Berliner Zeitung - 22.07.2019

(Brent) #1
plizit auch fürAutos gelte.„Ja–und
zwar aufnull. ImRahmeneinesIn-
dustriezollabkommens“, sagte Alt-
maier.DieVerhandlungen mit den
USA führtjedoch die EU.
Bisher verlangen die USA für
Autos 2,5ProzentEinfuhrzoll, wäh-
rend die EU umgekehrt10Prozent
kassiert. Für die dortbesonders be-
liebten Pick-upswerden in den USA
jedoch 25Prozent fällig.Tr ump hatte
gedroht, diesenSatz auf alleAutoein-
fuhren zu erheben. Allein den VW-
Konzernkönnte das nach eigenen
Angaben mehrereMilliardenEuro
kosten.

DerBranchenverband VDA be-
grüßte das Angebot. „Sollten die Zöl-
le auf beidenSeiten desAtlantiks auf
null gesetztwerden, sehen wir darin
vorallem Chancen“, sagte VDA-Chef
BernhardMattes der „WamS“.
Tr ump hatte wiederholt die aus
seinerSicht unfaireHandelspolitik
der EU kritisiertund miteiner deutli-
chenErhöhung derAutozölle ge-
droht.DasUS-Handelsministerium
hat dieBegründung bereits geliefert
und festgestellt, dass der aktuelle
Umfang der US-Autoimporte die na-
tionaleSicherheit bedrohen könnte.
Tr ump hat dieFrist für eineEntschei-

dung bis zumNovemberverlängert–
in dieserZeit soll über einHandels-
abkommenverhandeltwerden.
Altmaier hatte MitteJuli nach
einemGespräch mit dem US-Han-
delsbeauftragten RobertLighthizer
inWashington gesagt, er halte eine
Lösung inTe ilbereichen des Han-
delskonflikts bisEnde desJahres für
möglich. „Zudem sind wir bereit, es
amerikanischenExporteuren leich-
ter zu machen, hier erfolgreich zu
sein“, sagte Altmaier:„Siemüssten
ihreErzeugnisseinvielen Fällen
nicht mehr nach europäischem
Rechtzertifizieren.“(mit dpa)

Airlines


stoppen Flüge


nach Kairo


Lufthansa verweist
aufS icherheit

D


ie beiden Fluggesellschaften
British Airways undLufthansa
gebenKunden undExperten Rätsel
auf:Beide stoppten amWochenende
abrupt und ohne nähereBegrün-
dung alleFlügenachKairo.British
Airways checkte amSamstagabend
sogarnochdieerstenGästefürden
Flug vonLondon-Heathrow nach
Kairoein,storniertedannaberden
FlugvordemBoarding.WenigeMi-
nutenspäterstorniertdie Lufthansa
ihreFlügevonFrankfurtund Mün-
chen nachKairo.
BeideUnternehmen gaben eine
Erklärung ab,inder sie dieAbsagen
mit Sicherheitsbedenken begrün-
den.ZudenHintergründen äußerten
sie sich nichtweiter.Lufthansa nahm
denFlugverkehr amSonntag wieder
auf, währendBritish Airways für sie-
benTa ge alleFlüge nachKairoabge-
sagt hat.
DieägyptischeSeitezeigte sich
überrascht. AhmedFawzi,Vorsitzen-
der der Kairoer Flughafengesell-
schaft, erklärte,dass derFlughafen
vorabnicht überBedenken infor-
miertworden sei.Erstvergangene
Woche habe ein britischesInspek-
tionsteam dieSicherheitslage über-
prüft, und dieErgebnisse seien posi-
tiv ausgefallen, berichtet die ägypti-
scheZeitung „Al-Ahram“.
Selbstwenn dieEinstellungEr-
gebnis derInspektion gewesen sein
sollte,erklärtdas nicht, warumBri-
tish Airways dieEntscheidung hek-
tisch zwischen Check-in undBoar-
ding getroffen hat.Noch kurioser ist
dieEntscheidung derLufthansa, die
Flüge am nächstenTa gwieder aufzu-
nehmen.AndereFluggesellschaften
setzten ihrenLuftverkehr nach Ägyp-
ten fort, was zu derFrage führt, ob es
eine spezifischeBedrohung fürBri-
tish-Airways- undLufthansa-Flüge
gab.BritishAirways hat seinePassa-
giereauf die ägyptischeGesellschaft
Egypt Air umgebucht.
InÄgypten ist man sehr besorgt,
dass solcheMeldungen demTouris-
mus schaden können, eine der wich-
tigstenEinnahmequellen des Lan-
des.Mit über 14MillionenTouristen
war 2010 der bisherige Höhepunkt
erreicht worden.MitdenUnruhen
beimSturzvonPräsidentHusniMu-
barak 2011 und mehrerenTe rroran-
schlägen gab es einenEinbruch.Aber
derTourismus erholte sich, 2018ver-
meldete das Land amNildie höchs-
tenZahlen seit 2010.
DerVorsitzende der ägyptischen
Luftfahrtbehörde kritisierte dieEnt-
scheidung beiderFluggesellschaften
als politisch motiviert. „Alle ägypti-
schenFlughäfen sind gut gesichert.
DieSicherheit dortübersteigt die
normalenVorschriften“, sagteSami
al-Hifnawi einemAbleger des saudi-
schen TV-Senders MBC. „Immer
dann, wenn Ägypten sich erholt,
kommt es zu einer künstlich herbei-
geführten Krise.“
Jenseits der sicherenRoutevon
Europa über dasMittelmeer nach
Ägypten kämpfenFluggesellschaften
in derRegion zunehmend mit den
dortigenKonflikten, die zu einerRei-
hevonNo-fly-Zonen geführthaben.

Von Karim El-Gawhary

BritshAirway stoppteFlüge nachdem
Einchecken. FOTO:FULLER/AP

stets mit demGeschäftsmodell des
Anbietersvertraut machen und prü-
fen, womit derjenige seinGeldver-
dient. Sogenannte Affiliate-Links
sollten deutlich kenntlich gemacht
werden.Dassind Links,überdie Zu-
schauer zuProdukten anderer An-
bieter gelangen, wobei der Affiliate
dafür eineProvision bekommt.
AuchFinanzfluss finanziertsich
über Affiliate-Links,außerdem über
Werbung, dievonYouTubevoreini-
genVideos platziertwird.Bald soll
ein kostenpflichtigerOnlinekurs hin-
zukommen.Dochschonjetztkön-
nenKehlundKriegervondenEin-
nahmenlebenundweitereMitarbei-
terbezahlen,diedieVideosschnei-
den oder Animationen erstellen.
WelcheWerbung gespielt wird, da-
rauf haben sie laut eigenerAussage
aber keinenEinfluss.„Istdas solche,
hinter der wir nicht stehen, können
wir dieWerbung aber auch deaktivie-
ren, und das machen wir teilweise
auch.“

Keine individuelleBeratung
Sieselbstverstehen sich alsreineIn-
formationsplattform.Denn was ein
Yo uTube-Video zumeist nicht leisten
kann, ist individuelleBeratung. Für
Anlageberatung oder -vermittlung
braucht es eineGenehmigung der
Bundesanstalt fürFinanzdienstleis-
tungsaufsicht (Bafin)–auchwenn
dasGeschäft nur überYo uTube be-
trieben wird.DieBafin schreitet bei
Verstößen ein und auch,wennYo u-
TuberWerbung für unerlaubt tätige
Finanzdienstleister betreiben.
DieGefahrvon dubiosenAnbie-
ternimNetzist da.Gerade hat das
Te am MarktwächterFinanzen der
VerbraucherzentraleHessen auf sol-
cheUnternehmen aufmerksam ge-
macht, die in der Vergangenheit
unter anderem überFacebook,In-
stagram, aber auchYo uTubeNutzer
kontaktierten und undurchsichtige
Produkte verkaufen wollten. „Die
Unternehmen können über soziale
Medien leichtVertrauen aufbauen.
Wenn dann noch dieFilme gut ge-
macht sind undEmotionalität trans-
portieren, sodass sich derZuschauer
angesprochen fühlt, haben sie häufig
ein leichtesSpiel“, sagtWolf Brandes,
Te amleiterGrauerKapitalmarkt bei
MarktwächterFinanzen.
SeineTipps,umnicht an dubiose
Anbieter zu geraten:Prüfen, ob es ein
deutsches Impressum gibt und je-
manden, an den man sichwenden
kann.Auch sollten beiFinanzproduk-
ten Risiken undRendite immerrealis-
tisch abgebildet sein. „Es gibt keine
Rendite ohne Risiko,wer das behaup-
tet, sagt nicht die Wahrheit“, sagt
Brandes.Ohnehin gelte online wie off-
line dasGleiche.Schließlich könne
auch der Anlageberater in der analo-
genWelt, der für jedesverkauftePro-
dukt eineProvision erhält, nicht als
unabhängig gelten.Auch da sollte ein
Angebot immer mit anderenvergli-
chenwerden.Verteufeln willBrandes
Yo uTube aber keinesfalls: „DiePlatt-
formbietet mittlerweile vieleInforma-
tionen und guteErklärvideos,das ist
sicherlich eineBereicherung.“

Finanztipps auf YouTube


Brauchtesfür die Geldanlagestrategie noch einen Finanzberater? Oder können die auchVideosvermitteln?


D

asVideo „Investieren ler-
nen: 12Tipps für Anfän-
ger!“ hat mehr als 200 000
Klicks „10Tipps,umein-
fachreich zuwerden!“ kommt auf gut
das Doppelte.DieVideos stammen
vonFinanzfluss,einemdererfolg-
reichsten deutschenYo uTube-Kanä-
le zum ThemaGeldanlage.Gesteuert
wirdder KanalvonThomasKehl und
ArnoKrieger.SeitdreiJahrenprodu-
zieren sie wöchentlich einVideo.
KehlhateineAusbildungalsBank-
kaufmann,BWLstudiertunddiever-
gangenenzwei Jahrebei einerInvest-
mentbankgearbeitet,Kriegerarbei-
tetebeimLondonerFintechTrans-
ferwise.Beidehabenkürzlichihre
Jobsgekündigt,umsichFinanzfluss
hauptberuflichzuwidmen.
„,10Tipps,umeinfachreichzu
werden‘istsicherlicheinesunserer
erfolgreichstenVideos,weilesdurch
denTitelbesondersvieleMenschen
zuKlicksanimiert, mehralswennwir
überDerivateundAnleihenreden“,
sagtKehl.„AberauchindiesemVi-
deobetonenwir,dasses unsnichtda-
rumgeht,unseriöseTippszugeben,
wie manbesonders schnell reich
wird,sonderndassmansichüber-
hauptersteinmalmitseinenFinan-
zenbeschäftigenmuss,umdiefür
sichrichtigeGeldanlagezufinden.“
DanebenhabensieeineReihevon
Videosveröffentlicht,in denensieFi-
nanzbegriffeerklären,dieBörseer-
läuternoderKriterienfürdieAus-
wahlvonIndexfonds,sogenannten
ETFs,benennen.
Über 215 000Abonnenten hatFi-
nanzfluss mittlerweile.Andereer-
folgreicheKanäle heißen Aktien im
Kopf, Finanzwesir oderFinanzro-
cker,auchBanken selbst sind mehr
und mehr aufYo uTube aktiv.DasIn-
teresse an derVideoplattformals In-
formationsquelle für dieGeldanlage
spiegelt auch die diesjährigeJugend-
studie derComdirect-Bank wider:
72 Prozent derBefragten zwischen 16
und 25Jahren nutzen am liebsten
Yo utube,wennsie sich online über
Geldanlage informieren. Offlinean-
gebote einbezogen, sind es immer
noch 20Prozent.

DieSache mit derUnabhängigkeit
Doch kann aufYo uTube jederVideos
hochladen, niemand prüft vorher
Seriosität,Wahrheitsgehalt oderUn-
abhängigkeit.WiekanneinNutzer
sich also sicher sein,richtig und gut
informiertzuwerden?
Birgit Happel,Vorständin desPrä-
ventionsnetzwerks Finanzkompe-
tenz, beschäftigt sich seit Längerem
mitFinanztipps über sozialeMedien.
„Finanztipps aufYo uTube können
sehrwertvoll für dieInformationsbe-
schaffung sein.Geradewenn jemand
beim ThemaFinanzen noch am An-
fang steht, könnenErklärvideos eine
gute AlternativezuPräsenzsemina-
rensein“, sagtHappel. „Aber ob off-
line oder online,essollteimmer ge-
prüftwerden,werder Anbieter ist
undwelcheAbsicht hinter dem An-
gebot steht.“SosolltensichNutzer

Von Theresa Dräbing

ILLUSTRATION: SASCHA

JAECK

INFORMATIONSQUELLEN

Die Studie:Die Comdirect-Bank hat im Janu-
ar 1600 Jugendliche und jungeErwac hsene
im Alter zwischen 16 und 25 Jahren zum The-
ma „Geld und Geldanlagen“ befragt. Die
Hauptaussage: Jugendliche suchen ihre In-
formationenvorallem über das Internet und
immer mehr über soziale Medien.

Die Ergebnisse:An erster Stelle steht mit
60 Prozent das Internet, an zweiter Stelle mit
51 Prozent Gespräche mit Freunden. Bei den
Onlinequellen rangiertYoutubemit Abstand
auf Platz eins. Erst,wenn es umkonkrete
Bankproduktegeht, werden der Rat derFami-
lie und derWegind ie Bankfiliale bevorzugt.

Altmaier bietet den USAVerzicht auf Zölle an


Wirtschaftsminister willBewegunginden Handelsstreit bringen–die Autoindustrie begrüßt den Vorstoß


D


ie Europäer sind offenbar bereit,
den USA imHandelsstreit ent-
gegenzukommen.DieEUkönnte die
Einfuhrzölle auf Autos komplett
streichen, sagteBundeswirtschafts-
ministerPeter Altmaier (CDU) der
„Welt am Sonntag“. „Damit wäre
auch derVorwurfausgeräumt, dass
amerikanische Autozölle niedriger
als europäische seien.“ Altmaier hat-
te jüngst in den USA bereits angebo-
ten, dieIndustriezölle auf null zu sen-
ken.Nunhat er betont, dass dies ex-

Von Benedikt von Imhoff
und Stefan Winter

NACHRICHTEN


Klage gegen


Postwerbesendung


Wegen des inPlastikeingeschweiß-
tenWerbemagazins „Einkauf aktu-
ell“ derPost bereitet eine Bürger-
initiativenunKlagenvor.Die Ini-
tiativeLetzteWerbung kritisiert,
dassHaushaltedie wöchentliche
Wurfsendung auchdann bekom-
men,wenn sie demErhalt schrift-
lich widersprochenhaben.Das
Werbeblatt sei für großeMengen
Plastikmüllverantwortlich.
EinPostsprecher sagte dagegen, ein
schriftlicherWiderspruch sei nicht
nötig.EinAufkleberwieetwa„Keine
Werbung“ auf demBriefkastenrei-
che aus.Die „Einkauf aktuell“werde
dann nicht mehr zugestellt.(dpa)


Streiks in Italien


angekündigt


ItalienischeGewerkschaftenrufen
zu landesweitenStreiks amMitt-
woch imTransportsektor und am
Freitag imLuftverkehr auf.Siefor-
dernvonderRegierung inRom
unter anderemMaßnahmen zur
Verbesserung derVerkehrsinfra-
struktur und ein klaresRegelwerk
zurVerhinderung „unlauterenWett-
bewerbs“. AmMittwoch sollen öf-
fentlicherNahverkehr,Eisenbah-
nen, Schiffsverkehr,Häfen,Auto-
bahnen,Ta xiunternehmen und
Autovermieter bestreiktwerden. Am
Freitag soll dann zwischen 10 und
14 UhrkeinFlugzeug fliegen.Die
Flugsicherung seivomStreik ausge-
nommen.(dpa)


Milliardenschaden durch


Dürre und Käfer befürchtet


DiedeutschenWaldbesitzer fürch-
tenwegenBorkenkäfer-Plage und
DürreMilliardenkosten.DerDach-
verband derWaldeigentümer erwar-
tet für 2018 und 2019 insgesamt
70 MillionenFestmeter sogenanntes
Schadholz.Dabei handelt es sich im
Wesentlichen um Käferholz und bei
Stürmen umgeknickte Bäume.Al-
lein derAbtransportkönnte nach
Schätzung der Arbeitsgemeinschaft
DeutscherWaldbesitzerverbände
(AGDW)2,1MilliardenEurokosten.
„Es handelt sich um eineJahrhun-
dertkatastrophe für die Wälder in
Deutschland“, sagtAGDW-Sprech-
erin Larissa Schulz-Trieglaff.Die
Arbeitsgemeinschaft ist derDach-
verband kommunaler und privater
Waldbesitzer inDeutschland.(dpa)


Volvo ruft Autos


in die Werkstatt


DerschwedischeAutobauerVolvo
Cars ruft weltweitrund eine halbe
MillionFahrzeuge in dieWerkstät-
ten zurück.Grund dafür sei eine
Komponente imMotorraum, die
schmelzen könne,sagte einVolvo-
Sprecher amWochenende.Im
schlimmstenFall könne dies dazu
führen, dass derMotor zu brennen
beginne.Berichte überPersonen-
schäden oderUnfälle gebe es bis-
lang aber nicht.InDeutschland sei-
en 54 000Fahrzeuge betroffen.Nach
Angaben des schwedischenFern-
sehsenders SVTgeht es umModelle
mit vierzylindrigenDieselmotoren,
die in denJahren 2014 bis 2019 ge-
baut wurden.(dpa)


Waldbesitzer fürchtengroße Mengen
Schadholz. FOTO:ARIFOTO UG/DPA


Wirtschaft


6 Berliner Zeitung·Nummer 167·Montag, 22. Juli 2019 ·························································································································································································································································································

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