Berliner Zeitung - 22.07.2019

(Brent) #1

Spreewild


24 Berliner Zeitung·Nummer 167·Montag, 22. Juli 2019 ·························································································································································································································································································

Klartext


Der Kreislauf der


Filmgeschichte


VonAlma Dewerny,20Jahre

E


in Löw estarrtmich majestä-
tischvoneinemKinoplakathin-
unter an.DasfotorealistischeTier
hat kaumGemeinsamkeit mit dem
Simba,denichausmeinerKindheit
kenne.Ichfr agemich,warumesein
„Der König derLöwen“-Remake
braucht.NurkommerzielleZwecke?
DiecomputeranimierteNeuauf-
lage schafft es,dieTieretäuschend
echt aussehen zu lassen. Icher-
schreckemich
kurz,als der
Löweplötzlich
anfängt zu spre-
chen.Inhaltlich
unterscheidet
sich dasRemake
aber kaumvom
Original.Timon,
Pumbaa und
Simba laufen
noch immer im
Mondschein
über denBaum-
stamm. Auch die Liedersind noch
die gleichen, nur ne uvertont von
bekann ten Namen derMusikszene
wie Beyo ncé.Nichtden Plot, son-
derndas Medium wollteRegisseur
JonFavreau neu erfinden.Dasist
ihmgelungen.
Dievielen Remakes, die Disney
gerade auf denMarktwirft –auch
„Aladdin“, „Dumbo“, „Die Schöne
unddas Biest“oder„Mulan“wurden
neuverfilmt–habenabereinewei-
tereStärke: SiekönnenKlischeesder
ursprünglichenKinderfilmeaufbre-
chen .Sie könn en Frauen in selbst-
bestimmtenRollezeigenundPolari-
sierungen, beispielsweise über den
Orient ,in„Alad din“aufbrechen.Im
Remake von„Arielle ,die Meerjung-
frau“wirdHalleBailey,eineschwar-
zeSchauspielerin,dieMeerjungfrau
verk örpern. UnsereGesells chaft ist
bunt.Genau das sollten zukünftige
Kinderfilme abbilden. Undwer
nostalgischseinmöchte,kannjasei-
ne alte „Der König der Löwen“-Vi-
deokassette hervorkramen und in
denRekorderschieben.

MELDUNG


Young EuroClassic feiert



  1. Jubiläum


DasYoung EuroClassicistdaswich-
tigsteJugendorchesterfestivalder
Welt.IndiesemJahrfindeteszum
20.MalimK onzerthausstatt.Ein
BlickaufdasProgrammoffenbart
zahlreicheDebütsundUr-bezie-
hungsweisedeutscheErstauffüh-
rungen.Zudemgibtesbesondere
Projekte,etwadas Juniorfestival,das
ineinemFamilientaggipfelt.(jill)

Infos,Programm und Ticketsunter:
http://www.young-euro-classic.de

Beweisfoto Nr.1:H mmm. Früher sah veganes Essennicht so leckeraus! Überhaupt war es deutlich schwerer alsheute, an vegane
Produkte heranzukommen. Undobendrein haben sienicht so dolle geschmeckt. SANDRAKÖPKE

Von Julien Hoffmann, 25 Jahre

C

aterinaGranz strahlt bis
überbeideOhren,dennihr
Sieg über1500 Meter bei
der diesjährigen Sommer-
Universiade ist etwasBesonderes:
Alseinzige deuts cheAthletin holte
die25-jährigePsychologiestudentin
beideninternationalenWettspielen
diebegehrteGoldmedaille.
DieUniversiade kann man sich
inetwa sovorstellenwiedieOlym-
pischenSpielefür Studierende.Seit
1959 findet sie alle zwei Jahreim-
mer in einem anderen Land statt.
In diesem Jahr stellte sich Neapel
als Gastgeberzur Verfügung. Vom


  1. bis 11. Juli kämpftenhierrund
    8000Sportler aus mehr als 150
    LändernumdenerstenPlatzinih-
    rerjeweiligenDisziplin.Dasmacht
    die Universiadezur größten Multi-
    sportveranstaltung derWelt nach
    denOlympischenSommerspielen.
    DieAthleten,die hier teilneh-
    men, sind in derRegel erfolgreiche
    Leistungssportler.Die Konkurrenz
    iststark.DochCaterina Granzblieb
    vonAnfang an cool. „ImVorfeld
    habe ich schon gespürt, dass jeder
    so ein bisschen auf dieGoldme-


daille lauert.Ichhabe mir aber gar
nichtsog roße Gedanken darüber
gemacht“, erzähltsie.Das ka mihr
im Wettkampf zugute: Miteiner
Zeitvon4Minute nund9Sekunden
setzte sich dieBerliner FU-Studen-
tinsouverängegenihreMitläuferin-
nenun dvoral lemgegendieeigent-
liche Favoritin Georgia Griffith aus
Australiendurch.
Weil Caterina in vergangenen
Wettkämpfen immer wiederPro-

bleme hatte,ihreLeistung abzu-
rufen, wenn es darauf ankam, und
ihreaustralischeKonkurr entin mit
einer besserenBestzeit insRennen
ging, hattesie eigentlich nicht mit
demSieggerechnet.
UmsogrößerdieFreude,alsklar
wurde, dasssichdasharteTraining
endlich ausgezahlt hatte.„Das war
bisjetzt auf jedenFall der größte
Erfolg meinerKarrier e. Alseinzige
AthletinimTeamdie Goldmedaille

zu holen, das ist schonetwas Be-
sonderes.“
Wiebei den OlympischenSpie-
lenistdie Universiadefürdiejun-
gen Sportler auch ein Platz des
Austauschs.„Unser deutsches
Team war mit anderenNationen
auf ei nem Kreuzfahrtschiff unter-
gebracht. Daswar natürlich su-
percool.Undesw ar spannend zu
erfahren, wie es bei den anderen
Sportartenabläuft und wie da der
Leistungssportfunktioniert“, er-
zähltCaterina.
Nach der Goldmedaille in Nea-
pel steht für die Studentinschon
fest, wo es als Nächstes hingehen
wird:2020 will Caterina bei den
Olympischen Spielen in Tokioteil-
nehmen. IhrPsychologiestudium
lässt dieBerlinerin dafür jedoch
nichtsausen.„Esistmirsehrwich-
tig,nebendemSportetwasfürden
Kopf zu tun.Deswegen habe ich
mich je tztfür de nMaster inPsy-
chologie beworben.“Auch wenn
der Leistungssportfür Caterina
momentanPriorität hat–die Uni
will sie nicht missen: „Ich möchte
auch akademischweiterkommen,
weshalb ich auf jedenFall weiter-
studierenwerde.“

Überraschender Sieg


FU-Studentin holt die Goldmedaille über1500 Meter beiWeltsportspielen derStudierenden


A

ufden Rahmenlehrplänen
für Berliner Schulenwar
lange nichts zum Thema
Klimaschutzzulesen.Ale-
xander Denzin hat dasgeändert.
2014 führte der Lehrer amFriede-
nauer Rheingau-Gymnasium den
WahlpflichtkursKlimaschutz ein.
Mehrer ePreise hat derKurs seither
gewonnen.Nunzieht Denzin nach
Leipzi gund will auc hdortKlima-
schutzalsSchulthemaetablieren.

Waskann man sich unter demFach
Klimaschutzvorstellen?
Esistfachübergreifend.Geogra-
fie,Chemie ,aber auc hKlimapolitik
spielen eineRolle.Der Unterricht
läuft in Kombinationmit Projekten
ab.Die Schülerverk aufen zumBei-
spielklimafreundlicheArbeitsmate-

rialienundSnacks.Dasgesammelte
Geldwir danschließendgespendet.

WaswollenSieIhren Schülern mit
auf denWeggeben?
IchmöchteFachwissenundMe-
thodenkenntnisse vermitteln .Zu-
gleich soll en dieSchüler dasGefühl
bekommen,etwasbewegenzukön-
nen. Wenn all esagen, „ichalleine
kann ja sowieso nichts tun“, dann
wirdesw irklich nichts.Geht jeder
hingegen kleine Schritte,kann man
zusammenetwaserreichen.

WassagenSiezuden „Fridays for
Future“-Protesten?
Ichfindeestoll,dasssichjetztso
viele engagieren.DieEntscheidung,
das an einemFreitagvormittagzu
machen, ist aber problematisch.

Zumeinen würde man durchDe-
monstrationen amNachmittag viel
mehr Aufmerksamkeitauf sich zie-
hen, weil ma nden Berufsverkehr
störenwürde.Undsowäreauchdas
DilemmamitderSchulpflichtbesei-
tigt.SolltemaneinsokostbaresGut
wie kostenloseBildung opfern?Wa-
rumnichtdie Freizeitopfern?

Brauchen wirein verpflichtendes
Klimaschutzfach?
DerGedank eliegtnahe,aber
ichglaubenicht,dassdasmehrVor-
teile bringt, alswenn man sich mit
dem Thema in ganz vielen bereits
bestehendenFächernauseinander-
setzt.Seit2015hatsichetwasgetan.
In Geografie wirdder Klimawandel
jetzteinstündigeinhalbesJahrun-
terrichtetundauchinnaturwissen-

schaftlichenFächernspielt er eine
zunehmendeRolle.

Waswünschen Siesich für die
Zukunft?
Nebender Kontrolle vonAtom-
waffen und Armutsbekämpfung ist
dasThemaKlimaschutzeingroßes,
welches die Menschheit gemein-
samlösenmuss.Wennwirdasnicht
schaffen,bekommenwirriesigeMi-
grationsströmeundwerdenSchwie-
rigkeitenhaben,denFriedenzube-
wahren.Ichwünsche mirFrieden,
und das ist nur dann zu erreichen,
wenn wir dieseProbleme angehen.
Dasistmein WunschfürmeineKin-
der,füreuchundauchfürmich.

DiesesGesprächführteRia Lüth,
20 Jahre.

„Die Schüler sehen, dass sie etwas bewegen können“


An seiner Schule führte der Lehrer Alexander Denzin denWahlpflichtkurs Klimaschutz ein.Wassich seither getan hat


Früher war


nicht alles


besser


EinJammer,dasswirimHeute
leben müssen.Früher waren
die Büchernochaus Papier,
der Winterwar noch knackig
kalt, das Essen war viel lecke-
rer, dieMusiksowiesobesser–
und das beliebteste soziale
Netzwer khieß„draußen“.So
heißteszumindestinunzähli-
genArtikeln,die10,11,13,15,
26Dingeverheißen,diefrüher
irgendwiecooleroderdefinitiv
viel besserwaren .Ernsthaft?
Dahintersteckt eine gehörige
Portion Verklärung. Spreewild
hält es wieKarl Valentinund
sagt:Frühe rwar alles besser,
sogardie Zukunft! Wirsam-
melnand ieserStelle sieben
WochenlangDinge,die heute
bessersind.(LW)

Hörprobe


Enno Bunger–„Wasberührt, das
bleibt“
„IchhätteindieserPhaseeigent-
lich dringendeinen Psychother a-
peutenaufsuchenmüssen,aberich
wollte mich durch das Schreiben
selbst therapieren“, erzählt Enno
Bunger über dasEntstehen seines
vierten Albums.Tatsächlich kann
manbeimHörenmiterleben,wieer
versucht,ausdentrau rigstenAnläs-
seneinfühlsameSongsentstehenzu
lassen. Sosingterin„Starksein“von
der Krebserkrankung einerFreun-
din:„Jeder Pieks in deinen Armein
Stich in meinHerz.“ Zugleich pro-
biertsichBungeramSprechgesang:
„Das Leben ist keinPonyhof,wer
will schon Pferde stehl’n?! Doch
beimeinemBankraubka nnichauf
dich zählen“,rappt er einwenig
plakativ,aber doch kitschig-schön.
Viola Blomberg, 26Jahre

FazitEin Albumvoll tiefschürfender Gefühle.

Die Universiade ist die zweitgrößte Multisportveranstaltungder Welt. ARNDTFALTER

Almakann an Dis-
neys Remakes nichts
Schlechtes finden.

GUISKARD

Von Laura Patz, 25 Jahre

M


it dem Ende der Schulzeit
kommtbeivielenangehenden
Au-pairs ,Reisenden,Freiwilligen,
Studierenden oder Azubis Ab-
schiedsschmerzauf. Nicht, weil sie
die Schule ver-
missen werden,
sondern weil ein
neuer Lebensab-
schnitt oft auch
die räumliche
Trennungvon
engen Freunden
bedeutet.Gerade
in den letzten
Jahren vordem
Abschluss festi-
gen sich viele
Freundschaften
beiFreistunden,Partysundgemein-
samem Lernen.Daerscheint eine
plötzlicheTrennungoftdramatisch.
Mittlerweile habe ichgenügend
solcherTrennungenhintermir–und
fast genauso vieleWiedersehen –,
um zu wissen, dass sie viel unkom-
pliziertersindalsbefürchtet.Esmag
vielleicht etwasernüchterndklin-
gen,nimmtabervielDruck:Manche
Freundschaften sind sowieso nicht
für die Ewigkeit bestimmt.Auch
nach der Schule entwickeln wir uns
weiter,unsereInteressen werden
spezieller,unsereWertvorstellungen
regulieren sich. Daslässt auch
Freundschaftenauseinanderdriften.
Nichtzwanghaftklammern!
Meistenskristallisiertsichschnell
heraus ,obeineFreundschaftZu-
kunfthat.Wennesdarumgeht,Kon-
takt zu halten, kommt es nicht auf
Quantität an.Telefoniert,wenn ihr
Zeithabt,sprechtüberGefühleund
besondereEreignisse.Schreibteuch,
wenn ihr zufällig aneinander denkt.
Wennihreuchwiederseht,wirdsich
allessoanfühlenwiezuvor.

Die Erfahrung lehrt:Schreckt nicht vor
Trennungen zurück, Freundschaften pflegen
sich fastvonalleine!

Schule aus,


Freundschaft


auch?


Wieman nach dem
Abschlussin Kontaktbleibt

DIE ERFAHRUNG LEHRT


Laura weiß: Es ist
ganz normal, Freun-
de gehen zu lassen.

PRIVAT

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