Frankfurter Allgemeine Woche - 19.07.2019

(nextflipdebug5) #1

Bank für bis zu 29,4 Milliarden Dollar eigene Aktien


kaufen. Die gesamte Deutsche Bank wäre für rund


14 Milliarden Euro zu haben. Die will aber keiner,


macht sie doch auf absehbare Zeit keinen Gewinn.


Zugang zu privatem Kapital erleichtert
wird, könnte Chinas Aufstieg zu einem
wichtigen Forschungsstandort beschleu-
nigen, schreibt der Vermögensverwalter
Franklin Templeton in einer Analyse.
Bisher sehe sich das Land von Seiten
Amerikas Schuldzuweisungen wegen
des Diebstahls geistigen Eigentums aus-
gesetzt, die zu Sanktionen geführt
haben, wie zum Beispiel im Fall des
Banns des Netzwerkausrüsters und
Smartphoneherstellers Huawei.
Darüber hinaus könne das neue
Technologiesegement dazu beitragen,
Chinas Aktienmärkte insgesamt zum
Besseren zu reformieren. Diese haben
bisher den Ruf eines Spielkasinos. An
der klassischen chinesischen Börse in
Schanghai geht es mit den Kursen rauf
und runter wie bei einer Achterbahn-
fahrt. Sehr oft ist nicht ersichtlich, was
die Kursstürze und die rasanten Anstie-
ge ausgelöst hat. Die Privatanleger, die
in China die ganz überwiegende Mehr-
heit der notierten Aktien halten, folgen
oft mehr ihrem Bauchgefühl und politi-
schen Kampagnen als nackten wirt-
schaftlichen Daten.
Diese müssen die Unternehmen,
die an den bisherigen Börsen in Fest-
land-China notiert sind, ohnehin nur in
einem begrenzten Umfang offenlegen.
An der STIB hingegen herrsche eine grö-
ßere Pflicht zur Transparenz, lobt Frank-
lin Templeton. Dafür haben die Auf-
sichtsbehörden im Gegenzug weniger
Kontrolle darüber, wer an der Börse no-
tiert werden darf und wer nicht.
Dass die Start-ups Gewinn erzie-
len, ist zum Beispiel im Gegensatz zu den
klassischen Börsen in Schanghai und
Shenzhen nicht erforderlich. Auch die
dort herrschende Bewertungsobergrenze

für den Börsengang entfällt. Das ist gut
für junge Start-ups, die in ihrer Anfangs-
zeit vor allem Kunden gewinnen wollen
und dafür hohe Verluste in Kauf nehmen.
Für die Anleger hingegen klinge
das alles sehr riskant, wenden Kritiker
ein. Von denen gibt es im Fall des STIB
mehr als genug in China. Dass die dort
notierten Unternehmen ihren Börsen-
wert teilweise mit dem 80-Fachen ihres
Gewinns angesetzt haben, während das
Kurs-Gewinn-Verhältnis am Rest der
Schanghaier Börse im Schnitt nur den
Faktor 11 aufweist, hat zu Warnungen
vor dem neuen Aktiensegment geführt.

Nur für erfahrene Anleger
HYC zum Beispiel hat seinen eigenen
Wert mit dem 41-Fachen des Jahresge-
winns angesetzt. Dass HYC in seinem
Börsenprospekt immer wieder davon
spricht, dass seine Geräte auch Halblei-
ter testen, sei irreführend, kritisieren
Analysten. Denn der Umsatz stamme zu
98 Prozent vom Testen von Smartphone-
bildschirmen. Ginge der Kauf von
Smartphones zurück, so wie derzeit,
sehe die Zukunft von HYC nicht mehr
so strahlend aus.
Chinas Regulatoren allerdings set-
zen darauf, dass die Anleger dieses Risiko
schon richtig einzuschätzen wissen. Des-
halb lassen sie nicht jeden die am STIB
notierten Titel handeln. Nur wer über ei-
nen Wert von einer halben Million Yuan
(65 000 Euro) im Depotkonto verfügt,
darf dort kaufen und verkaufen. Zudem
muss er nachweisen, dass er seit mindes-
tens zwei Jahren Aktien handelt, also
über eine gewisse Erfahrung verfügt.
Mehr Eigenverantwortung, das ist
nicht das schlechteste Konzept in einem
Land, in dem die Regierung bisher
selbst massiv gekauft und verkauft hat,
wenn die Kurse für ihren Geschmack zu
schnell gestiegen oder gefallen sind.

Hendrik Ankenbrand,Schanghai


Womöglich. Viele
Deutsche müssen eine
Einkommensteuerer-
klärung abgeben. Und
für das Jahr 2018
bleibt dieser Pflichtgruppe nur
noch Zeit bis Ende Juli. Dazu gehö-
ren alle Selbständigen, Empfänger
von Lohnersatzleistungen, viele
Rentner (wenn der steuerpflichtige
Teil ihrer Rente 9000 Euro über-
steigt), die meisten Pensionäre,
aber auch alle Ehepaare, die nicht
die Steuerklasse vier haben, oder
auch Ledige, die Steuerfreibeträge
in ihre Lohnsteuerkarten haben ein-
tragen lassen. Wen seine Steuerer-
klärungspflicht etwas unvorbereitet
trifft, der kann beim Finanzamt
schriftlich eine Fristverlängerung
beantragen, am besten mit guter Be-
gründung. Ansonsten werden Ver-
spätungen künftig härter bestraft:
mindestens 0,25 Prozent der Steuer
je Monat Verspätung. Wer die Steu-
ererklärung mit Hilfe eines Steuer-
beraters macht, hat noch bis Ende
Februar Zeit. Für wen die Abgabe ei-
ner Steuererklärung freiwillig ist,
der hat für das Jahr 2018 noch Zeit
bis Ende 2022. Er sollte über die Ab-
gabe einer Steuererklärung nach-
denken, denn meistens lohnt das,
und es kann mit Steuererstattungen
gerechnet werden. Denn steuermin-
dernd wirken sich Werbungskosten
aus, die über 1000 Euro hinausge-
hen, zum Beispiel fürs Pendeln,
jede Handwerkerrechnung, Kosten
für Kinderbetreuung, außerge-
wöhnliche Belastungen wie hohe
Krankheitskosten und vieles mehr.
Mittlerweile helfen auch Apps und
Anbieter von Online-Steuererklä-
rungen mit guten Handreichungen,
um einigermaßen nervenschonend
durch die Steuerbürokratie geführt
zu werden.

Daniel Mohrist Redakteur für
Finanzen und freut sich über Ihre
Fragen [email protected]

Muss ich meine


Steuererklärung bis


Ende Juli abgeben?


Foto Mauritius, Illustration Kat Menschik


Frag den Mohr


Das neue Ziel von
Wachstumsunternehmen?
Schanghai im Morgennebel

49


FRANKFURTERALLGEMEINE WOCHE 30/2019

Free download pdf