Berliner Zeitung - 22.07.2019

(Brent) #1

AusdemKahn:WieeinstdasBaumaterialnachBerlinkam–StadtgeschichteSeite


http://www.berliner-zeitung.de

Montag,22. Juli 2019 Nr.167 HA-75. Jahrgang
Auswärts/D*: 1.70€–Berlin/Brandenburg: 1.60 €

17°/24°
Starkbewölkt
Wetter Seite 2

Würdig
glitzern:
J.Lowird
50
Seite 26

Berlinundseine


Superreichen


Kommentar Seite8, BerlinSeite


WahlinderUkraine:


SelenskyjaufSiegeskurs


PolitikSeite


DieHohenzollern


undSchlossCecilienhof


KolumneSeite8, Brandenburg Seite


Forschungim


Osten


benachteiligt


Abgeordnetekritisieren
Exzellenz-Strategie

VonMarkus Decker

O


stdeutscheBundestagsabgeord-
nete der großenKoalition for-
dernKorrekturen an derExze llenz-
Strategie derBundesregierung. „Mit
BlickaufdieVerteilungderS tandorte
stellenwirfest,dasswirnebenderEx-
zellenz-StrategiespezielleFörderpro-
gramme und Wettbe werbsformate
brauchen, die stärker auf denOsten
ausgerichtet sind“, sagte der digital-
politischeSprecher der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion, Tankred Schi-
panski,derBerlinerZeitung(Redakti-
onsnetzwerkDeutsch land).„Dieost-
deutschen Universitäten verfügen
historisch nicht über eine seitJahr-
zehnten gewachsene Verbundfor-
schung, sehr wohl aber über exzel-
lenteForschung.“Esbrauche„einen
eigenenFörderrahmen,umdieuni-
versitäreSpitzenforschungimOsten
zustärken“.
FrankJunge,Sprecher der ost-
deutschen SPD-Bundestagsabge-
ordneten, sagte: „Mit derEntsch ei-
dungderExze llenzkommissionkon-
zentrier tsich die Unterstützung auf
jeweilseineostdeutscheUniinD res-
den und inBerlin sowiewenige alte
Bundesländer.“Damit blieben „in
Ostdeutschland weiterhin große
weißeFlecke n“.Zuoftbekämenim-
mer die gleichenInstitutionen den
Vorzug und erhielten erhebliche
Mittel des Bundes für ihreArbeit.
„AusmeinerSichtwir ddasBildungs-
system damit deutlich ungleicher
undelitärer“,soderSPD-Politiker.
Erfolgreich waren amFreitag die
beiden Münchener Universitäten
und derVerbund der drei großen
Berliner Unis.Den TitelExzellenz-
universität bekommen außerdem
dieUnisin Hamburg,Aachen,Bonn,
Dresden, Heidelberg, Karlsruhe,
KonstanzundTübingen.

(^4194050501603)
11030
BerlinerVerlag GmbH, 11509 Berlin
Redaktion: (030) 63 33 11-
(Mo-Fr10-16 Uhr),Fax-499;
[email protected]
Leser-Service: (030)23 27-77,Fax-76;
http://www.berliner-zeitung.de/leserservice
Anzeigen: (030) 23 27-50,Fax: -66 97;
[email protected]
Postvertriebsstück A
Entgelt bezahlt
Die
Freiheit,
dieerlebt
VonMarkus Lotter
F
lorian WellbrockhatdieZeitdes
Grübelns schon hinter sich.Er
hat Antworten auf die für einen
Menschen aus seinerGeneration
geradezutypischenFragennachall
den Warums gefunden.In seinem
Fall:Warumers ich das alles antut,
diese Schinderei im täglichen
Schwimm-Training. Warumerf ür
seinen Traum vonolympischem
oder weltmeis-
terlichem Gold
die Distanz zu
seinerFamiliein
Kauf nimmt.
Wellbrock hatte
ja schon als
Fünfzehnjähri-
ger das Eltern-
haus inBremen
verlassen, um in
Magdeburgun-
terderAnleitung
vonTrainer BerndBerkhan den
nächsten Entwicklungsschritt zu
nehmen.Jetztister21Jahrealtund
sagt,erfühlesichfrei.
DieseFreiheit,dieerlebt,istwohl
zwingendnotwendig,umdenhohen
Erwartungen,dieanihnherangetra-
genwerden,auchgerechtwerdenzu
können.DerDeutsche Schwimm-
Verband (DSV)braucht dringend
wieder einenVorzeigeschwimmer.
Einen,derimbestenFalldieanderen
mitreißt,einen,derimschlechtesten
Fallmit EdelmetalldieProblemedes
Verbandeseinigermaßenkaschiert.
Da war die am verg angenen
DienstagbeiderWMimsüdkoreani-
schen Gwangju gewonneneGold-
medaille beim Freiwasserschwim-
menüberzehnKilometerschonein
guterAnfang,dawäreeineGoldme-
daillebeidenBecken-Wettbewerben
über 800 Meter (Mittwoch)
und/oder1500Meter(Sonntag)frei-
lich ein erstes großesAusrufe zei-
chen. Einhistorisches noch dazu,
denn noch nie konnte ein Schwim-
mer bei einerWM zugleich imFrei-
wasserundimBeckenGoldholen.
„Genieß dein Leben ständig, du
bistlängertotalslebendig“,istübri-
gens aufWellbrocksBrust zu lesen,
eine Zeile aus demSong„Fühl dich
frei“ desRappers Sido.Wellbrock,
der mit der ebenfalls in Gwangju
startenden Langdistanz-Schwim-
merin SarahKöhlerliiertist,trägtdas
Tattooin GedenkenanseineimDe-
zember 2006 bei einem Schwimm-
Wettkampf verstorbene Schwester
Franziska.Einetwas düsteres Le-
bensmotto ist dies auf den ersten
Blick, ein ziemlich cleveres auf den
zweiten.
Schwimm-WM
FlorianWellbrock,
neue deutsche
Schwimmhoffnung
TatsächlichLiebe
IMAGO IMAGES/SCHÖNING
„Marzahnmonamour“–soh eißtderneueRomanvon
KatjaOskamp.VollerWärmeerzähltsiedarinvonden
Menschen,dieinMarzahnwohnen–unddavon,was
dieSeeleBerlinsausmacht.FeuilletonSeite
Lizenzzum Wegbaggern
Berliner Investo rlässtInselimSchmöckwitzerHafenabtrage n–undzahltwenigerals8000EuroBußgeld
VonGabrielaKeller


D

er Skandal um die abge-
baggerte Insel im
Schmöckwitzer Hafen
bleibt offenbar ohne
ernste Folgen:Unter8000EuroBuß-
geldhatderEigentümerNicoThiele
bislang gezahlt, ist aus dessenUm-
feld zu hören, mitweiteren Konse-
quenzen rechne man auch nicht
mehr.Umwelt-Bezirksstadtrat
BerndGeschanowski(AfD)bestätigt,
dassseineBehörde wegender„uner-
laubtenErwe iterung einerStegan-
lage“einBußgeldverhängthabe,das
„zeitnahauchbeglichenwurde“.

OhneGenehmigung
Allerdings gebe es mehrereVerfah-
ren, vondenen noch einige liefen.
„Es ist ausSicht desUmwelt- und
Naturschutzes eine dreiste Ge-
schichte“, sagtGeschanowski, wirk-
lichschmerzhaftdürfteesfürdenIn-
vestor aber nicht mehrwerden. Die
Senatsumweltverwaltung hatte
Strafanzeige erstattet, dieStaatsan-
waltschaft hat dasVerfahren jedoch
inzwischenwiedereingestellt.
DieBerlinerZeitunghatteimAu-
gustverg angenenJahresaufgedeckt,
dass derHafenbesitzer Thiele die

rund 650 Quadratmeter großeInsel
abtragen ließ, ohne irgendeineGe-
nehmigung zu beantragen.DerIn-
vestor selbst spricht voneiner
„Landzunge“ ohne ökologischen
Wert,dieim Wesentlichenauseinem
gesunkenen Transportschiff und
Schutt bestanden habe.Das ich im
Boden Giftstoffe befunden hätten,
sei es erforderlich gewesen, sie zu
entfernen.
Anwohner dagegen beschreiben
eine Insel mit Schilf, einemBaum
undSträuchern,aufderWasservögel
nisteten.Fotosscheinendies zube-
stätigen. Doch es fehlen genaueEr-
kenntnisse.„AufdereinenSeitewer-
denFaktengeschaffen,aufderande-
renist es imNachhinein schwer zu
beweisen,wasgenauvernichtetwor-
den ist“, kritisiertStefan Förster
(FDP),MitgliedimBerlinerAbgeord-
netenhausausTreptow-Köpenick.
Wenn derartige Verstöße nicht
strengergeahndetwürden,seienda-
her Nachahmer-Effekte zu befürch-
ten, sagt er:„Ichfinde die bisherige
Aufarbeitung absolut ungenügend.
DassesnunumeinBußgeldvonein
paarTausendEurogeht,isteinabso-
luterWitz.“
Auch die Linken-Abgeordnete
KatalinGennburgforder t„empfind-

liche Strafen“ für denEigentümer,
der „hier zu seinenGunsten Platz
schaffen wollte und dem schlicht-
wegdie öffentliche Ordnung egal
ist“. Aufgabe desBezirksamts sei es
nun, mit aller„ordnungspolitischen
Härte“durchzugreifen.
Allerdingssiehtessoaus,alswäre
die Affärefür den Investor weitge-
hendausgestanden.Aucheine Wie-
derherstellungderInsel,wiesieNa-
turschützergeforderthaben,wirdes
nicht geben.Dies hätte denHafen-
besitzer rund350000Eurogekostet.
Angeordnetwerden kann eineWie-
derherstellungabernurinAußenbe-
reichen.
Bemerkenswertist daher,dass
das Hafenbeckenwenige Wochen
nach demEklat um dieInsel dem
Außenbereich zugerechnet wurde.
Aufeine Anfrage des AfD-Abgeord-
netenFrankScholtysekzudenGrün-
den dieserNeubewertung teilte der
Bezirkmit, damit der Ansicht des
Rechtsamts zu folgen: dass nämlich
die Wasserfläche „die sie landseitig
umgebenden (Hafen-)Nutzungen
eherverbindetalstrennt“.
ScholtyseksVorwurf, so denEin-
druck einer „politischen Gefällig-
keit“ entstehen zu lassen, wies das
Bezirksamtzurück.

DieBehörden inTreptow-Köpe-
nick sahen in derCausa Jachthafen
vonAnfang an selbst nicht gut aus:
Trotz frühzeitiger Hinweise ließen
sie denHafenbesitzer wochenlang
unbehelligt agieren. Welche Stelle
wannwarumversagthat,dassollein
Untersuchungsausschuss klären.
VoreinigenWochenhabesichThiele
dortpersönlich gestellt, sagt Paul
Bahlmann, Vorsitzender des Aus-
schusses undVize-Vorsitzender der
SPD-Fraktion.„E rwarsehr reumütig
undhatalleFehlereingeräumt.“

InderKlemme
InzwischenhatBahlmannVerständ-
nisfürdessenMotivation:„Wirkön-
nen anerkennen, dass es einen
Grundgab,die Inselabzubaggern.“
Nichtsdestot rotz müsse derVerstoß
geahndetwerden.DerInsel-Skandal
hat Treptow-Köpenick in die
Klemme gebracht: Aufder einen
SeiteistderöffentlicheDruckhoch,
den Investor zur Rechensc haft zu
ziehen. Aufder anderenSeite hat
derBezirkeinInteresseanderEnt-
wicklung desHafens.„Wirbleiben
bei unserem Standpunkt“, sagt
Bahlmann,„wirwollenanderStelle
eine sportliche und touristische
Nutzung.“ReportSeiten2und

Werden SieAussteller


DoppelmesseReise &Gesundheit


Kontaktunter:
[email protected]
oder(030) 2327 6758


  1. und3.
    November 2019
    10 –17Uhr
    Cafe Moskau
    Karl-Marx-Allee 34
    10178 Berlin


Jetzt
Stand
buchen!

BERLIN MESSEN

Free download pdf