Die Welt am Sonntag - 28.07.2019

(Barry) #1
walls“, der sich als nutzlos erwiesen
hatte, dazu kilometerlange Panzer- und
„Kradmelder“-Pisten aus Beton. Des-
sen Konsistenz war so nachhaltig, dass
man Jahrzehnte später beschloss, da-
raus Radwege für klimabewusste, na-
turliebende deutsche Touristen zu ma-
chen. Die Bunkeranlagen in den Dünen
sind bis heute Wellen, Wind und Wet-
ter ausgesetzt und dienen als willkom-
mene Freiflächen für Graffiti-Liebha-
ber aus aller Welt.
Nur einmal in jenen Jahren, auf einer
steilen Bergstraße in den Pyrenäen, er-
lebten wir eine unangenehme Erinne-
rung an die Nazizeit. Am Straßenrand
hob ein älterer Mann den rechten Arm
zum Hitlergruß, als unser VW-Käfer,
historischer Abkömmling des Nazi-Kü-

belwagens, mit der festgezurrten oliv-
grünen Plane auf dem Dachgepäckträ-
ger die Steigung hinaufschnaufte.
Ansonsten blamierten sich Deutsche
in kurzen Hosen. „Ich krieg’ zwei
Rumpsteak, aber gut abgehangen“ – der
mit großer Selbstverständlichkeit auf
Deutsch formulierte Wunsch in der
boucherielöste bei uns peinliche Betre-
tenheit aus.
Unsere Eltern konnten ein wenig
Französisch und bemühten sich, die
Sprache des Landes zu benutzen. Of-
fffenbar keine Selbstverständlichkeit,enbar keine Selbstverständlichkeit,
wie ich in den folgenden 50 Jahren fest-
stellen konnte, in denen ich noch sehr
oft an diesen Ort zurückkehrte. Er wur-
de bald zum Synonym für das Glück
und die Freiheit der Ferne, ein Sehn-

suchtsort, ein romantisches Nirwana,
in dem wir eines auf keinen Fall sein
wollten: Deutsche. Wir wollten lieber
Franzosen sein. Deshalb sprachen wir
auch nur von der „BRD“. Die drei
schütteren Buchstaben kritzelten wir
auch auf das Adressfeld der Ansichts-
karten, die wir nach Hause schickten –
nicht etwa Allemagne.
Schon nach wenigen Jahren entwi-
ckelte sich ein Trend zur alternativen
Sesshaftigkeit, meist in Form von
Landkommunen oder mehrmonatigen
AAAufenthalten im mediterranen Süden,ufenthalten im mediterranen Süden,
wo das Leben leichter und beschwing-
ter erschien, und ja, beseelter. Bald gab
es in Frankfurt, Berlin und Freiburg al-
ternative Weinhandlungen, die ihre ed-
len Tropfen direkt vom französischen

Exotische Glücksgefühle:
Hatte der VW Käfer erst einmal
die französische Grenze passiert
(((Mitte), konnte der SommerMitte), konnte der Sommer
beginnen: Der Autor am Strand
von Biarritz (oben), mit Vater
und Bruder am Pont du Gard
(unten)

Adieu, douce France


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28.07.19 28. JULI 2019WSBE-HP


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16 LEBEN


Schöner, beschwingter,


beseelter – Frankreich ist


für Reinhard Mohr


Sehnsuchtsort und seit


seiner Kindheit Ziel vieler


Reisen. Doch der Traum


vom leichten Leben ist aus
Winzer bezogen. Besonders beliebt war
damals das Larzac südlich der Ceven-
nen, wo vor 800 Jahren die Tempelrit-
ter hausten und in karger Idylle nun ein
Kampf zwischen Schäfern des Hochpla-
teaus und der französischen Armee um
einen Truppenübungsplatz tobte.
In diese Ära fiel auch die Entdeckung
des bis dahin so gut wie unbekannten
Phänomens Rohmilchkäse, der den Ver-
zehr von eingeschweißten „Scheiblet-
ten“ nach und nach zurückdrängte.
Plötzlich aßen wir Pâté de Canardstatt
Leberwurst, Cornichonsstatt Gurken
und trankenCôte du Rhônestatt Amsel-
fffelder; ein vorbeiknatternder alter Lie-elder; ein vorbeiknatternder alter Lie-
ffferwagen von Citroën mit den legendä-erwagen von Citroën mit den legendä-
ren Rillen in der Karosserie löste bei
uns ähnliche Empfindungen aus wie die
in Tee getunkte Madeleine bei Proust.
Selbst die klassischen Sommerurlau-
be zogen sich über viele Wochen hin
und befeuerten die Simulation eines an-
deren Lebens unter der Sonne der Frei-
heit. All die kleinen Fluchten galten
nicht nur der Schönheit der Landschaft,
dem ganz anderen Licht und dem Duft
von Lavendel und Rosmarin, den unver-
sehrten mittelalterlichen Stadtkernen
und der Kultur der Straßencafés, son-
dern auch der Sehnsucht nach anderen
politischen Verhältnissen.
WWWährend in Deutschland ein eisernerährend in Deutschland ein eiserner
Kanzler namens Helmut Schmidt
herrschte, formierte sich in Frankreich
gerade eine Volksfront aus Sozialisten
und Kommunisten unter Führung des
charismatischen Präsidentschaftskan-
didaten François Mitterrand. Er verkör-
perte eine stilvolle Grandeur, die pathe-
tisch und lässig zugleich wirkte, links,
fffortschrittlich und doch vom Atem his-ortschrittlich und doch vom Atem his-
torischer Gravität durchdrungen.
All das ist lange her. Heute, Jahr-
zehnte später, überlegen viele franko-
phile Deutsche, ob sie immer noch dem
Nachbarland den Vorzug geben. Ob-
wohl es La douce France, das süße
Frankreich, noch immer gibt, wie die
Bilder von der Tour de France wieder
eindrucksvoll gezeigt haben, hat die Su-
che nach der verlorenen Zeit längst
schon ihre bitteren Enttäuschungenchon ihre bitteren Enttäuschungen
hervorgebracht: Wie Gott in Frank-
reich reist man auch zwischen Paris
und Nizza nicht mehr. Der Traum vom
ewig leichten Leben ist aus.
So herrlich die Landschaften, so ver-
waist die Ortskerne der Städte. Selbst
in der Provence wirken manche pitto-
resken Dörfer abseits der Touristen-
zentren wie Freilicht-Museen ihrer ei-
genen Vergangenheit: Symptome einer
gesellschaftlichen Stagnation.
Nach dem wirtschaftlichen Auf-
schwung der 60er- und 70er-Jahre ver-
fffiel Frankreich in eine lang anhaltendeiel Frankreich in eine lang anhaltende
Krise mit großer Arbeitslosigkeit und
hoher Staatsverschuldung. Stärker als
in Deutschland macht sich der Verlust
kultureller und politischer Identität be-

merkbar, und das fällt sogar dem flüch-
tigen Blick des Touristen auf.
Plötzlich wirken die abblätternden
Ockerfarben der Fassaden wie Zeichen
des urbanen Verfalls und nicht mehr
wie ein zauberhaftes Gesamtkunstwerk
aus glorreicher Zeit. In Mende, einem
alten Bischofsstädtchen im waldrei-
chen Departement Lozère, gibt es ein
wwwunderbares Hotel, das einst eine Post-underbares Hotel, das einst eine Post-
station gewesen war. Doch im Zentrum
der kleinen Altstadt stehen windschie-
fffe, vom Schimmel befallene Häusere, vom Schimmel befallene Häuser, die
schon lange auf Abriss oder Komplett-
sanierung warten. Die vibrierende Fülle
der Cafés, Bars und Bistrots ist Ge-
schichte, viele kleine Läden kämpfen
um ihr Überleben – und das in einer be-
liebten Tourismusregion unweit der be-
rühmten Schluchten des Tarn.
In Saint-Julien-en-Born, ein paar Ki-
lometer von Contis Plage entfernt, er-
zählt eine deutsche Kellnerin, die mit
dem französischen Chefkoch des Ho-
telrestaurants verheiratet ist, dass sich
in der ganzen Region zwischen Oktober
und Juni kaum noch etwas tue. Ab Ende
September sind auch in den Badeorten
die Strandbuden, Läden und Cafés
dicht. Jenseits der Saison lebt man –
mit Ausnahme der Landwirtschaft und
einiger Dienstleistungen – von Erspar-
tem oder Transferleistungen des Staa-
tes. „Die Leute kommen gerade so zu-
recht“, sagt die Frau und wundert sich
über die Genügsamkeit, die von neuen
Ideen oder gar Start-up-Innovationen
lieber nichts wissen will.
Im Château d’Aspres an der Route
Napoléon, einem kleinen, traumhaften
Schloss, in dem schon der kleine große
Kaiser genächtigt hat, ist vor ein paar
Jahren der Hotelbetrieb eingestellt wor-
den. Ein Jammer, denn nach den über-
backenen Weinbergschnecken von Ma-
dame, dem Confit de Canard mit Gratin
dauphinois, Tarte Tatinund dem giganti-
schen Käsewagen zuzüglich Cognac und
einer Flasche Gigondas erwies sich das
fürstliche Baldachin-Bett im ersten
Stock als himmlische Endstation des
sensationellen Menu dégustation“.
AAAAAAus und vorbei.us und vorbei.us und vorbei.us und vorbei.
AAAber was ist mit uns Kindern jenerber was ist mit uns Kindern jener
Frankophilie, in deren Bann wir am
Meer uns in der besten aller Welten
wähnten?
„Glotzt nicht so romantisch!“, er-
mahnte einst Bertolt Brecht seine Zu-
schauer, und es stimmt ja: Die Entzau-
berung unseres seligen Frankreichbil-
des hat sich längst vollzogen. Was
bleibt uns?
Wir werfen uns auch ein halbes Jahr-
hundert später mutig in die Fluten und
rufen der unablässigen Brandung zu:
Hinterm Horizont geht’s weiter, bien
sûr! Im Kopf haben wir Charles Trenets
unvergängliches Chanson: „La Mer/
Qu’on voit danser/ Le long des golfes clairs
...“

E


s war ein magischer
AAAugenblick. Am Schei-ugenblick. Am Schei-
telpunkt der leicht auf-
steigenden Straße, die
mitten durch den klei-
nen Ferienort ging, sah
ich zum ersten Mal
den Ozean. Silbrig glitzernd unter blau-
em Himmel, mit den weißen Schaum-
kronen der Brandung. Ganz weit hinten
war er zu ahnen, der endlose Horizont.
Dahinter schien die Welt zu Ende.
Es war Juli 1962. Ich war sieben, saß
neben meinem kleinen Bruder im VW
Käfer, den mein Vater von Frankfurt am
Main in fünf Tagesetappen bis an die
südwestfranzösische Atlantikküste ge-
steuert hatte. 200 Meter weiter setzte
die Düne den Endpunkt unserer langen
Reise, auf der wir jede Menge Klöster,
Schlösser und gotische Kathedralen be-
sichtigt hatten. Wir rannten die Düne
hinauf.
VVVon oben war das Meer plötzlichon oben war das Meer plötzlich
ganz nah, unwirklich und überwälti-
gend, auch ein bisschen Furcht einflö-
ßend. Mit ihm war nicht zu spaßen. Es
war ein nicht ungefährlicher, aber lust-
voller Kampf mit den Naturgewalten,
der nun bevorstand, wenn die Wellen
mit Getöse in sich zusammenbrachen
und dann einen Sog entfalteten, der ei-
nem die Füße wegzog.
Exotische Glücksgefühle erfassten
mich. Die Weite, die salzige Luft, der
Duft der Seekiefern, die zwischen Bor-
deaux und Biarritz den größten zusam-
menhängenden Wald Westeuropas bil-
deten; das endlose Zirpen der Zikaden,
die Klangwolke des Südens, die trocke-
ne Hitze, alles war so ganz anders als zu
Hause. Dazu die unverständliche Spra-
che. Und all die Menschen mit langen,
hellbraunen Stangen unterm Arm. Dass
Brot so aussehen kann, wusste ich noch
nicht. Aber das Bild von Männern mit
Gauloises-Zigaretten im Mundwinkel,
die der hungrigen Baggage im Feriendo-
mizil die Baguettes brachten, hat sich
mir unauslöschlich eingeprägt.
Das nonchalante Unter-den-Arm-
KKlemmen lemmen schien sich aber auch auf an-schien sich aber auch auf an-
dere Besorgungen zu beziehen. Mit
dem „Figaro“ oder der Regionalzeitung
„Sud Ouest“ in der Achselhöhle warte-
ten die Männer auf dem Campingplatz
vor der Toilettentür, bis sie an der Rei-
he waren. Was sich dahinter verbarg,
war nicht weniger gewöhnungsbedürf-
tig: die legendären Stehklos, die eine
VVVerrichtungstechnik verlangten, dieerrichtungstechnik verlangten, die
wir mühsam erlernen mussten.
Schöner war der tägliche Strand-
gang. Vom Campingplatz Lous Seurrots
im Wald ging es durch das ehemalige
Fischerdorf Contis Plage, Vater vorne-
weg. Den Sonnenschirm trug er wie ein
geschultertes Gewehr. Immerhin war
der Zweite Weltkrieg gerade erst 17 Jah-
re vorbei, überall waren noch alte deut-
sche Bunker zu sehen, Teile des „West-

GERALD MORAND-GRAHAME/GAMMA-RAPHO VIA GETTY IMAGES; PRIVAT

E


s ist bereits der fünfte Fahr-
scheinautomat, der innerhalb
der vergangenen drei Wochen in
der Region aufgesprengt wurde – und
wie so oft schlugen die Täter in einer
ländlichen Region zu. Am vorigen Mitt-
wochmorgen explodierte ein Automat
am Bahnhof von Niederndodeleben, ei-
nem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt. Um
an das Geld zu gelangen, wurde laut Po-
lizei vermutlich ein Gasgemisch in das
Gerät geleitet. Der Schaden beläuft sich
auf schätzungsweise 15.000 Euro.
Die Täter konnten unerkannt flüch-
ten, denn eine Videoüberwachung fehlt
auf dem Bahnsteig. Der Zugverkehr auf
der Strecke von Magdeburg nach Braun-
schweig wurde nicht beeinträchtigt.
Seit Jahren sorgen Nachrichten über
Diebesbanden für Aufsehen, die bun-
desweit die Geldautomaten von Banken

sprengen und auf diese Weise an die
Geldscheine gelangen, die in den Auto-
maten lagern. Die Diebe nehmen aber
auch immer wieder ein anderes Ziel ins
Visier: die Ticketautomaten der Deut-
schen Bahn. Bundesweit sind nach In-

formationen von WELT AM SONNTAG
unter Berufung auf die Bundespolizei
im vergangenen Jahr 78 Automaten ge-
sprengt worden. Die Zahl nahm dank
besserer Sicherheitsmaßnahmen ab,
2017 waren es noch 93 Fälle. Für die
Sprengungen leiten die Straftäter ein
hoch entzündliches Gasgemisch in die
Geräte oder verwenden Pyrotechnik.
„In wenigen Einzelfällen sprengten die
Täter den Automaten, ein Totalverlust
war zu beklagen“, teilte die Bahn mit.
Die Bundespolizei warnt: Die Täter näh-
men keine Rücksicht auf das Leben von
Fahrgästen und Passanten.
Ein anderes Phänomen allerdings
stieg erstmals seit drei Jahren wieder
an: Aufbrüche von Fahrscheinautoma-
ten, auf 330 Fälle. „Wir haben im vori-
gen Jahr allein 52 Fälle von Aufbrüchen
bearbeitet. Das ist ein Zuwachs um

mehr als 15 Prozent“, sagt Polizeihaupt-
kommissar Christian Altenhofen von
der Bundespolizeidirektion Koblenz.
Für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz
und das Saarland gebe es seit 2017 eine
„steigende Tendenz“ bei diesem Delikt.
Verantwortlich sind das Rhein-Main-
Gebiet als Hotspot und Nordhessen, wo
ein Serientäter sein Unwesen treibt.
Den Sachschaden beziffert die Bahn
auf mehrere Millionen Euro (2017: 3,
Millionen Euro). Der vollständige Er-
satz eines Automaten kostet bis zu
30.000 Euro, der Schaden übersteigt
dabei die Beute um ein Vielfaches.
Die Bahn führt als Grund für die ge-
sunkene Zahl der Sprengungen bessere
Sicherheitsmaßnahmen an. „Ein Groß-
teil unserer 6500 Automaten verfügt
über Farbpatronen, die bei einer Mani-
pulation das Geld wertlos und den Auf-

bruch zwecklos machen“, teilte das Un-
ternehmen mit. Für die Kunden sei es
allerdings besonders ärgerlich, dass der
Neuaufbau eines zerstörten Automaten
einige Tage dauere. „In dieser Zeit kön-
nen unsere Kunden den Automaten
nicht nutzen“, so die Bahn. In der Mehr-
heit der Geräte sind seit 2015 Farbpatro-
nen eingebaut, die die Geldscheine bei
Erschütterung mit Tinte einfärben und
das Geld so unbrauchbar machen.
Ticketautomaten werden meist dort
aufgesprengt oder aufgebrochen, wo
keine Videokameras installiert sind.
Derzeit gibt es rund 7000 Kameras auf
1000 Bahnhöfen. Laut Bundespolizei
wurden im vergangenen Jahr 1815 Straf-
taten auf Bahnhöfen und in Zügen
(2017: 1943 Taten) mittels Videoüberwa-
chung aufgeklärt. Die Zahl der Taschen-
und Gepäckdiebstähle auf Bahnhöfen

und in Zügen ging auf 23.731 Fälle zu-
rück. Im Jahr 2017 waren es noch 31.000.
In den Ticketautomaten sind in der
Regel Geldbeträge von einigen Hundert
bis 2000 Euro deponiert. Die Beute
kann hoch sein, wenn die Geräte nicht
regelmäßig geleert werden – wie in
ländlichen Regionen. Der Geldklau dau-
ert bloß zwei bis drei Minuten. Doch
nicht selten präparieren Täter die Auto-
maten bereits etliche Stunden vor der
Sprengung. Bahnkunden sollten des-
halb auf Klebestreifen achten, mit de-
nen Spalten, Öffnungen und der Schlitz
zum Münzeinwurf zugeklebt worden
sind. Für Hinweise hat die Bundespoli-
zei eine Hotline unter der Nummer
0800-6888000 geschaltet. Wer eine
Sprengstoffexplosion herbeiführt, wird
mit einer Haftstrafe von mindestens ei-
nem Jahr bestraft. MARTIN LUTZ

Explosionsgefahr auf den Bahnhöfen in Deutschland


Die Täter sprengen


nicht nur Geld-,


sondern auch


Ticketautomaten der


Deutschen Bahn. Auf


das Leben der


Fahrgäste nehmen


sie keine Rücksicht


WELT AM SONNTAG NR.30 28.JULI

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