Neue Zürcher Zeitung - 22.07.2019

(Greg DeLong) #1

16 PANORAMA Montag, 22. Juli 2019


ZAHLENRÄTSEL NR. 167

SPIELREGELN«GEBIETSSUMME»:Die
Ziffern 1 bis 7 sind so ei nzutragen, dass sie
in je der Zeile und jeder Spalte einmal vor-
kommen. Die kleinen Zahlen in den umran-
deten Gebieten geben die Summe im
jeweiligen Gebiet an. I nnerhalb eines Ge-
biets können Ziffern mehrfachvorkommen.

Auflösung:
Zahlenrätsel Nr. 166

British Airways


setzt Flüge


nach Kairo aus


Ägypten kritisiert Unterbrechung
als politisch motiviert

(dpa)·Die ägyptische Luftfahrtbehörde
hat die Entscheidung der Fluggesell-
schaften Lufthansa und British Airways,
ihre Flüge nach Kairo teilweise auszu-
setzen, als politisch motiviert kritisiert.
«Alle ägyptischen Flughäfen sind gut
gesichert. Die Sicherheit dort übersteigt
die normalenVorschriften», sagte der
Vorsitzende des Luftfahrtamts, Sami al-
Hifnawi. Die Unterbrechungen hätten
nichts mit der Luftfahrt zu tun, sondern
hätten politische Hintergründe, sagte er
einem Ableger des saudischenTV-Sen-
ders MBC.
Die Lufthansa hatte ihre Flüge in die
ägyptische Hauptstadtam Samstag ohne
nähereAngaben aus Sicherheitsbeden-
ken gestrichen.Am Sonntagnachmittag
nahm sie diese wieder auf. BritishAir-
ways kündigte an, ihreFlügenach Kairo
für mindestens siebenTage auszusetzen.
Die Sicherheit derPassagiere und der
Crew-Mitglieder habe oberste Priorität.

Warnung vorTerrorgefahr


Die Ankündigungen bedeuten einen
Dämpfer für dieTourismusbranche des
Landes, die sich nach jahrelanger Flaute
imLand langsam wieder erholt. «Immer
dann, wenn Ägypten sich erholt,kommt
es zu einer künstlichherbeigeführten
Krise», sagte al-Hifnawi.
Dasbritische Aussenministerium
weist in seinen Reisewarnungen für
Ägyptenauch auf eineerhöhteTerro-
rismusgefahr im Luftverkehr hin.Das
Auswärtige Amt in Berlin hat für Ägyp-
ten lediglich eineTeilreisewarnung auf
seinerWebsite, die vorReisen in den
Norden derSinaihalbinsel, das ägyp-
tisch-israelische Grenzgebiet (mitAus-
nahme vonTaba) und entlegene Ge-
biete der Sahara warnt.

Swiss prüft Sicherheitslage


Von der FluggesellschaftSwiss hiess es
gegenüber der NachrichtenagenturKey-
stone-SDA in der Nacht auf Sonntag, dass
man die Meldung zur Sicherheitslage in
Kairo derzeit prüfe. Ein für Sonntag-
abend geplanter Flug nach Kairostehe
allerdings weiterhin auf dem Plan. Über
allfällige Änderungen werde dieSwiss die
betroffenenKunden zeitnah informieren,
erklärte dieFirmensprecherin weiter.
In seinenReisehinweisen für Ägyp-
ten schreibt das Eidgenössische De-
partement für auswärtige Angelegen-
heiten (EDA), dass in Ägypten trotz
erhöhten Sicherheitsmassnahmen das
Risiko vonTerroranschlägen jederzeit
im ganzenLand bestehe. Das schliesse
auch dieBadeorte ein. Das EDA erin-
nert daran, dass wiederholt Anschläge
verübt worden seien, bei denen auch
Touristen ums Leben gekommen oder
Neue Erkenntnisse im Fall Orlandi? verletzt worden seien.

Experten entdecken «Tause nde» von Knochen auf dem deutschen Friedhofim Vatikan


(dpa)·Der Vatikan will mit einem
neuen Anlauf dasRätsel um ein vor 36
Jahren verschwundenes Mädchen lösen:
Ein Expertenteam entdeckte am Sams-
tag«Tausende» von Knochen auf dem
deutschenFriedhof imVatikan. An-
hand dieser soll geklärt werden, ob es
die Überreste von Emanuela Orlandi
sind, der verschwundenenTochter eines
Vatikan-Dieners.

Durch die Falltür


Um denVerbleib Orlandisranken sich
seitJahrenVerschwörungstheorien. Die
damals15-Jährige verschwand1983 nach
demBesuch einer Musikschule.Auf der
Suche nach ihr hatte derVatikan Mitte
Juli zwei Gräber auf dem deutschen Pil-
gerfriedhof Campo SantoTeutonico öff-
nen lassen: von Sophie von Hohenlohe
(gestorben1836) und Herzogin Char-
lotteFriederike zu Mecklenburg (gestor-
ben1840). Doch überraschenderweise
waren die beidenGräber leer.
Bei der Suche nach deren Überresten
wurden dann Beinhäuser – alsoRäume
zurAufbewahrung von Gebeinen – auf

demFriedhof entdeckt.Durch eineFall-
tür ging es am Samstag nach unten. Dort
bot sich den Experten erneut eine Über-
raschung:«Wir haben nicht erwartet, so
viele Knochen zu finden. Heute wurden
Tausende sichergestellt, es wird vermu-
tet, vonDutzendenvonPersonen», zitier-
ten italienische Medien GiorgioPortera,
den von derFamilie Orlandi engagierten
Gutachter. Die Knochenkönnten von
Erwachsenen, aber auch jüngeren Men-
schen stammen.Portera sprach von «lan-
gen, kleinen und zersplitterten» Kno-
chen. Diese alle zu überprüfen, würde
einige Zeit in Anspruch nehmen.
«Warten wir die Ergebnisse der
Untersuchung ab, um etwas mehr zu ver-
stehen»,sagte Emanuelas Bruder Pie-
troOrlandi laut der Nachrichtenagen-
turAdnkronos. «Wir suchen weiter nach
derWahrheit»,liesserzudem verlauten.
Die Anwältin derFamilie, Laura Sgrò,
sagte, dass die Untersuchungen in die-
serWoche weitergingen, um eine erste
Datierungvorzunehmen.
GemässVatikansprecher Alessan-
dro Gisotti,könne man nicht genausa-
gen, wann Ergebnisse vorlägen.Für

kommenden Samstag kündigte er eine
«eingehende morphologische Unter-
suchung» an. «Mit dieser Tätigkeit be-
weist sich erneut die Einsatzbereitschaft
des Heiligen Stuhls für dieFamilie
Orlandi», liess Gisotti zudem verlauten.

Mitwisserschaftdes Vatikans?


Auf dem kleinenFriedhof hinter den
Mauern desVatikans befinden sich
eigentlich die Gräber von Geistlichen
undAdeligen; vor allem von solchen aus
dem deutschsprachigenRaum. Er war
insVisier geraten, nachdem die Anwäl-
tin derFamilie Orlandi letzten Sommer
einen anonymen Brief mit dem Hin-
weis erhalten hatte, dass die Überreste
der verschwundenen Emanuela unter
einer Grabplatte auf dem Pilgerfriedhof
verscharrt seien. Beigelegt war einFoto
eines Grabes, auf dem eine Engelstatue
steht. Es ist das Grab der1836 verstor-
benen Prinzessin Sophie von Hohen-
lohe. Emanuelas Bruder Pietro vermu-
tet in demFall desVerschwindens sei-
ner Schwester auch eine Mitwisserschaft
desVatikans.

Monsun fordert


Menschen-


und Tierle ben


Mehr als 200 Personen und


12 seltene Nashörner ertrunken


(dpa)·Die schweren Monsun-Unwetter
im Nordosten Indiens haben mittlerweile
bereits mehr als 200 Menschenleben ge-
fordert. Zudem sind mindestens zwölf
der seltenenPanzernashörner ertrunken,
wie ein Mitarbeiter des Kaziranga-Na-
tionalparks mitteilte. Die jüngsten Un-
wetter haben rund 90 Prozent des 430
Quadratkilometer grossen, zum Unesco-
Welterbe zählendenParks im Gliedstaat
Assam in Mitleidenschaft gezogen.
Vom Panzernashorn (Rhinoceros
unicornis) gibt es noch knapp 30 00
Exemplare, die meisten leben im Kazi-
ranga-Nationalpark, derRest in ande-
ren Nationalparks Nordostindiens und
in Nepal.Laut dem Direktor sind seit
dem 13.Juli schon mindestens141 wilde
Tiere im Kaziranga-Park Opfer der Flu-
ten geworden. Mindestens 60konnten
gerettet werden.VieleTierekonnten
sich auch selbst auf künstliche Hügel
retten, die eigens für Hochwasserlagen
imPark aufgeschüttet wurden.


Europa hat einen neuen Recycling-König


Slowenien überholt die Schweiz und Deutschland, deren Rezyklierquoten seit Jahrenstagnieren


72 Prozent aller Abfälle werden


in Slowenien wiederverwertet.


Das Land hat einenrasanten


Aufstieg hinter sich, kämpft aber


auch mit Altlasten.


NIKOLAI THELITZ (TEXT),
CHRISTIAN KLEEB (GRAFIK)


ObBatterien, Altpapier, Glas,Alu, PET
oderKompost: Beim Sortieren des Ab-
falls sind die Schweizer gründlich.Welt-
meister im Alu-Recycling seien wir, be-
schied uns einst die Genossenschaft für
Alu-Recycling Igora mittels Plakaten, auf
denenman dank spiegelnder Schicht sein
eigenes Antlitz unterdem Schriftzug «So
sehenWeltmeister aus» sehenkonnte.
Die Idee hat sich gehalten: Unlängst
kürten SchweizTourismus,derVerein
PET-Recycling Schweiz oder die On-
line-Portale«Watson» und «20 Minu-
ten» die Schweizer zu denWeltmeistern
in SachenRecycling. Ein Blick in die Sta-
tis tik zeigt aber: UnserLand steht zwar
gut da, die Spitzenplätze belegen jedoch
andereLänder.
Slowenien steht mit 72 Prozentre-
zyklierten oder kompostierten Sied-
lungsabfällen neu auf Platz 1 derRang-
liste und ersetztdort Deutschland.Das


kleineLand in Zentraleuropa, das bis
anhin nicht alsRecycling-Paradies galt,
hat einenrasantenAufstieg hinter sich.
Während in Deutschland und der
Schweiz dieRecyclingquote in den letz-
ten zwanzigJahren stagnierte,holte Slo-
wenien auf.Vor zehnJahren wurde nur
rund einViertel der Abfälle wiederver-
wertet, nun sind es fast dreiViertel.

Modernste Müllverwertung


Natürlich sind solcheAuswertungen mit
Vorsicht zu geniessen: In den Zahlen der
Statistikbehörde Eurostat etwa, die eine
etwas enger gefasste Definition von Sied-
lungsmüll verwendet, landet Slowenien
nur auf Platz2 derRangliste, Deutsch-
land ist dort weiterhin Spitzenreiter.
Doch auch laut Eurostat hat Slowenien
in SachenRecycling vorwärtsgemacht.
Als Vorzeigeprojekt gilt etwa
RCERO Ljubljana, eine der grössten
und modernsten Müllverwertungsanla-
gen Europas. Sie ist seit 2011 in Betrieb
undrezykliert denAbfall eines Drit-
tels der Bevölkerung, 170 000Tonnen
imJahr. Die EU unterstützt das Projekt
mit155 Millionen Euro.
«Alles begann imJahr 20 00 , als Slo-
wenien der EU beitrat», sagte Mitja
Praznik, Leiter der Anlage, vergange-

nesJahr zu Euronews. Zuvor seien viele
Abfälle auf der Müllhalde gelandet,
nach der neuen Gesetzgebung sei dies
aber nicht mehr möglich gewesen.«Wir
mussten anfangen,die Abfälle zurecy-
celn: Zuerst den Müll trennen und dann
der stofflichen und energetischenVer-
wertung zuführen.»
Slowenien ist Deutschland und der
Schweiz auch in einem anderen Punkt
voraus: der Abfallmenge. ProKopf pro-
duzieren die Slowenen nur rund 470
Kilogramm Abfall proJahr, während ein
Deutscher für rund 640 und ein Schwei-
zer gar für mehr als 700 Kilogramm Müll
proJahr verantwortlich ist. Zwischen der
Wirtschaftsleistung einesLandes undder
Abfallmenge, die es produziert, besteht
dabei ein klarer Zusammenhang:
Der Schweiz undDeutschland ist aber
trotz diesen ernüchternden Zahlen zu-
gutezuhalten:Auf der Müllhalde landet
in beidenLändern praktischkein Abfall.
Was nicht wiederverwertet wird, wird
verbrannt.Während dies in Deutschland
teilweise ohne Energiegewinnung ab-
läuft, wirdin der Schweiz mit der gesam-
tenrestlichen Abfallmenge noch Energie
produziert. In Slowenien hingegen lan-
den weiterhin 13 Prozent der Abfälleauf
einer Deponie, die alten Methoden sind
also noch nicht ganz ersetzt.

Zahlreiche Kehrichtverbrennungs-
anlagen in der Schweiz importieren gar
Abfall aus dem grenznahenAusland
und machen aus der damit gewonnenen
Energie ein gutes Geschäft. Doch die
Schweiz exportiert auch viel Abfall. 20 17
waren es rund 365 000 Tonnen Sonder-
abfall, das meiste davon wurde imAus-
land wiederverwertet, rund 31 000 Ton-
nen landeten jedoch auf einer Unter-
tage-Deponie.

Unkontrollierte Entsorgung


Neben Sondermüll landen aber auch
Plastikabfälle aus der Schweiz imAus-
land.Dank fehlender Deklarations-
pflicht wird Plastikmüll über Deutsch-
land nach Asien verschifft, wo die Ab-
fälle unkontrolliertentsorgt werden.
Nachdem China den Import solcher Ab-
fälle gestoppt hat, wächst gegen diese
Praxis derWiderstand in Südostasien,
wo der Müll nun landet. MehrereLän-
der in derRegion wollen den Müll wie-
der zurückschicken und haben ihre Ge-
setze verschärft. Deutschland will nun
ebenfalls handeln und den Export von
unsortiertem Plastikmüll stoppen. Bis in
dieser Hinsicht aber etwas passiert, wird
weiterhin Schweizer Abfall auf ausländi-
schen Müllhalden landen.

NZZ Visuals/nth., cke.

Recycling und Kompost
Verbrennung ohne Energiegewinnung Müllhalde

Verbrennung mit Energiegewinnung Anderes

QUELLE: OECD

Slowenien ist in SachenRecycling SpitzeJereicherdas Land, desto mehrAbfall produziert es


Methoden der Abfallverarbeitung, in Prozent der Gesamtmenge Abfallmenge und BIP pro Kopf (kaufkraftbereinigt) im Jahr 2017


020406080100

Türkei

Griechenland

Israel

Estland

Portugal

Slowakei

Spanien

Polen

Tschechien

Ungarn

OECD-Schnitt

Norwegen

Finnland

Frankreich

Grossbritannien


Dänemark

Schweden

Luxemburg

Litauen

Italien

Schweiz

Niederlande

Belgien

Österreich

Deutschland

Slowenien

Türkei

Lettland

Griechenland

Ungarn

Polen

Slowakei

Portugal

Litauen

Estland

Tschechien

Israel

Spanien

Neuseeland

Italien

Frankreich

OECD-Durchschnitt

Grossbritannien

Finnland

Belgien

Schweden

Deutschland

Österreich

Dänemark

Niederlande

Norwegen
Schweiz

Luxemburg

300

400

500

600

700

800

40000 60000 80000 100000
BIP pro Kopf, in $

Abfallvolumen pro Kopf, in Kilogramm/Jahr

Slowenien

Trendlinie

Die Trendlinie stellt statistische Erwartungswerte für das Abfallvolumen, basierend auf demWohlstandsniveau, dar.
Der Korrelationskoeffizient (Spearman) beträgt 0,69.
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