Die Welt am Sonntag Kompakt - 21.07.2019

(Wang) #1

32 WIRTSCHAFT & FINANZEN WELT AM SONNTAG NR.29 21.JULI2019


PM IMAGES

Wenn


Zinsen


schlapp


machen


Strafzinsen auf Ersparnisse könnten


schon bald zur bitteren Realität werden.


Das hat Folgen für nahezu alle


Anlageklassen. Worauf sich Sparer


einstellen müssen


ährend sich die reisende Mensch-
heit im Jahr 2019 mit ökologi-
schem Fußabdruck, Overtourism
am Mount Everest und Bußgeldern wegen ille-
galer Ferienwohnungen in Berlin und Barcelo-
na herumschlagen muss, sieht die Zukunft des
Reisens erheblich rosiger aus.

VON SÖNKE KRÜGER

In 100 Jahren werden Touristen mit auto-
nomen Reisekapseln praktisch jeden Ort der
Erde erreichen können, Kurzurlaub auf dem
Mond gehört zum Pauschalreisestandard, und
irdische Hotelzimmer lassen sich per Mikro-
chip – der jedem Menschen und damit auch je-
dem Hotelgast in die Haut implantiert ist – in
Echtzeit individuell einrichten und verän-
dern, auf Wunsch auch in ein Dschungelcamp
oder ein Hochgebirgsresort.
So stellt sich zumindest Hilton das Reisen
im Jahr 2119 vor. Die 1919 gegründete, heute
global operierende Hotelgruppe hat zum 100-
jährigen Jubiläum einen Blick in die Zukunft
gewagt und hauseigene Experten und Zu-
kunftsforscher skizzieren lassen, wie sich die
Tourismusbranche in den kommenden 100
Jahren entwickeln wird. Nicht ganz überra-
schend geht es schwerpunktmäßig um die Ho-
tellerie, der einige Revolutionen ins Haus ste-
hen dürften. So wird es in Zukunft egal sein,
wo ein Hotel steht – smarte Technologie wird
die Naturgewalten überlisten, egal ob in der
Wüste oder an der Küste: „Fassaden aus un-
zerbrechlichen Materialien werden den Auf-
prall von riesigen Hagelkörnern absorbieren
und in Energie zur Versorgung des Hotels um-
wandeln. Die Hochwasserschutztechnologie
erkennt das Herannahen von Wassermassen,
verankert das Hotel am Boden oder hebt das
gesamte Gebäude auf ein sicheres Level.“
Der Check-in erfolgt automatisch, und im
Hotelinneren sieht der Gast – Chip sei Dank –
nur, was er sehen will. „Jeder Ort verwandelt
sich in den perfekten, hyperpersonalisierten
Bereich des Gastes“, verspricht Hilton: Ster-
nenhimmel für Weltraumliebhaber, Sand statt
Teppich unter den Füßen, Telefonpartner las-
sen sich per Hologramm ins Zimmer beamen.
Besonders praktisch: Es wird virtuelle Klei-
derschränke geben, die eine „endlose Auswahl
an nachhaltiger Kleidung anbieten – was das
Packen von Koffern und den Transport von
Gepäck überflüssig macht“.
Und wie isst der Hotelgast von übermorgen?
Wenn es schnell gehen muss, wird er Essens-
kapseln knabbern: „Alle kulinarischen Wün-
sche werden in einer praktischen Pille gelie-
fert.“ Alternativ quillt das Essen im Hotelzim-
mer aus dem 3-D-Drucker, oder man lässt sich
doch mal auf echte Sozialkontakte ein und
speist mit echten anderen Menschen wie früher
im Hotelrestaurant. Allerdings ohne Speisekar-
te, denn die Köche wissen über die implantier-
ten Chips natürlich, was der Gast mag und wo-
gegen er allergisch ist. „Die Teller werden mit
Süßalgenkroketten, Käfer-Bolognese, Plankton-
törtchen und Raupenspießen gefüllt.“
Wir sind nicht sicher, ob wir uns das alles
wirklich vorstellen wollen, werden aber in 100
Jahren berichten, wie viele Prognosen sich be-
wahrheitet haben und was sie taugen.

Raupen, Mond


und Mikrochips


Reisen in 100 Jahren: Der


Hotelkonzern Hilton glaubt


an die Zukunft des Tourismus


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