Die Welt Kompakt - 22.07.2019

(avery) #1

18 REPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,22.JULI


D


ie Zahl „26“ machte
Leon Windscheid
zum Millionär. Im
Dezember 2015 saß
er auf dem Stuhl vor Günther
Jauch, der die letzte, entschei-
dende Frage in der RTL-Show
„Wer wird Millionär“ stellte:
„Aus insgesamt wie vielen
Steinchen besteht der klassi-
sche von Ernö Rubik erfundene
Zauberwürfel?“ A: 22; B: 24; C:
26; D: 28. Über eine halbe Stun-
de überlegte Windscheid, dann
war er sicher: Es muss C sein.
Konfettiregen im Studio.

VON CURD WUNDERLICH

Einen großen Teil des Mil-
lionengewinns steckte Wind-
scheid in ein Eventschiff,
Jauch persönlich taufte die
nach ihm benannte „MS Gün-
ther“. Der Kauf des Schiffs war
fffür den promovierten Psycho-ür den promovierten Psycho-
logen wie eine Rebellion, er-
zählt er am Telefon. Seit Mai
tourt Windscheid, 30, zudem
mit einem Liveprogramm
durch Deutschland. „Altes
Hirn, neue Welt“ heißt es. Für
die heutige Welt sei unser Hirn
nicht gemacht worden, meint
er. Und erklärt dann, wie wir
trotz Google, Smartphone und
selbstfahrenden Autos klar-
kommen können.

WELT:Herr Windscheid, Sie
haben im „Wer wird Millio-
när“-Studio, noch bevor Ihr
Gewinn feststand, erzählt,
dass Sie ein Schiff kaufen und
nach Günther Jauch benen-
nen wollen. Haben Sie das be-
reut, als Sie als Millionär auf-
gestanden sind?
LEON WINDSCHEID:Nein. Vie-
le Leute haben mir damals ge-
sagt, das sei Schwachsinn. Aber
ich wollte nicht zwei Doppel-
haushälften als sichere Anlage.
RTL hätte mir zehn Millionen
über den Kopf schütten können


  • ich hätte dasselbe gemacht
    mit 26 Jahren. Was wäre denn
    die Alternative gewesen?


Tolle Urlaube, schicke Kla-
motten, Sportwagen – so was?
Ich leiste mir schon Dinge, die
sich andere nicht leisten kön-
nen. Aber ich bin nicht der Typ,
der ausrastet. Das Bekloppteste
war der Abend nach dem
„WWM“-Gewinn. Da habe ich
mit meiner Familie bei McDo-
nald’s richtig millionärsmäßig
auf die Kacke gehauen. Sonst
war alles sehr rational. Auch
das Schiff: Das war ja ein In-
vestment. Ich hatte nie Bock
auf ein fettes Auto.

Was fahren Sie denn für ein
Auto?
Wir haben zwei Firmenautos:
Einen Transporter, der ist gar
nicht cool, und einen Elektro-
Smart, der ist cool. Privat fahre
ich einen 900-Euro-Schrott-
BMW von Ebay. Den habe ich
zwar vor Kurzem sanieren las-
sen, das war ein bisschen teu-
rer. Da hänge ich emotional
dran: Ich habe mit der Kiste
Günther Jauch vom Bahnhof

zum Schiff chauffiert, als er es
2016 getauft hat.

Gehen Sie teuren Hobbys nach?
Nein, ich bin oft bei Veranstal-
tungen mit anderen Unterneh-
mern oder Kunden unseres
Schiffs. Da golfen viele oder
spielen Polo. Da habe ich mir
erklären lassen, da darf es fi-
nanziell kein Limit geben: Jede
Viertelstunde werden die Pfer-
de getauscht – ich weiß gar
nicht, wie viel das kostet. Das
ist nicht meine Welt.

In Ihrem neuen Bühnenpro-
gramm erzählen Sie, dass
Ziellosigkeit manchmal zum
Ziel führen könne. Hatten Sie
ein Ziel, als Sie bei „Wer wird
Millionär“ angetreten sind?
Ich hatte mich zumindest ganz
konkret darauf vorbereitet, auf
diesem Stuhl zu sitzen. Ich ha-
be drei Monate lang jeden Tag
zehn Stunden Allgemeinbil-
dung gelernt: Atlanten, Lexika,

Duden, Wikipedia-Listen, Bü-
chercharts – all so was. Jetzt
könnte man mir unterstellen,
es war berechnet, dass ich mit
der Million nach Hause gehe.
Aber das geht gar nicht. Man
weiß ja noch nicht mal, ob man
überhaupt die Auswahlrunde
besteht und auf diesen Stuhl
kommt. Ich war sehr motiviert,
hatte aber kein konkretes Ziel.
Das wäre vermessen gewesen.

Was waren denn vor Ihrem
Millionärsdasein Ihre Ziele?
Ich war immer ein sehr organi-
sierter Mensch. Ich habe zufäl-
lig vor einigen Tagen ein altes
Dokument gefunden, vom 13.
Januar 2014. Mit 25 habe ich das
aufgeschrieben und es „Lebens-
plan“ genannt. Master fertig
machen, Promotion fertig ma-
chen, dass ich noch mal ins Aus-
land will, solche Dinge stehen
da drin. Das war sehr konkret –
und im Endeffekt völliger
Schwachsinn.

Wie viel auf der Liste haben
Sie abhaken können?
Nahezu nichts – nur die überge-
ordneten Punkte, wie dass ich
mein Studium abschließe.

Stand eine „Wer wird Millio-
när“-Teilnahme drin?
Nein. Aber ich stand schon in
der Abizeitung als „erster Mil-
lionär“ meines Jahrgangs – so
hatten meine Mitschüler abge-
stimmt.

Wie hat Sie die Million verän-
dert?
Sie hat mich dazu gebracht,
dass ich mich von vielen Zwän-
gen freimachen konnte, die mir
die Gesellschaft, meine Eltern,
aber auch ich selbst auferlegt
haben. Ich hätte das Schiff auch
ohne den hohen Geldgewinn
kaufen können. Ich brauchte
das Geld, um mich von der Sor-
ge zu befreien, dass ich gerade
von meinem „Lebensplan“ ab-
weiche. Ich sage jungen Leuten

seitdem immer: Stellt euch da-
rauf ein, dass vieles anders
kommt, als es geplant war.

Sie haben aber das viele Geld
gebraucht, um darauf zu kom-
men.
Ja. Ich hatte vor dem Gewinn ei-
nen Arbeitsvertrag unterschrie-
ben. Mit der Stelle in der Strate-
gieberatung für Unternehmen
hätte ich über 100.000 Euro im
Jahr verdient. Das wäre eine si-
chere Anstellung gewesen. Aber
das war nicht, was ich wirklich
wollte. Und als ich den Gewinn
aaauf dem Konto hatte, konnte ichuf dem Konto hatte, konnte ich
diesen Vertrag kündigen und
mich in das Abenteuer der
Selbstständigkeit stürzen. Durch
die Million war ich abgesichert –
ich wusste, wenn ich scheitere,
fffalle ich weich. Das war Luxus.alle ich weich. Das war Luxus.

WWWann realisierten Sie, dass Sieann realisierten Sie, dass Sie
tatsächlich eine Million haben?
Im RTL-Studio und direkt da-
nach noch nicht. Erst als das
Geld überwiesen wurde. Ich saß
in meiner WG, checkte mein
Konto und plötzlich waren
nicht wie erwartet 19,99 für die
Handyrechnung in Rot zu se-
hen – sondern in Schwarz stand
da: Eins Punkt Null Null Null
Punkt Null Null Null Komma
Null Null. Das zu sehen – das
war ein krasser Moment.

Diese Million haben Sie in der
Zwischenzeit nicht unerheb-
lich vermehren können, oder?
Ich habe keine Million auf dem
Konto, auch nichts knapp da-
runter. Aber ich habe Sachen
gekauft, die haben gewisse Wer-
te, wie ein Haus oder das Schiff.
Und weil die Firma gut läuft,
habe ich sicher nicht weniger.

Sie sind nicht nur Schiffseig-
ner, Sie halten auch Vorträge,
sind Buchautor und haben Ih-
re eigene Liveshow. Womit
verdienen Sie am meisten?
Mit dem Schiff. Es ist das einzi-
ge Eventschiff in Münster und
wird entsprechend gut gebucht.
Dieses Jahr ist mit Partys und
Veranstaltungen komplett aus-
gebucht, zum Teil fahren wir
dreimal am Tag. Aber auch Vor-
träge bei Firmen sind lukrativ.

Sie sind jetzt 30. Was wollen
oder müssen Sie – trotz Ihres
Verzichts auf einen „Lebens-
plan“ – noch erreichen, um sa-
gen zu können „Jetzt habe ich
es geschafft“?
Das habe ich mich lange gefragt.
Diese Fragestellung hat mich
unzufrieden gemacht. Ich habe
fffestgestellt: Diesen Punkt gibt esestgestellt: Diesen Punkt gibt es
fffür mich nicht. Ich akzeptiereür mich nicht. Ich akzeptiere
mittlerweile, dass mein Leben
immer eine Reise bleiben wird.
Es gibt da so einen schönen
Satz: Wir leben unsere Tage, wie
wir unser Leben leben. Und ge-
nauso versuche ich das: Mich im
AAAlltäglichen zufrieden zu fühlen,lltäglichen zufrieden zu fühlen,
Spaß daran zu haben. Ich bin da-
mit noch nicht fertig, aber es ge-
lingt mir zunehmend besser: Zu
aaakzeptieren, dass es so ein „es“,kzeptieren, dass es so ein „es“,
mit dem ich endgültig zufrieden
wäre, niemals geben wird.

Schon in der Show verkündete Leon Windscheid, die „MS Günther“ kaufen zu wollen

PICTURE ALLIANCE/ DPA

/ FRISO GENTSCH

1 .000.000Euro auf dem


Konto – mit 26 Jahren


Leon Windscheid beantwortete in Günther Jauchs TV-Show


„Wer wird Millionär?“ die entscheidende Frage richtig.


Was hat der heute 30-Jährige mit dem Geld gemacht?


РЕЛИЗ


sen, das war ein bisschen teu-

РЕЛИЗ


sen, das war ein bisschen teu-
rer. Da hänge ich emotional
РЕЛИЗ


rer. Da hänge ich emotional

ПОДГОТОВИЛА

Smart, der ist cool

ПОДГОТОВИЛА

Smart, der ist cool
ich einen 900-Euro-Schrott-

ПОДГОТОВИЛА

ich einen 900-Euro-Schrott-
BMW von Ebay. Den habe ich

ПОДГОТОВИЛА

BMW von Ebay. Den habe ich
zwar vor Kurzem sanieren las-
ПОДГОТОВИЛА

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sen, das war ein bisschen teu-sen, das war ein bisschen teu-ПОДГОТОВИЛА

ГРУППА

Wir haben zwei Firmenautos:

ГРУППА

Wir haben zwei Firmenautos:
Einen Transporter, der ist gar

ГРУППА

Einen Transporter, der ist gar
nicht cool, und einen Elektro-
ГРУППА

nicht cool, und einen Elektro-
Smart, der ist coolSmart, der ist coolГРУППА

"What's News"

ich einen 900-Euro-Schrott-

"What's News"

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BMW von Ebay. Den habe ich

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zwar vor Kurzem sanieren las-

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sen, das war ein bisschen teu-
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rer. Da hänge ich emotionalrer. Da hänge ich emotional"What's News"
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ich einen 900-Euro-Schrott-

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zwar vor Kurzem sanieren las-

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