Die Welt - 02.03.2020

(Brent) #1

B


erlinale-erfahrenen Beob-
achtern musste seit Freitag


  • 30 Stunden vor Preisver-
    leihung – klar sein, wer den
    Goldenen Bären der 70.
    Filmfestspiele gewinnen würde. Am
    Freitagmittag war der letzte Kandidat
    des Wettbewerbs zu sehen, und er ent-
    sprach derart eindeutig dem Bären-Beu-
    teschema, dass kaum noch Zweifel mög-
    lich waren.


VON HANNS-GEORG RODEK

„Es gibt kein Böses“ ist ein Film aus
dem Iran, stammt von einem politisch
verfolgten Regisseur und behandelt die
Auswirkungen der Todesstrafe, also ein

Menschenrechtsthema. Zudem, das
muss man einräumen, hat es im gesam-
ten Wettbewerb wohl keinen besseren
Film gegeben.
Und so freute sich Monika Grütters,
als Kulturstaatsministerin eine der
Hauptgeldgeber für das Festival: „Zum
zweiten Mal stärkt die Berlinale den
verfolgten Künstlern im Iran den Rü-
cken und betont so die Rolle der Künste
gerade in autoritären Regimen.“ Nach
dem Goldenen Bären für Jafar Panahi
2 015 werde mit Mohammad Rasoulof
erneut ein iranischer Regisseur geehrt,
den das Regime mit einem Ausreisever-
bot belegt hat. „Bei der Berlinale trium-
phiert die Kunst über die finstere
Macht der Verbote und sendet so ein
Signal der Hoffnung aus. Ich freue mich
auch, dass dieser herausragende Film
mit Fördermitteln aus Deutschland
möglich geworden ist.“
Soso. Hat sich also gar nicht viel ge-
ändert mit dem Debüt des neuen Festi-
valchefs Chatrian nach 18 Kosslick-Jah-
ren? Man darf getrost davon ausgehen,

dass Rasoulofs Film auf Grund der star-
ken Verbindungen in Berlin gelandet
ist, die zu Kosslicks Zeiten zur irani-
schen Filmopposition aufgebaut wur-
den; das kann man auch von einem der
stärksten „Forum“-Filme vermuten,
von Nader Saeivars „Namo“, dessen
Drehbuch von dem hochoffiziell ver-
fffemten Jafar Panahi stammt.emten Jafar Panahi stammt.
Die iranische Filmemacher-Gemein-
de hat – soweit sie sich standhaft wei-

gert, ins Exil zu gehen und in der Verfol-
gung in der Heimat ausharrt – eine Tak-
tik des Stellvertreterdrehens entwi-
ckelt; diese Strategie geht bis auf Yilmaz
Güney aus der Türkei zurück, dessen
„Yol“ 1981 nach seinen genauen Anwei-
sungen aus dem Gefängnis von einem
Kollegen gedreht wurde und die Golde-
ne Palme in Cannes gewann.
Nach dem, was man von der Entste-
hungsgeschichte von „Es gibt kein Bö-
ses“ weiß, wurden dafür vier separate
Drehgenehmigungen beantragt – und
auf keinem Antrag stand der Name von
Rasoulof, der von den Mullahs mit ei-
nem lebenslangen Drehverbot belegt
worden ist. Die iranische Zensur wid-
met Kurzfilmen weniger Aufmerksam-
keit, und so durften die vier Episoden
tatsächlich gedreht und konnten zu ei-
nem kompletten Film zusammengefügt
werden. Zu Szenen an öffentlichen Or-
ten wie dem Teheraner Flughafen

schickte Rasoulof seine Regieassisten-
ten, Szenen in Wohnungen oder auf
dem Lande inszenierte Rasoulof selbst.
Die vier Teile haben keine durchge-
henden Figuren, aber ein durchgehen-
des Thema: Können Individuen, die un-
ter einem verbrecherischen Regime le-
ben, den Mut aufbringen, diesem Re-
gime zu widerstehen? Alle Figuren ste-
hen vor derselben Frage: Soll ich an Hin-
richtungen teilnehmen oder nicht? Die
Konsequenzen eines „Nein“ reichen
vom Verlust von Wohlstand (bei einem
berufsmäßigen Henker) bis zum Verbau-
en der ganzen Zukunft (bei Wehrpflich-
tigen, die sich weigern, den Stuhl unter
dem zu Hängenden fort zu kicken).

„Es gibt kein Böses“ ist ein völlig kla-
rer, unverbrämter Film, an dem einige
wegen mangelnder Subtilität herum-
kritteln. Er entspricht nicht dem Bild
des allegorischen iranischen Kinos, das
der Westen seit einem Vierteljahrhun-
dert kennt und gern auf seinen Festivals
auszeichnet. Doch in dieser Direktheit
liegt die Herausforderung an die Macht-
haber, denn irgendwann wird aus alle-
gorischer Verbrämung eine Gewöhnung
an die Unterwerfung, mit der solch eine
Diktatur leben, die sie sogar als Beweis
ihrer Permissivität im Ausland vorzei-
gen kann (obwohl solche Filme im In-
land selbstverständlich nie gezeigt wer-
den und höchstens heimlich auf
schwarzgebrannten DVDs zirkulieren).
Insofern hat das Festival einen wür-
digen Bären-Träger gefunden, was aber
nicht die Frage beantwortet, was der
Wechsel an der Festspielspitze gebracht
hat. Nun muss die Berlinale zwei sehr
verschiedene Interessen bedienen. Viel
mehr als Cannes und Venedig ist sie ein
Event fürs regionale Publikum, das
während dieser zehn Tage bereitwilligst
für Filme Schlange steht, wegen denen
es den Rest des Jahres nie seine vier
Wände verlassen würde; diese 70. Berli-
nale scheint einen neuen Zuschauerre-
kord aufgestellt zu haben.
Nun muss die Berlinale aber auch ih-
ren Platz unter den führenden Festivals
der Welt behaupten, und das ist eine
Frage des internationalen Renommees.
Da geriet das Kosslick-Festival in den
vergangenen Jahren zwischen die Mühl-
steine von Cannes (das magisch die bes-
ten Autorenfilme anzieht) und Venedig
(das Hollywood gern als Aufgalopp für
seine Oscar-Kandidaten benutzt). Da-
zwischen, dies der Auftrag an Chatrian,
sollte er einen dritten Weg finden.
Dieser dritte Weg ist nach den ver-
gangenen zwei Wochen höchstens
schemenhaft auszumachen. Der Eröff-
nungsfilm war so freundlich-belanglos
wie oft bei Kosslick, kaum einer der fol-
genden Filme hätte in einem Kosslick-
WWWettbewerb nicht auftauchen können,ettbewerb nicht auftauchen können,
Chatrians neue Reihe „Encounters“ ge-
wann wenig eigenes Profil, und die Jury
vergab in guter alter Tradition einen
der Schauspieler-Bären nach Deutsch-
land (an Paula Beer in Christian Pet-
zolds „Undine“).
Es ist klar, dass dieser dritte Weg le-
diglich über die Regisseure führen kann,
über junge Filmemacher, die davon
überzeugt werden müssen, dass Berlin
für ihre Werke die bestmögliche Start-
rampe darstellt; Hollywood kann man
mehr oder minder vergessen, Berlin
liegt für dessen Marketing völlig falsch
im Kalender.
Chatrians bester Fang in seinem ers-
ten Jahr ist Mohammad Rasoulof, der
bisher stets in Cannes war und dort je-
des Mal Preise mitnahm. Die Amerika-
nerinnen Kelly Reichardt („First Cow“)
und Eliza Hittman („Never Rarely So-
metimes Always“, Großer Preis der Ju-
ry) sind nun Berlinale-sozialisiert, und
wichtige Asiaten (Tsai Ming-Liang,
Hong Sansoo, Jia Zhang-ke) konnten
mal wieder von Cannes fort gelockt
werden. Für die Zukunft: „Vedremo“ –
wie Carlo Chatrian sagen würde.

Das neue Bären-Beuteschema ist das alte


Die erste Berlinale unter Carlo Chatrian: Ein eigener dritter Weg zwischen Cannes und Venedig lässt sich kaum erkennen


Baran Rasoulof, die Tochter des Regisseurs, in dem Berlinale-Gewinnerfilm „Es gibt kein Böses“

COSMOPOL FILM

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02.03.20 Montag,2.März2020DWBE-HP


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DIE WELT MONTAG,2.MÄRZ2020 SEITE 21

FEUILLETON


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ein Kulturminister eine Wahlempfeh-
lung aus. Allerdings war diese Preisver-
gabe auch keine wie andere. Sie wurde
von heftigen Protesten überschattet.
Die Moderatorin der Zeremonie, die Ko-
mikerin Florence Foresti, bewies im-
merhin Galgenhumor, als sie das Publi-
kum zu „der letzten, pardon der 45. Ver-
leihung der Césars“ begrüßte.
Zwar hatte Polanski im Vorfeld sein
Kommen abgesagt, weil er sich keinem
LLLynchmob aussetzen wollte. Auch seinynchmob aussetzen wollte. Auch sein
Team blieb der Verleihung fern. Das be-
ruhigte die Gemüter in der Salle Pleyel
allerdings wenig. Als verkündet wurde,
dass der verfemte Regisseur seinen fünf-
ten César für die beste Regie erhalten
sollte, verließ die Schauspielerin Adèle
Haenel, nominiert für „Porträt einer
jungen Frau in Flammen“, empört den
Saal, gefolgt von ihrer Leinwandpartne-
rin Noémi Merlant und ihrer Regisseu-
rin Céline Sciamma, die schrie: „Welche
Schande.“
Dass „Die Wütenden“ von Ladj Ly am
Ende als bester Film ausgezeichnet wur-
de, löste zwar Erleichterung aus. Aber
der wohlverdiente Triumph des Polizei-
fffilms über einen sozialen Brennpunktilms über einen sozialen Brennpunkt
im Pariser Speckgürtel, der auch den Pu-

K


urz vor dem Ende des Abends, es
war schon weit nach Mitternacht,
trat ein, was der Kulturminister
befürchtet hatte. Franck Riester, ein
eher blasser Politiker, hatte den Mitglie-
dern der französischen Filmakademie
vor der Gala abgeraten, den Regiepreis
an Roman Polanski zu vergeben. Den
Film selbst könne man durchaus aus-
zeichnen, er sei ja als Gemeinschafts-
kunstwerk entstanden. Den 86-jährigen
Regisseur und Drehbuchautor jedoch zu
fffeiern sei ein verheerendes Signal. eiern sei ein verheerendes Signal.

VON GERHARD MIDDING

Im vergangenen Jahr hatte eine
Schauspielerin Polanski beschuldigt, sie
1 975 im Alter von 18 Jahren vergewaltigt
zu haben. Polanski bestreitet das, eben-
so weist er Beschuldigungen weiterer
Schauspielerinnen zurück, sie sexuell
missbraucht zu haben. Im Wettbewerb
der Césars war Polanski mit „Intrige“
angetreten, einem Film über die Drey-
fffus-Affäre. Der Film war zwölfmal nomi-us-Affäre. Der Film war zwölfmal nomi-
niert worden.
Riesters Intervention war präzedenz-
los: Zum ersten Mal in der 45-jährigen
Geschichte der César-Akademie sprach

blikumspreis und zwei weitere Césars
erhielt, hätte eigentlich Begeisterung
hervorrufen müssen. In ihm präsentiert
sich das französische Kino als kämpfe-
risch, gesellschaftlich wachsam, als er-
zählerisch frisch und unerbittlich. Aber
die Zerrissenheit, die längst in der Film-
akademie herrscht, ist zu groß, um un-
getrübten Enthusiasmus auszulösen.
Nachdem die Institution in den ver-
gangenen Wochen von mächtigen Im-
plosionen erschüttert worden war – der
VVVorstand trat vor 14 Tagen geschlossenorstand trat vor 14 Tagen geschlossen
zurück, nachdem 400 Mitglieder in ei-
nem offenen Brief scharf gegen den
Mangel an Demokratie, Transparenz,
Geschlechterparität und ethnischer Plu-
ralität protestiert hatten –, war am
AAAbend der Verleihung mit Explosionenbend der Verleihung mit Explosionen
zu rechnen gewesen.
Am roten Teppich demonstrierten be-
reits Stunden vor Beginn der Zeremonie
VVVertreterinnen feministischer Organisa-ertreterinnen feministischer Organisa-
tionen gegen die Nominierung „Violans-
kis“ (viol: Vergewaltigung). Sie durch-
brachen Sicherheitsbarrieren und liefer-
ten sich heftige Gefechte mit der Poli-
zei, bei denen Tränengas zum Einsatz
kam. Die Empörung entzündete sich
nicht nur an der Causa Polanski.

Adèle Haenel warf der französischen
Filmindustrie in einem Interview mit
der „New York Times“ vor, den An-
schluss zur #MeToo-Ära fahrlässig ver-
passt zu haben. Céline Sciamma zieh die
Branche im britischen „Guardian“, se-
xistisch, patriarchal und viel zu bürger-
lich zu sein. Zahlreiche Filmkünstler, da-
runter Mathieu Kassovitz, beklagten die
Riege der Nominierten als zu weiß. Das
VVVotum der 4700 Akademiemitgliederotum der 4700 Akademiemitglieder
hätte ein Akt der kritischen Bestands-
aufnahme sein können: Filmpreise set-
zen Zeichen, sie sollten richtungswei-
send sein. Der Elan zur radikalen Verän-
derung blieb indes gedrosselt.
Die Vergabe der Preise ergibt insge-
samt ein sehr heterogenes Bild, in dem
sich Symbolpolitik und künstlerische
Triftigkeit jedoch nicht ausschlossen.
Die Spannungsdramaturgie eines sol-
chen Abends, der sich von Nebenpreisen
zu den wichtigen hocharbeitet, hatte
diesmal eine andere Gravitas. Der Auf-
takt stand im Zeichen geglückter Plura-
lität. Die Nachwuchspreise gingen an
AAAlexis Manenti für „Die Wütenden“ undlexis Manenti für „Die Wütenden“ und
LLLyna Khoudri für „Papicha“. Dieses Dra-yna Khoudri für „Papicha“. Dieses Dra-
ma über den Freiheitsdrang junger Frau-
en im Algerien der 1990er-Jahre wurde

zudem als bester Erstlingsfilm ausge-
zeichnet. Diese Linie setzte sich fort mit
dem Preis für den besten Hauptdarstel-
ler Roschdy Zem (für „Roubaix, une lu-
mière“ des Kritikerfavoriten Arnaud
Desplechin). Der große Verlierer des
AAAbends war „Porträt einer jungen Fraubends war „Porträt einer jungen Frau
in Flammen“, für den nur die Kamera-
fffrau Claire Mathon gewann.rau Claire Mathon gewann.
Den Akademiemitgliedern hätten
jenseits der verfeindeten Lager durch-
aus andere Wahlmöglichkeiten offen-
gestanden. François Ozons „Gelobt sei
Gott“, der mit acht Nominierungen ins
Rennen ging, ist eine sensible Verbin-
dung von Autoren- und Themenfilm.
Ozon, der im Lauf seiner Karriere
schon 16 Nominierungen als Autor und
Regisseur erhielt, ging auch diesmal
leer aus. Swann Arlaud hingegen war
eine exzellente Wahl in der Kategorie
des besten Nebendarstellers. Der
heimliche Sieger des Abends war „La
belle Époque – Die schönste Zeit unse-

eimliche Sieger des Abends war „La
elle Époque – Die schönste Zeit unse-

eimliche Sieger des Abends war „La

res Lebens“, der in drei Kategorien ge-
wann: bestes Originaldrehbuch, bestes
Szenenbild und beste Nebendarstelle-
rin (Fanny Ardant).
Das Konzept, die Zeremonie stets von
Komikern moderieren zu lassen, weist

längst Schleifspuren auf. Foresti geriet
sichtlich an die Grenzen ihrer Beherr-
schung. Nach dem Regiepreis für Po-
lanski kehrte sie aus Protest nicht mehr
auf die Bühne zurück. Gewiss, die Gala
ist ein glamouröses Unterfangen, ein
Fernsehereignis, das mit launigen Scher-
zen gewürzt sein will. Für den Bezahl-
sender Canal+ indes zahlt es sich immer
weniger aus: Die Einschaltquoten sinken
beständig.
Seine übergroße Nähe zu dem Bezahl-
sender war auch einer der Kritikpunkte
an dem bisherigen Akademiepräsiden-
ten Alain Terzian. Ohnehin steht der
Produzent noch für ein französisches
Kino, das sich überlebt hat: das der
1 980er- und 1990er-Jahre. Er repräsen-
tiert ein patriarchales, konservatives, ja
archaisches Milieu. Als Akademiepräsi-
dent pflegte er einen autokratischen
Führungsstil, ernannte Vorstandsmit-
glieder nach privatem Gutdünken und
legte zuletzt keine Rechenschaft mehr
aaab über seine Entscheidungen und undb über seine Entscheidungen und und
die Finanzen. Sein Krisenmanagement
in den letzten Wochen wirkte ebenso ar-
rogant wie ratlos. Das Klima der Zerris-
senheit geht entschieden auf sein Konto:
Er war der größte Teil des Problems.

Porträt einer Preisverleihung in Flammen


Frankreichs Filmakademie bricht auseinander, ihr wird Sexismus und mangelnde Diversität vorgeworfen. Und dann erhält Roman Polanski den wichtigsten Filmpreis


Wie man mit einzelnen Buchstaben


freies Denken unterdrückt Seite 22


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