Die Welt - 02.03.2020

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02.03.20 Montag,2.März2020DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,2.MÄRZ2020 GESELLSCHAFT 19


BERLIN IST ERST DER ANFANG


WELTPREMIERE


DONNERSTAG 20:


ÜBERALL IM PAY-TV


SYFY.DE


W


enn der Sohn eines
Tages von der Schu-
le nach Hause
kommt und erzählt,
zwei andere Jungs
hätten sich zusammengetan und ihn ge-
schlagen, schmerzt wohl jeder Mutter,
jedem Vater das Herz. Das macht es
auch so schwer, richtig zu reagieren. Am
liebsten würde man die anderen Jungen
in der Luft zerreißen. Doch was ist die
beste Reaktion?

VON CORNELIA KARIN HENDRICH

Was genau soll man seinem Kind in
so einer Situation sagen? Soll es zurück-
schlagen, sich wehren? Wie erreicht
man, dass dies nicht noch einmal vor-
kommt? Die Antworten darauf hat Hei-
ke Baum. Die Pädagogin und Superviso-
rin ist selbst Mutter und berät seit 30
Jahren Betreuer in Kitas und Horten.

WELT:Frau Baum, wenn man sich auf
den Spielplätzen umschaut, dann
geht es manchmal ja schon recht rabi-
at zu. Kann man hier schon von Ge-
walt sprechen?
HEIKE BAUM: Bei Gewalt unter Kindern
kommt es tatsächlich auf das Alter der
Kinder an. Wenn Zweijährige um sich
schlagen, weil sie ihre Rechte und ihren
Schutzraum verteidigen, ist das erst
einmal völlig normal. Mit zwei Jahren
diskutiert es sich nun einmal noch nicht
so gut. Da müssen die Eltern gut beob-
achten und wenn nötig eingreifen. „Mit
diesem Spielzeug hat mein Kind ge-
spielt, du kannst es nachher haben.“ So-
ziales Verhalten ist etwas, das wir erst
lernen müssen, dazu brauchen wir die
Möglichkeit, es selbst probieren zu kön-
nen. Und das dauert mehrere Jahre
noch bis in die Grundschule.

Studien haben genauer untersucht,
woher Aggressionen eigentlich kom-
men.
Es gibt gute und sehr interessante Stu-
dien, in denen man geschaut hat, woher
die Aggression von kleinen Kindern in
Spielsituationen kommt. Und das war
spannend. Für uns Erwachsene haut ein
kleines Kind vielleicht völlig unvermit-
telt mit der Schippe ein anderes. Aber
die Studien konnten zeigen, dass wo-
möglich schon zwei Stunden zuvor
etwas passiert ist, das damit in Zusam-
menhang steht. Zum Beispiel, dass das
Kind etwas erzählt und das andere nicht
reagiert hat oder dass das Kind ihm
einen Bauklotz weggenommen hat. Es
sind Dinge, die Erwachsene nicht sehen.
Im Kleinkindalter ist es dann oft so,
dass auch das hauende Kind von der
Eskalation erschrocken ist, weshalb
man beide beruhigen muss. Dann kann
man schauen, was das innere Motiv ist.
Dabei hilft, die Frage „Wozu?“ zu stel-
len, also, möchte das Kind beispielswei-
se seinen Ärger loswerden. Dann sollte
man vermitteln, dass die Gefühle rich-
tig, dass Hauen aber als Lösung uner-
wünscht ist.

Aber das sind kleine Kinder. Was ist
nun mit zehn Jahre alten Grundschü-
lern?
Mit zehn Jahren weiß ein Kind genau,
dass ein solches Verhalten nicht ge-
schätzt wird und als eher niveaulose Re-
aktion gilt. Wenn Ihr geschlagenes Kind
nach so einem Erlebnis zu Ihnen
kommt, sollten Sie es zuerst einmal trö-
sten. Sie sollten sich voll und ganz auf
die Seite des eigenen Kindes stellen. Be-
dingungslos. Früher, also in meiner

Kindheit, war man oft nicht ganz so
klar, da gab es auch Eltern, die sagten:
„Ach, die anderen werden schon Grün-
de gehabt haben.“ So also nicht. Dann
könnte man gemeinsam mit dem Kind
überlegen, was in den anderen Kindern
vorging. Ist das eigene Kind ein Liebling
der Deutschlehrerin oder bekommt im-
mer nur gute Noten? Gibt es Neid über
die teure neue Uhr? Wichtig ist aber da-
bei, dass man dem Kind vermittelt, dass
es trotzdem keine Schuld hat, dass es
nichts falsch gemacht hat, sondern dass
es gut ist, die Tätermotivation zu ken-
nen, um damit offensiv umzugehen – es
also ansprechen können.

Sollte man zur Lehrerin gehen? Oder
sagen die anderen Kinder dann, das
ist petzen?
Man sollte auf jeden Fall die Lehrerin
informieren. Das ist wichtig, sie muss
wissen, was im Klassenverband pas-
siert. Es gibt Projekte für Schulklassen,
in denen die Kinder lernen, dass man
keine Gewalt anwendet. Wenn es um
mehrere Kinder als Täter geht, könnte
die Lehrerin auch die Eltern einladen
und auf sie einwirken. Hilft der Gang

zur Lehrerin nicht weiter, sollte man
mit dem Direktor sprechen. Ich würde
auch die Eltern der beteiligten Kinder
anrufen und versuchen, mit ihnen zu re-
den. Sollte das alles nicht funktionie-
ren, bleibt im Notfall noch die Anzeige
bei der Polizei.

Das könnte aber die Situation weiter
eskalieren?
Ja, das stimmt. Aber wenn gar nichts
hilft, muss man diesen Weg gehen. Bes-
ser ist es natürlich, mit allen gemeinsam
in eine Kooperation zu kommen, auch
damit keine weitere Gewalt entsteht.

Was ganz konkret kann das Kind tun?
Wer angegriffen wird, muss den Satz sa-
gen: „Stopp, ich will das nicht!“, und das
möglichst laut, so laut es geht, damit
Umstehende aufmerksam werden und
die Situation richtig einschätzen kön-
nen. Dann sollte es sich bei Erwachsenen
Hilfe holen. Das Schwierigste ist sicher-
lich für das Kind, selbst ruhig zu bleiben.

Sollte sich das Kind nicht wehren, et-
wa zurückschlagen? Viele Eltern sor-
gen sich, dass es sonst vielleicht als

leichtes Opfer gilt. Gerade Väter ken-
nen oft nur den Rat: Schlag zurück!
Vorsicht. Wenn man seinem Kind das
rät und es unterliegt dann wieder, ist
das psychologisch noch schlimmer. Wo-
bei körperliche Gewalt für ein Kind im-
mer heftig ist. Es sagt ja: Du bist nichts
wert, wir schlagen auf dich. Besser als
die Situation mit Gegengewalt zu eska-
lieren ist es, sich mit dem Kind hinzu-
setzen und zu überlegen, warum sich
der andere so verhält. Ohne dem Kind
irgendeine Mitschuld zu geben. Man
könnte zum Beispiel sagen, komm, wir
fantasieren einmal: Was war bei den an-
deren los? Einige sind etwa stolz, wenn
sie andere verhauen können, oder sie
können sich vielleicht nicht einfügen in
eine Gruppe. Das ist ein wichtiger Ge-
danke, damit das Kind sieht, dass es
vielleicht nicht alleine ein Opfer ist. Oft
hängt es bei dem Schläger auch vom so-
zialen Umfeld ab, vielleicht kennt er ein
solches Verhalten von zu Hause, vom
Vater, vom großen Bruder. Daran sieht
man schon – glücklich ist keiner, wenn
er schlägt. Auch der Schlagende befin-
det sich in einer Zwangslage, er weiß
sich nicht anders zu helfen.

Als Eltern befürchtet man, dass das
eigene Kind nicht selbstsicher genug
ist. Wie kann man das Selbstbewusst-
sein seines Kindes für solche Situatio-
nen stärken?
Unser Sohn hat Kickboxen gelernt, das
hat in ähnlichen Situationen viel gehol-
fffen und ich kann es sehr empfehlen. Beien und ich kann es sehr empfehlen. Bei
solchen Sportarten lernt man Verteidi-
gungsmöglichkeiten und zudem, die
Energie des Gegners wegzuleiten, ohne
ihm zu schaden. Wenn man in kritische
Situationen kommt, weiß man, dass
man den anderen nicht schlagen darf,
aber das Gefühl, man könnte, gibt ein
ganz anderes Selbstbewusstsein. Zu-
dem sollte man als Elternteil nicht in
ein Gefühl der Machtlosigkeit fallen,
was das Kind bemerkt, sondern die
Lehrerin kontaktieren. Wenn die nicht
kooperativ ist, kann man zur Rektorin
oder zum Rektor und gegebenenfalls
auch noch einen Schritt weiter gehen.
AAAuch wenn das Kind lernt, seine Gefüh-uch wenn das Kind lernt, seine Gefüh-
le mithilfe der Eltern in Worte zu fas-
sen und sich verbal zu wehren, wird es
stärker.

Die Anzeige bei der Polizei will man
gerade bei kleineren Grundschulkin-
dern ja auch nicht gleich stellen, zu-
mal in dem Alter Freund und Feind
oft wöchentlich wechseln. Hilft es, die
Schläger zur Geburtstagsparty einzu-
laden?
Ich fürchte, das als Strategie zu nutzen,
würde den Kindern, die schlagen, auffal-
len. Es könnte die Situation noch weiter
verschärfen. Wenn das eigene Kind die-
se Kinder jedoch einladen will, weil das
Hauen eine Ausnahme war – warum
nicht.

Nicht immer bedeutet Gewalt Schlä-
ge, sondern es gibt auch Beschimp-
fungen, Hänseleien oder Demütigun-
gen in der Schule. Wie ist damit um-
zugehen?
Verbale Gewalt sollte genauso wie kör-
perliche Gewalt behandelt werden. Sie
wirkt ganz genauso und muss ganz ge-
nauso unterbunden werden. Der einzige
Unterschied ist, dass verbale Gewalt oft
leichter zu klären ist, weil sie nicht so
brachial ist. Ein Gespräch mit der Leh-
rerin und den Beteiligten ist da hilf-
reich. Zudem kann man bei verbaler Ge-
walt überlegen, was man antwortet. Ich
empfehle, auf die Angriffe mit Humor
zu reagieren und in die Wir-Form zu
kommen. Also zum Beispiel „Wir wissen
doch beide, dass ich kein Geizhals bin.“
Oder irgendetwas Lustiges zu antwor-
ten. Wichtig ist, sich nicht provozieren
zu lassen und gelassen zu bleiben, auch
wenn das leichter gesagt als getan ist.
Auch hier hilft es, klar Stopp zu sagen:
„Ich will nicht, dass du so mit mir re-
dest.“ Das signalisiert: Ihr könnt das
nicht mit mir machen. Das „Opfer“
nimmt die Behandlung nicht einfach
hin.

Noch mal zurück zu der körperlichen
Gewalt. Wie sollten eigentlich die
Umstehenden reagieren?
Sie müssen natürlich eingreifen. Ganz
besonders die Erwachsenen. Wenn Leh-
rer nicht eingreifen, sehe ich das als un-
terlassene Hilfeleistung an, und zwar
ganz egal, wie alt die Kinder sind.

Es nimmt auch die Eltern sehr mit,
wenn Kinder Gewalt von anderen
KKKindern erleben. Sie wissen deshalbindern erleben. Sie wissen deshalb
manchmal nicht, was sie tun sollen

PICTURE ALLIANCE/ DPA/ OLIVER BERG

„Sie sollten sich


BEDINGUNGSLOS


hinter Ihr Kind stellen“


Körperliche Angriffe von anderen Schülern sind eine große Demütigung für die Betroffenen.


Wie sollten Eltern richtig reagieren? Eine Expertin erklärt, wie die Gewalt gestoppt werden kann


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Heike Baumist 56 Jahre alt,
Pädagogin und Supervisorin. Die
Mutter von vier Kindern lebt in
der Nähe von Heidelberg und
berät seit 30 Jahren Pädagogen
in Krippen, Kitas und Horten.
Baum hat ein Dutzend Ratgeber
geschrieben, darunter über den
Umgang mit Ausgrenzung.

Zur
ZGB Person

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