Süddeutsche Zeitung - 27.07.2019 - 28.07.2019

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von f l orian welle

H

eutzutage ist Kakao wieder
in aller Munde. Als rohe Boh-
ne hat man ihm neben Goji-
Beeren,ChiasamenoderGra-
natäpfeln das Etikett des
Superfoods angeheftet – reich an Vitami-
nen, Antioxidantien und Ballaststoffen
soll es die Gesundheit ordentlich auf
Vordermann bringen. Dazu passt, was
Alexander von Humboldt schon ahnte:
„Kein zweites Mal hat die Natur eine sol-
che Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf
einem so kleinen Raum zusammenge-
drängt wie gerade bei der Kakaobohne.“
Als Medizin sowie stärkende Verpfle-
gung ihrer Krieger galten die fermentier-
ten und daher dunkelbraun verfärbten
und anschließend getrockneten Samen
der Kakaopflanze bereits den Ureinwoh-
nern Mittelamerikas. Doch für die Maya
undAzteken, ziemlichsicher schonfür die
Olmeken,dieersteHochkulturinderfrag-
lichen Region, waren sie noch erheblich
mehr: Man benutzte sie als Zahlungsmit-
tel, gab sie den Toten mit auf die Reise ins
Jenseits;mitWasser verflüssigtundweite-
ren Zutaten wie Chilipfeffer, Honig oder
Achiote angereichert, tranken die Eliten
das kalt, lauwarm oder heiß servierte Ge-
misch bei ihren Festen. Kurz: Mit unserer
Vorstellung einer verführerisch süßen
Gaumenfreude hatten die Kakaogetränke
von einst nichts zu tun.

In ihrer langen, von zahlreichen Rät-
seln durchwobenen Geschichte wurden
den zunächst noch von weißem Frucht-
fleischumhülltenSamenderKakaofrüch-
tedieverschiedenstenBedeutungenzuge-
schrieben. Natürlich wollte man irgend-
wann auch eine aphrodisierende Wirkung
der Kakaobohnen bemerkt haben. Als
„Theobroma cacao“, als „Speise der Göt-
ter“, klassifizierte der Vater der modernen
Botanik, Carl von Linné, daher treffend
den Kakaobaum, der ursprünglich im tro-
pischen, von hoher Luftfeuchtigkeit ge-
prägten Amazonasgebiet beheimatet war
und heute auch in Asien, vor allem aber in
Afrika angepflanzt wird.
Das war im 18. Jahrhundert, und der
Kakao konnte in Europa bereits auf eine
über 200-jährige Geschichte zurückbli-
cken, die zunächst alles andere als aufge-
klärt war. So schrieb Petrus Martyr von
Anghiera, der Chronist von Kolumbus, in
seinen „Acht Dekaden über die Neue
Welt“überdasheiligeGetränkderIndige-
nen: „Es sieht abstoßend aus für den, der
es nie getrunken hat. Ein Teil des Schau-
mes bleibt an den Lippen hängen. Wenn
es rot gefärbt ist, sieht es schrecklich aus,
wie Blut.“ Noch in der 1565 erschienenen
„Geschichte der Neuen Welt“ des italieni-
schen Historikers Girolamo Benzoni heißt
es: „Die Schokolade schien eher ein Ge-
tränk für Schweine zu sein als für die
Menschheit. Ich war seit über einem Jahr
in diesem Land und wollte es nie probie-

ren...“ Verantwortlich für diese vernich-
tenden Schilderungen war der als Gewürz
beigegebeneAchiote-Samen,derdemGe-
tränk eine blutähnliche Färbung verlieh.
Doch wann, wie und über welche Mit-
telsmänner kamen Kakaobohnen nach
Europa? Wie schwer diese Fragen zu be-
antwortensind,zeigtsichaneinerFormu-
lierung von Sophie und Michael D. Coe,
zwei WissenschaftlernaufdemGebiet der
Nahrungsforschung, die in dem in den
Neunzigerjahren erschienenen Standard-
werk„DiewahreGeschichteder Schokola-
de“ vorsichtig formulieren: „Wir werden
uns bemühen, Wahrheit und Dichtung
auseinanderzuhalten, aber es mag sein,
dassdiesnichtimmergelingt.“Soverwun-
dert es nicht, wenn man selbst auf vielen
einschlägigen Internetseiten zum Thema
den Mythos liest, dass Kolumbus die ers-
ten Kakaobohnen mitgebracht habe. Der
Genuese hatte in der Neuen Welt wohl si-
cher nie vom Getränk gekostet, geschwei-
ge denn, dass er es mitnahm. Jedenfalls
gibt es dafür keinerlei Nachweis.

Auchdafür,dassderKonquistadorHer-
nán Cortés sie eingeführt habe, wie häufig
behauptet, gibt es keine Belege. Kaum
dass er 1519 mit der Niederwerfung und
Ausbeutung des Aztekenreiches begon-
nen hatte, schickte er ein Schiff zurück in
die Alte Welt. Folgt man den Frachtlisten,
hatte es keinen Kakao an Bord. Auch als er
1528 Kaiser Karl V. persönlich gegenüber-
trat und ihm bei der Gelegenheit alles
Mögliche überreichte, Akrobaten, Jagua-
re und ein Gürteltier, waren laut Quellen
keine der wertvollen Bohnen dabei.
Auf gesichertem Terrain befindet man
sich erst 1544. Damals kamen Dominika-
ner mit adeligen Kekchí-Maya an den Hof
Prinz Philipps von Spanien. Unter den
GeschenkenwarenQuetzalfedern,Tonge-
fäße, diverse Pflanzen sowie: Gefäße mit
geschlagener Schokolade und Kakaoboh-
nen! Erst aus dem Jahr 1585 stammt dann
die älteste überlieferte Aufzeichnung ei-
ner Ladung Kakaobohnen, die per Schiff
von Veracruz nach Sevilla gelangte.
Bis das Getränk in Europa seinen Sie-

geszug antreten konnte, musste vor allem
die Rezeptur verändert werden. Erst mit
der Anwendung von Rohrzucker begann
essichvomvielfältigeingesetztenHeilmit-
tel zum Luxusgut zu wandeln und in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den
Adelskreisen Spaniens durchzusetzen. Es
folgten Portugal, Italien und Frankreich.
Gerade bei letztgenannten Ländern strei-
tet man darüber, wer die Einheimischen
auf den Geschmack gebracht hat.
So gibt es allein für Frankreich drei
Thesen. Favorisiert die eine Anna von
Österreich, die Tochter Philipps III. von
Spanien, geht die zweite davon aus, dass
spanische Mönche das Getränk im Nach-
barland bekannt machten. Die letzte ver-
mutet, dass es als Medikament den Weg
nachFrankreichfand.BisKakaoundScho-
koladezumKonsumartikelfürbreiteMas-
senwurden,dauerteesweiterhingutzwei-
hundert Jahre. Noch mal über hundert,
bis man sie heute entweder wegen ihres
Zuckergehalts verteufelt oder sie sich als
Superfood auf der Zunge zergehen lässt.

LÖSUNGEN VOM FREITAG ...


... UNDVOM WOCHENENDE


32 786
4321 8567
54 7689
58964372
245763
36789542
9678 45
8756 1234
789 21

9
1

3

45

STR8TS: SO GEHTS


4567 21
543 76 12
312 879
43 21 867
56324 78
627435 89
789 456
7869 345
6578 23

9 8 5 1 3 2 4

897 4


82


71


38


6


65


5


7


4


3


9


1


Quartett mittelschwerEin Kunstfliegervollführt
eineSchraube, jemand feilt sich einenNagel,
dazu eine geschweifteKlammerund eineNiete:
Dargestellt waren vier Verbindungselemente.
SchwerDer abgebildete Schwimmer war der
vielfache Olympiasieger MarkSpitz, der Pfeil zeigte
auf seinenSchnauzer. AuchBoxerundWindspiel
sind Hunderassen.Aller Anfang„Mit Näglein
besteckt schlupf unter die Deck’“ (aus dem Schlaf-
lied „Guten Abend, gut’ Nacht“)

Für die Maya waren die Kakaobohnen stärkende Verpflegung, Medizin und sogar Zahlungsmittel. FOTO: MAURITIUS

DEM GEHEIMNIS AUF DER SPUR

Göttertrank Kakao


Wiekam die heilige Bohne der Maya und Azteken nach Europa?


Diese Frage ist Stoff für viele Mythen und Legenden


36 RÄTSEL Samstag/Sonntag, 27./28. Juli 2019, Nr. 172DEFGH


STR8TSmittelschwer


FOTOS: MAURITIUS IMAGES (2), IMAGO (3), KEYSTONE/PA, REO, WIKIMEDIA COMMONS / GUILLAUME PIOLLE(CC BY 3.0)

SCHACH


Perfekt präpariert

QUARTETT


Vier Bilder, eine Gemeinsamkeit – welche?

von oliv er rezec

mittelschwer


schwer


SUDOKUschwer


965418372
741362985
382759461
238196547
6745238 19
159847623
4936 71258
816235794
527984136

SCHWEDENRÄTSELFerien


62819 7534
435268197
197435682
562783941
814926375
379541826
7836 12459
9518 74263
246359718

a 8 7 6 5 4 3 2 1
bcdef gh

Position nach 25...Df7

Wojtaszek – Fridman (Semi-Slawisch)
Zu den Favoriten beim 47. Sparkassen
Chess-Meeting in Dortmund zählte der
32-jährigepolnischeSpitzenspielerRados-
law Wojtaszek. Über einige Jahre hinweg
war er „nur“ ein starker Großmeister und
international nicht sehr bekannt. Dann je-
doch holte ihn der langjährige frühere
WeltmeisterViswanathanAnandinseinSe-
kundanten-Team, wo er besonders am Er-
öffnungsrepertoire der indischen Schach-
legende arbeitete. Bald danach zeigte sich,
dass Wojtaszek anscheinend von der Zu-
sammenarbeit noch mehr profitiert hatte
als sein Chef – ihm gelang der Sprung in
die erweiterte Weltelite. Nachfolgend se-
hen wir, wie der erfahrene deutsche Groß-
meister Fridman ein Opfer der tiefgründi-
gen Vorbereitung des Polen wird:
1.c4 c6 2.Sf3 d5 3.e3 Sf6 4.Sc3 e6 5.d4 a6
6.b3 Lb4 7.Ld2 Sbd7 8.Ld3 0–0 9.0–0
Ld6 10.Te1 h6 11.e4 dxc4(in Verbindung
mit dem nächsten Zug ist das die beste Re-
aktion, die zu einer spannungsgeladenen
Zentrumsstruktur führt)12.bxc4 e5 13.c5
Lc7 14.Dc2 exd4 15.Se2 (nicht aber


15.Sxd4 Sxc5 und Schwarz gewinnt)
15...Te8 16.Tad1(nach 16.Sexd4 befreit
sichSchwarzmittels16...Se5)16...De7(nun
folgtauf16...Se517.Sxe5Lxe518.f4mitwei-
ßem Vorteil)17.Tc1 Td8 18.Sexd4 Se5
19.Sxe5 Dxe5 20.Sf3 De7 21.e5 Sd5(auf
den ersten Blick ist die schwarze Welt in
Ordnung, doch nun folgt ein sehr starkes
Manöver, das Wojtaszek vermutlich schon
zuhause auf dem Analysebrett hatte)
22.Dc4 Le6 23.De4 f5 24.exf6 Sxf6
25.Dg6 Df7 Diagramm 26.Txe6(diese
Kombination gewinnt im Endeffekt einen
wichtigen Bauern)26...Dxe6 27.Lc4 Td5
28.Lxh6 Df7 29.Dxf7+ Kxf7 30.Le3 Tad8
31.Tb1(inderFolgedemonstriertWeißaus-
gezeichnete Endspieltechnik) 31...T8d7
32.Kf1 Lb8 33.Ld4 Ke8 34.Lxd5 Sxd5
35.g3 La7 36.Se5 Te7 37.f4 Kd8 38.Kf2
Sf6 39.Kf3 Kc7 40.h4 Sd7 41.Sxd7 Txd7
42.Le5+ Kc8 43.Ld6 Lb8 44.Lxb8 Kxb8
45.g4 Td5 46.Tc1 g6 47.Th1 Txc5 48.h5
gxh5 49.gxh5 Tf5 50.h6 Tf8 51.h7 Th8
52.Ke4(Schwarz gibt auf, da der Marsch
des weißen Königs nach g7 entscheidet).
stef an kind ermann

5 3 9 1


4 7


1 5 4


6 3 1


7


9 5


8


2 7 3


4 9 5 8


ALLER ANFANG


„E······· v···········. S··· G······· s···


z······· d·· W···· d·· A············ d·····“


Wie oft diese Worte des Grundgesetzes folgenlos bleiben, wollen
immer weniger Bürger hinnehmen. Wie lautet das Zitat?

Auch eine aphrodisierende
Wirkung wurde der bitteren
Wunderbohne zugesprochen
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