Fotos: AFP, Reuters, privat (Kindertipp)
Einen Komplizen suchen
Wir Klinikclowns besuchen Kinder
im Krankenhaus immer zu zweit.
DashatvieleVorteile:Mankannauf-
einander Bezug nehmen und gibt
den Patienten so die Gelegenheit,
erst mal nur zuzusehen. So können
sie selbst entscheiden, ob und wie
viel sie mitmachen wollen. Wenn
man keinen passenden Partner fin-
det, nehme ich einfach ein Stofftier.
Ein Teddy ist zum Beispiel ein guter
Partner für eine gemeinsame „Hu-
mormission“.
Hilfsmittel nutzen
Knallrote Nasen aus Schaumstoff
sind immer mit dabei. Deshalb nen-
nen wir uns auch „Rote Nasen“. Sie
sehen lustig aus, aber man kann vor
allemvieldamitmachen.KleineZau-
bertricks zum Beispiel, bei denen
mansie verschwindenlässtoderver-
doppelt. Oder man tut so, als ob sie
ein Ohrring, eine Antenne oder ein
„Popel-Depot“ ist. Aber letztlich
macht einen guten Clown seine Hal-
tung aus und nicht die rote Nase.
Merkmale übertreiben
Zu dieser Haltung gehört, auch Din-
ge mit Humor zu nehmen, die nicht
perfekt sind. Manche Clowns beto-
nen sie sogar noch. Zum Beispiel mit
übergroßenSchuhen,wennmanoh-
nehin tollpatschig ist und oft stol-
pert. Oder mit einem Ball unter dem
Shirt, wenn man auch ohne ein klei-
nes Bäuchlein hat.
Auf den Bauch hören
Apropos Bauch: Humor hat viel mit
Gefühl zu tun. Man muss etwas ma-
chen, was einem selbst Spaß macht,
sonstspringtderFunkenichtaufan-
dere über.
Die Umgebung umdeuten
Dazu braucht es Fantasie: Ein Gips-
verband am Kopf könnte zum Bei-
spiel auch ein Astronauten- oder ein
Ritterhelmsein.EineSauerstoffmas-
ke oder ein Mundschutz könnten als
„Darth-Vader“-Maske durchgehen.
Und eine Infusion ist weniger doof,
wenn man sich vorstellt, sie würde
nach Cola schmecken. So kann man
schnell aus einer belastenden Situa-
tion eine komische machen.
In eine Rolle schlüpfen
Es hilft sehr, in eine Rolle zu schlüp-
fen. Etwa, indem man die Stimme
verstellt oder den Körper. Zum Bei-
spiel durch übertriebenes Hinken,
ständiges Stolpern, Stottern oder ei-
nen starken Buckel.
proto koll: nina himmer
Seit Mittwoch hat Großbritanni-
en einenneuen Premierminister.
Er heißt Boris Johnson, will den
Brexit und ist ein sehr umstritte-
ner Politiker. In seiner Heimat
sind viele ganz und gar nicht
glücklich darüber, dass er nun
den wichtigsten Posten im Land
hat: Zahlreiche Minister sind aus
Protest zurückgetreten, viele
Menschen haben auf der Straße
demonstriert. In den USA aber
hat Boris Johnson einen großen
Fan: Präsident Donald Trump. Er
gratulierte Boris Johnson als ei-
ner der Ersten und prophezeite
ihm eine großartige Zukunft im
Amt. Kein Wunder, denn Trump
und Johnson haben viel gemein-
sam. Sie sind fast so etwas wie po-
litische Zwillinge. Beide nehmen
es mit der Wahrheit nicht so ge-
nau, beide schimpfen bei Reden
gerne über ihre Gegner, beide
machen sich für umstrittene Pro-
jekte stark – Trump etwa für den
Bau einer Mauer an der Grenze
zu Mexiko, Johnson für den Aus-
tritt seines Landes aus der Euro-
päischen Union. Was sie aber
auch verbindet, sind ihre Gegner.
In den USA protestieren sie mit
dem Spruch „Nicht mein Präsi-
dent!“, in Großbritannien mit
„Nicht mein Premierminister!“.
Die Botschaft ist dieselbe: Wir ha-
ben euch nicht gewählt, ihr ver-
tretet nicht unsere Interessen
oder unsere Meinung. nhm
Mit Humor
trösten
Von Maria Gundolf, 49
Lachen hilftfast immer. Eine
Klinikclownin verrät, wie es
sogar im Krankenhaus ein
bisschen lustig wird
Die Ferienfrage
Urlaub mit Eltern und Geschwistern oder ab ins Zeltlager?
Darüber kann man geteilter Meinung sein: so wie Greta und Levi
proto kolle: aline spanti g; ill ustra tio n: lili moosb auer
Aktuell
Politbrüder
Boris Johnson ist der
neue britische
Premierminister.
Das finden viele nicht
so toll, einer freut
sich dafür umso
mehr: Donald Trump
Greta, 11
Ähnliche Frisur, ähnlicher Politikstil: Boris
Johnsonund Donald Trump haben eine
ganze Menge gemeinsam.
Mit diesen Schildern haben in London viele
Menschen gegen Johnson protestiert.
„Zeltlager bedeutet Freiheit.
Jeden Tag kann ich mir
selbst überlegen, worauf ich
Lust habe. Ich kaufe meine
eigenen Süßigkeiten, ziehe
an, was ich will und mache,
worauf ich Lust habe. Will
ich T-Shirts batiken, dann
macheichdas.WillichTrom-
meln basteln, lege ich direkt
los. So einfach läuft das. Die
Betreuer haben zwar viele
Ideen, aber niemand
schreibtmirvor,wasichma-
chenmuss.Deswegennenne
ich Zeltlager auch Elternur-
laub. Weil man Urlaub von
den Eltern hat. Letztes Jahr
war ich mit meiner Familie
auf Kreta. Das war lustig,
weil ich Greta heiße. Der Ur-
laubselbstwaraberanstren-
gend. Einmal am Tag muss-
ten wir ein altes Gebäude
oder so anschauen. Kultur-
programm nennen meine
Eltern das. Ich würde das am
liebsten streichen. Burgen
finde ich schon schön. Aber
Kunstmuseen? Langweilig!
Lieber will ich im Wald spie-
len,über Wiesen rennen und
StöckefürdasLagerfeuersu-
chen. Solche, auf denen man
perfektes Stockbrot brut-
zeln kann. Am allerbesten
finde ich aber Gruppenspie-
le mit dem ganzen Lager. Da
spielen so viele Leute mit,
das hat man sonst nie. Dann
rennen wir in großen Grup-
penüberdasGeländeundsu-
chen als Detektiv-Team
nach dem Täter. Wie ein gi-
gantisches Fußballteam se-
hen wir dabei aus. Wir sind
auch alle ungefähr im glei-
chen Alter. Das finde ich fai-
rer, weil zu Hause bin ich die
Jüngste. Wenn ich gegen
meinen ältesten Bruder ein
Wettrennen mache, habe ich
ja eigentlich keine Chance.
Außer ihm sind gerade die
Beine eingeschlafen, weil er
zu lange in der Hängematte
gelegen hat. Trotzdem freue
ich mich, wenn es nach über
einer Woche wieder nach
Hause geht. Wenn ich für
meine Familie einen Urlaub
planen dürfte, dann würde
ichallemitinsZeltlagerneh-
men.Abernur,wenndieKin-
der das Programm bestim-
men dürfen.“
„Wer soll denn die ganzen
Luftmatratzen aufpusten?
So viele Kinder und so weni-
ge Betreuer. Die haben be-
stimmt nicht genug Puste,
um für das ganze Sommer-
camp die Matratzen und
Schwimmringe aufzubla-
sen. Aber Schwimmen und
Planschen gehören zum Ur-
laub dazu. Genauso wie El-
ternundGeschwister.Mitde-
nen fahre ich am liebsten
weg. Dafür sind die Ferien
doch da. Endlich Ruhe! Im
Alltag ist immer so viel los.
Da hat man nicht die Zeit für
alle Dinge, die man gemein-
sam unternehmen will. Wä-
re ja doof, wenn ich dann im
UrlaubnichtsmitmeinerFa-
milie machen würde. Dieses
Jahr verreisen wir mit einem
Wohnwagen. Die Fahrt wird
ziemlich lang, haben mir
meine Eltern gesagt. Finde
ich trotzdem toll. Dann ha-
bensiegenugZeit,ummiral-
le Fragen zu beantworten.
Zum Beispiel wie groß die
nächste Stadt ist, in die wir
fahren und was wir dort ma-
chen können. Wenn Schule
ist, gehen die Tage immer so
schnell rum und ich kann
nicht so lange wach bleiben.
Dann heißt es Zähne putzen
und ab ins Bett. Aber in den
Ferien ist das nicht so. Da
spielen wir auch noch, wenn
es draußen schon dunkel
wird und erzählen uns Ge-
schichten.ImZeltlagerkönn-
teichmichnichtsogutunter-
halten.Ich würde dort janie-
manden kennen und müsste
erst neue Freunde finden,
die gerne über die gleichen
Sachen reden. Und jeman-
dem, den man noch nicht so
lange kennt, kann man auch
nicht so gut sagen, wenn
man Heimweh hat. Wenn ich
doch mal etwas ohne meine
Elternmachenwill,dannge-
he ich einfach mit meiner
Schwester zum Schwim-
men. Ins Zeltlager will ich
echt nicht. Außer vielleicht
wenn Manuel Neuer als Be-
treuer mitkommt. Da würde
ich eine Ausnahme machen.
AlsguterSportlerhätteerbe-
stimmt genügend Puste, um
für alle Kinder die Matrat-
zen aufzublasen.“
Kindertipp
Mehr Freiheit!
Levi, 8
Alle zusammen!