Die Welt Kompakt - 22.07.2019

(avery) #1

DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,22.JULI2019 WISSEN 25


der Erdumlaufbahn ist es kein
unrealistisches Szenario mehr,
dass am Nachthimmel mehr
üüüber das Firmament ziehendeber das Firmament ziehende
Satelliten als Sterne zu sehen
sind“, mahnt die Organisation.
„Dies könnte unser Bild des
Nachthimmels, der die Mensch-
heit seit Anbeginn begleitet, für
immer verändern.“ Ähnlich äu-
ßerte sich die Präsidentin der
American Astronomical Society
(((AAS), Megan Donahue.AAS), Megan Donahue.
Besorgt ist auch die Interna-
tionale Astronomische Union
(IAU), ein weltweiter Zusam-
menschluss von Astronomen
mit Sitz in Paris. Denn selbst
wenn viele Satelliten mit bloßem
AAAuge nicht sichtbar wären, souge nicht sichtbar wären, so
könnten doch die großen, zum
Teil gerade im Bau befindlichen
Teleskope empfindlich gestört
werden. Das gelte nicht nur für
Licht, sondern auch für Radio-
fffrequenzen. Laut IAU war das imrequenzen. Laut IAU war das im
AAApril veröffentlichte erste Bildpril veröffentlichte erste Bild
eines Schwarzen Loches nur
möglich, weil die störenden
Funkstrahlen von Satelliten
nicht zu stark waren – das könn-
te sich mit Starlink und Co än-
dern. Neben SpaceX plant auch
das Kommunikationsunterneh-
men Oneweb zusammen mit
Airbus sogenannte Satelliten-
konstellationen – also Anord-
nungen von Satelliten für ein ge-
meinsames Ziel. Auch Amazon
tüftelt an einem eigenen Projekt.
Das DLR sieht bei Satelliten
im erdnahen Orbit einen „signi-
fffikanten Wachstumsmarkt“. Inikanten Wachstumsmarkt“. In
Deutschland gebe es zwar keine
Firma, die ähnlich wie SpaceX
ein Internet aus dem All plant.
„Um eine Megakonstellation wie
von SpaceX propagiert zu star-
ten, benötigt man eine große
Summe Eigenkapital und ein gu-
tes Geschäftsmodell“, antwortet
das DLR auf Anfrage.
Mehr Satelliten bedeuten
aber nicht nur mögliche Ein-

E


tttwwa 5000 funktionsfä-
hige und ausgediente
Satelliten fliegen der-
zeit auf verschiedenen
Umlaufbahnen über der Erde –
vom wenigen Zentimeter gro-
ßen Würfel-Satelliten einer
Universität bis zum US-Abhör-
monster „NROL-32“, dessen
Antenne einen Durchmesser
von 100 Metern haben soll. Bald
könnten es mehr werden – sehr
viel mehr. Das wurde spätes-
tens Ende Mai klar, als Elon
Musks Raketenfirma SpaceX
für ihr geplantes weltumspan-
nendes Internet-Netz 60 Satel-
liten in den Orbit schoss.

VON SIMON SACHSEDER

Die Satelliten gehören zum
Projekt Starlink, das in den kom-
menden Jahren aus bis zu 12.000
Satelliten bestehen könnte. Das
erdumspannende Netz soll künf-
tig auch entlegene Erdregionen
mit schnellem Internet versor-
gen. Astronomen befürchten
aaaber, dass die vielen Objekte denber, dass die vielen Objekte den
Nachthimmel verschmutzen –
ihre schiere Zahl könnte Stern-
beobachtungen dann deutlich
erschweren.
Allein die Pläne von SpaceX
würden die Zahl der am Him-
mel schwirrenden Satelliten
vervielfachen – und auch ande-
re Betreiber haben ambitionier-
te Ideen. Staaten, Forschungs-
einrichtungen und Firmen pla-
nen inzwischen Minisatelliten
von Tennisball- bis Kühl-
schrankgröße, die in der Sum-
me „eine hohe Anzahl“ ergeben
können, wie es beim Deutschen
Zentrum für Luft- und Raum-
fahrt (DLR) heißt.
Die Vereinigung der Stern-
fffreunde (VdS) in Heppenheimreunde (VdS) in Heppenheim
hat die Sorge, dass der Nacht-
himmel irreparabel entstellt
werden könnte: „Mit Zehntau-
senden zusätzlichen Objekten in

schränkungen für Sternbeob-
achter, sondern auch mehr
Weltraumschrott. Die Europäi-
sche Weltraumorganisation
(Esa) geht schon jetzt von
934.000 Fremdkörpern aus, die
um die Erde schwirren und grö-
ßer als ein Zentimeter sind. Sa-
telliten in niedrigen Umlauf-
bahnen fliegen teils mit 28.000
Kilometern pro Stunde. „Bei
diesen Geschwindigkeiten kann
der Einschlag eines – selbst klei-
nen – Partikels auf den Satelli-
ten eine unglaubliche Zerstö-
rungswucht entfalten“, sagt der
Leiter des Esa-Büros für Raum-
fahrtrückstände, Holger Krag.
Klein heißt hier tatsächlich
winzig: Bereits staubkorngroße
Objekte können auf der Außen-
hülle eines Satelliten sichtbare
Krater schlagen. Schon ab einem
Millimeter Größe wird es gefähr-
lich. „Besonders empfindliche
Teile könnten dabei bereits ka-
puttgehen“, sagt Krag, der in
Darmstadt arbeitet. Ab einer
Größe von einem Zentimeter
kann man davon ausgehen, dass
der Satellit nach dem Zusam-
menstoß nicht mehr funktio-
niert. „Die Energie, die dabei
fffreigesetzt wird, entspricht un-reigesetzt wird, entspricht un-
gefähr der Wirkung einer explo-
dierenden Handgranate.“ Ist das
Schrottteil mehr als zehn Zenti-
meter groß, wird der getroffene
Satellit zertrümmert – und ver-
schmutzt den Orbit mit weiteren
Teilen. „Wir gehen jetzt schon
von einer Kollision alle fünf Jah-
re aus“, sagt der Esa-Experte.
Dabei meint Krag einen großen
Zusammenstoß, bei dem tausend
oder mehr Trümmerteile freige-
setzt werden. Solche Teile blei-
ben ebenfalls im All und können
wiederum neue Kollisionen aus-
lösen – solche Kaskaden wurden
bereits in den 70er Jahren als
Kessler-Syndrom beschrieben.
Die Internationale Raumstati-
on ISS musste bereits mehrfach

WWWeltraumschrott durch Kurs-eltraumschrott durch Kurs-
manöver ausweichen – und ein-
mal durchschlug ein Splitter ein
Sonnensegel. Die Esa betreibt 20
Satelliten – und hat mit mehre-
ren hundert Kollisionswarnun-
gen pro Tag zu kämpfen. „Wenn
jetzt einer mehrere tausend Sa-
telliten betreibt“, sagt Krag mit
Blick auf Starlink und Co, „dann
ist das aus meinen Augen ein
nicht mehr überschaubarer Auf-
wand.“ Derzeit entscheiden
noch Menschen über jedes Aus-
weichmanöver – künftig müsste
das automatisiert passieren.
Die Esa schätzt, dass – wenn
die Raumfahrt weiter so unbe-
darft betrieben wird wie heute


  • es in hundert Jahren jedes
    Jahr eine große Kollision geben
    könnte. „Wir müssen dafür sor-
    gen, dass dieses Kessler-Syn-
    drom nicht noch weiter ange-
    heizt wird“, mahnt Krag. Dazu
    verfolgt die Esa drei Ansätze:
    Zum einen sollen herumflie-
    gende Objekte genauer verfolgt
    werden. Bereits jetzt werden
    etwa 20.000 Objekte vom Bo-
    den aus beobachtet, samt Be-
    rechnung ihrer voraussichtli-
    chen Flugbahn. Außerdem will
    die Esa Satelliten mit besserer
    Technik ausrüsten, damit sie
    nach ihrer Nutzung möglichst
    schnell in die Atmosphäre ab-
    sinken und verglühen. Heutzu-
    tage sind lediglich 60 Prozent
    der Satelliten 25 Jahre nach ih-
    rem Einsatz verschwunden.
    „Selbst 90 Prozent wären zu
    wenig“, meint der Esa-Experte
    Krag. Drittens erforscht die Esa
    die aktive Entfernung von
    Weltraumschrott: Ein mit ei-
    nem Fangmechanismus ausge-
    statteter Satellit soll ein
    Schrottteil gezielt ansteuern,
    greifen und abbremsen, so dass
    es in die Erdatmosphäre ab-
    sinkt und zumindest teilweise
    verglüht. Schrottobjekte mit
    hitzeresistenten Bauteilen wie


etwa Treibstofftanks könnte
man ebenfalls kontrolliert auf
die Erde stürzen lassen – zum
Beispiel in den Südpazifik.
Die Weltraumagentur sieht
hier Potenzial für einen neuen
Markt. Sollten Staaten ihre Vor-
gaben verschärfen, könnten Sa-
tellitenbetreiber irgendwann ge-
zzzwungen sein, ihre Satelliten, diewungen sein, ihre Satelliten, die
sie nicht selbst aus dem All be-
kommen, mit einem Aufräum-
service zu beseitigen. Neben der
Esa erforschen auch andere
WWWeltraumorganisationen Ver-eltraumorganisationen Ver-
fffahren, um Rückstände aus demahren, um Rückstände aus dem
AAAll zu entfernen. Die japanischell zu entfernen. Die japanische
Jaxa (Japan Aerospace Explorati-
on Agency) begann bereits 2014
mit einem Testlauf im All.
Die Starlink-Satelliten von
SpaceX sind dabei noch ein klei-
neres Problem. Elon Musks Sa-
telliten fliegen auf etwas mehr
als 500 Kilometern Höhe – also
vergleichsweise tief. Hier ist
noch Restatmosphäre vorhan-
den, die ausgediente und kaput-
te Objekte automatisch ab-
bremst, sodass sie irgendwann
in der Atmosphäre verglühen.
Problematisch könnte aber ihre
schiere Zahl von bis zu 12.000
werden. Damit dürfte auch die
Zahl jener Satelliten steigen, die
etwa nach einem Steuerungsaus-
fffall zur Gefahr für andere Objek-all zur Gefahr für andere Objek-
te im Orbit werden könnten.
Pläne anderer Firmen sind
problematischer – denn deren
Satelliten sollen mitunter in hö-
heren Orbits kreisen. Die Satelli-
ten von Oneweb sind für eine
Höhe von rund 1200 Kilometern
geplant – hier ist die Bremswir-
kung durch die Atmosphäre
praktisch inexistent. „Ist da ein
Objekt außer Funktion, platzt da
ein Objekt auf und zerlegt sich in
Trümmer, bleiben die Teile mehr
oder weniger für alle Ewigkeit im
AAAll“, sagt Krag. Satelliten solltenll“, sagt Krag. Satelliten sollten
also in der Lage sein, auch nach
langer Betriebszeit aktiv zu
bremsen und die Umlaufbahn
zuverlässig zu verlassen.
Hier hat die Esa Zweifel, da
Satelliten zu dem Zeitpunkt, wo
sie ein solches komplexes Ent-
sorgungsmanöver starten müs-
sen, bereits sehr alt sind. Außer-
dem habe es die bisherige, meist
staatliche Raumfahrt schon
nicht besonders gut geschafft,
WWWeltraumschrott zu vermeiden.eltraumschrott zu vermeiden.
„„„Warum sollte ein kommerziel-Warum sollte ein kommerziel-
ler Betreiber unter Konkurrenz-
und Kostendruck das besser
schaffen?“, fragt Krag. Skepsis
sei angebracht.
Die Betreiber scheinen die di-
versen Probleme zumindest zu
sehen: Elon Musk schrieb beim
KKKurznachrichtendienst Twitter,urznachrichtendienst Twitter,
er habe seine Mitarbeiter ange-
wiesen, dafür zu sorgen, dass die
Satelliten künftig weniger hell
seien. „Wir werden sicherstellen,
dass Starlink keine Auswirkun-
gen auf Entdeckungen in der As-
tronomie hat. Die Wissenschaft
ist uns sehr wichtig.“ Und auf
der Oneweb-Homepage leuchtet
groß ein Zitat des Unterneh-
mensgründers Greg Wyler: „Auf
meinem Grabstein soll ,Hat die
WWWelt verbunden’ stehen, nichtelt verbunden’ stehen, nicht
,Hat Weltraumschrott erzeugt’.“

WWWo heute bei freier Sicht noch Sterne zu sehen sind, könnten künftig Satelliten alles überstrahlen und Teleskope gestört werdeno heute bei freier Sicht noch Sterne zu sehen sind, könnten künftig Satelliten alles überstrahlen und Teleskope gestört werden

DPA

Sonne, Mond


und keine Sterne


Tausende Satelliten schwirren


am Himmel. In den nächsten Jahren


könnte sich ihre Zahl vervielfachen


РЕЛИЗ


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Zentrum für Luft- und Raum-

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fahrt (DLR) heißt.

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reunde (VdS) in Heppenheim
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VK.COM/WSNWS

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