Süddeutsche Zeitung - 27.07.2019 - 28.07.2019

(nextflipdebug5) #1
London– Raubüberfälle auf offener Stra-
ße,bei denen die Täter Mopeds oder Mo-
torräder nutzen und mit Messern bewaff-
net sind, gibt es in der britischen Haupt-
stadt immer wieder. Oft haben es die
Gangster auf die Handys telefonierender
Fußgänger abgesehen. In diesem Fall je-
doch ging es um eine deutlich wertvollere
Beute: den Geländewagen von Mesut Özil.
DerfrüheredeutscheFußball-National-
spieler ist im Nordwesten Londons nur
knapp einem Raubüberfall entkommen.
Der 30-Jährige, der für Arsenal London
kickt, fuhr am Donnerstagnachmittag in
seinemteuren Mercedes-SUV, zusammen
mitseinem Teamkollegen und FreundSe-
ad Kolasinac. Bei einem Stopp bedrohten
zwei mit Messern bewaffnete Motorrad-
fahrer das Duo. Vermutlich wollten sie
den Wagen stehlen. Doch sie hatten nicht
mit dem Mut des 26-jährigen Kolasinac
gerechnet. Der Deutsch-Bosnier, der frü-
her für Schalke gespielt hat, stieg aus dem
Auto; Bilder einer Überwachungskamera
zeigen, wie er die Täter mit bloßen Fäus-
ten angreift.
Özil und Kolasinac fuhren dann weiter,
wurdenallerdingsmehralseinenKilome-
terweitvondenRäubernverfolgt.Schließ-
lich hielt der Mittelfeld-Spieler vor einem
türkischen Restaurant, in das er mit Kola-
sinac flüchtete. Angestellte des Restau-
rants vertrieben die Verbrecher. Fotos in
britischen Medien zeigen Özil, wie er vor
dem Restaurant mit Polizisten redet. Ein
Sprecher von Arsenal London sagte, dass

es beiden Spielern gut gehe und sie weiter
trainieren würden.
Scotland Yard, die Londoner Polizeibe-
hörde, bestätigte, dass es zu solch einem
Vorfallgekommensei,nannteaberwieüb-
lich keine Namen der Beteiligten. Die Tä-
ter seien noch nicht gefasst, hieß es. Vor
drei Jahren lieferte sich ein anderer Fuß-
ball-Profi schon einmal eine Verfolgungs-
jagd mit Motorradfahrern. Andy Carroll,
damals Stürmer beim Londoner Klub
WestHamUnited,fuhrinseinemGelände-
wagennachHasue, alsihnzweiMotorrad-
fahrer zum Anhalten zwingen wollten. Er
gab jedoch Gas und schüttelte die beiden
Motorräder schließlich ab. Einer der bei-
denTäterwurde gefasstund2017zusechs
Jahren Haft verurteilt.
Dass Özils Angreifer Messer benutzten,
bestätigt einen Trend. Im vergangenen
Jahr wurden in England und Wales gut
47000VerbrechenmitMessernoderande-
ren scharfen Gegenständen begangen, so
viele wie nie zuvor und acht Prozent mehr
als2017.DaszeigenStatistikenderPolizei-
behörden. Raubüberfälle machen 42 Pro-
zent dieser Vergehen aus, 46 Prozent ent-
fallen auf versuchte und begangene Kör-
perverletzung.Inden vergangenenMona-
ten machte auch eine Reihe von Morden
mitMessernSchlagzeilen: In Großstädten
wie London tragen offenbar Jugendgangs
ihre Bandenkriege mit Stichwaffen aus.
Die Bekämpfung der Kriminalität soll
einwichtigesThema derneuen Regierung
werden. Der konservative Premierminis-
ter Boris Johnson sagte, er wolle „unsere
Straßen sicherer machen“. Dafür möchte
der frühere Londoner Bürgermeister
20000 zusätzliche Polizisten einstellen.
Außerdemberief er mitPriti Patel eineIn-
nenministerin, die sehr harte Positionen
vertritt.EinstfordertesiesogardieEinfüh-
rung der Todesstrafe, was sie aber inzwi-
schen zurücknahm. Während des inner-
parteilichen Wahlkampfes für den Posten
des Premiers versprach Johnson zudem,
es für die Polizei einfacher zu machen,
Bürger anzuhalten und auf Waffen und
Drogenhinzuuntersuchen.SolcheDurch-
suchungen sind umstritten, da sie erfah-
rungsgemäß meist Angehörige von Min-
derheiten treffen. björn fink e

inter view: veren a mayer

A

ls sich im Juni 1969 lesbische
undschwule BesucherimStone-
wall-Inn, einer Bar in der New
YorkerChristopherStreet,dage-
genwehrten,aufgrundihrerse-
xuellenOrientierungvonderPolizeidurch-
sucht zu werden, ahnten sie nicht, dass sie
damit eine Bewegung auslösen würden.
50 Jahre später ist der Christopher Street
Day (CSD) eineInstitution, bei der Berliner
Ausgabe an diesem Samstag wird eine
DreiviertelmillionBesuchererwartet.War-
um aber braucht man den CSD heutzutage
überhaupt noch? Und: Ist er nicht längst
mehr Event als Demonstration? Fragen,
dieMoniqueKingund DavidStaeglich-Bü-
gebeantwortenkönnen.Kingarbeitetinei-
nem Berliner Club, Staeglich-Büge ist Ver-
sicherungsfachmann, beide sind seit fünf
Jahren im Vorstand des Berliner CSD.

SZ: Gerade ist wieder CSD-Saison, kaum
eine Stadt, in der nicht gefeiert wird.
Haben Sie noch den Überblick, wie viele
Paraden es in Deutschland gibt?
David Staeglich-Büge:Derzeitsind wir bei
71 verschiedenen Veranstaltungen, von
Metropolen wie Hamburg, München, Köln
oder Berlin bis zu Kleinstädten wie Clop-
penburg oder Neubrandenburg. Wobei al-
le ähnlich sind, es gibt eine Demo und ein
StraßenfestmitAbschlusskundgebung.In
manchen Orten findet auch nur ein Stra-
ßenfest statt.
Monique King:Ich spreche lieber von
Demonstrationen als von Paraden. Parade
klingt nach Spaß und Bunt-Anziehen,
aber wir haben auch Forderungen, und die
artikulieren wir.

Der CSD wirkt aber schon oft wie eine Mi-
schung aus Karneval und Loveparade.
Staeglich-Büge:Natürlich gibt es diePara-
diesvögel, und die sind ein wichtiger Be-
standteil unserer Community. Man sollte
die Veranstaltung aber nicht auf den Spaß
reduzieren.
King:Wir haben auch einiges verän-
dert. Der Anfang des Zuges ist jetzt leiser
als früher, erst der zweite ist der laute Teil.
Als ich vor fünf Jahren vorschlug, dass der
erste Wagen in Berlin kein Partywagen
sein soll, haben viele gesagt: Geh doch zu-
rück nach Kreuzberg mit deinem Aktivis-
mus!Heuteistder ersteWagenganzselbst-
verständlich den politischen Forderun-
gen, Vereinen und Aktivistinnen und Akti-
visten vorbehalten.
Dennoch beklagen manche Lesben und
Schwule, der CSD sei eine Kommerzveran-
staltung geworden.
King:DenVorwurfgabesschonimmer.Na-
türlich ziehen Firmen mit beziehungswei-
se die Diversity-Netzwerke der Firmen.
Ich kann ja nicht verlangen, in der Mitte
derGesellschaftzusein,unddanndieKon-
zerne,diefürdieseMittestehen,ausschlie-
ßen. Das ist doch ein gutes Zeichen, wenn
etwa Jugendliche ein berühmtes Logo, ei-
neKleidermarkeodereine BankinVerbin-
dung mit der Regenbogenfahne sehen. Ich
hätte mir das vor 20 Jahren gewünscht.
Gibt es Städte, in denen es schwierig ist,
einen CSD abzuhalten?
Staeglich-Büge:In Braunschweig gibt es

christliche Splittergruppen, die mit Kreu-
zen am Straßenrand stehen. Und in Siegen
habenRechtsextremeeineGegendemons-
tration angekündigt, so wie letztes Jahr in
Erfurt. Was allerdings dazu geführt hat,
dass der Erfurter CSD so gut besucht war
wie noch nie.
Eine Reaktion wie in Erfurt war früher
vermutlich kaum vorstellbar. Sie beide
kennen den CSD ja schon seit Langem,
wie war es, als Sie das erste Mal mitgelau-
fen sind?
Staeglich-Büge:Bei mir war das 1998, als
dieGesellschaftnochwesentlichrückstän-
diger war und die Ressentiments größer
waren. Ich wurde in der U-Bahn angepö-
belt, wenn ich mit meinem Freund Händ-
chen hielt. Für mich war es überwältigend
zu sehen, dass da so viele sind, die für ihre
Rechte auf die Straße gehen.
King:Ich komme ursprünglich aus
Wien, das eine sehr kleine Stadt mit einer
nochkleineren Szene ist. Ich hatte zwar ei-
ne Freundin, habe mich aber nie als les-
bisch bezeichnet. In Berlin wollte ich so-
fort dazugehören. Besonders beeindruckt
hat mich mein erster lesbischer CSD kurz
nach der Wende. Der ging durch den Os-
ten, alle waren engagiert und halfen sich.

Früher waren beim CSD vor allem Män-
ner präsent. Hat sich da etwas geändert?
Staeglich-Büge:Das Bild des CSD in der
Öffentlichkeit war lange männerdomi-
niert, das stimmt. Was aber auch daran
lag, dass der halbnackte Mann im engen
Schlüppi mit Engelsflügeln öfter fotogra-
fiert wurde als die Frau in Jeans.
King:Ich hätte sicher mehr erreicht,
wenn ein Gemächt an mir runterhängen
würde. Wenn David etwas sagt, hört man
ihm zu, wenn ich etwas sage, bin ich die
kleine Nervlesbe. Aber da spiegelt sich die
Gesellschaft wider. Solange Frauen in der
Politik und in Dax-Unternehmen unterre-
präsentiert sind und schlechter bezahlt
werden, so lange ist das ein gesellschaftli-
ches Problem. Aber die Sichtbarkeit von
Frauen hat auch bei uns zugenommen.
Inzwischen sind LGBT-Anliegen in
Deutschland in der Politik angekommen,
die Ehe für alle beispielsweise ist Gesetz.
Braucht es da überhaupt noch regelmäßi-
ge Demonstrationen?
King:Absolut! Es gibt ein Riesen-Rollback
gerade, wenn wir nicht aufpassen, wird es
gefährlich. In den 80er- und 90er-Jahren
war es für mich angenehmer, da wusste
ich, wo der Feind war. Der stand dir näm-

lich direkt gegenüber und man konnte
sich darauf einstellen. Heute ist es einer-
seits subtiler, die Leute sagen: „Ich habe
nichts gegen Schwule, aber...“. Anderer-
seits hat die Aggressivität auf der Straße
ein Ausmaß erreicht, das mich aufschre-
cken lässt. Das liegt auch an den sozialen
Medien. Wenn man hinter dem Rechner
versteckt pöbeln kann, nimmt man diese
Gewaltbereitschaftauch in den Alltag mit.
Staeglich-Büge:Wir haben drei Partei-
en im Bundestag, die die Ehe für alle voll-
ständig oder größtenteils ablehnten, CDU,
CSU,AfD. Ursulavon derLeyen hatdamals
übrigens dafür gestimmt, es entspannt
mich, dass eine solche Politikerin europa-
weit etwas zu sagen hat. Es geht aber nicht
nur um die rechtliche Gleichstellung...
King:... die ja noch lange nicht erreicht
ist. Wenn zwei Lesben ein Kind haben,
wird die nicht-austragende Mutter noch
immernichtalsElternteilanerkannt.Wäh-
rend in einer Ehe auch der Mann als Vater
gilt, der nicht der Erzeuger ist.
Staeglich-Büge: Ja, und solange ein
KindSchwierigkeiten hat,seinen Elternzu
sagen, dass es schwul, lesbisch, trans oder
interist,solangeesdeshalbaufdemSchul-
hof gehänselt wird und die Suizidrate un-

ter nicht heterosexuellen Jugendlichen
hoch ist, so lange müssen wir auf die Stra-
ße gehen, bis in das kleinste Nest hinein.
Macht es die Sache schwieriger, dass sich
die LGBT-Szene wie viele andere Bewe-
gungen in Kleingruppen aufgesplittert
hat, die jeweils für sich und manchmal
auch gegeneinander kämpfen?
Staeglich-Büge:Ich würde das nicht als
Zersplitterung bezeichnen. Trans-Perso-
nen etwa haben andere Anliegen, was Ge-
setze betrifft oder die Kostenübernahme
beiOperationen,diehabennunmaldieEx-
pertise für ihreBedürfnisse. Und natürlich
sieht jede Gruppe ihre Ziele als die wich-
tigsten an, sonst wären es ja keine Aktivis-
tinnen und Aktivisten.

Dieses Jahr wird das 50. Jubiläum des Pro-
tests im New Yorker Stonewall-Inn began-
gen. Wie blicken eigentlich die Veteranen
von damals auf die Situation heute?
King:Ich war gerade in New York beim
World Pride, da hatte ich das Gefühl, dass
die sehr gerührt und stolz sind. Was auch
großartig war: Selbst im tiefsten Brooklyn
wehen Regenbogenfahnen und alle wün-
schen einem „Happy Pride“. Das war ein
Rockstar-Gefühl,mangehtdurchdie Stra-
ßen und die Leute jubeln einem zu.
Und was können Aktivisten wie Sie nun in
Deutschland gegen den Rollback in der
Gesellschaft tun?
Staeglich-Büge:Aufmerksamkeit schaf-
fen. Je mehr CSDs es gibt, desto weniger
kannmandemThemaausweichen.Wirha-
ben Gäste aus Istanbul da oder weisen auf
die Zustände in Russland hin, wo Men-
schen schon ins Gefängnis kommen kön-
nen, wenn sie mit einer Regenbogenfahne
unterwegs sind. In diesem Jahr ehren wir
die Aktivistin Tatiana Vinnichenko, die
mit ihrem Netzwerk Verfolgte aus Tsche-
tschenien holt und eine geheime Unter-
kunft geschaffen hat, in der sie medizini-
sche, juristische und psychologische Hilfe
erhalten.
King:Druck von außen ist wichtig, so
wieder Boykott,denStarswieGeorgeCloo-
ney gegen Bruneiausriefen, nachdemdort
die Todesstrafe für Homosexuelle einge-
führt wurde. Oder Sarah Connor: Was die
erreicht hat mit ihrem Song, der von ei-
nem schwulen Jungen handelt! Es bewegt
etwas in der Mitte der Gesellschaft, wenn
StarsihrePopularitätundihreMarkenstär-
ke nutzen. Und sagen: Es geht hier um Lie-
be, aus und fertig.

Mit Fäusten gegen Messer


Mesut Özil entkommt in London knapp einem Raubüberfall


„Je mehr CSDs es gibt,
desto weniger kann
man dem Thema ausweichen.“

„Man sollte die Veranstaltung
aber nichtauf den
Spaß reduzieren.“

„Ihnen geht es heute aber nicht so gut“,
meinteerbeiderletzten Begegnung.Ein
paar Takte waren erst gesprochen, über
andere Dinge, den behindertengerech-
tenTüröffner,dieVorbereitungenzusei-
nem Geburtstagsfest. Und plötzlich die-
ser Satz im freundlichen dänischen Ak-
zent, dazu ein zugewandter Blick, aus
dem Rollstuhl heraus, von einem Mann,
derden Termin erst kurz zuvor bestätigt
hatte, wegen der unvorhersehbaren
Schmerzen. Typisch Jesper Juul, so ein
Manöver. Immer der Beobachter.
Niemand hat die vergangenen Jahr-
zehnte Erziehung in Deutschland und
Europa derart geprägt wie Jesper Juul.
Erhateineneue Elternidentitätgeschaf-
fen: eine,dieBeziehungenin denMittel-
punkt des Familienlebens rückt.
Juul hat sich gegen alles gewehrt, was
Kinderals nichtfertige Projekte ansieht.
DiegroßeKlavierspielerinalsTalentpro-
jekt, Sätze wie „Ich will nur, dass du
glücklich wirst“. Beides signalisiert: Ich
sehe dich nicht jetzt, sondern arbeite an
deinerVollversion.Juul hat vieleschein-
bare Erziehungsgewissheiten auf den
Kopf gestellt: Kinder brauchen keine
Grenzen–sondernBeziehungenzuMen-
schen, die Grenzen haben. Eltern müs-
sen nicht konsequent sein – sondern
glaubwürdig. Belohnen ist auch nicht
besser als bestrafen. Perfekte Eltern
sind für Kinder: ein Albtraum.
Nach eigenen Angaben hat er 40 Bü-
cherin29Ländernin25Sprachenveröf-
fentlicht. Als Teil der Kolumne „Fami-
lien-Trio“ beantwortete er auch im Ge-
sellschaftsteil derSüddeutschen Zeitung
regelmäßig Erziehungsfragen. Dabei
warerunwissenschaftlichimbestenSin-
ne. „Ich verstehe mich als Beobachter
und Diener des Durchschnittsmen-
schen.“ Er hat mehr als 25 Jahre das von
ihm gegründete Kempler-Institut gelei-
tet, dessen Arbeit jetzt das Deutsch-Dä-
nischeInstitutfür Familientherapieund
Beratung inBerlinweiterführt,überJah-

re hat er mit Kriegstraumatisierten in
Kroatien gearbeitet. Das Familylab, ein
Beratungsnetzwerk für Familien, baute
er die vergangenen 15 Jahre auf. Seine
Agenda: Menschen dazu bringen, ihren
eigenen Weg zu finden, bedeutende Be-
ziehungen aufzubauen; Beziehungen,
diedieSicherheit geben,gesehenzuwer-
den, gemeint zu sein.
Geboren am 14. April 1948 im Südos-
tenDänemarks,wächstJuulselbstbezie-
hungsbefreit auf. Die Mutter, besitzer-
greifend, sah ihren Sohn als Ableger ih-
rer selbst. Wenn sie davon sprach, was
„meinJesper“allestunoderlassensolle,
hatte er nie das Gefühl, gemeint zu sein.
Der Vater, eigentlich Künstler, der in
einem Gardinengeschäft versauerte,
fremdbestimmt von seiner Ehefrau, war
nie bereit, für seine eigenen Wünsche
und Ziele einzustehen. Nach dem Real-
schulabschluss flieht Jesper mit 16 Jah-

ren als HilfskochaufSee. SeinWegin die
Familientherapie verläuft über Umwe-
ge, er arbeitet als Bauarbeiter, Kellner,
Barkeeper, studiert Religionsgeschichte
auf Lehramt. Seine erste richtige Stelle
führtihnmitverhaltensauffälligenMäd-
chen und Jungen zusammen. Er merkt:
Nicht die Jugendlichen sind unerreich-
bar, unsere Arme sind zu kurz.
Zuletzt hat er das, was er jahrzehnte-
lang als fatale Grundstimmung von
Kindheit beschrieb, noch mal am eige-
nenKörpererlebt:dasGefühl,dassande-
re bestimmen, was gut für einen ist. Die
Machtlosigkeit, dieses Ausgeliefertsein
erlebteer alsKranker.EineAutoimmun-
krankheit lähmte ihn brustabwärts. Da-
zuquältenihnunberechenbareSchmer-
zen. Am Donnerstag ist Jesper Juul im
Altervon71Jahreninseiner Wohnungin
Odder nahe Aarhus gestorben.
geo r g cad eggianini

Amanda Knox, 32, US-Amerikanerin,
sammelt auf einer Webseite Spenden für
ihre Hochzeitsparty. Demnach soll die
Feier Ende Februar 2020 stattfinden.
Knox war vor zwölf Jahren in Verbin-
dung mit dem Tod einer britischen Aus-
tauschstudentin in Italien in die Schlag-
zeilen geraten. Ein italienisches Gericht
hatte sie 2009 wegen des Mordes an
Meredith Kercher zu einer langen Haft-
strafe verurteilt. 2015 war Knox endgül-
tig vom Vorwurf des Mordes freigespro-
chen worden. Bis dahin hatte sie fast
vier Jahre im Gefängnis gesessen.
Wer Knox und ihren Partner Christo-
pher Robinson, 37, für die Weltraum-
Motto-Party beschenken möchte, der
kann per Mausklick für galaktische
Deko oder Licht- und Nebelmaschinen
spenden. Die höchste Summe von 2000
Dollar ist für eine „Zeitkapsel“ gedacht.
Jeder Spender soll eine signierte Ausga-
be ihres Gedichtbandes erhalten.


Boris Becker, 51, Tennisspieler, muss
für sechs Monate seinen britischen Füh-
rerschein abgeben. Der dreifache Wim-
bledon-Sieger sei in London wiederholt
zu schnell gefahren, berichtet dpa. Laut
Daily Mailhatte Becker bereits neun
Punkte wegen zu schnellen Fahrens und
Handybenutzung am Steuer auf dem
britischen Verkehrssünder-Konto.


Friedrichshafen– Die Zahl der gemelde-
ten Erkrankungen wegen verunreinig-
ten Wassers im Bodensee bei Friedrichs-
hafen ist auf 133 gestiegen. Mehrere
Menschen seien im Krankenhaus behan-
delt worden, sagte ein Sprecher des
Landratsamtes Bodenseekreis. Die Be-
troffenen hätten unter Durchfall und
Erbrechen gelitten. Am Mittwoch war an
Uferabschnitten der Stadt Friedrichsha-
fen ein Badeverbot verhängt worden,
das zunächst bis Montag gilt. Ursache
der Verschmutzung mit Fäkalien sei eine
verstopfte Abwasserleitung gewesen.
Über einen Bach sei das Schmutzwasser
in den See gelangt. dpa


„Ein Rockstar-Gefühl“


50 Jahre Christopher Street Day: Ist die Welt wirklich toleranter geworden?
Ein Gespräch mit zwei Berliner CSD-Organisatoren

Meister der Beziehung


Zum Tod des herausragenden Erziehungsexperten Jesper Juul


Wustrow– Der frühere Bundespräsi-
dent Joachim Gauck ist am Freitagnach-
mittag vor dem Ostsee-Bad Wustrow
mit einem kleinen Segelkutter geken-
tert. Wie das Bundeskriminalamt (BKA)
bestätigte, ist der 79-Jährige aus dem
Wasser gerettet worden. „Herr Gauck ist
unverletzt und wohlauf“, so eine Spreche-
rin. Das SeenotrettungsbootBarschbarg
ihn aus dem Bodden. Die örtliche Feuer-
wehr und ein Hubschrauber waren auch
im Einsatz. Das Personenschutzkom-
mando von Gauck war an Land vor Ort,
bestätigte das BKA. Zuvor hatte dieOst-
seezeitungberichtet. dpa


Graz– Die von einem Entführer festge-
haltene österreichische Radsportlerin
Nathalie Birli hat Einzelheiten über die
Zeit im Haus ihres Peinigers erzählt.
„Wie in einem schlechten Film“ sei das
alles gewesen, schrieb Birli auf Face-
book. Eigentlich habe sie am Dienstag-
nachmittag nur eine Stunde trainieren
gehen wollen. Sie habe sich in der Nähe
von Kumberg bei Graz befunden, als sie
angefahren worden sei. Am Abend sei
sie, mit gebrochenem Arm und am gan-
zen Körper mit Prellungen übersät, zu-
rückgekehrt. Nun hat ein Mann gestan-
den, sie entführt zu haben. Fast sieben
Stunden lang soll er die Sportlerin in
einem abgelegenen Haus in seiner Ge-
walt gehabt haben, bis sie ihn zur Freilas-
sung überreden konnte. Die Polizei hat
den Fall anhand der Aussage des Opfers
und des Geständnisses des mutmaßli-
chen Entführers rekonstruiert. Mit den
Daten aus Birlis Fahrradcomputer konn-
te der Entführer aufgespürt werden.
Sein Motiv ist unklar. aner


David Staeglich-Büge, 42,stammt aus Hamburg
und läuft seit 1998 beim CSD mit.Monique King,
50, ist in Wien aufgewachsen, arbeitet in einem
Berliner Club und ist bereits seit Anfang der
Neunzigerjahre dabei.FOTO: V. MAYER

Das mit der Abnabelung
kannschon zum Problem werden,
wenn man eine so berühmte Mutter hat:
25 Jahre nachdem die britische
Schauspielerin Liz Hurley, 54,
in einem schwarzen,
nur von Sicherheitsnadeln
zusammengehaltenen Versace-Kleid
viel Aufmerksamkeit erregte,
tauchte nun ihr modelnder Sohn
Damian Hurley,17,
in London in einem
ähnlichen Fummel auf.
Schaut man sich dazu sein Gesicht an,
muss man schon sagen:
Die Bub ist ganz die Mutter
(und sein Vater US-Milliardär
Steve Bing).
FOTO: INSTAGRAM

10 PANORAMA HMG Samstag/Sonntag, 27./28. Juli 2019, Nr. 172DEFGH


New York, Central Park, 28. Juni 1970: Ein Jahr nach dem „Stonewall“-Aufstand wird der CSD begangen. M. EVANS, LAIF

Seine Ratgeber kennt man in 29 Ländern: Jesper Juul (1948–2019). FOTO: IMAGO

Auf seinen Wagen hatten es die Täter
offenbar abgesehen: Mesut Özil. FOTO: DPA

Gauck mit Boot gekentert


LEUTE


Bakterien im Bodensee


Radlerinbei Graz entführt


KURZ GEMELDET


Mutti ist die Beste

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