Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

42


Mit einem Lied wird er wahrscheinlich ins kollektive Gedächtnis ein-
gehen. Er sang es für einen guten Zweck, kurz vor dem Höhepunkt
seiner Laufbahn, schönte allerdings den Originaltext und verzichtete
ganz auf den düsteren Schluss. Mit dieser Verkürzung seiner Lebens-
leistung geschieht ihm sicher Unrecht, hat der Handwerkersohn doch
eine erfolgreiche Karriere vorzuweisen. Nach einer Banklehre brachte
er es als Markt- und Meinungsforscher zu Wohlstand, bevor er als
Stadtrat in die Politik einzog. In weniger als zwei Jahrzehnten stieg er
auf in den Landtag, dann in den Bundestag und schließlich zum Mi-
nister in einem für ihn neu geschaffenen Ressort. Sieben Jahre diente
er in diesem Amt. Seine Glanzzeit begann in einer neuen Koalition.
Als Außenminister und Vizekanzler war er mitverantwortlich für eine
Politik der Entspannung über die Grenzen in einer gespaltenen Welt
hinweg und entwarf eine Fülle von Verträgen, die ein kompliziertes
Zusammenleben regelten. Sein Name erscheint unter einem Grund-
satzprogramm, das seine nationalkonservative Partei auf einen sozia-
len und liberalen Kurs verpflichtete. In seinem letzten und höchsten
Amt gab er sich leutselig und unkonventionell. Er bewohnte seinen
Amtssitz mit einer Patchworkfamilie und entwickelte eine Vorliebe
für Gepränge und Zeremonielle. Im engen Rahmen seiner Befugnisse
setzte er sich energisch für ein vereintes Europa ein. Auf eine zweite
Amtszeit verzichtete er. Einsichtig bekannte er: »Ich bin immer unter-
schätzt worden, was vielleicht ein Vorteil war.« Wer war’s?

Lösung aus Nr. 30: Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, geb. 1952, ist Wissenschaftler, Arzt, Autor
und Leiter seiner eigenen Stiftung. Er plädiert für ganzheitliche Medizin. Der vier Jahre
ältere Bruder von Sänger Herbert Grönemeyer begründete die Mikrotherapie, die Schmerz-
therapie, Radiologie und minimalinvasive Chirurgie vereint. Als Autor schrieb er Bestseller
wie »Der kleine Medicus«, »Dein Herz«, »Mein Rückenbuch« und zuletzt »Weltmedizin«

LEBENSGESCHICHTE

Erstmals begegnete ich Erich Eliskases (1913–1997), als wir An-


fang der 1960er-Jahre in Selb bei der Porzellanfabrik Rosenthal ein
Doppel-Simultan spielten: für mich das erste meines Lebens, für


den erfahrenen Großmeister bekannte Routine.
Erst mit 12 lernte er in Innsbruck das Schachspiel kennen, doch


schon mit 17 vertrat er Österreich am dritten Brett auf der Schach-
olympiade 1930 in Hamburg und erzielte mit 11 Punkten aus 15


Partien ein glänzendes Resultat. Es kam, wie es kommen musste –
als er studieren sollte, »hatte das Schachspiel bereits völlig von ihm


Besitz ergriffen« (Tim Hagemann/Frank Zeller: Vergessene Meister).
Freilich, als Eliskases 1938/39 zur absoluten Weltspitze um Aljechin


und Keres aufrückte, gefiel sich der mit Abstand stärkste Spieler Ös-
terreichs in der Rolle des »aufrechten deutschen Mannes« (Schach-


historiker Michael Ehn), der den deutschen Einmarsch ausdrücklich
begrüßte. Folgerichtig führte er auch bei der Schacholympiade 1939


in Buenos Aires die deutsche Mannschaft an. Diese wurde sogar
Olympiasieger, kehrte jedoch samt und sonders wegen des ausgebro-


chenen Zweiten Weltkriegs nicht nach Deutschland zurück.
Ein entscheidender Bruch auch für Eliskases. Obwohl immer noch


ein solider Großmeister, erreichte er nie mehr Weltklasseformat.
Und obwohl er in Argentinien eine Familie gründete, schienen ihm


irgendwie seine Wurzeln weggebrochen.
Mit welchem atemberaubenden Opfersperrzug setzte er als Weißer


1931 in Österreich Hölzl matt?


Lösung aus Nr. 30:
Mit welcher List gewann Schwarz dank seines trotz der
Bedrohung gefährlichen Freibauern f2?
Nach 1...Tb4! mit Doppelangriff auf Turm und Läufer
war der Turm wegen 2.Txb4 f1D tabu. Weiß versuchte
noch 2.Tf1, gab aber nach 2...Txb6 3.Txf2 Ke7 auf

SCHACH

8 7 6 5 4 3 2 1

a b c d e f g h

Spiele


Schwärzen Sie einige Felder im Diagramm, und tragen Sie in die
restlichen Felder Ziffern von 1 bis 7 so ein, dass in keiner Zeile oder
Spalte eine Ziffer mehrfach vorkommt.
Die Zahlen am Rand geben in der richtigen Reihenfolge die Sum-
men von Blöcken aufeinanderfolgender Ziffern (ohne Schwarzfeld
dazwischen) an. Auch einzelne Ziffern werden hier angegeben.

Nächste Woche an dieser Stelle: Sudoku
und die Auflösung aus Nr. 30. Online
Sudoku spielen unter http://www.zeit.de/sudoku

LOGELEI

Matthias Stolz, Annabel Wahba; Mitarbeit: Klaus Stock hausen (Contributing Fashion Director),
Elisabeth von Thurn und Taxis (New York) Fotoredaktion Michael Biedowicz Gestaltung
Nina Bengtson, Mirko Merkel, Gianna Pfeifer; Mitarbeit: Hy-Ran Kilian Autoren Jean-
Philippe Delhomme, Herlinde Koelbl, Brigitte Lacombe, Louis Lewitan, Harald Martenstein,
Paolo Pellegrin, Lina Scheynius, Jana Simon, Juergen Teller, Moritz von Uslar, Günter
Wallraff Produktions assistenz Margit Stoffels Korrektorat Thomas Worthmann (verantw.)
Dokumentation Mirjam Zimmer (verantw.) Herstellung Torsten Bastian (verantw.),

Impressum Chefredakteur Christoph Amend Stellvertretender Chefredakteur
Matthias Kalle Creative Director Mirko Borsche Art Director Jasmin Müller-Stoy
Style Director Tillmann Prüfer (Mitglied der Chefredaktion) Textchefin Christine Meffert
Redakteur für besondere Aufgaben Sascha Chaimowicz Berater Andreas Wellnitz (Bild)
Bildchefin Milena Carstens Stellvertretende Textchefin Anna Kemper Essay &
Reportage Heike Faller Redaktion Claire Beermann, Jörg Burger, Anna Mayr, Nicola Meier,
Ricarda Messner, Friederike Milbradt, Khuê Pha.m, Ilka Piepgras, Jürgen von Rutenberg,


Lösung aus Nr. 29: Buble-Babb,
Fu-Fa-Frumm und Galalamaal sind
Wasa-Wasa, die anderen Sawa-Sawa

8

7

19

7

8

7

3

12

1

12

7

5

17

9

6

3

7

13

12

4
3

17
18 10

5
6

5
1

15
6

6

4

9

9
20

1
Free download pdf