Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

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  1. Juli 2019 DIE ZEIT No 31


T


ischtennis, sagt der Professor,
sei wie »Schach mit lichtge-
schwindigkeit« – das schnellste
Ballspiel überhaupt. So schnell,
dass man nicht einmal mehr
reagieren könne. »Sie müssen
an-ti-zi-pieren«, sagt lauter-
bach in seinem gedehnten Singsang, man müsse
also das Handeln des Gegners vorausahnen.
Karl lauterbach spielt seit einiger Zeit Tisch-
tennis. Zu einer großen Karriere wird es, leider,
nicht mehr reichen. Das müsse er regelmäßig im
Match gegen seine zwölfjährige Tochter erleben.
»ich habe den Ehrgeiz, sie hat das Talent«, sagt
lauterbach und schaut mit gespielter Betrübnis
und echter Erwartungsfreude auf sein Gegen-
über, schließlich hat er gerade eine Spitzenvor-
lage für Fragen zu dem Projekt geliefert, in das
Karl lauterbach ab sofort sein Talent und seinen
Ehrgeiz stecken will. Beide sind beachtlich.
Karl lauterbach, ausgestattet mit zwei Dok-
tortiteln, einem viermal direkt gewonnenen
Bundestagsmandat und dem unaustreibbaren
linken Anspruch, dass Politik die Gesellschaft
gerechter machen kann und muss, hat sich nicht
weniger vorgenommen, als die SPD zu retten. Er
will das gegen starke interessengruppen und mit
der Kraft des Arguments tun. Man kann also
sagen: Ziemlich tollkühn, der Herr Professor!
Zusammen mit der ebenfalls parteilinken
Bundestagsabgeordneten Nina Scheer will lau-
terbach als Teil eines von mehreren Zweierteams
um den Vorsitz der ältesten, stolzesten und an-
geschlagensten deutschen Partei kämpfen. Bis-
lang ist lauterbach der bekannteste unter den
bekannt gewordenen Bewerbern, das Schwerge-
wicht gewissermaßen. Die Zweifler in der SPD,
also viele, fürchten, dass mit dieser Tatsache das
Problem der SPD auch schon beschrieben ist.
Der Kandidaten-Kandidat sitzt in einem
Berliner Café, Donnerstag vergangener Woche.
in wenigen Stunden wird er zusammen mit
seiner Co auftreten, um die gemeinsame Kan-
didatur zu begründen. Er erzählt, dass er seinen
Wahlkreis leverkusen/Köln iV zuletzt immer
gegen den Trend gewonnen habe, also gegen
den Trend zum Niedergang der SPD. Wofür
die SPD stehe, verstünden viele nicht mehr. Er
aber habe »sehr, sehr deutlich gemacht, wofür
ich stehe«. Bisher war das vor allem die Kom-
bination von Gesundheits- und Sozialpolitik.
Nun will lauterbach sein Modell ausweiten.
Schon vor langer Zeit sei er zu der Überzeu-
gung gekommen, »dass wir in der umwelt- und
Klimapolitik nicht gut aufgestellt sind«, sagt er.
umwelt, Verkehr, Verbraucherschutz, das alles
müssten keine Themen neben der Sozialpolitik,
sondern Teile derselben sein.


»Mich fasziniert die handgreifliche
Auseinandersetzung«, sagte er einmal


Er vertraut auf Regeln, Berechenbarkeit und
Wissen. An seiner Co-Bewerberin Nina Scheer
lobt er, dass sie »hochintelligent und sehr bele-
sen« sei. lauterbach sagt, seit er sich durch die
entsprechenden Studien gearbeitet habe, sei
er »hochgradig alarmiert« über den Klimawan-
del. Die sogenannten Kipppunkte, an denen
womöglich unwiderruflich klimaverändernde
Prozesse in Gang gesetzt werden, seien unter-
schätzt worden.
Die beiden Doktortitel, die lauterbach be-
sitzt, kommen aus der Medizin, er hat einen sc.
und einen med. lauterbach hat in den uSA ge-
forscht und an der uni Köln das institut für Ge-
sundheitsökonomie und Epidemiologie gegrün-
det. Er war Mitglied des Sachverständigenrats
für Gesundheit und Ministerberater. Praktiziert
hat er kaum. Seine Approbation hat er 2012 be-
antragt, weil es ihn nervte, wenn Kritiker mo-
nierten, er sei gar kein »richtiger« Arzt.
Karl lauterbach stammt aus einer Ar bei ter-
fami lie. Aufs Gymnasium kam er gegen den
Willen seiner Eltern, ein lehrer setzte sich für
ihn ein. Wenn man ihn heute in seiner bor-


deaux ro ten Hose und mit der typischen Strub-
belfrisur durch Berlin-Mitte spazieren sieht,
käme man nicht unbedingt darauf: Aber lauter-
bach kennt sich durchaus im Nahkampf aus. Bis
das Knie streikte, hat er Wing Tsun gemacht,
eine der wenigen Kampfsportarten, die tatsäch-
lich dazu taugen, sich selbst zu verteidigen.
»Mich fasziniert die handgreifliche Aus ein an der-
set zung«, gab er dazu vor Jahren in einer Talk-
show zu Protokoll, bevor er den Moderator Ben-
jamin von Stuckrad-Barre fachgerecht auf die
Matte legte.

Nicht die Armen sollen für den Klimaschutz
bezahlen, sondern die obere Mittelschicht

Er redet oft von den »Armen« und den »Rei-
chen«. in der Rente etwa bezahlten die Armen
mit ihrer kürzeren lebenserwartung die Rente
der Reichen.
Auch das Thema umwelt will lauterbach
mit einer »sozialen Wende« verbinden. Gelinge
das nicht, werde die Energiewende scheitern, da-
von ist er überzeugt. Anders als die CDu, die
umweltministerin (SPD) und große Teile der
Grünen lässt lauterbach keinen Zweifel daran,
was das bedeuten soll: Es gibt leute, die werden
doppelt zur Kasse gebeten. Einmal für das um-
steuern in der Klima-, Verkehrs- und Verbrau-
cherpolitik und einmal, um den sozialen Aus-
gleich zu finanzieren, also etwa kostenlosen
ÖPNV für Rentner, Mietpreisbremse, so etwas.
Es ist jetzt in dem kurzen Gespräch im Café
wieder von »den Reichen« die Rede. Aber gibt es
in Deutschland nicht eher wenig Reiche und
Arme und dafür am meisten Mittelige? lauter-
bach stimmt zu. Besser sei es daher, von der un-
teren und der oberen Mittelschicht zu sprechen,
da verlaufe die Trennlinie. Die obere Mittel-
schicht hat er im Visier. Sie solle mehr bezahlen.
Das müsse man »offen und ehrlich« sagen. in
Deutschland sind das zahlenmäßig nicht die
meisten. Aber sie haben Geld, Einfluss und Mei-
nungsmacht.
Dass diesmal die Basis bestimmt und nicht die
Parteispitze, ist Voraussetzung und Grundlage von
lauterbachs Kandidatur. ihm ist klar, dass er unter
anderen, »normalen« umständen wohl kaum eine
Chance hätte. Aber die politischen umstände sind
längst nicht mehr normal. Zu seinen größten Ri-
siken gehört womöglich er selbst. Folgender Witz
kursierte früher im politischen Berlin: Karl lau-
terbach trifft einen kleinen Jungen. »Wie alt bist
du, Kleiner?«, fragt er. »Acht«, antwortet der Jun-
ge. »Was?!«, ruft lauterbach. »Erst acht? in deinem
Alter war ich schon zwölf.«
Was lauterbach seiner Parteiführung um die
Ohren haut, ist allerhand. Bei keinem Thema sei
die SPD erkennbar, nicht einmal zum Tempo-
limit habe man eine Position. Nur drei Prozent
billigten der SPD Kompetenz in der umwelt-
politik zu. Während der Regierungsbeteiligung
der SPD sei die Kinderarmut gestiegen und die
Bildungsgerechtigkeit geschrumpft, der unter-
schied zwischen Stadt und land größer gewor-
den. Die monatliche Miete werde für viele zur
Bedrohung. »Wenn wir aber immer weiterregie-
ren und es wird nicht besser, fragen die leute zu
Recht: Was habt ihr eigentlich erreicht?«, sagt
lauterbach. Das alles sagt er öffentlich, bei sei-
ner Bewerbungsvorstellung am Donnerstag im
Paul-löbe-Haus in Berlin.
Dass seine Kritik so wenig Wellen schlägt,
liegt daran, dass das Sommerloch in der vergan-
genen Woche hart von der CDu bespielt wurde
(von der leyen, Kramp-Karrenbauer). Es liegt
daran, dass es derzeit gar keine SPD-Führung
gibt, die sich geohrfeigt fühlen könnte, sondern
mit den interimsvorsitzenden nur eine Art Kol-
lektiv der Nachlassverwalter. und es liegt auch
daran, dass viele lauterbachs Bewerbung nicht so
richtig für voll nehmen. Ein Arbeiterkind, das
Wissenschaftler wurde und nun als Mann mit
Fliege einen laden führen will, der dem Blau-
mann nachweint – auch das gehört zur leicht
skurrilen Anmutung seiner Kandidatur.

Der Mediziner Karl Lauterbach sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag

in der CDu fragen sich manche, wann denn die
»richtigen« Kandidaten kommen. Gemeint sind da-
mit vor allem der niedersächsische Ministerpräsi-
dent Stephan Weil und Bundesfamilienministerin
Franziska Giffey, von denen es heißt, sie wollten sich
vielleicht auch demnächst aus der Deckung trauen.
Doch gerade in der Spitze der CDu wird lau-
terbachs Kandidatur durchaus ernst genommen.
Weil sie eine Dynamik in Gang setzen könnte,
deren Wirkungen weit über den Vorsitz der SPD
hinausreichen: in der derzeitigen Stimmungslage

scheint es kaum vorstellbar, dass die Partei jemanden
zu Chef und Chefin wählt, der oder die für die große
Koa li tion wirbt. und die große Koa li tion ist eines der
wenigen Felder, auf denen lauterbach sich korrigiert.
Früher war er dafür, jetzt ist er dagegen. Es brauchte
für diese Erkenntnis ausnahmsweise keine Stu dien,
der Praxistest verläuft eindrucksvoll genug: Von der
SPD ist immer weniger übrig. Wenn er gewählt wird,
will Karl lauterbach die Groko be enden.
in 30 Regionalkonferenzen, in Podcasts, bei
Auftritten und interviews will er übers land kom-

men. Er freut sich darauf. Antizipieren statt reagie-
ren. Die Strategie nicht darauf abstellen, was die
anderen machen. Der Wahlkampf des Duos lau-
terbach/Scheer werde »extrem politisch und inhalt-
lich«, kündigt er an. Aber warum sollte ihn eine
Mehrheit wählen?
Ganz einfach: Es werde sich ȟber die Strecke
herausstellen, dass wir über die entscheidenden
Probleme schon sehr lange nachgedacht haben«.

http://www.zeit.de/audio

Lassen sie


ihn durch?


Er ist Arzt


Karl lauterbach will SPD-Vorsitzender werden und seine


Partei aus der großen Koalition retten VON TINA HILDEBRANDT


Foto (Ausschnitt): Steffen Roth/Agentur Focus
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