Die Welt am Sonntag Kompakt - 21.07.2019

(Wang) #1

28 WIRTSCHAFT & FINANZEN WELT AM SONNTAG NR.29 21.JULI2019


Geld sachen


GESAMMELT VON MARION MEYER-RADTKE

Die Flixbus-Mutter Flixmobili-
ty steigt ins Geschäft mit Mit-
fahrgemeinschaften ein. Ab
2020 werde Flixcar in Europa
starten. Wo genau, ist noch
nicht klar. Autofahrer können
dann gratis auf einer Plattform
Plätze in ihrem Wagen anbie-
ten. Damit will das Münchner
Start-up Regionen abdecken, in
denen es weder mit Flixbussen
noch mit Flixtrain fährt.

Beifahrer gesucht


Deutsche Banken haben im
vergangenen Jahr rund 2,4
Milliarden Euro Strafzinsen
gezahlt, weil sie bei der Bun-
desbank zu hohe Einlagen
haben. Im gesamten Euroraum
hätten alle Banken zusammen-
genommen rund 7,5 Milliarden
Euro Strafen geleistet, die
ihnen die EZB als negative
Zinsen in Rechnung gestellt
habe, berichtet die „Rheinische
Post“ unter Berufung auf eine
kleine Anfrage der FDP-Frakti-
on an die Bundesregierung.

Hohe Strafe


BMW hat seinen
Produktionsvor-
stand zum Kon-
zernchef ernannt:
In vier Wochen
soll Oliver Zipse übernehmen.
Der 55-Jährige, der sein ganzes
Berufsleben bei BMW ver-
bracht hat, gilt als Manager
alter Schule und einer der letz-
ten Schlipsträger der Branche.
Der Konzern erhofft sich eine
straffere Führung als unter
Vorgänger Harald Krüger – und
mutige Ideen für die Zukunft,
vor allem die Entwicklung
attraktiver E-Modelle.

Ideen gefragt


Fast 25 Jahre nach dem Unter-
gang der Ostseefähre „Esto-
nia“ mit 852 Toten hat ein
Gericht die deutsche Meyer-
Werft entlastet: Die Richter in
Nanterre wiesen die Schaden-
ersatzklagen von mehr als
tausend Überlebenden und
Hinterbliebenen ab. Die Auto-
fähre war 1994 gesunken. Eine
Untersuchung ergab, dass die
Bugklappe schwere Konstruk-
tionsmängel aufwies. Die Klä-
ger hätten kein grobes oder
vorsätzliches Fehlverhalten
nachweisen können, so die
Richter.

Freigesprochen


ZuckerbombenVon 110 Lebensmitteln, die für Kinder vermarktet
werden, sind laut einer Foodwatch-Studie fast alle überzuckert. Alle 32
Kinderjoghurts und 90 Prozent der 78 Frühstücksflocken enthielten
mehr Zucker, als die WHO empfiehlt. Am krassesten: Bei „Kellog’s
Frosties“ lädt man sich bei einer 100-Gramm-Portion 37 Gramm Zu-
cker auf den Teller.

PROZENT


Daimler will bis
2025 jeden vier-
ten Mercedes-
Neuwagen übers
Internet ver-
kaufen. „Wir sehen ein hohes
Interesse im Onlinebereich.
Der Zuspruch ist enorm“, sagte
Vertriebsvorständin Britta
Seeger. Zudem sollen Autos
mit gleicher Ausstattung künf-
tig überall gleich viel kosten.

,,


FLIXBUS; DPA; PICTURE ALLIANCE/PACIFIC PRESS

agen Matuszak stand an der
Schleifmaschine eines Schwei-
zer Orthopädie-Schuhmachers,
für den er damals arbeitete, als als ihm
auffiel: „Ey, es gibt niemanden, der
Sneaker repariert.“

VON LUKAS KROMBHOLZ

Gedacht, getan. Zurück in Berlin
gründete er im März 2018 „Sneaker Res-
cue“ – und verarztet inzwischen 250
Turnschuhe monatlich. Abgelaufene
Sohlen, Löcher im Zehenbereich oder
an der Ferse, derartige Kleinigkeiten
führen häufig dazu, dass Turnschuhe in
der Mülltonne
landen, denn
klassischen
Schuhmachern
fehlt oft das
Fachwissen. Und
als Modeobjekte
leben Sneaker
von einer gewis-
sen „Crispness“
und sehen am
Besten aus, wenn
sie frisch aus
dem Karton
kommen. Oder
eben frisch sa-
niert sind.
Wer seine
Turnschuhe bei
„Sneaker Res-
cue“ aufpäppeln
lassen möchte,
sendet via
WhatsApp oder
E-Mail Fotos an
den 23-jährigen
Berliner und sein
Team. Anschlie-
ßend entschei-
det der gelernte
Orthopädie-Schuhmacher, ob eine Re-
paratur sinnvoll ist und was sie kosten
wird. Für 40 Euro gibt es beispielsweise
neue Sohlen, nach maximal zwei Wo-
chen hat der Kunde seine Schuhe wie-
der – eine kleine Grundreinigung und
Imprägnierung gibt es kostenlos dazu.

EIN EMOTIONALER WERT„Alleine in
Deutschland werden jährlich 10.000
Tonnen Schuhe weggeschmissen“, be-
richtet Matuszak, der beklagt, dass ge-
rade Sneaker häufig mangelhaft verar-
beitet sind. „Die Qualität rechtfertigt
die Preise jedenfalls nicht“, sagt der
Berliner. Für viele Kunden haben Turn-
schuhe einen hohen emotionalen Wert:
gemeinsame Reisen, legendäre Nächte.
Matuszak wiederum denkt vor allem an
den ökologischen Faktor und sieht seine

Generation in der Pflicht, ein Bewusst-
sein für überlegten Konsum zu schaf-
fen. Der Sneaker-Doktor selbst besitzt
nur drei Paar Schuhe.
Momentan ist „Sneaker Rescue“ ein
„Friends- und Family-Business“, wie es
der 23-Jährige formuliert. Die kleine
Schwester fotografiert fleißig für den
Instagram-Feed, die Freundin kümmert
sich um Anfragen und Buchhaltung,
zwei Freunde helfen Matuszak in der
Schuhwerkstatt. Doch das Unterneh-
men wächst, bald fängt eine weitere
Mitarbeiterin an.
Noch teilt sich das junge Berliner Un-
ternehmen allerdings die Werkstatt mit
einem Orthopä-
die-Schuhma-
cher aus dem
Ortsteil Pankow,
das Einraumbü-
ro liegt direkt
über den Ar-
beitsräumen im
ersten Stock und
ist gleichzeitig
auch die Woh-
nung des Paares.
Die Suche nach
eigenen Räumen
läuft auf Hoch-
touren. Auch,
weil es „echt
nervig ist, zwi-
schen all den
Kartons und
Schuhen zu pen-
nen“, lacht Ma-
tuszak.
Er träumt da-
von, mit großen
Sportschuhher-
stellern zu ko-
operieren, auch
wenn er weiß,
dass er ihnen mit
seinem Anti-Wegwerf-Konzept ja ei-
gentlich das Geschäft versaut. „Ich stel-
le mir das so vor: Man kann ein Sneaker-
Modell in zwei Varianten kaufen, einmal
in nachhaltig, einmal in normal. Der
erste kostet 30 Euro mehr, dafür gibt es
beispielsweise den ersten Sohlen-
Tausch von uns inklusive.“ Originalsoh-
len wohlgemerkt, denn noch rücken die
großen Hersteller ihre Bauteile nicht
raus. Eine „Boost“-Sohle von Adidas
oder die „Free“-Sohle, wie sie Nike ver-
wendet, kann Matuszak momentan nur
bedingt retten. Ein Kunde organisierte
für seine geliebten „New Balance 997
Made in USA“ deshalb extra ein „Spen-
derpaar“ für einen „Sole-Swap“, wie der
Schuhmacher erzählt. Wer weiß: Viel-
leicht kommt demnächst der Sneaker
mit Spenderpass.

Besitzt nur drei Paar Hagen Matuszak
iiist gelernter Orthopädie-Schuhmacherst gelernter Orthopädie-Schuhmacher

HILDE MATUSZAK

Ab in die


Turnschuh-Klinik


Weg vom Wegwerfprodukt: Jetzt können auch


Sneaker repariert werden. Das erscheint sinnvoll,


landen doch 10.000 Tonnen Schuhe im Jahr im Müll


H


,,Meiner ErfahrungMeiner ErfahrungMeiner Erfahrung,,


nach ist Erfolg immer


,


nach ist Erfolg immer


,,


nach ist Erfolg immer


,


in Stacheln verpackt.


,


in Stacheln verpackt.


,,


in Stacheln verpackt.


,


Ob du zugreifst oder


,


Ob du zugreifst oder


,,


Ob du zugreifst oder


,


nicht, ist deine
Entscheidung

SANDRA BULLOCK,
die US-Schauspielerin
wird am Freitag 55 Jahre alt

Autohaus adé


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