Die Welt Kompakt - 22.07.2019

(avery) #1

D


as Wort „Spalter“
war in der AfD bis-
her ein Kampfbe-
griff der unerbitt-
lich Rechten. Erst vor zwei Wo-
chen, beim „Kyffhäusertreffen“
des völkischen „Flügels“, sagte
dessen Anführer Björn Höcke,
dass „Spalter unserer Partei am
allermeisten schaden“. Wen der
Thüringer AfD-Landeschef als
„Spalter“ ansieht, war kaum
misszuverstehen: Parteimit-
glieder, die sich gegen ihn stel-
len. Nämlich Leute, die über
AfDler mit rechtsextremen
Neigungen klagen und fordern,
dass sich der „Flügel“ und spe-
ziell Höcke davon klar distan-
zieren.

VON MATTHIAS KAMANN

Aber neuerdings wird in der
Partei das Wort „Spalter“ nicht
mehr nur gegen Höcke-Kritiker
verwendet, sondern umgekehrt
auch gegen ihn selbst. „Du spal-
test uns“, rief der bayerische
AfD-Chef Martin Sichert bei ei-
nem Landesparteitag in Gre-
ding aus der Ferne dem nicht
anwesenden Höcke zu. „Höre
endlich auf, uns zu spalten, und
lebe die Einigkeit, von der du
immer redest“, bekräftigte Si-
chert. Das sagte er, obwohl er
viele „Flügel“-Positionen teilt.
Aber der bayerische Landesver-
band des Bundestagsabgeord-
neten wurde in den letzten Mo-
naten von derart vielen und
derart gravierenden Attacken
aus dem völkischen Lager er-
schüttert, dass am Sonntag bei
einem außerordentlichen Kri-
senparteitag ein Scherbenge-

Gegner sabotiert wird. Gott-
schalk sagte WELT: „Mir geht
es um die partnerschaftliche
Kooperation aller konstrukti-
ven Kräfte in der AfD, aus den
verschiedenen politischen Strö-
mungen, auch aus dem ,Flü-
gel‘.“ Besonders die großen
westdeutschen Landesverbän-
de wie Nordrhein-Westfalen
und Bayern müssten „wieder zu
einem partnerschaftlichen Um-
gang finden“. Hieran müssten
und könnten viele aus dem
rechten Lager beteiligt werden.
Die würden das auch wollen,
dürften es aber unter Höcke
nicht, meint Gottschalk: „Gera-
de die sehr vielen konstrukti-
ven Kräfte innerhalb des ,Flü-
gels‘ leiden darunter, von extre-
men oder politikunfähigen Fi-
guren verdrängt zu werden.“
Eine ähnliche Strategie wie
Gottschalk verfolgt Sichert in
Bayern. Zur Diskussion stand
beim Landesparteitag am Sonn-
tag eine Resolution, die der Lan-
deschef schon im April mit baye-
rischen AfD-Spitzenleuten ver-
fffasst hatte. Demnach sollen alleasst hatte. Demnach sollen alle
„„„Vorstände ausgleichend wir-Vorstände ausgleichend wir-
ken“ und „andere Meinungen in
parteiinternen Diskussionen als
gleichwertig anerkennen“ – „so-
lange sie mit der freiheitlich-de-
mokratischen Grundordnung
vereinbar sind“. Außerdem sol-
len „Vorstände von Gliederun-
gen sich nicht in anderen Glie-
derungen der gleichen Ebene
einmischen“. Sodass es mit ei-
ner Spezialität des „Flügels“,
der Strippenzieherei quer durch
die Kreis- und Landesverbände,
vorbei wäre. Entsprechend for-
derte Sichert am Sonntag Höcke
auf, sich künftig nur um Thürin-
gen zu kümmern.
Dafür erhielt Sichert eine
Menge Beifall, und er konnte
sich, wenn auch nicht eben
deutlich, behaupten: Mit knap-
per Mehrheit beschlossen die
anwesenden AfD-Mitglieder,
zwei Anträge aus dem „Flügel“-
Lager auf eine sofortige Neu-
wahl des Landesvorstands
nicht weiterzuverfolgen. Erst
im Herbst soll der komplette
Vorstand neu gewählt werden.
Bis dahin bleibt Sichert im Amt.
Dies hat, so, wie die Dinge in
der Partei derzeit liegen, als Be-
grenzung der „Flügel“-Macht
zu gelten.
Allerdings ist durchaus denk-
bar, dass der AfD ihr Extremis-
musproblem auch dann erhal-
ten bleibt, wenn die aktuelle
„Flügel“-Führung in die
Schranken gewiesen würde. So
berichtet der NDR, dass die nie-
dersächsische AfD-Landtags-
fraktion – unter der Vorsitzen-
den Dana Guth bislang klar ge-
gen Höcke positioniert – eine
Mitarbeiterin beschäftigt habe,
die sich für die Identitäre Bewe-
gung (IB) betätigt habe. Diese
wurde kürzlich vom Bundesamt
für Verfassungsschutz als ein-
deutig rechtsextremistisch ein-
gestuft, und der AfD-Bundes-
vorstand hat am Freitag aus-
drücklich dazu aufgerufen, IB-
Mitglieder nicht als Mitarbeiter
zu beschäftigen.

Nennst du mich Spalter,


nenn ich dich Spalter


In der AfD spitzt sich der Streit über den völkischen „Flügel“ zu


Völkische im Visier:
AfD-Chef Jörg Meuthen
verlangt vom „Flügel“ die
Abgrenzung von jeglichem
Extremismus

GETTY IMAGES

/ SEAN GALLUP

richt gehalten und nach Wegen
zu einem Neuanfang gesucht
werden musste.
Solche Probleme gibt es nicht
nur in Bayern. Durch fast alle
westdeutschen Landesverbän-
de, so klagte AfD-Bundesvize
Kay Gottschalk in WELT AM
SONNTAG, ziehe sich eine
„Schneise der Verwüstung“.
Tatsächlich gibt es existenzbe-
drohende Krisen auch in Baden-
Württemberg und Nordrhein-
Westfalen, Niedersachsen und
Schleswig-Holstein. Überall, so
Gottschalk, habe dabei „der
‚Flügel‘ eine große Rolle ge-
spielt“ oder es zumindest un-
terlassen, als „Ordnungsmacht“
für eine Distanzierung von Leu-
ten mit extremen Tendenzen zu
sorgen. Teils aktiv also, durch
gezielte Provokationen vonsei-
ten besonders aggressiver Völ-
kischer, teils durch passive To-
lerierung untolerierbarer Kräfte
habe der „Flügel“ für untragba-
re Zustände gesorgt.
Letzteres beklagt auch Par-
teichef Jörg Meuthen, der jetzt
Höcke und Co. zu einem Kurs-
wechsel auffordert: „Ich verlan-
ge vom ‚Flügel‘, sich absolut
trennscharf von jedem Extre-
mismus abzugrenzen“, sagte
Meuthen den Zeitungen der
Funke-Mediengruppe. „Das ist
zwingend.“
Aber über diesen Zwang set-
zen sich maßgebliche Figuren
jener Parteiströmung immer
wieder hinweg und blockieren
damit ein einheitliches Agieren
der Partei. Ein Beispiel ist die
baden-württembergische Land-
tagsabgeordnete Christina
Baum, die Beauftragte („Ob-

frau“) des „Flügels“ im Südwes-
ten. Baum hat sich nicht nur
schützend vor ihren Fraktions-
kollegen Stefan Räpple gestellt,
gegen den ein Parteiausschluss-
verfahren läuft, sondern greift
auch in andere Landesverbände
aus. So wird Baum am 10. Au-
gust bei einer Veranstaltung
des rechtsradikalen „Com-
pact“-Magazins in Berlin auf-
treten. Dort soll es laut Voran-
kündigung darum gehen, dass
„hochrangige Funktionäre der
West-AfD ein Kesseltreiben ge-
gen den Thüringer Landeschef
Björn Höcke begonnen“ hätten.
Zusammen mit Baum tritt
dann die schleswig-holsteini-
sche Landesvorsitzende Doris
von Sayn-Wittgenstein auf, de-
ren Parteiausschluss vom Bun-
desvorstand unter anderem
deshalb beantragt wurde, weil
sie für die Mitgliedschaft in ei-
nem rechtsextremen, von Ho-
locaust-Leugnern mitgegrün-
deten Verein geworben hatte.
Mit dabei ist auch Dennis Au-
gustin, der kürzlich wegen frü-
herer NPD-Verbindungen als
Co-Landeschef in Mecklen-
burg-Vorpommern geschasst
wurde und wegen seiner Ver-
bandelung mit extremen Kräf-
ten selbst „Flügel“-Anhängern
höchst suspekt ist. Mit solchen
Leuten geht „Obfrau“ Baum auf
eine Bühne.
Weil so etwas in der Partei
für extreme Spannungen sorgt,
versuchen sich jetzt die Kritiker
der „Flügel“-Führung als Ga-
ranten jener Einigkeit zu profi-
lieren, welche von Höcke be-
schworen, aber von ihm nach
Ansicht seiner parteiinternen

6 POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,22.JULI


UKRAINE

Selenski-Partei wird
stärkste Kraft

Bei der Parlamentswahl in
der krisengeschüttelten
Ukraine ist die Partei des in
die EU strebenden Präsiden-
ten Wladimir Selenski nach
Prognosen stärkste politische
Kraft geworden. Die prowest-
liche Partei Diener des Volkes
(Sluha Narodu) kam dem-
nach auf knapp 44 Prozent
der Stimmen, wie aus Prog-
nosen hervorging. Die pro-
russische Oppositionsplatt-
form kam demnach auf rund
11,5 Prozent der Stimmen.
Fünf der insgesamt 22 Par-
teien schafften wohl den
Sprung über die Fünf-Pro-
zent-Hürde. Der Wahlbetei-
ligung war mit knapp 50 Pro-
zent geringer als vor fünf
Jahren. Es wird damit ge-
rechnet, dass der Präsident
eine Koalition eingehen
muss, um mit einer Mehrheit
im Parlament die dringend
nötigen Reformen in der von
Korruption und Armut ge-
prägten Ex-Sowjetrepublik
anzugehen.

HONGKONG

Polizei setzt
Gummigeschosse ein

Bei Protesten gegen die Re-
gierung der chinesischen
Sonderverwaltungszone
Hongkong hat die Polizei am
Sonntag Tränengas und
Gummigeschosse gegen die
Demonstranten eingesetzt.
Einsatzkräfte mit Schutz-
masken und Schilden dräng-
ten die Demonstranten zu-
rück. Außerdem feuerte die
Polizei mehrere Salven Trä-
nengas und Gummigeschosse
in Richtung der Demons-
tranten ab. Zudem wurde
bekannt, dass am Abend eine
Gruppe maskierter Männer
Regierungsgegner in einem
Bahnhof attackierte. An den
Protesten gegen die pro-
chinesische Regierungschefin
Carrie Lam beteiligten sich
zehntausende Menschen.

KOMPAKT


Trotz Regens haben rund
8000 Menschen beim tradi-
tionellen Kocherlball im Eng-
lischen Garten in München
durchgehalten. Teilweise
barfuß und mit Regenschir-
men tanzten sie durch Pfüt-
zen in den Sonntagmorgen.
Wie jedes Jahr hatten sich die
Ersten noch bei Dunkelheit
zum Biergarten am Chinesi-
schen Turm aufgemacht. Just
zum ersten Tanz um 6 Uhr
begann es zu regnen; zum
letzten Walzer um 10 Uhr
fielen die letzten Tropfen.

SACK REIS


РЕЛИЗ


zum ersten Tanz um 6 Uhr

РЕЛИЗ


zum ersten Tanz um 6 Uhr
begann es zu regnen; zum
РЕЛИЗ


begann es zu regnen; zum

ПОДГОТОВИЛА

Wie jedes Jahr hatten sich die

ПОДГОТОВИЛА

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Ersten noch bei Dunkelheit

ПОДГОТОВИЛА

Ersten noch bei Dunkelheit
zum Biergarten am Chinesi-

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zum Biergarten am Chinesi-
schen Turm aufgemacht. Just
ПОДГОТОВИЛА

schen Turm aufgemacht. Just
zum ersten Tanz um 6 Uhrzum ersten Tanz um 6 UhrПОДГОТОВИЛА

ГРУППА

barfuß und mit Regenschir-

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men tanzten sie durch Pfüt-

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men tanzten sie durch Pfüt-
zen in den Sonntagmorgen.
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zen in den Sonntagmorgen.
Wie jedes Jahr hatten sich dieWie jedes Jahr hatten sich dieГРУППА

"What's News"

Wie jedes Jahr hatten sich die

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Ersten noch bei Dunkelheit

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Ersten noch bei Dunkelheit
zum Biergarten am Chinesi-

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zum Biergarten am Chinesi-
schen Turm aufgemacht. Just

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schen Turm aufgemacht. Just
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begann es zu regnen; zumbegann es zu regnen; zum"What's News"
VK.COM/WSNWS

Ersten noch bei Dunkelheit

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zum Biergarten am Chinesi-

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begann es zu regnen; zum
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