Die Welt am Sonntag Kompakt - 21.07.2019

WELT AM SONNTAG NR. 29 21. JULI 2019 DEUTSCHLAND & DIE WELT 9

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AUF VERSCHLEISS Schon 2018
sollte über die Nachfolge der 40
Jahre alten Tornado-Kampfbom-
ber entschieden werden. Die SPD
blockierte: Die Flugzeuge sollen
im Ernstfall in der Eifel statio-
nierte US-Atombomben tragen.
Das sei „ein für die Sicherheit
Deutschlands zwar entscheiden-
des, innenpolitisch jedoch unbe-
liebtes Thema“, klagte der ehe-
malige Luftwaffen-Inspekteur
Karl Müllner – zumal die SPD den
Kauf eines US-Kampfjets scheue.
So beschloss das Verteidigungs-
ministerium, den US-Jet F-35 aus
dem Rennen zu nehmen und nur
den Kauf der älteren F-18 und des
(laut Luftwaffenoffizieren unge-
eigneten) Eurofighters zu prüfen.
Die Beschaffung wurde so auf
unbestimmte Zeit vertagt.

Viertes Problem:

Keine Luft mehr

KEIN SYSTEMSeit 20 Jahren
plant die Bundeswehr Entwick-
lung und Beschaffung eines neu-
en Systems zur taktischen Luft-
verteidigung. Von der Leyen traf
2 015 eine Auswahlentscheidung:
Statt das von den Streitkräften
seit 1989 genutzte Patriot-Sys-
tem weiterzuentwickeln, legte sie
sich auf das federführend vom
MBDA-Konzern entwickelte TLVS
fest. Die Firma brauchte bis Juni
2 019, um ein finales Angebot vor-
zulegen. Norbert Finster und
Hans-Joachim Schubert, beide
Generalleutnant a.D., warnen
die neue Ministerin: Es „steht zu
befürchten, dass die Bundeswehr
erneut vor einem Finanzdebakel
steht.“ Die Kosten für TLVS ha-
ben sich seit 2015 auf acht Milliar-
den Euro verdoppelt.

Fünftes Problem:

Auch noch Luft nach oben

MANGELWIRTSCHAFT Die
neue Ministerin wird nicht nur
über Waffenkäufe entscheiden
müssen, sondern auch über die
Voraussetzungen dafür: ein funk-
tionierendes Beschaffungsamt,
Geld im Haushalt und Soldaten.
Von der Leyen wollte in diesen
Tagen eine neue Struktur verkün-
den, das ist nun verschoben. Die
Organisationsabläufe sind laut
eigener Analyse „dysfunktional“.
Im Haushalt fehlen laut interner
Analyse über 30 Milliarden Euro
in den nächsten vier Jahren. Und:
Auf dem Papier steht, dass die
Streitkräfte wachsen sollen.
Doch seit Aussetzung der Wehr-
pflicht fehlen Bewerber – im
Schnitt gibt es nur zwei auf eine
militärische Stelle.
ALLE BEISPIELE: THORSTEN JUNGHOLT

Sechstes Problem:

Baustellen überall