Die Welt Kompakt - 22.07.2019

(avery) #1

2 THEMA DES TAGES DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,22.JULI


eine Glocke, die seine Eltern aus
einem Urlaub in Griechenland
mitgebracht hatten, über der
Tür. „Von da an erinnerte sie das
Klingeln der Glocke ans Zu-
schließen“, lacht er.
VVVon der Leyen hatte die Anek-on der Leyen hatte die Anek-
dote bereits 2016 in einem
„Zeit“-Interview bestätigt. An-
sonsten aber gab sie bisher nie
mehr über ihren LSE-Aufenthalt
preis. „Sie hatte hier sehr viel
Spaß, das konnte man ihr anse-

S


ie kannte ihr Publikum,
sie wusste genau, wel-
che Klaviatur sie spie-
len musste. „Ich bin in
Brüssel geboren, im Herzen der
EU, mein Vater diente Europa
mit Herzblut“, sagte Ursula von
der Leyen. „Und so war ich im
Geiste Europäerin, noch bevor
ich Deutsche und Niedersächsin
wurde“. Die Botschaft an die Ab-
geordneten, um deren Stimmen
sie vor der Wahl zur EU-Kom-
missionschefin warb: Wer mich
wählt, wählt keine Deutsche,
sondern eine Politikerin, die Eu-
ropa in einer globalisierten Welt
glaubhaft und souverän vertre-
ten kann.


VON STEFAN BEUTELSBACHER,
STEFANIE BOLZEN
UND HANNELORE CROLLY
AUS NEW YORK/LONDON/BRÜSSEL

Topmanager deutscher Kon-
zerne müssen im Ausland gelebt
haben, um eine Chance auf einen
Spitzenjob zu haben. In der Poli-
tik ist das bisher anders: Trotz
Globalisierung verließen deut-
sche Politiker ihre Heimatregion
eher selten – zumal in der Gene-
ration von der Leyens. Die künf-
tige EU-Kommissionschefin hin-
gegen verbrachte fast ein Drittel
ihres Lebens im Ausland – als
Kind, als junge Frau und später
als Ärztin und Mutter.


Kind, als junge Frau und später
als Ärztin und Mutter.


Kind, als junge Frau und später


Jenseits der deutschen Gren-
zen kommt die Weltgewandtheit
der CDU-Frau seit jeher gut an.
„In Nato-Räten sprach sie immer
frei, während andere Minister ab-
lasen“, erinnert sich ein Brüsse-
ler Insider. Englisch und Franzö-
sisch beherrscht sie so gut, dass
sie auch in Fachdiskussionen in
den Fremdsprachen fakten- und
vokabelsicher brilliert. Noch
wichtiger: „In Gesprächen mit
Amtskollegen trat sie immer of-
fen und freundlich auf. Sie hat
die Gabe, sich jedem Gegenüber
mit großer Aufmerksamkeit zu-
zuwenden.“
Das Gros ihrer Auslandserfah-
rung machte von der Leyen in
jungen Jahren. Einer, der sie in
jener Zeit erlebte, ist Jan Ros-
towski. Der langjährige polnische
Finanzminister wurde 1951 als
Sohn polnischer Einwanderer in
London geboren. 1978 zog eine
blonde Studentin in den zweiten
Stock seines Hauses in Philbeach
Gardens, gelegen im klassischen,
wenn auch wenig mondänen
Stadtteil Earls Court. „Bouncy“
sei die kaum 20-Jährige gewesen,
erzählt Rostowski im Gespräch
mit WELT. Ein Adjektiv, das sich
wohl am besten mit „quietschfi-
del“ übersetzen lässt.
Ursula von der Leyen studierte
damals an der London School of
Economics Medizin – unter dem
Pseudonym Rose Ladsen. Der
Grund für ihr Auslandsstudium
mit falschem Namen war die Ter-
rorgefahr durch die RAF. Ros-
towski wusste das, er kannte von
der Leyens Onkel. „Weshalb ich
es leichtsinnig fand, dass sie nie
die Haustür abschloss, wenn sie
nachts nach Hause kam. Und sie
kam oft nachts spät nach Hause.“
Rostowski befestigte daraufhin


hen. Sie hat immer gestrahlt, war
sehr lebendig und kontaktfreu-
dig“, sagt Rostowski. Dass die
Londoner Zeit ihr „eine innere
Freiheit vermittelt“ hat, wie sie
selbst sagt, macht ein Blick auf
die Alumni-Listen der renom-
mierten Universität klar. Aus al-
ler Welt kommen die Studenten,
die oft in ihrer Heimat zu politi-
schen oder akademischen Dy-
nastien gehören. Globaler geht
es kaum, und das alles im Lon-

don der pulsierenden späten
7 0er-Jahre.
Fremd war ein internationaler
Freundeskreis von der Leyen
selbstredend nicht. Wie beispiels-
weise der wahrscheinlich nächste
britische Premierminister Boris
Johnson gehört sie zu den Alumni
der renommierten „European
School of Brussels I“. Im vorneh-
men Botschaften-Viertel Uccle
mit seinen Jugendstil-Villen und
prächtigen Parks bekam sie die

Grundlagen für ihre innere Hal-
tung zu Europa. Vater Albrecht
war Kabinettschef des deutschen
Kommissars in Brüssel, im Alter
nur nur 37 Jahren wurde er Gene-
raldirektor der Wettbewerbs-
kommission. Die Europäische
Schule in Uccle war erst die zwei-
te ihrer Art in der gesamten Euro-
päischen Gemeinschaft. Dort
lernte „Röschen“, wie sie von den
Eltern genannt wurde, geschlif-
fffen auf Französisch zu parlieren.en auf Französisch zu parlieren.

Out of Niedersachsen


Topmanager müssen internationale Erfahrung nachweisen. Deutsche


Spitzenpolitiker aber bleiben oft in ihrer Heimatregion. Ursula von der Leyen


ist eine Ausnahme. Eine Spurensuche in drei Ländern


Der Campus der US-
Eliteuniversität Stan-
ffford in Kalifornienord in Kalifornien

Gebäude der Europäischen Schule in Brüssel. Wäre von der Leyen zwei
JJJahre länger geblieben, hätte sie auch den kleinen Boris Johnson getroffenahre länger geblieben, hätte sie auch den kleinen Boris Johnson getroffen

MÉLIORATIF/ WIKIMEDIA COMMONS/ CC BY-SA 4.
Die Philbeach Gardens London. Hier wohnte Ursula von der Leyen 1978,
als sie unter falschem Namen in London studierte

GOOGLE EARTH; SCREENSHOT: WELT

РЕЛИЗ

nachts nach Hause kam. Und sie


РЕЛИЗ

nachts nach Hause kam. Und sie
kam oft nachts spät nach Hause.“
РЕЛИЗ


kam oft nachts spät nach Hause.“
Rostowski befestigte daraufhinRostowski befestigte daraufhinРЕЛИЗ


ПОДГОТОВИЛА

rorgefahr durch die RAF. Ros-


ПОДГОТОВИЛА

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towski wusste das, er kannte von


ПОДГОТОВИЛА

towski wusste das, er kannte von
der Leyens Onkel. „Weshalb ich


ПОДГОТОВИЛА

der Leyens Onkel. „Weshalb ich
es leichtsinnig fand, dass sie nie


ПОДГОТОВИЛА

es leichtsinnig fand, dass sie nie
die Haustür abschloss, wenn sie
ПОДГОТОВИЛА


die Haustür abschloss, wenn sie
nachts nach Hause kam. Und sienachts nach Hause kam. Und sieПОДГОТОВИЛА


ГРУППА

Grund für ihr Auslandsstudium


ГРУППА

Grund für ihr Auslandsstudium
mit falschem Namen war die Ter-
ГРУППА


mit falschem Namen war die Ter-
rorgefahr durch die RAF. Ros-rorgefahr durch die RAF. Ros-ГРУППА


"What's News"

towski wusste das, er kannte von


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towski wusste das, er kannte von
der Leyens Onkel. „Weshalb ich


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der Leyens Onkel. „Weshalb ich
es leichtsinnig fand, dass sie nie


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es leichtsinnig fand, dass sie nie
die Haustür abschloss, wenn sie
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die Haustür abschloss, wenn sie
nachts nach Hause kam. Und sienachts nach Hause kam. Und sie"What's News"


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der Leyens Onkel. „Weshalb ich


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es leichtsinnig fand, dass sie nie


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die Haustür abschloss, wenn sie


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die Haustür abschloss, wenn sie
nachts nach Hause kam. Und sie


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nachts nach Hause kam. Und sie
kam oft nachts spät nach Hause.“kam oft nachts spät nach Hause.“VK.COM/WSNWS

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