Süddeutsche Zeitung - 02.03.2020

(Nora) #1
von philipp selldorf

Köln– Florian Kainz bedankte sich höflich
fürdie Glückwünsche zum 3:0, versäumte
aber auch nicht, den Sachverhalt richtigzu-
stellen. Er habe gehört, das Tor werde von
der DFL als Eigentor gewertet, sagte er –
und äußerte dazu keinen Einwand. Zwar
hatte der Kölner Mittelfeldspieler in der


  1. Minute aufs Schalker Tor geschossen,
    es handelte sich jedoch lediglich um den
    notdürftigen Versuch, dem Angriff einen
    Abschluss zu geben. Torwart Alexander Nü-
    bel hatte keine Mühe, den Ball in die Arme
    zu schließen. Hier hätte die Szene enden
    müssen, doch Nübel bekam den Ball nicht
    zu fassen, er glitschte ihm durch die Arme
    und Hände wie ein nasser Karpfen, und je
    mehr er ihn zu packen versuchte, umso wi-
    derspenstiger wurde er. Bis der Ball zu Bo-
    den fiel und über die Linie kullerte.


Dies war der Moment, der Schalke 04 ne-
ben all den anderen wuchernden Schwie-
rigkeiten – schlimme Formkrise und noch
schlimmeres Verletzungspech – weiteren
gravierenden Kummer bescherte: Zum
nicht mehr zu leugnenden Torwartpro-
blem kommt nun die Tatsache, dass die ei-
genen Fans vom Konsens des Miteinan-
ders abrückten. Sie machten Nübel zum
Sündenbock für die desolate Leistung der
Mannschaft und zum Gegenstand schmer-
zender Polemik. Da in den nächsten bei-
den Partien nach dem Dienstags-Pokalgeg-
ner FC Bayern auch die TSG Hoffenheim

als Gegner nach Gelsenkirchen kommt,
zeigte sich Sportvorstand Jochen Schnei-
der ebenso erschüttert wie ratlos: Er wisse
gar nicht, wo er „anfangen soll“ mit den
Aufrufen ans heimische Publikum: „Ich
kann nur an alle Schalker appellieren, sich
fair zu verhalten. Insgesamt, gegen Diet-
mar Hopp, gegen die TSG Hoffenheim –
und gegen Alexander Nübel.“
Die angemessen deutliche 0:3-Niederla-
ge beim 1. FC Köln erschien da bereits wie
eine Randerscheinung im Schalker Sorgen-
katalog. Die selbstsicher spielenden Köl-
ner hatten wenig Mühe, ihren Stil durchzu-
setzen. Mit dem siebten Sieg in neun Spie-
len nahmen sie weiteren Abstand vom Ab-
stiegskampf, den sie kurz vor Weihnach-
ten fast schon verloren gewähnt hatten.
Verteidiger Sebastiaan Bornauw (9.) und
Mittelstürmer Jhon Cordoba (39.) brach-
ten dem FC die 2:0-Pausenführung gegen
ein hochnervöses und konfuses Schalker
Team, dessen Ballwechsel von einer Un-
zahl an Fehlpässen bestimmt waren.
Dass Trainer David Wagner die Abwe-
senheit eines strukturierten Spiels beklag-
te, lag auch daran, dass dieser 24. Spieltag
schon am Vorabend unselig begonnen hat-
te. Im Abschlusstraining zogen sich Natio-
nalspieler Suat Serdar und Kapitän Omar
Mascarell folgenschwere Verletzungen zu.
Mascarell, Schalkes Sechser und einer der
Stabilsten im Kader, wird voraussichtlich
diese Saison nicht mehr eingreifen kön-
nen. Serdar, kreative Antriebskraft im Mit-
telfeld, wird wegen eines Zehenbruchs Wo-
chen fehlen. Schalkes Mittelfeld ist somit
nahezu entkernt: Auch Daniel Caligiuri ist
seit längerem nicht einsatzfähig und kann
wohl bis Mai nicht mehr helfen.
In Köln gesellte sich zudem Ozan Ka-
bak, Schalkes stärkster Verteidiger, zu den
Ausfällen. Im Zweikampf mit Jhon Cordo-
ba fiel er aus großer Höhe unglücklich zu
Boden, im Krankenhaus stellten die Ärzte
eine starke Beckenprellung fest, Kabak
muss auf unbestimmte Zeit pausieren. Die
defensiven Stammkräfte Benjamin Stam-

bouli und Salif Sané fallen ohnehin seit Mo-
naten aus. „Das beeinflusst natürlich die
Mannschaft“, sagte Wagner, „sämtliche Au-
tomatismen sind überhaupt nicht mehr
vorhanden.“ Angesprochen auf das Pokal-
spiel gegen Bayern sagte er sarkastisch:
„Das ist in unserer Situation sicher nicht
der Gegner, wo man davon ausgehen kann,
dass wir ihn aus dem Stadion schießen.“
Der Trainer muss nun überlegen, ob er
im Spiel gegen Nübels künftigen Arbeitge-
ber aus München am kriselnden Stamm-
torwart festhält oder den Stellvertreter
Markus Schubert einsetzt, der just gegen
die Bayern sein jüngstes Bundesligaspiel
gemacht hat. An der 0:5-Niederlage da-
mals war er nicht unbeteiligt. Gleichwohl
ist Wagners Entscheidung nicht nur eine
Frage von sportlicher Tragweite. Das Trai-
nerteam müsse selbst die Wahl treffen, sag-
te Sportchef Schneider, doch drückte er
auch die Hoffnung aus, dass Nübel nicht
sein letztes Spiel für Schalke bestritten ha-
be: „Weil Davonrennen noch nie was ge-
bracht hat.“ Gerade Schalke habe sich im-
mer durch „extremen Zusammenhalt“ in
schweren Zeiten ausgezeichnet. Die Probe
dieser These steht nun in einer Partie be-
vor, die sportlich eher Unheil als Rettung
verheißt. „Der Ansatz ist der, dass wir bei-
ßen, so gut wir können“, meinte Wagner.

Für Nübel, bis zum 0:3 keiner der
schlechteren Schalker, geriet die finale
Viertelstunde nach seinem Missgeschick
zu einer seelischen Prüfung. Während die
Kölner Fans jede seiner noch so banalen
Ballberührungen höhnisch feierten und in
Chören seinen Namen riefen, adressierten
die Schalker Anhänger ihren Zorn gerade-
wegs an den Torwart. Bisher hatten sie Nü-
bel pfleglich behandelt, nachdem er im De-
zember hatte wissen lassen, den ablösefrei-
en Wechsel zum FC Bayern einer Vertrags-
verlängerung in Schalke vorzuziehen. Ihm
wurde auch nachgesehen, dass er sich seit-
dem nicht mehr öffentlich äußerte. Nun
aber waren die konzertierten Nübel-raus-
Rufe selbst dann nicht zu überhören, als
die Stadionregie zur Feier des Abpfiffs mit
viel Volumen ein Karnevalslied spielte.
Gemeinsam geleitete Schalkes Mann-
schaft den niedergeschlagenen Torwart un-
ter Trostbekundungen zum Ausgang. Es
sei eine Sache „des menschlichen An-
stands“ gewesen, sich um Nübel zu küm-
mern, sagte Wagner später. Schneider be-
dauerte „die Häme im ganzen Stadion“
und verwies in seiner Betroffenheit auf das
Beispiel von Robert Enke, der durch seinen
Freitod vor zehn Jahren eine große Debat-
te über die menschlichen Umgangsweisen
im Profisport ausgelöst hatte.

Leipzig– Es war eine fast schon erfrischen-
deSzenerie, die sich da in Leipzig auftat.
Dort war ein Fußballspiel zu beobachten,
in dem es 90 Minuten lang nur um Fußball
ging – an diesem Spieltag ja fast eine Sel-
tenheit. Die Leipziger Fans hatten den
Schmähungen und Beleidigungen, die an
diesem Wochenende in den diversen Fan-
kurven der Stadien aufgetaucht waren, ei-
ne Botschaft des Optimismus entgegenge-
setzt: Love, Peace und RBL, sagte ihre Cho-
reografie vor dem Duell gegen Leverkusen.

Die Buchstaben RBL für Rasenballsport wa-
ren in Regenbogenfarben gehalten.
Dass sich die gastgebenden Leipziger
und Leverkusener auf dem Rasen in den Ar-
men liegen würden, war nicht zu erwarten.
Es trafen zwei Mannschaften aufeinander,
die sich in den vergangenen Wochen je-
weils durch unbändigen Erfolgshunger
ausgezeichnet hatten. Leverkusen war mit
sechs Siegen in Serie angereist und mit
dem Ruf, gerne auswärts zu gewinnen (sie-
ben Siege bis dahin). Leipzig hatte bei Bay-

ern, in der Champions League und auf
Schalke mit höchst erwachsenen Auftrit-
ten überzeugt. Es kann da fast als logisch
betrachtet werden, dass sich diese beiden
Mannschaften am Ende 1:1 (1:1) trennten.
Der Verlust von zwei Punkten schmerz-
te aber beide Parteien gleichermaßen. Le-
verkusen verpasste es trotz überzeugen-
der Leistung, in der Tabelle mit den viert-
platzierten Gladbachern gleichzuziehen.
RB Leipzig verliert den Anschluss an Tabel-
lenführer FC Bayern. Der Abstand beträgt
nun drei Punkte.
Die angriffslustigen Spielstile der bei-
den Mannschaften hatten ein Duell ange-
kündigt, wie es häufig in der Premier
League zu sehen ist, in der Fußballspiele
hin und her gehen, hoch und runter, auf
und ab – ohne Verschnaufpause, ohne In-
nehalten. In der ersten Hälfte waren solche
Szenen dann allerdings eher selten zu beob-
achten, weil Leverkusen die Leipziger
nicht ins Spiel kommen ließ. Von dem „Fo-
kus“ und der „Leichtigkeit“, die RB-Trai-
ner Julian Nagelsmann von seiner Mann-
schaft vor dem Spiel gefordert hatte, war
nur mit Abstrichen etwas zu sehen.
Kerem Demirbay zwang Leipzigs Tor-
wart Peter Gulacsi bereits nach fünf Minu-
ten zu einer Parade, der Schuss wäre sonst
wohl im Winkel gelandet. Danach kamen
Exequiel Palacios (21.), Kai Havertz (23.)
und Lucas Alario (28.) zu weiteren Leverku-
sener Abschlussmöglichkeiten, denen es
aber an der letzten Konsequenz fehlte.
Diese war dafür in einer Kombination
der Leverkusener enthalten, die Nadiem
Amiri in der eigenen Hälfte mit einem Ball-

gewinn und Sprint einleitete. Der Ball lief
weiter zu Havertz, der ihn von der Grundli-
nie in den Rücken der Abwehr beförderte,
wo Leon Bailey zum Einschieben bereit-
stand (29.). Die Führung war hochverdient
für Leverkusener, die griffiger wirkten
und sich immer wieder in die Lücken zwi-
schen den Leipziger Reihen schlichen.

Aber dann stellte Leipzig das in den ver-
gangenen Wochen immens gereifte Selbst-
bewusstsein zur Schau: Trotz einer bis da-
hin unterlegen geführten Partie brauchte
die Mannschaft von Julian Nagelsmann
nur zwei Minuten und sieben Sekunden,
um auszugleichen. Nach einem Freistoß
traf Patrik Schick per Kopf (32.). Ihm kam
dabei zugute, dass Havertz – der zuvor ja
schon den Treffer von Bailey aufgelegt hat-
te – auch ihm assistierte, indem er nur
halbherzig ins Kopfballduell sprang.
Nach der Halbzeit kam Leipzig zunächst
besser in die Partie. Christopher Nkunku,
dessen Distanzschuss nur in höchster Not
von Leverkusens Torwart Lukas Hradecky
zur Ecke geklärt werden konnte (46.), setz-
te ein erstes Wecksignal. Die Leipziger wa-
ren in der Folge mindestens ebenbürtig,
was aber eher daran lag, dass diesem Spiel
die anfängliche Intensität abhanden kam.
Beide Teams scheuten zunehmend das letz-
te Risiko, von einem Premier-League-arti-
gen Hin und Her war nicht mehr viel zu se-
hen. Was aufgrund der Tabellensituation
dann doch verwunderte. sz

Dortmund– Auf statistischer Basis läuft
ein typischer Treffer von Borussia Dort-
mund in dieser Bundesliga-Saison folgen-
dermaßen ab: Der offensive Mittelfeldspie-
ler Jadon Sancho spielt den Ball aus dem
Halbfeld steil zur Grundlinie, von wo ihn
der Flügelstürmer Sancho direkt ins Zen-
trum schießt, und dort lauert der Torjäger
Sancho, der ihn über die Linie drischt. Von
Dortmunds 66 Bundesliga-Treffern hat
Sancho 14 selbst geschossen, 15 vorberei-
tet und zwölf mit dem vorletzten Pass ein-
geleitet. In jeder dieser drei Statistiken ist
er Dortmunds Bester. In der Summe
kommt Sancho damit auf 41 Torbeteiligun-
gen, das sind 62 Prozent der BVB-Treffer.
Was dem 19 Jahre alten Engländer ent-
täuschenderweise bislang nicht gelang,
das ist, die indirekte und direkte Vorlage so-
wie die Vollstreckung wirklich in einem
Treffer zu vereinen. Wenn man diesem au-
ßergewöhnlichen Fußballer zuschaut, will
man aber nicht ausschließen, dass er das ei-
nes Tages auch noch schafft. „Jadon ist ein
Phänomen“, sagte der BVB-Sportdirektor
Michael Zorc demKicker, „seine Effektivi-
tät – in diesem Alter – ist unglaublich.“
Beim 1:0 gegen den SC Freiburg war die
sonst so torhungrige Borussia auf Mager-
kost, doch Sancho bewies sich als Diätbera-
ter. In der 15. Minute schoss er eine Herein-
gabe von Thorgan Hazard zum Tor des Ta-
ges ein. Mehr gelang den Dortmundern
diesmal offensiv nicht, umso tröstlicher ist
es für den Trainer Lucien Favre, dass San-
cho auch nach hinten zunehmend seriös
mitarbeitet. Man muss ihm also sogar an-
rechnen, dass der BVB in den vergangenen
drei Bundesliga-Spielen kein einziges Ge-
gentor zugelassen hat. In den bibeldicken
internen Spielauswertungen gibt es wo-
möglich irgendeine Zahlenkolonne, die be-
legt, dass Sancho in dieser Saison 13,43 Ge-
gentore zu verhindern geholfen hat.

Einen Angreifer dieser Güteklasse mit
einer noch viel größeren Zukunft in sei-
nem Kader zu wissen, das ist wohl der Fuß-
ball-Himmel. Aber im kommenden Som-
mer ein unablehnbares Angebot aus der
Premier League zu erwarten, ist die Hölle,
wenn es um einen Spieler geht, der an 62
Prozent der eigenen Treffer beteiligt ist.
Sancho, geboren und aufgewachsen in Lon-
don, ist Fan vom FC Chelsea, aber man
kann sich nicht vorstellen, dass der FC Li-
verpool, Real Madrid oder Juventus Turin
nicht auch Interesse an einem Flügelstür-
mer haben, der Kylian Mbappé von Paris
St. Germain oder Ousmane Dembélé vom
FC Barcelona in kaum etwas nachsteht.
An diesem Punkt wird die Geschichte
für den BVB zumindest finanziell interes-
sant, denn für Mbappé hat Paris vor einein-
halb Jahren geschätzte 145 Millionen Euro
an AS Monaco überwiesen, und für Dembé-
lé haben die Dortmunder vor zweieinhalb
Jahren vom FC Barcelona eine Ablöse be-
kommen, die sich noch auf 125 Millionen
Euro summieren kann. Mindestens diese
Summe müsste Sancho einem Klub im
Sommer wohl schon wert sein, damit die
Borussen ihn zwei Jahre vor Vertragsende
ziehen ließen. Der Klub bekommt also
wahrscheinlich entweder sehr viel Geld für
Sancho oder weiterhin sehr viele Tore von
Sancho, und mit dem einen oder anderen
kann man sich ganz gut trösten. Der Team-
manager Sebastian Kehl sagt: „Bislang
liegt kein Angebot vor, und Jadon hat einen
langfristigen Vertrag – warum also sollten
wir uns Gedanken machen?”
Die nächsten Tage werden ultimativ auf-
zeigen, wohin es für den BVB in der Bundes-
liga und in der Champions League geht.
Am kommenden Samstag gastiert Dort-
mund in Mönchengladbach und am Mitt-
woch darauf zum Achtelfinal-Rückspiel in
der Champions League in Paris, wo die
Dortmunder einen 2:1-Hinspielsieg vertei-
digen. Sollte Sancho danach spüren, dass
auch mit Dortmund große Titel möglich
sind, dann würde er ja vielleicht sogar noch
ein bisschen bleiben wollen im schönen
Westfalen. ulrich hartmann

Augsburg– Für die Redewendung, dass
ein Unglück selten allein kommt, ließen
sich in Augsburg ebenso Belege finden wie
für eine Abwandlung dieses Sprichworts.
Denn wer es lieber positiv sehen wollte,
und das wollten sie bei Borussia Mönchen-
gladbach, der konnte zur These gelangen,
dass ein Glück selten allein kommt. Das je-
denfalls galt für Lars Stindl, dem beim 3:2
mit seinen Toren (53./79.) ein maßgebli-
cher Anteil am ersten Bundesligasieg der
Gladbacher in Augsburg im neunten An-
lauf zugemessen wurde. Und da der Kapi-
tän bereits beim vorangegangenen 4:1 in
Düsseldorf mit einem Doppelpack auffäl-
lig geworden war, stand seine Wiederho-
lung für den Eindruck, dass er nach langer
Leidenszeit zurück ist in jenem Glück, das
offenbar auch selten allein kommt.
Von einem „persönlichen Glücksge-
fühl“ berichtete Stindl folgerichtig und wie-
derholte einen Scherz: „Der alte Mann ist
noch beweglich“, sagte der 31-Jährige. Er
bezog sich damit selbstironisch auf sein
zweites Tor, bei dem seine feine Pirouette
als markantes Signal daherkam, dass
Stindl nach seinem Scheinbeinbruch vom
April 2019 und seiner Absenz bis Mitte Ok-
tober wieder die alte Form zu erreichen
scheint. Bis Mitte Januar war er meist nur
in kurzer Teilzeit gefragt. Erst in den jüngs-
ten vier Partien durfte er regelmäßig und
über einen Großteil der Spielzeit seinen
Wert für die Borussia einbringen. In Augs-
burg steuerte Stindl neben seinen Saisonto-
ren vier und fünf die Vorlage zum 1:0 (49.)
von Ramy Bensebaini bei.


Linksverteidiger Bensebaini stand nach
seinem vierten Tor im neunten Ligaeinsatz
für die ursprüngliche Fassung der Rede-
wendung vom sich wiederholenden Un-
glück. Gleich zwei Mal war der Algerier von
Augsburgs Raphael Framberger schmerz-
haft in der Körpermitte getroffen worden.
Zunächst mit den Stollen, rasch danach er-
neut durch Frambergers Schuss aus der
Nahdistanz. Die beiden Volltreffer erfüll-
ten beinahe den Tatbestand eines Rache-
akts nach Bensebainis 1:0. Doch eine Ab-
sicht war dem Augsburger Rechtsverteidi-
ger nicht zu unterstellen, und vermutlich
war auch er erleichtert, dass der nach ei-
nem Muskelfaserriss in die Startelf zurück-
gekehrte Bensebaini weiterspielen konnte.


Gemein hatten Stindl nach seinem lan-
gen Formaufbau und der zwei Mal emp-
findlich getroffene Bensebaini als Borus-
sen des Tages, dass sie jene Wehrhaftigkeit
personifizierten, die die Mannschaft von
Trainer Marco Rose nachgewiesen hatte.
„Erarbeitet“ habe man sich den verdienten
Erfolg, sagte Stindl, und auch Rose goutier-
te die Resistenz gegen Rückschläge. Zwi-
schenzeitlich habe man die Kontrolle verlo-
ren, sagte er über jene Phasen, in denen
Augsburg mit Wucht und den Toren von
Eduard Löwen (57.) und Alfred Finnboga-
son (83.) herangekommen war. „Aber
wenn dir so etwas passiert, musst du mit
Fleiß dagegen arbeiten, und das hat sehr
gut funktioniert“, lobte Rose. Es passte
zum Tag der erschwerten Bedingungen,
dass das Stadion eine gute halbe Stunde
nach Abpfiff wegen eines Feueralarms
durch Rauch aus einem Pizzaofen für rund
30 Minuten evakuiert werden musste und
die Pressekonferenz ausfiel.
Für die Gladbacher, eher beiläufig Ver-
folger des Tabellenführers FC Bayern, wirk-
ten die überwundenen Unannehmlichkei-
ten bestärkend im Ringen um die Teilnah-
me an der Champions League, wofür sie
das Nachholspiel gegen Köln am 11. März
als Bonus nutzen könnten. Die nachgewie-
sene Widerstandskraft in Augsburg „sollte
uns Selbstvertrauen geben für die nächs-
ten Wochen“, sagte Rechtsverteidiger Ste-
fan Lainer vor dem Vergleich mit Dort-
mund am Samstag. Er verwies zudem auf
den eingewechselten Alassane Plea, der in
der zweiten Halbzeit für Offensivschwung
gesorgt und Gladbachs ersten beiden Tore
eingeleitet hatte. „Wir können individuelle
Qualität nachschießen“, stellte Lainer fest.
Vor allem aber werteten sie ihren Premi-
erensieg in Augsburg als Ausdruck zuneh-
mender Reife. „Wir sind mittlerweile men-
tal nicht mehr so instabil wie in den letzten
Jahren. Wir haben uns da weiterentwi-
ckelt“, befand Jonas Hofmann. „Wie wir
uns dann gewehrt haben, ist das, was wir
brauchen, um solche Spiele, die auf der Kip-
pe stehen, zu gewinnen“, sagte Stindl. Künf-
tig gelte es aber, die diesmal verschluder-
ten Torchancen zu nutzen, um ein Zittern
und einen bitteren Ausgleich wie jüngst
beim 1:1 im Heimspiel gegen Hoffenheim
zu vermeiden. maik rosner


Traf zweimal beim Gladbacher Sieg in
Augsburg:Lars Stindl. FOTO: STACHE/AFP


Die Gladbacher, eher beiläufig


Verfolger des FC Bayern, schielen


auf die Champions League


Schmerzliches Unentschieden


RB Leipzig und Bayer Leverkusen trennen sich 1:1 – das Ergebnis hilft keinem der beiden Teams wirklich weiter


DFB-Pokal – Viertelfinale


Bauchplatscher: AlexanderNübel lässt beim 0:3 einen Schuss des Kölners Kainz
durchflutschten und kriegt den Ball erst hinter der Linie zu fassen. FOTO: NORDPHOTO

Wie ein nasser Karpfen


Weitere Verletzte und ein untröstlicher Torwart: Nach dem 0:3 in Köln plagt Schalke ein Bündel an Sorgen.
Die Fans rücken vom erneut patzenden Alexander Nübel ab – offen ist, wer im Pokal gegen die Bayern im Tor steht

Mit zunehmender Dauer kam
dem Spiel die Intensität abhanden

Noch liege kein Angebot für
einen Transfer vor, sagt
Teammanager Sebastian Kehl

Die Tränen des Torwarts: Alexander Nübel (Mitte) wird nach seinem schwarzen Abend in Köln von Schalker Mitspielern getröstet. FOTO: JAN HUEBNER / IMAGO

DEFGH Nr. 51, Montag, 2. März 2020 (^) SPORT HF3 25
Duell der Nationalspieler: Leipzigs Stürmer Timo Werner (links) im Ringkampf
nach freiem Stil gegen Leverkusens Jonathan Tah. FOTO: RONNY HARTMANN / AFP
DIENSTAG



  1. FC Saarbrücken – Fortuna Düsseldorf 18.30
    FC Schalke 04 – FC Bayern ARD/ 20.45


MITTWOCH
Bayer Leverkusen – Union Berlin Sport 1/ 18.30
Eintr. Frankfurt – Werder Bremen ARD/ 20.45

Gewohnt


unglaublich


Beim 1:0 gegen Freiburg zeigt
Sancho seinen Wert für den BVB

Pirouette


des Seniors


Nach langer Verletzung trifft
Lars Stindl wieder für Gladbach

14 Treffer, 15 Vorlagen: Kein BVB-Spieler
jubelt so oft wie Sancho – hier nach sei-
nem Tor gegen Freiburg.FOTO: FASSBENDER/AFP
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