Die Welt - 22.07.2019

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8 POLITIK *DIE WELT MONTAG,22.JULI


S


ie kannte ihr Publikum, sie
wusste genau, welche Kla-
viatur sie spielen musste.
„Ich bin in Brüssel geboren,
im Herzen der EU, mein Va-
ter diente Europa mit Herzblut“, sagte
Ursula von der Leyen. „Und so war ich
im Geiste Europäerin, noch bevor ich
Deutsche und Niedersächsin wurde“.
Die Botschaft an die Abgeordneten, um
deren Stimmen sie vor der Wahl zur
EU-Kommissionschefin warb: Wer
mich wählt, wählt keine Deutsche, son-
dern eine Politikerin, die Europa in ei-
ner globalisierten Welt glaubhaft und
souverän vertreten kann.

VON STEFAN BEUTELSBACHER,
STEFANIE BOLZEN UND HANNELORE CROLLY
AUS NEW YORK/LONDON/BRÜSSEL

Topmanager deutscher Konzerne
müssen im Ausland gelebt haben, um
eine Chance auf einen Spitzenjob zu
haben. In der Politik ist das bisher an-
ders: Trotz Globalisierung verließen
deutsche Politiker ihre Heimatregion
eher selten – zumal in der Generation
von der Leyens. Die künftige EU-Kom-
missionschefin hingegen verbrachte
fast ein Drittel ihres Lebens im Ausland


  • als Kind, als junge Frau und später als
    Ärztin und Mutter.

  • als Kind, als junge Frau und später als
    Ärztin und Mutter.

  • als Kind, als junge Frau und später als


Jenseits der deutschen Grenzen
kommt die Weltgewandtheit der CDU-
Frau seit jeher gut an. „In Nato-Räten
sprach sie immer frei, während andere
Minister ablasen“, erinnert sich ein
Brüsseler Insider. Englisch und Franzö-
sisch beherrscht sie so gut, dass sie
auch in Fachdiskussionen in den
Fremdsprachen fakten- und vokabelsi-
cher brilliert. Noch wichtiger: „In Ge-
sprächen mit Amtskollegen trat sie im-
mer offen und freundlich auf. Sie hat
die Gabe, sich jedem Gegenüber mit
großer Aufmerksamkeit zuzuwenden.“
Das Gros ihrer Auslandserfahrung
machte von der Leyen in jungen Jah-
ren. Einer, der sie in jener Zeit erlebte,
ist Jan Rostowski. Der langjährige pol-
nische Finanzminister wurde 1951 als
Sohn polnischer Einwanderer in Lon-
don geboren. 1978 zog eine blonde
Studentin in den zweiten Stock seines
Hauses in Philbeach Gardens, gelegen
im klassischen, wenn auch wenig
mondänen Stadtteil Earls Court.
„Bouncy“ sei die kaum 20-Jährige ge-
wesen, erzählt Rostowski im Ge-
spräch mit WELT. Ein Adjektiv, das
sich wohl am besten mit „quietschfi-
del“ übersetzen lässt.
Ursula Albrecht, wie sie damals noch
hieß, studierte an der London School of
Economics Medizin – unter dem Pseu-
donym Rose Ladsen. Der Grund für ihr
Auslandsstudium mit falschem Namen
war die Terrorgefahr durch die RAF.

Rostowski wusste das, er kannte von
der Leyens Onkel. „Weshalb ich es
leichtsinnig fand, dass sie nie die Haus-
tür abschloss, wenn sie nachts nach
Hause kam. Und sie kam oft nachts spät
nach Hause.“ Rostowski befestigte da-
raufhin eine Glocke, die seine Eltern
aus einem Urlaub in Griechenland mit-
gebracht hatten, über der Tür. „Von da
an erinnerte sie das Klingeln der Glocke
ans Zuschließen“, lacht er.
Von der Leyen hatte die Anekdote
bereits 2016 in einem „Zeit“-Interview
bestätigt. Ansonsten aber gab sie bis-
her nie mehr über ihren LSE-Aufent-
halt preis. „Sie hatte hier sehr viel
Spaß, das konnte man ihr ansehen. Sie
hat immer gestrahlt, war sehr lebendig
und kontaktfreudig“, sagt Rostowski.
Dass die Londoner Zeit ihr „eine innere
Freiheit vermittelt“ hat, wie sie selbst
sagt, macht ein Blick auf die Alumni-
Listen der renommierten Universität
klar. Aus aller Welt kommen die Stu-
denten, die oft in ihrer Heimat zu poli-

tischen oder akademischen Dynastien
gehören. Globaler geht es kaum, und
das alles im London der pulsierenden
späten 70er-Jahre.
Fremd war ein internationaler
Freundeskreis von der Leyen selbstre-
dend nicht. Wie beispielsweise der
wahrscheinlich nächste britische Pre-
mierminister Boris Johnson gehört sie
zu den Alumni der renommierten „Eu-
ropean School of Brussels I“. Im vor-
nehmen Botschaften-Viertel Uccle mit
seinen Jugendstil-Villen und prächtigen
Parks bekam sie die Grundlagen für ih-
re innere Haltung zu Europa. Vater Al-
brecht war Kabinettschef des deut-
schen Kommissars in Brüssel, im Alter
nur nur 37 Jahren wurde er Generaldi-
rektor der Wettbewerbskommission.
Die Europäische Schule in Uccle war
erst die zweite ihrer Art in der gesam-
ten Europäischen Gemeinschaft. Dort
lernte „Röschen“, wie sie von den El-
tern genannt wurde, geschliffen auf
Französisch zu parlieren. Den Schul-

wechsel als 13-Jährige nach Hannover in
ein völlig anderes Schulsystem verkraf-
tete sie offenbar. Für ein Einser-Abitur
reichte es jedenfalls.
Als sie viele Jahre später selbst Mut-
ter von drei Kindern war, zog es sie er-
neut in die Welt. Von 1992 bis 1996 lebte
sie mit ihrer Familie in Kalifornien. Der
Aufenthalt dürfte von der Leyen auch in
der Welt der internationalen Politik ge-
holfen haben. Als Verteidigungsminis-
terin absolvierte sie ab 2013 ihre Termi-
ne in Washington in sehr gutem Eng-
lisch, ebenso die anschließenden Live-
Interviews im US-Fernsehen. Das
brachte ihr viel Respekt ein, nicht nur
im Pentagon.
Ihre Zeit in Kalifornien sollte von der
Leyen viele Jahre später aber politisch
Probleme einbringen. Die Politikerin
hatte in ihrem Lebenslauf angegeben,
sie sei Gasthörerin an der Universität
Stanford gewesen – jener Elite-Schmie-
de, an der einst John F. Kennedy und
Google-Gründer Larry Page studierten.
Doch es kamen Zweifel auf, ob sie tat-
sächlich dort war. Die Verteidigungsmi-
nisterin, so hieß es 2015 aus Stanford,
führe die Hochschule missbräuchlich in
ihrer Vita. Von der Leyen sei in keinem
offiziellen Programm gewesen, habe
keinen Schein oder gar Abschluss er-
worben. Letztlich konnte sie ihre Akti-
vität an der Uni nachweisen, wenn auch
nicht als eingeschriebene Studentin.
Stanford ruderte zurück.
Auf von der Leyens Internetseiteder
EU-Kommission ist für das Jahr 1993 der
Eintrag „Auditing Guest“ in Stanford zu
finden. Er steht zwischen den anderen
Auslandsstationen, die von der Leyen
zum bisher seltenen Typ der deutschen
Politikerin mit globalem Curriculum ge-
macht haben. Ob das in den nächsten
fünf Jahren aus ihr eine erfolgreiche
Kommissionschefin macht, wird auf ei-
nem anderen Blatt stehen.
Sicher ist, dass von der Leyens Bio-
grafie kaum denkbar gewesen wäre, oh-
ne den Hintergrund ihrer großbürgerli-
chen Familie. Das hat sich geändert.
Heute steht etwa das EU-Austausch-
programm Erasmus Studenten aus al-
len sozialen Schichten offen. Auch die
Kinder von der Leyens gehen mit dem
Programm ins Ausland. „Ich bin ein
großer Fan von Erasmus“, sagte von der
Leyen vor wenigen Tagen im Interview
mit WELT. „Eines meiner Kinder war in
Poznan, in Polen, eines in Madrid, eines
in London und eines in Paris.“ Erasmus
sein eines der wertvollsten Intstru-
ment, die die EU jemals geschaffen ha-
be. „Es gibt nichts, was in dieser Art zu
Freundschaften und gegenseitigem Ver-
ständnis führt“, sagte von der Leyen.
„Man wird automatisch zum Botschaf-
ter des Landes, in das man als junger
Erwachsener geht.“

Der Campus der US-Eliteuniversität Stanford in Kalifornien

GETTY IMAGES

/DAVID MADISON

Out of NIEDERSACHSEN


Gebäude der Europäischen Schule in Brüssel. Wäre von der Leyen zwei Jahre
länger geblieben, hätte sie auch den kleinen Boris Johnson getroffen

M
ÉLIORATIF/WIKIMEDIA COMMONS/CC BY-SA 4.

Topmanager müssen internationale Erfahrung nachweisen. Deutsche Spitzenpolitiker aber bleiben


oft in ihrer Heimatregion. Ursula von der Leyen ist eine Ausnahme. Eine Spurensuche in drei Ländern


Die Philbeach Gardens London. Hier wohnte Ursula von der Leyen 1978,
als sie unter falschem Namen in London studierte

GOOGLE EARTH; SCREENSHOT: WELT

U


rsula von der Leyens lieferte in
ihrer Bewerbungrede vor dem
EU-Parlament eine bunte Pa-
lette an Versprechen. Selbstbewusst tat
die Christdemokratin dabei so, als kön-
ne sie all ihre Angebote auch tatsäch-
lich umsetzen. Dabei hat die die EU-
Kommision, an deren Spitze die CDU-
Politikerin bald stehen wird, oft gar
nicht in der Hand, was aus ihren Initia-
tiven wird.

VON HANNELORE CROLLY
AUS BRÜSSEL

Die Initiativen von Nochamtsinha-
ber Jean-Claude Juncker wurden im-
mer wieder von den Nationalstaaten
abgeblockt. Wie steht es also mit dem,
was von der Leyen in ihrer Rede und in
ihrem parallel schriftlich vorgelegten
Arbeitsprogramm verspricht? Ein Rea-
litätscheck.

GLEICHSTELLUNG

„Ich werde in meinem Kollegium
die volle Gleichstellung
der Geschlechter sicherstellen.“
Ob ebenso viele Frauen wie Männer
Kommissare werden, ist der erste Lack-
mustest für die Präsidentin. Leicht
wird das nicht, zumal von der Leyen
auch die gerechte geografische Vertei-
lung beachten muss. Die bereits Nomi-
nierten sind überwiegend männlich,
die Hauptstädte werden höchst wider-
willig Namen nachliefern.
Schon Jean-Claude Juncker forderte
zwei bis drei Vorschläge pro Land, um
mehr Frauen verpflichten zu können.
Mehrere Staaten, darunter Deutsch-
land, weigerten sich schlichtweg. Kanz-
lerin Merkel wollte die zweite Amtszeit
für Günther Oettinger und beschied,
sie werde „keine zwei weiteren Namen
hinterhersenden“. Die Frauenquote
der Juncker-Kommission: 32 Prozent.
Mehr ist machbar, aber 50 Prozent wird
eine Herausforderung.

SOZIALE STANDARDS

„Europa braucht eine
Arbeitslosenrückversicherung“
In Deutschland wurde diese Forderung
bisher von der SPD in Gestalt von Bun-
desfinanzminister Olaf Scholz vorge-
bracht. Die Union senkte aus Angst vor
einer Transferunion den Daumen, ähn-
lich wie Finnland oder die Niederlan-
de. Überraschend daher der Vorstoß
von der Leyens. Allerdings spricht sich
auch Jean-Claude Juncker für die
Rückversicherung aus. Die Idee: Ein
Fonds, der in guten Zeiten bestückt
wird, entlastet bei unverschuldeten
Krisen per Darlehen nationale Arbeits-
losensysteme.
Experten rechnen vor, dass um die
Jahrtausendwende auch Deutschland
profitiert hätte. Doch von der Leyen
muss die Skeptiker überzeugen, dass
keine horrenden Transferleistungen
drohen. Auch sind viele Details offen.
Zum Beispiel die Frage, was ein „exter-
ner Schock“ ist: Fällt auch eine welt-
weite Absatzkrise der Autoindustrie
darunter? Oder wäre das ein selbstver-
schuldetes Problem?

BANKENUNION

„Wir brauchen ein europäisches
Einlagensicherungssystem“
Interessanterweise hat Ursula von der
Leyen diesen Satz nicht laut ausgespro-
chen in ihrer Rede, er hätte die eigene
EVP-Fraktion provoziert. Er steht aber
in ihrem Arbeitsprogramm. Die Angst,
dass deutsche Banken und Sparkassen
italienische Pleitebanken retten müss-
ten, ist groß in Deutschland. Bevor die
faulen Kredite nicht aus Bankenbilan-
zen in Italien, Griechenland oder Zy-
pern getilgt sind, will die Bundesregie-
rung nichts wissen von dem System. Da-
ran dürfte sich absehbar nichts ändern.

KLIMASCHUTZ

„Europa soll bis 2050 der erste klima-
neutrale Kontinent der Welt werden.“
Die Vereinbarung zur Klimaneutralität
könnte gelingen. Die EU dürfte dann
nur noch so viel Kohlendioxid aussto-
ßen, wie sie andernorts einspart oder
etwa durch Aufforstung kompensiert.
Beim EU-Gipfel Ende Juni war diese
Selbstverpflichtung noch am Wider-
stand von Osteuropagescheitert. Po-
len, das viele Kohlekraftwerke hat, ver-
langt einen „Kompensationsmechanis-
mus“. Wenn Geld fließt, könnte das
Gesetz aber durchgehen. Allerdings

wäre das kein Verdienst von der Ley-
ens. EU-Diplomaten sagten schon nach
dem Junigipfel, dass eine Übereinkunft
absehbar sei.
Die Kommissionschefin will aber
schon in den ersten 100 Tagen einen
„grünen Deal für Europa“ vorschlagen.
Die CO 2 -Emissionen sollen bis 2030
nicht um 40, sondern um „50 oder gar
55 Prozent“ sinken. Sie will, dass Emis-
sionen einen Preis haben, der hoch ge-
nug ist, um Verhalten zu ändern. Sie
nennt dabei das Fliegen und die Schiff-
fahrt, spart aber interessanterweise die
Landwirtschaft aus. Dabei trägt diese
maßgeblich zur Emission klimaschädli-
cher Gase bei.

AUSSENPOLITIK

„Wir brauchen den Mut zu Mehrheits-
entscheidungen in der Außenpolitik.“
Die langjährige Verteidigungsministe-
rin hat mehr Ambitionen in der Außen-
politik als Jean-Claude Juncker. Europa
soll sichtbarer und einflussreicher auf
der Weltbühne werden. Doch das Ein-
stimmigkeitsprinzip, das von der Ley-
en durch eine qualifizierte Mehrheit er-
setzen will, um die EU schneller hand-
lungsfähig zu machen, ist eben nur mit
Einstimmigkeit abzuschaffen. Ihr Pri-
vileg zur Blockade werden die EU-Staa-
ten nicht aufgeben.

MIGRATION

„Die Belastung muss
neu verteilt werden.“
Wieder einmal soll es einen „Pakt für
Asyl und Migration“ geben, Inhalt: das
Übliche. Also Dublinreform, Außen-

Asyl und Migration“ geben, Inhalt: das
Übliche. Also Dublinreform, Außen-

Asyl und Migration“ geben, Inhalt: das

grenzenstärkung, Schlepperwesenbe-
kämpfung, Beseitigung von Fluchtursa-
chen. Außerdem verspricht von der
Leyen einen „tragfähigeren Rahmen
für Such- und Rettungseinsätze“ im
Mittelmeer. Grundsätzlich müssten
„alle einen Beitrag leisten“.
Bei den Details ist die designierte
Kommissionschefin wolkig, was aber
nicht verwundert. Seit Jahren beißen
sich Experten an dem komplexen The-
ma die Zähne aus. Von der Leyen will
erst einmal zuhören und ein „komple-
xes Bild“ erhalten. Am konkretesten ist
noch die Forderung, die EU-Grenz-
schutzbehörde Frontex schon bis 2024
und nicht erst 2027 auf 10.000 Grenz-
schützeraufzustocken. Jean-Claude
Juncker hatte ursprünglich sogar 2020
gefordert. Doch das war zu teuer, auch
gibt es nicht genügend Nachwuchs. Die
Folge war die Verschiebung auf 2027.
Manche Experten halten sogar das für
illusorisch.

RECHTSSTAATLICHKEIT

„Angriffe auf die Rechtsstaatlichkeit
erschüttern die Union in ihren
Grundfesten.“
Ein Grund, warum von der Leyen über-
haupt Kandidatin wurde, war die Ab-
lehnung von Frans Timmermans durch
die osteuropäischen Staaten. Der Sozi-
aldemokrat musste als erster Vizeprä-
sident der EU-Kommission auf Rechts-
staatlichkeit in der EU achten und er-
öffnete Verfahren gegen Polen und Un-
garn. Von der Leyen will den strikten
Kurs fortsetzen und kündigt einen
„jährlichen Überprüfungsmechanis-
mus“ an. Den hat Timmermans bereits
vorbereitet, seine Einführung ist daher
wahrscheinlich. Doch die Forderung,
im künftigen Haushalt Rechtsstaats-
verstöße mit der Kürzung von Subven-
tionen zu ahnden, hat so gut wie keine
Chancen auf Umsetzung. Denn das
müssten die Mitgliedsstaaten einstim-
mig beschließen.

WAHLRECHT

„Wir müssen das Spitzenkandidaten-
system gemeinsam verbessern.“
Ursula von der Leyen will die Art und
Weise, wie die EU ihre politische Füh-
rung bestimmt und wählt, „auf den
Prüfstand“ stellen. Das ist so unver-
bindlich, wie es klingt. Bis Sommer
2020 soll eine Konferenz zur Zukunft
Europas Vorschläge hervorbringen. Die
Kommissionspräsidentin bietet sich
für die bevorstehende Schlacht zwi-
schen Rat und Parlament als Vermittle-
rin an. Mehr kann sie auch gar nicht
tun, die Kommission hat kaum Kompe-
tenz. Einem veränderten Wahlprozess
müssen die Regierungschefs zustim-
men. Dass sie dazu kaum gewillt sind,
haben sie gerade klargemacht – mit der
Wahl von Ursula von der Leyen als
Kommissionspräsidentin.

Ehrgeizige Ziele –


und eine harte Realität


Von der Leyen hat große Pläne. Manche davon


sind altbekannt und schon einmal gescheitert


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