iverse Tätowierungen sind unter der Som-
merstrickjacke verborgen, ein paar Pier-
cinglöcher im Gesicht zeugen von gesun-
der Experimentierfreude, und die Sonne
auf der Zeichnung der Tochter grinst
pechschwarz. Erster Eindruck: Die makellos zuge-
wandte sowie erstklassig frisierte Melanie dal Canton
ist nicht die typische Kosmetikfachverkäuferin, wie
man sie aus den Erdgeschossen der Kaufhäuser kennt.
VON ADRIANO SACK
Eher das Gegenteil: Sie hat Politologie studiert (in
ihrer Diplomarbeit ging es um ein Alternativprojekt
zum Berliner Stadtschloss), dann im Concept Store
von Andreas Murkudis gearbeitet, sie interessiert sich
vollkommen unspinnert für Alchemie und Homöopa-
thie – und sie ist eine gewandte Geschäftsfrau, die für
einen grundlegenden Wandel steht, den der gewaltige
Beautymarkt erlebt.
Vor sieben Jahren eröffnete sie ihren Laden MDC in
Prenzlauer Berg in Berlin. Seit April betreibt sie nun
im „Bayerischen Hof“, dem sprichwörtlichen Luxus-
hotel in München, einen Laden der ehemaligen floren-
tinischen Klosterapotheke Santa Maria Novella, deren
Produkte passgenau für die Sehnsucht nach Tradition,
Naturverbundenheit und Entschleunigung stehen, die
auch die Beautywelt ergriffen hat.
In ihrem eigenen Laden – auf überschaubarem
Raum, aber zwei Ebenen und mit zwei dramatischen
neogotischen Eingangsfenstern – verkauft sie Duftker-
zen von Astier de Villatte, Anti-Pickel-Schwefelpaste
von Malin+Goetz, die Produkte der Beauty-Spa-
Betreiberin Susanne Kaufmann oder von Aesop.
Letztere stammen aus Australien und sind maßgeblich
dafür verantwortlich, dass heute jedes zweite Beau-
typrodukt aussieht wie aus einem Chemielabor, also
retromodern, braune Flaschen mit wortreicher In-
haltsangabe.
„Es sind Produkte mit Passion und Vision“, sagt dal
Canton. Was sie damit meint: Sie sind nicht aus
Marktforschung und Erfolgsformeln zusammenge-
rührt, sondern entstehen aus der Überzeugung, dass
auch Kosmetik eine Kunstform oder zumindest ein
ernsthaft betriebenes Handwerk sein kann. Frédéric
Malle etwa, Neffe des französischen Filmregisseurs,
lädt für seine Marke re-
nommierte Parfümeu-
re ein, Düfte zu kom-
ponieren. Die Ergeb-
nisse sind dann viel-
leicht nicht eingängig
genug für den Parfüm-
supermarkt, außerdem
viel zu teuer. Aber sie
haben Charakter und
Witz. „Musc Ravageur“
von Maurice Roucel
schockierte 2001 die
Parfümwelt, nur um
heute, so die Eigenwer-
bung, als „die Sixtini-
sche Kapelle der orien-
talischen Ambra-Tradi-
tion“ anerkannt zu
werden. Verpackt sind
diese Kreationen dann in schwarzen Kartons mit seri-
fenloser Schrift. Derzeit arbeitet Dal Canton an ihrem
ersten eigenen Duft, den sie mit der renommierten
„Nase“ Geza Schön entwickelt. So viel ist schon klar:
Es wird ein bisschen esoterisch und sehr modern.
Daneben sehen die Produkte von Santa Maria No-
vella hoffnungslos altmodisch aus. In schnörkeligen
Papierkartons verpackt, mit teils kauzigen Funktions-
bezeichnungen: Massagekerze, Hunde- und Katzen-
deodorant mit Moschusaroma, diverse Körperpuder.
Die Marke betreibt 74 Geschäfte auf der ganzen Welt,
das Stammhaus in Florenz liegt fast direkt neben der
gleichnamigen Kirche mit der mitreißend schönen
Fassade aus dunkelgrünem und weißem Marmor. In
dem Geschäft reiht sich Saal an Saal, es herrscht feier-
liches Gedränge wie in einer berühmten Kirche. „Als
ich meinen Laden eröffnete, gab es Santa Maria Novel-
44 STIL WELT AM SONNTAG NR. 29 21. JULI 2019
LEICHT
MITTEL
SUDOKU
Autor: Stefan Heine
eng-
lisch:
und
Abk.:
Unfall-
daten-
speicher
selten
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Epoche (engl.)
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mann
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Regisseur
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K A N T E N N E B S T E N T
B R E T T A X E L A R T O I S
B A I K O N U R M I N H O G E O
E
B
S
P
Auflösung aus dem vorvergangenen Heft
RÄTSEL
SCHWER
Lösung der Rätsel
der vergangenen
Woche: im Uhr
zeigersinn rechts
beginnend leicht,
mittel und schwer
Wohlfühlen,
fallen lassen,
abschalten,
Auszeit nehmen
MELANIE DAL CANTON,
über die Wünsche ihrer Kunden
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