Süddeutsche Zeitung - 27.07.2019 - 28.07.2019

(nextflipdebug5) #1

Berlin– Noch gut eine Woche, dann be-
ginntdasneueAusbildungsjahr.Vielejun-
ge Menschen starten am 1. August in das,
was Ältere gerne mal den „Ernst des Le-
bens“ nennen. Wie sehr selbiger aller-
dings durch den ersten Gehaltseingang
auf dem eigenen Konto versüßt wird, un-
terscheidet sich je nach Ausbildungsbe-
ruf gewaltig. Darauf weist das Wirt-
schafts- und Sozialwissenschaftliche In-
stitut (WSI) der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung hin.
DasInstituthatdieAusbildungsvergü-
tungen in 20 Tarifbranchen ausgewertet.
Die Spannbreite reicht von 325 Euro im
Friseurhandwerk in Brandenburg für
Auszubildende im ersten Jahr bis zu 1580
Euro im westdeutschen Bauhauptgewer-
beim vierten Ausbildungsjahr.ZurGrup-
pe mit den höchsten Ausbildungsvergü-
tungen im ersten Lehrjahr, zwischen 900
und gut 1000 Euro, gehören unter ande-
rem Banken und Versicherungen, der öf-
fentliche Dienst, die chemische Indus-
trie,dieDruckindustrieunddieDeutsche
Bahn. Branchenspitzenreiter ist die Me-
tall-undElektroindustrieinBaden-Würt-
temberg. Wer dort eine Lehre beginnt,
verdient derzeit 1037 Euro im Monat.


Klein ist dagegen die Gruppe mit Aus-
bildungsvergütungen von weniger als
600 Euro. Das Bäcker- und das Friseur-
handwerk gehören dazu, Floristen eben-
falls. Letztere verdienen im ersten Lehr-
jahrimOstennur400Euro.ImWestenal-
lerdings sind es 604 Euro, was die zum
Teil großen regionalen Unterschiede zei-
gen. Im Kfz-Handwerk beispielsweise
verdienen Azubis in Baden-Württem-
berg 819 Euro im ersten Jahr, in Thürin-
gen dagegen nur 650 Euro.
Interessant ist der Blick auf die Ge-
haltsunterschiedefürLehrlingeauchdes-
halb, weil es hierzulande vom kommen-
denJahraneineMindestausbildungsver-
gütung geben wird. Das hatten Union
und SPD im Koalitionsvertrag verein-
bart. Mitte Mai stimmte das Kabinett
dann dem entsprechenden Entwurf von
Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU)
zu. 2020 soll der Azubi-Mindestlohn bei
515 Euro im ersten Lehrjahr liegen; da-
nach steigt er Jahr für Jahr schrittweise
an, bis auf 620 Euro im Jahr 2023. Aus-
nahmen gibt es allerdings, wenn etwa ein
Tarifvertrag eine niedrigere Entlohnung
von Lehrlingen festlegt.
Während nur wenige Tarifverträge
Azubi-Vergütungenunterhalbderkünfti-
gen Mindestvergütung vorsehen, dürf-
ten nach Einschätzung des WSI vor allem
Azubis in nicht-tarifgebundenen Betrie-
ben von der neuen Entgeltuntergrenze
profitieren. Viele solcher Unternehmen
bezahlten ihre Auszubildenden immer
noch deutlich schlechter, sagt Thorsten
Schulten vom WSI-Tarifarchiv. Nach An-
gaben des Bundesinstituts für Berufsbil-
dung gibt es 326 anerkannte Ausbil-
dungsberufe. henrik e roßb ach


Emilio Lozoya galt als einer der
mächtigsten Wirtschaftsbosse
Mexikos. Dann holte auch ihn
der Odebrecht-Skandal ein, La-
teinamerikas größte Korruptions-
affäre. Möglich, dass er nun in
Deutschland untergetaucht ist.
FOTO: SUSANA GONZALEZ/BLOOMBERG

325 bis


1580 Euro


Auszubildende verdienen
extrem unterschiedlich

Ausbildungsvergütungen
vonweniger als 600 Euro
gibt es etwa im Bäcker-
und imFriseurhandwerk.

von mauritius much,
fr ederik obermai er
und bened ikt peter s

München– Dergrößte Korruptionsskan-
dal in der Geschichte Lateinamerikas hat
einneuesKapitel;esspieltaufderNordsee-
insel Juist. Juist liegt in Ostfriesland, hat
gut 1700 Einwohner und ist ganze 17 Qua-
dratkilometer groß. In dieser Woche kam
es auf der Insel zu einer spektakulären
Festnahme, die dazu geführt hat, dass nun
ausgerechnet mexikanische Zeitungen
über Juist berichten, über diesen autofrei-
en, paradiesischen Fleck im „Mar de Wad-
den“, dem Wattenmeer.
Am Mittwoch nämlich nahmen deut-
sche Polizisten auf Juist Gilda Austin y So-
lís fest, eine 70-jährige oder – hier variie-
ren dieAngaben–71-jährige Mexikanerin.
Auf Juist soll sie mit ihren Enkeln Ferien
gemacht haben, so erzählte es ihr Anwalt
mexikanischen Journalisten. Esmusseine
Festnahme im Verborgenen gewesen sein,
zumindesthatmanaufderInselnichtsda-
von mitbekommen, nicht bei derOstfrie-
sen-Zeitungund auch nicht im Friesenhof,
einem der Hotels am Platz. Die Rezeptio-
nistin sagt ins Telefon: „Wir haben hier
auch eigentlich keine Mexikaner.“
In Mexiko hingegen macht der Fall
Schlagzeilen, was nicht an Austin y Solís
selbst liegt, sondern an ihrem Sohn. Sie ist
die Mutter von Emilio Lozoya Austin, und
dieser ist ein mächtiger Ex-Wirtschafts-
boss und einer der meistgesuchten Män-
ner Mexikos. Lozoya Austin war ein enger
BeraterdesfrüherenmexikanischenPräsi-
denten Enrique Peña Nieto, er arbeitete in
dessen Wahlkampfteam und wurde 2012
Chef des staatlichen Ölkonzerns Pemex.
Pemex ist nicht einfach irgendein Unter-
nehmen,esisteinGigant.DerKonzernbe-

sitzt ein Monopol auf das nationale Ge-
schäft mit Benzin und zählt zu den zehn
größten Öl-Unternehmen weltweit. Der
Jahresumsatz betrug zuletzt umgerechnet
74 Milliarden Euro.
Früher galt Lozoya Austin als sehr er-
folgreich. Ab 2016 jedoch wurde es für ihn
ungemütlich. Es war die Zeit, in der ein
Korruptionsskandal um den brasiliani-
schen Baukonzern Odebrecht immer wei-
tereKreisezogundschließlichganzLatein-
amerika erfasste, hinauf bis Mexiko. Bis
heute sind reihenweise Manager, Minister

und sogar Staatschefs zu jahrzehntelan-
gen Haftstrafen verurteilt worden, der pe-
ruanische Ex-Präsident Alan García nahm
sich angesichts von Anschuldigungen so-
gar das Leben. Der Odebrecht-Skandal ist
Lateinamerikas Jahrhundertskandal. Im
August 2017 erreichte er auch Emilio Lo-
zoya Austin. Der Mexiko-Chef des Ode-
brecht-Konzerns beschuldigte ihn, Beste-
chungsgelder in Höhe von 10,5 Millionen
Dollarangenommenzuhaben.Diemexika-
nischen Behörden begannen zu ermitteln.
Das Geld, so der Vorwurf, sei von Ode-
brecht-ManagernaufdieKontenvonmeh-
reren Briefkastenfirmen überwiesen wor-
den.Im Gegenzug für die Bestechungsgel-
der soll Lozoya ihnen geholfen haben, in
Mexiko Fuß zu fassen und Verträge mit
dem Ölkonzern Pemex zu bekommen. Das
gestanden drei Odebrecht-Führungskräf-
te der brasilianischen Justiz. Videos von
Teilen dieser Aussagen veröffentlichte das
mexikanische RecherchekollektivQuinto
Elemento Lab, mit dem die SZ und die
Schweizer Tamedia-Mediengruppe bei
dieser Recherche zusammenarbeitet. Im
Mai2019erließdiemexikanischeJustizei-
nenHaftbefehlgegenLoyoza,dochderMa-
nagerverschwand.Und damitbeganneine
neue Episode, in der viele Spuren nach
Deutschland führen.
Lozoyas Ehefrau Marielle Eckes näm-
lich stammt aus der Bundesrepublik, ihre
Verwandten gehören zu den Gründern des
Saftherstellers Eckes-Granini. Marielle
EckessollaufdemEliteinternatSchlossSa-
lem zur Schule gegangen sein, angeblich
arbeitete sie später in Frankfurt, bevor sie
mit ihrem Ehemann ins Ausland zog.
In Deutschland ist Lozoya außerdem
laut Firmenregister auch an mindestens
zwei Unternehmen beteiligt: der All-ME
Hamburg und der ELMO-Wolfsburg, bei-

de mit Sitz in München. Und in Deutsch-
land, so ist zu hören, macht Lozoyas Fami-
lie auch gerne Urlaub. Vor einigen Wochen
registriertendeutscheFahnderamFlugha-
fen Frankfurt schließlich die Einreise von
Lozoya. Nachdem er mit internationalem
Haftbefehl gesucht wurde, hefteten sich
nach SZ-Informationen schon bald Ziel-
fahnder an seine Fersen: Spezialisten für
das Aufspüren und Festnehmen von ge-
suchten Kriminellen.Siesollen sichfür ein
Gebäude am Starnberger See interessiert

haben,außerdemfürjeneAdressen,ande-
nen Lozoyas Firmen gemeldet sind. Lo-
zoyaabertauchtenichtauf.Eskursierenal-
lerlei Gerüchte, wo er sich versteckt haben
könnte,etwainLuxemburg,woervoreini-
gen Jahren mehrere Millionen in eine Fir-
ma investiert hat, oder in der Schweiz, wo
er über Konten einer Schweizer Privat-
bankallerleiGeldtransferierthabensoll.
Nach SZ-Informationen haben mexika-
nische Ermittler sich mittlerweile an das
Bundeskriminalamt (BKA) gewandt: Dem
liegen Millionen interne Dokumente von
Mossack Fonseca vor – jener panamai-
schenKanzleiimZentrumderPanamaPa-
pers. Laut den Dokumenten bekam Lo-
zoya im März 2011 eine Vollmacht ausge-
stellt, um ein Konto und ein Schließfach
für die panamaische Briefkastenfirma Ba-
lerg Associates Inc. zu eröffnen. Die Firma
war mehrere Jahre aktiv und wurde bis
April 2016 von Mossack Fonseca verwal-
tet.DerwahreEigentümerderBriefkasten-
firma Balerg Associates Inc. ist bis heute
unbekannt: er verbarg sich hinter soge-

nannten anonymen Inhaberaktien. In Me-
xiko sind Anfang Juli schließlich auch Lo-
zoyasFrau,seineSchwesterundseine Mut-
ter ins Visier der Fahnder geraten. Auch in
Deutschland läuft nach Angaben der
Staatsanwaltschaft München „derzeit ein
Vorprüfungsverfahren im Zusammen-
hang mit Herrn Emilio Lozoya und seiner
Ehefrau Marielle Eckes“. Die Ehefrau ist
ebenfalls abgetaucht. Auf eine an Marielle
Eckes gerichtete E-Mail antwortete eine
MünchnerAnwaltskanzlei.SiebatumVer-
ständnis, dass „derzeit keinerlei Stellung-
nahmen“ abgegeben würden. Emilio Lo-
zoya war für eine Anfrage bis Freitagnach-
mittag nicht zu erreichen.
SeineMutterwaroffenbarschonseitei-
nigen Tagen in Deutschland, im Urlaub
auf Juist. Die Generalstaatsanwaltschaft
München bestätigte auf Anfrage die Fest-
nahme einer mexikanischen Staatsange-
hörigen „aufgrund eines Fahndungsersu-
chens der mexikanischen Behörden zum
Zwecke der Auslieferung nach Mexiko“. Es
gehe um den Verdacht der Geldwäsche.
Tatsächlich jedoch könnte es darum ge-
hen, ihren Sohn zu einem unbedachten
Schritt zu bewegen: einem Schritt, der ihn
in die Hände der Fahnder treiben könnte.
Besonders gespannt dürfte die Fahn-
dung übrigens von Mexikos Präsidenten
verfolgt werden, von Andres Manuel Ló-
pez Obrador. Die Mexikaner haben ihn
auch deshalb ins Amt gewählt, weil er ver-
sprochen hat, endlich mit der Korruption
Schluss zu machen, die das Land seit Jahr-
zehnten, wenn nicht Jahrhunderten plagt.
Lozoyas Festnahme wäre ein wichtiges
Symbol in diesem Kampf. Und deswegen
hofft Präsident López Obrador nun wohl
auch auf die deutsche Polizei.

Mitarbeit: Andrea Cárdenas, Bernhard Odehnal

„Ich wär so gerne Millionär, dann wär
mein Konto niemals leer“, sangen die
Prinzen einst: Wer Comdirect-Kunde ist
und am frühen Donnerstag auf sein Kon-
to geschaut hat, dürfte die Zeile direkt im
Kopf gehabt haben. Denn die Comdirect
machte viele ihrer Kunden zumindest
zwischenzeitlich zu Millionären – oder
millionenschweren Schuldnern.
Grund dafür war, wieder einmal, eine
IT-Panne, die offenbar die falschen Zah-
len im Depot der Kunden anzeigte. Dort
tauchten teils aberwitzige Depotstände
von zwei, drei oder vier Millionen Euro
auf, einige rutschten in derselben Grö-
ßenordnung aber auch ins Minus – zu-
mindestvirtuell. Denn dasGanzewar na-
türlich ein Fehler, ausgelöst durch einen
externen DienstleisterderComdirect,die
bei eben diesem ihre Kurszahlen bestellt.
Dadurch, dass diese falsch waren, beein-
trächtigte das auch den Stand des Depots
bei den Kunden der Comdirect.
Mindestens ein Kunde dürfte sich an
seinemKaffeeodermorgendlichenOran-
gensaft ordentlich verschluckt haben, als
auf seinem Depot ein Minus von rund
4,5MillionenEuroauftauchte.Allerdings
nahm er es mit Humor, teilte es später
aufTwitterundwies die Comdirectliebe-
voll auf den möglichen Fehler hin. Glück
für ihn, blöd allerdings für diejenigen

Kunden, die mit euphorischen Schreien
Partner und Kinder aus dem Bett
scheuchten: Der eigentliche Verfügungs-
rahmen war von der IT-Panne zu keiner
Zeit beeinträchtigt. Wer also versuchte,
sich die Millionen aus dem Aktien- oder
Anleihendepot schnell auszahlen zu las-
sen, dem Chef die Kündigung gefaxt und
den Flug Richtung Florida schon gebucht
hatte, wurde enttäuscht.
Der Direktbank zufolge müsse diese
solche Buchungen oder Schäden auch
nichterstatten,weilindenAGBgenausol-
che Fehler ausgeschlossen seien. Auch
wer spontan einen Ferrari geleast habe,
teure Gitarren ersteigert oder sich end-
lich eine Klimaanlage für den brüllend
heißen Sommer gekauft hat, wird auf
den Kosten wohl sitzen bleiben.
Dasdürfteallerdingsdiewenigstenbe-
treffen. ImmerhinwarderFehlernurkur-
ze Zeit und nur bis neun Uhr morgens zu
sehen.AlsdieBörsenamDonnerstagmor-
genwiederöffneten,soberichtetdieCom-
direct jedenfalls, seien alle Börsenkurse
wiedernormalangezeigtworden.DieDe-
pots der Kunden hatten wieder den Nor-
malzustand erreicht.
Die Schuldner dürften aufgeatmet
und die Millionäre geseufzt haben: Ich
wär so gerne Millionär.
nils wischme yer

Berlin– Dass er eine Scheu vor großen
Wortenhätte,wirdBundesverkehrsminis-
terAndreasScheuer(CSU)ehernichtnach-
gesagt.AuchamFreitaggrifferzumSuper-
lativ: „Wir haben mit der Deutschen Bahn
das größte Modernisierungsprogramm
für die Schiene vereinbart, das es je in
Deutschland gab“, verkündete Scheuer in
Berlin. Und in der Tat haben sich der Bund
und die Deutsche Bahn nach langen Ver-
handlungen auf ein milliardenschweres
PaketfürdieInstandhaltungdesSchienen-
netzes geeinigt, das die Vorgängerpakete
in den Schatten stellt.
In den nächsten zehn Jahren sollen
86,2Milliarden Euro in Erhalt und Moder-
nisierung des 33 000 Kilometer langen
Netzes investiert werden. Im Schnitt sind
das8,62Milliarden imJahr,nachAngaben
desMinisteriums 54 Prozent mehrals bis-
her. Geplant sind jährlich steigende Zah-
lungen; es wird also nicht jedes Jahr ein

ZehntelderGesamtsummeinvestiert,son-
dern in den ersten Jahren weniger, danach
mehr. Zuletzt hatte es eine Vereinbarung
über fünf Jahre gegeben, die Investitionen
von 5,6 Milliarden Euro im Jahr vorsah
und jetzt ausläuft. Die nun längere Lauf-
zeit verschafft Bahn und Bauunterneh-
men mehr Planungssicherheit. Als Ziel
nannte Scheuer „ein leistungsfähiges,

hochwertiges Schienennetz als Grundlage
füraktiven KlimaschutzimVerkehr“.Über-
alterteAnlagensollenersetztunddasBau-
stellenmanagement verbessert werden,
ebenso die Barrierefreiheit und der Zu-
stand der Brücken. „Für ein Maximum an
Attraktivitätfür dieFahrgäste.“Voneinem
solchenMaximumdürftensichvieleFahr-
gäste zuletzt weit entfernt gefühlt haben:
Unpünktliche Züge, kaputte Klimaanla-
gen: An unerfreulichen Reiseerlebnissen
herrscht kein Mangel. In den ersten sechs
Monaten 2019 hatte gut jeder fünfte Fern-
verkehrszug Verspätung.

Die „Leistungs- und Finanzierungsver-
einbarung“ zwischen Bahn und Bund ist
diedritteihrerArt.DerzeitwirdlautMinis-
terium der Vertragsentwurf fertiggestellt,
dann muss der Bundestag noch zustim-
men. Gelten soll die Vereinbarung von
2020an.62dergut86MilliardenEurosol-
len aus dem Bundeshaushalt kommen,
der Rest aus Eigenmitteln der Bahn. Da-
mit steigert der Bund seine Ausgaben um
fast 60 Prozent, die Bahn ihre um gut 40.
Bislang sind in der Finanzplanung aller-
dings nur 51,4 Milliarden Euro als „Infra-
strukturbeitrag“ vorgesehen; nach Anga-

ben des Finanzministeriums kämen aber
noch die Dividende der Bahn hinzu und
Mittel aus anderen Maßnahmen. Ronald
Pofalla, Infrastrukturvorstand der Bahn,
sprach am Freitag von einem großen Er-
folg für die Kunden der Bahn – und von ei-
nem „enormen Kraftakt“ der vor der Bahn
liege.
Aus Sicht der verkehrspolitischen Spre-
cherin derUnionsfraktion,Daniela Ludwig
(CSU),wirdmitderVereinbarungderKoali-
tionsvertrag umgesetzt. Darin seien eine
Verlagerung von Gütern auf die Schiene
undeine Zunahme des Schienenpersonen-
verkehrs vereinbart. Dank der deutlich ge-
stiegenen Investitionsmittel könne der Sa-
nierungsstau abgearbeitet werden. Der sei
aber viel größer als angenommen, warnte
der bahnpolitische Sprecher der Grünen-
Fraktion, Matthias Gastel. Gleichzeitig ex-
plodierten die Baupreise bei laufenden
Bauvorhaben. Um den Preisanstieg nicht
zusätzlich zu befeuern, müsse der Bund
parallel zu den Schieneninvestitionen den
Straßenneubau verringern. SPD-Frakti-
onsvize Sören Bartol lobte, dass die Bahn
auch selbst „mit zusätzlichen Mitteln in
den Erhalt der Schienenwege investiert“.
Weit oben auf der Prioritätenliste dürf-
tendiesanierungsbedürftigenSchnellstre-
cken stehen. Auch marode Brücken sind
eingroßesProblem,hinzukommenkaput-
te Schienen und Weichen. Der schlechte
Zustand des Netzes ist mit ein Grund für
die Pünktlichkeitsprobleme der Bahn.
Allein für dieses Jahr sind 800 Baustellen
geplant. henrik e roßb ach  Seite 4

Niedriglöhne

Über die Mutter an den Boss


Emilio Lozoya Austin war ein mächtiger Konzernlenker, heute ist er einer der meistgesuchten Männer Mexikos.
Er ist untergetaucht, nun nehmen Fahnder seine Familie ins Visier, um Druck zu machen. Auf Juist wurden sie fündig

Bankirrtum zu Deinen Gunsten


Comdirectmacht Kunden kurzzeitig zu Millionären


Die Bahn soll endlich besser werden


Bund undKonzern wollen deutlich mehr Geld in das marode Schienennetz stecken als erwartet


Die Laufzeit ist auf zehn Jahre
verdoppelt worden. Das bringt
mehr Planungssicherheit

Mexikos Präsident hat
angekündigt, dass er die
Korruption beenden will

DEFGH Nr. 172, Samstag/Sonntag, 27./28. Juli 2019 HF3 WIRTSCHAFT 25


Sonnenaufgang in den Dünen auf der Nordseeinsel Juist. Doch die Idylle trügt. Denn in dieser Woche kam es dort zu einer spektakulären Festnahme. FOTO: ROLAND T. FRANK/MAURITIUS IMAGES

Gut 86 Milliarden Euro sollen in den Zwanzigerjahren investiert werden, um das
deutscheBahnnetzzu sanieren. FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA
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