielt in zwei Fällen
insgesamt 20 Tage Arrest, ein
Mitstreiter von Alexej Nawalny
wird 30 Tage eingesperrt. Der
Oppositionelle Nawalny war
bereits vor den Protesten zu 30
Tagen Arrest verurteilt wor-
den. Nawalny und sein Team
hatten am Wochenende zu
einem Protest vor dem Mos-
kauer Rathaus aufgerufen, weil
Dutzende Oppositionelle nicht
zu der Regionalwahl im Sep-
tember zugelassen werden.
ITALIEN
1 15 Migranten dürfen
Schiff nicht verlassen
Nach ihrer Rettung im Mittel-
meer harren 115 Migranten
weiter auf einem Schiff der
italienischen Küstenwache aus.
Die „Gregoretti“ liegt im Ha-
fen der sizilianischen Stadt
Augusta. Die italienische Re-
gierung will die Migranten erst
von dem Schiff gehen lassen,
wenn sich andere europäische
Staaten bereit erklären, sie
aufzunehmen.
HONGKONG
Protest im
Berufsverkehr
Prodemokratische Demons-
tranten in Hongkong haben
ihren Protest auf den öffent-
lichen Nahverkehr ausgedehnt.
Am Dienstagmorgen zur
Hauptverkehrszeit blockierten
sie Türen von U-Bahnen, was
zu Diskussionen mit Pendlern
führte. Der Verkehrsbetrieb
MTR meldete Verspätungen
und Ausfälle. Es wurden Mini-
busse eingesetzt, um die ver-
späteten Bahnen zu ersetzen.
KOMPAKT
Ein ausgebüxtes Känguru ist in
einem Park bei Kollm in der
Lausitz eingefangen worden.
Das Tier wurde von Anwoh-
nern gesichtet und der Polizei
gemeldet, sagte ein Polizei-
sprecher in Görlitz am Diens-
tag. Gegen Abend konnte das
Tier dann mit Hilfe von Blas-
rohr, Narkosepfeil und Kescher
eingefangen und in die Wild-
auffangstation des Görlitzer
Tierparks gebracht werden.
Die sächsische Polizei sucht
nun nach dem Besitzer des
Kängurus.
SACK REIS