Die Welt - 02.03.2020

(Brent) #1
DPA

/ REN LONG

Tanzen, trotzdem


Sie wirken anmutig – und doch verstörend: Mitglieder einer Balletttruppe in
Shanghai tanzen mit Mundschutz. Die Kunstgruppe hat ihren offenen Kurs vor Ort
abgesagt und live ins Internet gestellt. China ist wegen der Coronavirus-Epidemie
im Ausnahmezustand. Weltweit verschärfen Regierungen aus Sorge vor einer Aus-
breitung des Virus die Regeln für Einreisen und Großveranstaltungen. In Deutsch-
land gab es bis Sonntag 129 bestätigte Infektionen. Seiten 10, 12, 14 und 24

E


s ist jetzt sicher nicht
die Zeit für haltlose
Verschwörungstheorien,
aber ein wenig seltsam mutet
es schon an, dass es bisher
keinen bestätigten Coronafall
in Ostdeutschland gibt. Sind
die Menschen dort in besonde-
rer Weise vor Ansteckung ge-
schützt? Haben sich in der
Vergangenheit Resistenzen
gebildet, die vererbt wurden?
Die DDR war ja ein resolut
durchgeimpftes Land. Corona-
erkrankungen existieren übri-
gens auch im Saarland nicht
(Stand Sonntag 18 Uhr), das ja
für manche Politologen als
Fortsetzung der DDR mit lega-
len Mitteln gilt. Vielleicht lässt
sich aus dem Blut der Bevölke-
rung schon bald ein Impfstoff
entwickeln. Es dürfte sich noch
als großer Fehler erweisen, dass
die CDU die Saarländerin An-
negret Kramp-Karrenbauer
abserviert hat. Oder ist das
möglicherweise ihre Rache?
Warum gibt es denn so viele
Fälle in Nordrhein-Westfalen?
Dem Land, aus dem sämtliche
potenziellen AKK-Nachfolger
kommen? Wie gesagt, niemand
sollte fahrlässig irgendwelche
Verschwörungstheorien in die
Welt setzen, es sein denn, sie
klingen einfach zu gut.

ZZZippert zapptippert zappt


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02.03.20 Montag,2.März2020DWBE-HP


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ach dem historischen Abkommen zwischen
den USA und den Taliban stehen nun
schwierige Verhandlungen in Afghanistan
an. Die von den radikal-islamischen Aufständischen
bislang bekämpfte Regierung in Kabul machte am
Wochenende deutlich, dass sie die in dem Vertrag
getroffenen Vereinbarungen nicht automatisch
übernehmen werde. So wies Präsident Aschraf Gha-
ni Pläne für einen Gefangenenaustausch zurück.
„Die USA haben nicht die Befugnis zu entscheiden,
sie sind lediglich der Moderator“, sagte er. In ihrem
Abkommen verständigten sich die US-Regierung
und die Taliban darauf, zügig auf einen Gefangenen-
austausch zu dringen. Der Schritt ist als eine ver-
trauensbildende Maßnahme gedacht. Vorgesehen
ist, dass die afghanische Regierung bis zu 5000 Tali-

ban-Kämpfer aus heimischen Gefängnissen entlässt
und die Taliban im Gegenzug bis zu 1000 Kriegsge-
fangene freigeben. Ghani betonte allerdings, eine
derartige Zusage nicht gemacht zu haben.
Mit ihrem Vertrag schüren die USA und die Tali-
ban Hoffnungen auf ein Ende des seit mehr als 18
Jahren andauernden Krieges in Afghanistan. Zentra-
le Abmachung ist ein Plan für den Abzug aller aus-
ländischen Truppen aus dem Land binnen 14 Mona-
ten. Voraussetzung dafür ist aber, dass sich die Tali-
ban an ihre Zusagen halten. Dazu gehören eine Waf-
fenruhe und bestimmte Sicherheitsgarantien. So
verpflichten sich die Taliban, bestimmten militan-
ten Gruppen keinen Unterschlupf zu bieten. US-
Präsident Donald Trump kündigte an, sich in naher
Zukunft mit Taliban-Führern zu treffen. „Wir arbei-

ten daran, Amerikas längsten Krieg zu beenden und
unsere Soldaten zurück nach Hause zu bringen“,
sagte er. Dies war ein wichtiges Wahlversprechen
Trumps. Kritik an dem Abkommen wies er zurück
und betonte auf einer politischen Konferenz in Ma-
ryland: „Wir können nicht die Weltpolizei sein.“
Unterzeichnet wurde der Vertrag vom US-Afgha-
nistan-Gesandten Zalmay Khalilzad und dem Chef
des politischen Flügels der Taliban, Mullah Abdul
Ghani Baradar, in Katars Hauptstadt Doha. US-Au-
ßenminister Mike Pompeo wohnte der Zeremonie
bei. Parallel empfing Afghanistans Präsident Ghani
in der Hauptstadt Kabul US-Verteidigungsminister
Mark Esper. „Der weitere Weg wird nicht einfach
sein. Um einen anhaltenden Frieden in Afghanistan
zu erreichen, müssen alle Seiten Geduld und Kom-

promissbereitschaft zeigen“, sagte Esper. Ein Tali-
ban-Sprecher nannte das Abkommen historisch.
Nach der Vertragsunterzeichnung traf sich Baradar
in Doha mit den Außenministern Norwegens, der
Türkei und Usbekistans sowie mit Diplomaten aus
Russland, Indonesien und afghanischen Nachbar-
staaten. Das teilten die Taliban mit. Die Gesprächs-
partner hätten Interesse geäußert, sich beim Wie-
deraufbau Afghanistans zu engagieren.
Dem Abkommen zufolge sollen die USA binnen
135 Tagen die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan zu-
nächst von 13.000 auf 8600 reduzieren. Zugleich soll
die Nato ihre Truppenstärke auf etwa 12.000 Solda-
ten von bislang 16.000 zurückfahren. Deutschland
hatte zuletzt rund 1150 Soldaten vor allem im Nor-
den Afghanistans stationiert. rtr Seite 8

Ein historisches Abkommen und viele Fragen


Vertrag zwischen USA und Taliban nährt Hoffnung auf Ende des Krieges in Afghanistan. Trump will Führer der Aufständischen treffen


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ach der Zuspitzung der Si-
tuation an der Grenze zwi-
schen der Türkei und Grie-
chenland fordern die Grü-
nen eine europäische Lö-
sung. Parteichefin Annalena Baerbock
sprach sich dafür aus, Kontingente von
Migranten auf die EU-Staaten zu vertei-
len. „Wenn nicht alle mitmachen, müs-
sen einige vorangehen und dafür finan-
zielle Hilfe erhalten“, sagte sie WELT.

VON CLAUDIA KADE, KAJA KLAPSA
UND CHRISTOPH B. SCHILTZ

Am Samstag hatte die Türkei ihre
Grenzen zur EU geöffnet. Nach UN-An-
gaben vom frühen Sonntagmorgen ver-
sammelten sich an den türkisch-grie-
chischen Grenzübergängen daraufhin
mindestens 13.000 Menschen. Laut den
griechischen Behörden wurden Tausen-
de Flüchtlinge am Grenzübertritt gehin-
dert. Der türkische Innenminister Süley-
man Soylu twitterte hingegen, dass be-
reits mehr als 76.000 Menschen die Ein-
reise nach Griechenland gelungen sei. In
der Türkei leben 3,6 Millionen Flüchtlin-

ge aus Syrien. Die Regierung in Athen
warf der Türkei vor, Migranten mit fal-
schen Informationen dazu zu bewegen,
nach Griechenland zu kommen.
„In der chaotischen Situation muss die
EU Ordnung und Humanität walten las-
sen“, betonte Baerbock. Das sei ange-
sichts der katastrophalen Lage allein in
den Lagern auf den griechischen Inseln
eine immense Aufgabe. „Aber wir kön-
nen nicht weiter so tun, als ginge uns das
nichts an.“ Konkret gelte es, unter Hoch-
druck Erstaufnahmeeinrichtungen an
den EU-Außengrenzen aufzubauen, führ-
te Baerbock aus. Anschließend sollten
Kontingente von Flüchtlingen schnell in
der EU verteilt werden. „Deutschland
sollte vorausschauend seine eigenen Ka-
pazitäten an Flüchtlingsunterkünften
wieder aktivieren“, fügte sie hinzu.
EU-Kommissionschefin Ursula von
der Leyen äußerte sich besorgt. Sie si-
cherte Griechenland und Bulgarien, das
ebenfalls an die Türkei grenzt, europäi-
sche Hilfe zu. Die Grenzschutzbehörde
Frontex stehe bereit, die örtlichen Be-
hörden zu unterstützen, teilte sie mit.
Die EU-Agentur selbst twitterte, sie ent-

sende Ausrüstung und zusätzliche Kräfte
nach Griechenland. Bisher waren nur 60
Frontex-Beamte an der türkisch-bulgari-
schen Grenze und ein kleines Kontingent
an der türkisch-griechischen Grenze im
Einsatz. In einem internen Bericht vom
Wochenende, der dieser Zeitung vor-

liegt, schreibt Frontex: „Massenmigrati-
onsströme nach Griechenland erwartet.“
Es werde „schwer sein, den massiven
Strom von Menschen, der sich auf die
Reise gemacht hat, zu stoppen“.
Vizeunionsfraktionschef Thorsten Frei
(CDU) brachte Grenzkontrollen und Zu-
rückweisungen von Migranten an den
deutschen Grenzen ins Spiel. Eine Situa-
tion wie im Herbst 2015 dürfe sich nicht
wiederholen. „Das war unser Verspre-
chen an die Bevölkerung, und wir müssen
alle erforderlichen Maßnahmen ergrei-
fen, um Wort zu halten“, sagte Frei
WELT. „In letzter Konsequenz und in al-
ler Klarheit heißt das auch: lückenlose
Kontrollen und Zurückweisungen an den
deutschen Grenzen.“ Tübingens Ober-
bürgermeister Boris Palmer (Grüne) be-
tonte ebenfalls die Bedeutung des Grenz-
schutzes. „Auch die Kanzlerin hat gesagt,
eine Situation wie 2015 darf sich nicht
wiederholen. Jetzt muss sich zeigen, ob
dieser Satz ernst gemeint war“, sagte Pal-
mer WELT. Offenbar seien die Flüchtlin-
ge für den türkischen Präsidenten Recep
Tayyip Erdogan nur ein Druckmittel.
Siehe Kommentar, Seiten 6 und 7

Grüne wollen Migranten von


griechischer Grenze in EU holen


Baerbock: Deutschland sollte „Kapazitäten an Flüchtlingsunterkünften wieder aktivieren“. Türkei lässt


Flüchtlinge Richtung Europa ziehen. CDU bringt Zurückweisungen an deutschen Grenzen ins Spiel


DIE WELT digital ISSN 0173-8437 52-10 ZKZ 7109
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Nach dem Tod von 36 türkischen
Soldaten in Syrien hat die Türkei
im Nachbarland Vergeltungs-
angriffe gestartet. Beim Einsatz
„Operation Frühlingsschild“ schoss
die Türkei nach eigenen Angaben
zwei syrische Kampfflugzeuge ab
und zerstörte Hubschrauber sowie
Panzer. Zudem seien mehr als
2 000 syrische Soldaten „außer
Gefecht gesetzt worden“, hieß es.
Damit wuchs die Gefahr einer
Konfrontationder Türkei mit As-
sads Verbündetem Russland.

Türkei startet „Operation
Frühlingsschild“

D


ie neue Migrationswelle von
der Türkei in Richtung Euro-
pa ist eine Tragödie. Dafür ist
aber nicht nur der türkische Präsi-
dent Erdogan verantwortlich. Auch
die Europäer tragen eine Mitschuld
wegen ihrer zum Teil verfehlten
Flüchtlingspolitik und ihrem Atten-
tismus in den vergangenen Jahren
mit Blick auf Syrien. Der eigentliche
Schurke in diesem Spiel ist aber
Russland. Zusammen mit dem syri-
schen Diktator Assad flutet der russi-
sche Präsident Putin die Türkei nach
Belieben mit Migranten aus der nord-
syrischen Provinz Idlib, die buchstäb-
lich um ihr Leben laufen.
Es ist richtig, dass Erdogan sich in
Nordsyrien verspekuliert hat. Er ver-
traute Putin, er schickte völkerrechts-
widrig seine Truppen ins Land und
vergrößerte das Elend. Aber wahr ist
auch: Während Europa Putin in Syrien
nach Belieben gewähren ließ, stellte
sich Erdogan ihm als einziger Akteur
entgegen. Wenn Europa jetzt etwas
tun will, muss Brüssel zusammen mit
Washington den Druck auf Putin er-
höhen und die Sanktionsschraube
weiter anziehen. Russland ist eine
Volkswirtschaft von der Größe Ita-
liens, das Land steht wirtschaftlich
auf einem relativ schwachen Funda-
ment und wäre gegen neue Sanktio-
nen alles andere als immun. Gleich-
zeitig müssten die EU-Finanzhilfen
für die Türkei massiv erhöht werden.
Dort kommen immer mehr Flüchtlin-
ge aus dem syrischen Kriegsgebiet an,
fast eine Million Menschen sind auf
der Flucht. Sie werden zur Belastung
für den Bosporus-Staat.
Andererseits kann die Europäische
Union nicht zulassen, dass Erdogan
sie nach Belieben mit der Öffnung von
Grenzen und dem Zuzug von Migran-
ten erpresst. Der Grenzschutz in Grie-
chenland und Bulgarien, aber auch
weiter nördlich auf der Westbalkan-
route muss jetzt sofort mit Tausenden
Polizisten und Soldaten aus EU-Län-
dern verstärkt werden. Sie müssen il-
legale Migration mit Härte unterbin-
den. Das entspricht weder dem Gebot
der Humanität noch den internationa-
len Vereinbarungen. Aber es ist not-
wendige Realpolitik – inmitten eines
Dilemmas.
Es war von Anfang an falsch, dass
sich die Europäer seit März 2016 auf
ein Abkommen mit der Türkei zur
Grenzschließung für Migranten ver-
lassen haben. Dieses Abkommen, maß-
geblich initiiert von Kanzlerin Merkel,
hat Griechenland auf den ägäischen
Inseln in große Not gebracht und zu-
gleich den Blick für das Notwendige
verstellt: einen konsequenten Schutz
der EU-Außengrenzen durch die Euro-
päer selbst, notfalls sogar schon durch
EU-Grenzpatrouillen in Drittstaaten,
fffalls eine Einladung des Landes vor-alls eine Einladung des Landes vor-
liegt. Jetzt ist es zu spät.

KOMMENTAR

WWWas Europaas Europa


tttun kannun kann


[email protected]

CHRISTOPH B. SCHILTZ

** D2,80EUROB Nr. 52

I


n Tadschikistan befindet
sich der Journalist Daler
Scharipowseit einem Mo-
nat in Haft. Scharipow, der
regelmäßig über Innenpolitik
und Religionsfreiheit schreibt
und als Regierungskritiker gilt,
war am 28. Januar festgenom-
men worden. Zwei Tage später
wwwurde er wegen „Anstiftung zuurde er wegen „Anstiftung zu
ethnischem, rassischem und
religiösem Unfrieden“ ange-
klagt. Bis zu einer ersten Ge-
richtsanhörung soll der Journa-
list zwei Monate in Adminis-
trativhaft verbringen.
In einer Pressemitteilung
der tadschikischen Staats-
anwaltschaft heißt es, dass
Scharipow zwischen 2013 und
2 019 an der Veröffentlichung
von mehr als 200 „Artikeln und
Kommentaren mit extremisti-
schen Inhalten“ beteiligt gewe-
sen sei. Der Journalist habe
darüber hinaus 2006 einen
Text herausgegeben, der im
Zusammenhang mit der Mus-
limbruderschaft stehe und in
Tadschikistan verboten sei.
So wie Scharipow wurden in
Tadschikistan in der jüngeren
VVVergangenheit auch andereergangenheit auch andere
Journalisten mit muslimischen
WWWurzeln von den Behördenurzeln von den Behörden
verfolgt. So stellte die Regie-
rung zuletzt etwa einen Aus-
lieferungsantrag für den Jour-
nalisten und Aktivisten Farhod
Odinaev, der sich in Weißruss-
land in Haft befindet. Der Jour-
nalist ist Mitglied der Isla-
mischen Partei der Wiederge-
burt Tadschikistans, die 2015
von den tadschikischen Behör-
den als terroristische Organisa-
tion eingestuft und verboten
wwwurde.urde.

#Free
them

all
Daler Scharipow -/

In Kooperation mit
REPORTER OHNE GRENZEN

LOTTO: 3 – 8 – 9 – 10 – 29 – 42
Superzahl: 0 Spiel77: 7 6 3 1 9 1 4
Super6: 6 0 3 6 6 6 ohne Gewähr

Auch ein heftiger Streit hatuch ein heftiger Streit hat
etwas Befreiendes – sagttwas Befreiendes – sagt
zumindest ein Psychologeumindest ein Psychologe
Beilageeilage

CHRISMON


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