Die Welt - 02.03.2020

(Brent) #1

8


02.03.20 Montag,2.März2020DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
02.03.2002.03.2002.03.20/1/1/1/1/Pol5/Pol5 PKRUEGE1 5% 25% 50% 75% 95%

8 POLITIK DIE WELT MONTAG,2.MÄRZ


I


ch kann die Taliban von hier auf ei-
ner Mauer sitzen sehen, und die
Regierungstruppen in ihrer Basis.
Auch sie können einander sehen,
aber sie schießen nicht aufeinan-
der“, berichtete der afghanische Bauer
Sayed Nur* WELT am Telefon. Er lebt
in einem Teil des Distrikts Nawa in der
Südprovinz Helmand, der von den Tali-
ban kontrolliert wird, und hat eine reli-
giöse Schule besucht.

VON THOMAS RUTTIG
AUS KABUL

„Als ich morgens das Radio anmachte
und hörte, dass ‚de khushunat ka-
mescht‘ (Verringerung der Gewalt, die
Red.) in Kraft ist, nahm ich mir vor, die-
sen Tag bei meinen Verwandten in
Laschkargah zu verbringen.“ Laschkar-
gah ist die Provinzhauptstadt Hel-
mands. „Bisher konnte ich nicht dort-
hin, denn entlang der Straße wurde an-
dauernd gekämpft.“

Schon dass Sayed Nur am vergange-
nen Donnerstag in seinem Heimatort
überhaupt per Telefon erreichbar ist, ist
eine kleine Sensation. Bisher unterban-
den die Taliban in vielen Gebieten Af-
ghanistans den Telefonverkehr, außer in
wenigen Morgenstunden. Sie fürchten
vor allem Smartphones, denn mit deren
Standortfunktion kann man auch Stel-
lungen lokalisieren.
In der vergangenen Woche erlebte
Afghanistan eine siebentägige Periode,
in der die drei Parteien im afghanischen
Krieg sich zugesichert hatten, sich ge-
genseitig nicht anzugreifen: Die Taliban
würden keine Selbstmordanschläge un-
ternehmen und keine Stützpunkte der
Regierungstruppen und des US-Militärs
attackieren, diese ihrerseits Luftschläge
und Kommandoaktionen in von den Ta-
liban kontrollierten Gebieten einstel-
len. Alle Seiten hielten sich die Option
offen zurückzuschlagen, sollte die Ge-
genseite versuchen, in die jeweils geg-
nerische Kontrollsphäre einzudringen.

Tatsächlich sank die Zahl der kriegsbe-
dingten Zwischenfälle um etwa vier
Fünftel, verglichen mit dem wöchentli-
chen Februar-Durchschnitt dieser Ge-
walttaten seit 2015.
Washington, Kabulund die Taliban-
führung vermieden es, die Zwischenfäl-
le zur Krise hochzuspielen. Sie wollten,
dass die Quasi-Waffenruhe ein Erfolg
wird, denn dies öffnete die Tür für die
Unterzeichnung des US-Taliban-Ab-
kommens am Samstag in Doha. Es ist
ein aussichtsreicher Ansatz, den langen
und blutigen Konflikt zu beenden – und
die Taliban, die in großen Teilen Afgha-
nistan entscheidenden Einfluss errun-
gen haben, in ein künftiges politisches
System einzubinden.
Das Abkommen, bei dem die Regie-
rung in Kabul nicht Partei ist, enthält
einen Zeitplan für einen stufenweisen
AAAbzug der US-Truppen. Auch die Natobzug der US-Truppen. Auch die Nato
wird sich anschließen, sodass auch die
noch etwa 1300 in Afghanistan statio-
nierten Bundeswehrangehörigen zu-

rückkehren werden. Im Gegenzug sa-
gen die Taliban zu, ihre Verbindungen
mit al-Qaida zu kappen. Beide Seiten
hatten seit Oktober 2018 in Doha, der
Hauptstadt Katars, verhandelt. Das
AAAbkommen ist der nächste in einerbkommen ist der nächste in einer
Serie diplomatischer Schritte mit
dem Ziel, den seit über 40 Jahren to-
benden Krieg in Afghanistan zu been-
den. Im März sollen die eigentlichen
Friedensgespräche zwischen Kabul
und den Taliban beginnen.
Für die Gespräche mit den USA hat
Washington den Taliban schon im Juni
2013 ermöglicht, in Katars Hauptstadt
Doha ein Verbindungsbüro zu eröffnen.
Dort ist seither der Großteil der Politi-
schen Kommission der Taliban statio-
niert, das Quasi-Außenministerium des
Islamischen Emirats Afghanistan, wie
sich die Taliban offiziell nennen. Sie be-
trachten die US-geführte Intervention
2001 als völkerrechtswidrig und sich
selbst nach wie vor als rechtmäßige Re-
gierung des Landes.

Das Doha-Büro untersteht der Rah-
bari Schura, dem Führungsrat der Tali-
ban, auch als Quetta-Schura bekannt,
benannt nach einer pakistanischen
Großstadt nahe der Grenze zu Afgha-
nistan, die von afghanischen Flücht-
lingslagern umgeben ist. Dort versam-
melten sich die Talibanführer nach ih-
rer Niederlage 2001 und reorganisierten
sich Schritt für Schritt als Guerillabe-
wegung. Heute kontrollieren die Tali-
ban wieder etwa die Hälfte des Landes.
Sie haben eine landesweite Parallelre-
gierung aufgebaut, deren Zugriff – vor
allem über Besteuerung und Gerichts-
barkeit – bis in die Gebiete der Regie-
rung reicht.

Taliban-Chefunterhändler in Doha ist
Mullah Abdul Ghani, besser bekannt als
Mullah Baradar („Bruder“), ein Ehren-
name, den ihm Talibangründer Mullah
Muhammad Omar verlieh. Beide stan-
den sich seit ihrem gemeinsamen Kampf
gegen die Sowjets in den 1980er-Jahren
nahe, und Baradar war sein Vize, bis Pa-
kistans mächtiger Geheimdienst ISI ihn
im Februar 2010 verhaftete. Das war
rechtens, denn er stand wie alle Taliban-
führer auf der UN-Sanktionsliste. Aller-
dings hatte Baradar, wie der damalige
Staatschef Hamid Karsai vom Paschtu-
nen-Stamm der Popalzai, Fühler nach
Kabul ausgestreckt. Der ISI duldet sol-
che Eigenmächtigkeiten nicht, da er ein
Monopol über die Afghanistan-Politik
seines Landes errichtet hat. Das musste
Baradar mit zehn Jahren Haft bezahlen.
2018 wurde er auf Betreiben von Wa-
shingtons Afghanistan-Chefunterhänd-
ler Zalmay Khalilzad, selbst afghani-
scher Herkunft, freigelassen. Khalilzad
hatte damals wieder einen Gesprächs-
kanal zu den Aufständischen geöffnet.
Er hoffte, Baradar, mit seiner prestige-
trächtigen Nähe zum inzwischen ver-
storbenen Mullah Omar, könne die Tali-
bankommandeure auf eine Friedenslö-
sung verpflichten. Talibanchef Hebatul-
lah Akhunzada ernannte ihn zum drit-
ten Vizechef der Bewegung, zuständig
für politische Fragen – schon das ist ein
Zeichen, dass er ernsthaft eine Ge-
sprächslösung in Betracht zieht.
US-Regierung und Taliban wollen das
Gleiche, wenn auch aus unterschiedli-
chen Gründen: Trump will den längsten
Krieg der USA beenden und Kosten spa-
ren, die Taliban wollen ihren ärgsten Geg-
ner aus dem Land haben. Aus ihrer Sicht
könnten Friedensgespräche, die in eine
Form der Machtteilung in Afghanistan
münden müssen, einen Schritt zurück an
die Macht darstellen. Die Präsenz der US-
Truppen ist dafür das größte Hindernis.
Die gerade zu Ende gegangene Waf-
fenruhe galt als Test, ob die Aufständi-
schen ihre Feldkommandeure im Griff
haben. Diesen Test haben sie aus US-
Sicht bestanden. Daran bestand auch
wenig Zweifel. Obwohl die Taliban aus
relativ autonomen lokalen Fronten be-
stehen, gibt es eine straffe Führung. Die
ist zudem religiös-dogmatisch begrün-
det. Ihr Anführer trägt den Titel amir ul-
momenin, Oberhaupt der Gläubigen,
und die wichtigsten Kommandeure
schwören ihm einen Treueeid. Wer sich
seinen Weisungen widersetzt, stellt sich
damit de facto außerhalb des Islam, wie
ihn die Taliban verstehen.
Obwohl nicht alle Feldkommandeure
die Friedensavancen ihrer Führung gut-
heißen und den militärischen Sieg
schon zum Greifen nahe sehen – sie
nehmen an, dass Trump die Truppen
auch ohne Abkommen abgezogen hätte
–, hört man doch von den Fronten, dass
Disziplin mehr zählt. Auf Nachfrage in
der Provinz Ghazni hieß es, die Kom-
mandeure hätten den örtlichen Kämp-
fern gesagt: „Wir folgen jeder Anord-
nung unserer Führer.“ Und sei es, um
den Krieg zu beenden – in dem sie unbe-
siegt blieben.
* Der Name wurde aus Sicherheits-
gründen geändert.

TDer Autor ist Co-Direktor des un-
abhängigen Thinktanks Afghanistan
Analysts Network mit Sitz in Kabul und
Berlin

In der afghanischen Stadt Dscha-
lalabad feiern Einwohner das
US-Abkommen mit den Taliban,
das ihnen Frieden verspricht

REUTERS

/ PARWIZ

WWWollen die Talibanollen die Taliban


wirklich FRIEDEN?


Die USA und die Aufständischen haben ein


historisches Abkommen unterzeichnet. Es soll


das Tor für innerafghanische Friedensgespräche


öffnen. Kann das funktionieren?


J


oe Biden kann, so scheint es, sein
Glück gar nicht fassen. Am späten
Samstagabend steht er auf einer
Bühne in Columbia, der Hauptstadt von
South Carolina. „Lets go, Joe! Let’s go,
Joe!“ rufen seine Anhänger. Schon zwei
Stunden zuvor haben Fernsehsender
seinen Sieg bei der Vorwahl in South
Carolina (fünf Millionen Einwohner)
verkündet. Erst jetzt aber wagt sich der
ehemalige Vizepräsident heraus, um ein
paar Worte zu sagen, vor allem: um sei-
nen Sieg zu erklären.

VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON

„Wir haben gerade gewonnen, und
wir haben wegen euch deutlich gewon-
nen“, ruft Biden, 77, seinen Fans zu. Me-
dien und Experten hätten seine Kandi-
datur kürzlich für tot erklärt, aber: „Wir
sind sehr lebendig!“ Der demokratische
Präsidentschaftskandidat müsse bei der
Wahl in acht Monaten nicht nur Donald
Trump schlagen. Er habe zudem dafür
zu sorgen, dass die Mehrheit der Demo-
kraten im Repräsentantenhaus vertei-
digt – und im Senat gewonnen werde.
Mit seinem Erdrutschsieg in South
Carolina ist Biden ein Favorit für die de-
mokratische Präsidentschaftskandida-

tur – nunmehr auf Augenhöhe mit dem
linken, unabhängigen Senator Bernie
Sanders, 78. Der hatte bei allen drei vor-
herigen Vorwahlen besser, teils deutlich
besser als Biden abgeschnitten. Für Bi-
den ist der Sieg im von afroamerikani-
schen Wählern dominierten South Ca-
rolina auch ein persönlicher Triumph.
Beim dritten Versuch, Präsidentschafts-
kandidat zu werden (nach 1988 und
2008) hat er am Samstag zum ersten
Mal überhaupt einen Bundesstaat für
sich gewonnen.
Mit einem Seitenhieb bedenkt Biden
während seiner Rede am Samstagabend
sogleich seine wichtigsten Konkurren-
ten Sanders und New Yorks Ex-Bürger-
meister Michael Bloomberg, 78. „Wenn
die Demokraten einen Kandidaten wol-
len, der ein Demokrat ist, ein lebenslan-
ger Demokrat, ein starker Demokrat,
ein stolzer Demokrat, ein Obama-Bi-
den-Demokrat, dann schließt euch uns
an“, ruft Biden. Der Hintergrund: San-
ders gehört den Demokraten gar nicht
an, ist ein unabhängiger Senator, der
seine Karriere in Wahlkämpfen gegen
die Demokraten begonnen hat.
Und Multimilliardär Bloomberg, der
erst am kommenden Dienstag erstmals
zur Wahl steht, war lange ein einge-
schriebener Republikaner. Er hat zwar

in den letzten Jahren diverse Demokra-
ten finanziell unterstützt, zuvor aber
auch etlichen Republikanern Spenden
zukommen lassen. Nun hat er für seine
Kandidatur bereits eine gute halbe Mil-
liarde Dollar für seine Werbung ausge-
geben – mehr als alle anderen Kandida-
ten zusammen.
Beide Männer, Sanders wie Bloom-
berg, polarisieren. Umso mehr ver-
sucht sich Biden, nicht nur als Mann
der Mitte, sondern als Versöhner zu
präsentieren. „Wir können klar gewin-
nen oder verlieren. Wir haben die
Wahl“, ruft Biden mit Blick auf die Prä-
sidentschaftswahl am 3. November.
Sein Subtext: Mit Sanders und Bloom-
berg verlieren die Demokraten, mit mir
werden sie gewinnen.
Doch Biden geht Sanders noch deutli-
cher an, auch wenn er dessen Namen
unerwähnt lässt. „Die meisten Amerika-
ner wollen kein Versprechen einer Re-
volution“, sagt Biden, „sie wollen Er-
gebnisse sehen.“ Sanders spricht stets
von einer „Revolution“, die in den USA
nötig sei. Er gewinnt damit eine enorme
Anziehungskraft, gewinnt damit viele
junge Leute, aber auch Arbeiter und La-
tinos. Seine Kundgebungen sind sehr
gut besucht, weit besser als die von Bi-
den. Er ist der eindeutig bessere Redner

von beiden, auch wenn seine Botschaf-
ten oft populistisch bis plump daher-
kommen. So war das im Wahlkampf in
South Carolina zu beobachten. Doch
schon da gab sich Biden siegesgewiss.
Zu Recht. In South Carolina holte
er, so berichtet CNN, bei über 65-Jäh-
rigen, bei moderaten und bei schwar-
zen Wählern eine absolute Mehrheit.
Doch auch die linken Demokraten
stimmten zu 39 Prozent für Biden, nur
zu 30 Prozent für Sanders.
Sanders gratulierte Biden am Sams-
tagabend. „Heute Abend haben wir in

South Carolina nicht gewonnen ... Ich
will Joe Biden zu seinem Sieg heute
Abend gratulieren“, rief der bisherige
Frontrunner bei einer Kundgebung in
Virginia Beach/Virginia. „Man kann
nicht alle Staaten gewinnen“, sagte San-
ders. South Carolina werde nicht die
einzige Niederlage bleiben.
In bundesweiten Umfragen liegt San-
ders weiter vorn, im Schnitt mit knapp
30 Prozent. Biden kommt hier nur auf
rund 19 Prozent.
Viel wichtiger aber: Kurz vor dem
„Super Tuesday“ sehen die Meinungs-
forscher Sanders in diversen Staaten,
die an diesem Dienstag wählen, als kla-
ren Sieger. So kommt er im bevölke-
rungsreichen Kalifornien auf 35 Pro-
zent, jedenfalls laut der jüngsten CNN-
Umfrage. Biden liegt demnach mit 13
Prozent noch hinter der linken Sena-
torin Elizabeth Warren, 70, die mit 14
Prozent taxiert wird. Kalifornien ent-
sendet 416 Delegierte zum demokrati-
schen Parteitag, achtmal mehr als South
Carolina. Auch in Texas (29 Millionen
Einwohner, 228 Delegierte) liegt San-
ders in Umfragen vor Biden.
Doch viele Wähler entscheiden sich
erst kurzfristig. Rückenwind beschert
South Carolina Biden allemal. Das Ti-
ming seines Sieges könnte besser nicht

sein. Fraglich ist die Zukunft jener Kan-
didaten, die am Samstag abermals weit
hinter ihren Erwartungen abgeschnit-
ten haben. Warren und Senatorin Amy
Klobuchar, 59, müssen wohl vorerst im
Rennen bleiben, zumindest bis Diens-
tag. Dann nämlich wird in ihren Hei-
matbundesstaaten Massachusetts
(Warren) und Minnesota (Klobuchar)
gewählt. Andrew Yang, der neulich aus
dem Rennen ausstieg und nun bei CNN
kommentiert, riet seinen Parteifreun-
den augenzwinkernd, ebenfalls ihre
Kandidatur zu beenden: Man habe dann
mehr Zeit für Familie, Fernsehen und
Filme. Der Milliardär und frühere Hed-
gefonds-Manager Tom Steyer, 62, wird
diese Zeit jetzt haben. Steyer zog seine
Bewerbung am Samstagabend zurück;
er hatte für seine Kampagne mehr als
250 Millionen Dollar ausgegeben.
Für Joe Biden kommt das nun nicht
mehr infrage. Er betonte am Samstag
abermals, wie wichtig es sei, Trump zu
schlagen. Man befinde sich in einem
„Kampf um die Seele Amerikas“. Der
Präsident verantworte nicht nur eine
schreckliche Politik, ihm fehle zudem
jedes Einfühlungsvermögen, sagte Bi-
den und prognostizierte: „Die Tage von
Donald Trumps Spaltung werden bald
zu Ende sein.“

„Lets go, Joe! Let’s go, Joe!“


Mit dem Erdrutschsieg in South Carolina kämpft sich Ex-Vizepräsident Joe Biden auf Augenhöhe mit dem linken Bernie Sanders – und verteilt Seitenhiebe


Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden
ssspricht zu seinen Anhängernpricht zu seinen Anhängern

AP

/ TOM GRALISH

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2020-03-02-ab-22 e53bee7aea52df6615f4b0822f46794c

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf