Süddeutsche Zeitung - 02.03.2020

(Nora) #1

H


inter dem alten Flughafen im
Münchner Osten liegt ein riesi-
ger Goldbarren. Er schimmert
matt und protzig, der Firmen-
sitz des Goldhändlers Pro
Aurum. Und als wäre das nicht schon eine
Ansage, ist die Fassade nicht aus angemal-
tem Putz, sondern aus alten, eingeschmol-
zenen D-Mark-Münzen.
In der goldenen Tür steht der Geschäfts-
führer Robert Hartmann und erklärt,
warum Geld in seiner Welt keine große
Rolle mehr spielt. Vor allem, weil vielleicht
morgen schon alles zusammenbricht.
„Was wird also irgendwann aus Geld?“,
fragt Hartmann. „Bestenfalls die Fassade
eines Goldhändlers.“
Vermögen ist vergänglich. Es kann sei-
nen Wert verlieren, wenn die Inflation
steigt, wenn Aktienkurse abschmieren
und ganze Börsen nach unten rauschen,
weil sich wie jetzt ein Virus in der Welt aus-
breitet. Und es wird automatisch weniger,
wenn die Zinsen dahin fallen, wo sie gera-
de sind: im Minus. Manche nennen das
dann „Strafzins“. Als wäre es ein Vergehen,
Geld bei der Bank zu sparen.


Wohin mit dem Ersparten? Diese Frage
war vielleicht noch nie so schwer zu beant-
worten wie gerade. Auf dem Sparbuch ver-
liert das Vermögen seinen Wert. Die Immo-
bilienpreise sind so hoch, dass viele eine
Blase fürchten. Und Aktien? Tja. Die sind in
den vergangenen Jahren gestiegen, immer
höher, immer weiter. So weit, dass plötz-
lich jeder wissen wollte, was das ist: ein
Exchange Traded Fund (ETF). Doch seit
das Coronavirus nicht nur China, sondern
die ganze Welt erfasst hat, geht es abwärts
an den Börsen. Und zwar ziemlich brutal.
Für Anleger sind es gerade schwierige
Zeiten, für Goldhändler dagegen ziemlich
gute. Sie leben von der Verunsicherung.
Man könnte es so sagen: Goldverkäufer
wie Hartmann profitieren davon, wenn al-
les andere nicht mehr profitabel ist.
Er erzählt jetzt erst mal von der langen
Geschichte des Goldes. Von Edelmetallen,
die immer was wert waren, Tausende Jah-
re schon. Und es geht ja nicht nur um den
Wert, sondern schon auch ums Geldverdie-
nen.„Wer im Jahr 2000 Gold gekauft hat
und im Herbst 2019 wieder verkaufte,
konnte eine Rendite von mehr als 400 Pro-
zent einstreichen“, sagt Hartmann. Des-
halb rät er, 10 bis 15 Prozent des Vermö-
gens in Gold anzulegen und irgendwo an ei-
nem sicheren Ort liegenzulassen. Keine
Nervosität wie bei Aktienkursen, keine
Angst vor Zinssenkung oder Pandemien.
Am Eingang zur Pro-Aurum-Zentrale
hängt ein Plakat, auf dem steht: „Kopf-
schmerzen durch den Finanzmarkt?“ Dar-
unter eine Goldmünze, die wie eine Aspirin-
tablette in ein Glas mit Wasser rutscht.
Also schnell einen Krügerrand einwerfen,
und die Kopfschmerzen sind weg.
Als wär’s so einfach.
Wer interessiert sich für solche Rezep-
te? Alle, sagt Hartmann. Studenten und
Rentner, Verdiener mittlerer Einkommen,
Superreiche.
„Der Goldmarkt ist definitiv emotiona-
ler als andere Märkte“, sagt der Goldhänd-
ler. „Die Leute sagen mir: Seitdem ich Gold
habe, schlafe ich wieder besser. Weil wir
wissen, dass da etwas ist, das Bestand hat.“
Wenn Hartmann derjenige ist, der dafür
sorgt, dass Menschen endlich wieder ruhig


schlafen können, dann ist Johann Kirsch
derjenige, der den Menschen die Wahrheit
sagen muss. Es sind schwierige Gespräche,
weil nicht jeder Verständnis dafür hat,
wenn man für sein Bankguthaben nicht
mehr belohnt wird, sondern bestraft.
Johann Kirsch leitet die Sparkasse Frei-
sing. Er empfängt in einem Besprechungs-
raum im 1. Stock, gleich über der Filiale. An
den Wänden Gemälde von Künstlern aus
der Region. Kirsch, ein Mann mit breitem
Bayerisch und grauem Anzug, ist seit drei
Jahrzehnten Sparkassenvorstand. Dass es
auf Bankguthaben keinen Zins mehr gibt,
scheint sich für ihn aber noch immer so
fremd anzufühlen wie eine neue Geheim-
zahl. Kirsch stammt noch aus einer Zeit, in
der Sparkassen gute Zinsen aufs Eingezahl-
te gaben. In der Schalterangestellte Na-
men und Gesichter verbinden konnten mit
den Kontonummern, die vor ihnen lagen.
Kirsch sagt, dass er damals in den Siebzi-
ger- und Achtzigerjahren die Hälfte der
Kontonummern seiner Kunden auswen-
dig konnte. Das war zugegebenermaßen
lange, bevor es IBAN-Nummern gab.
Heute aber muss er den Kunden, die jah-
relang Geld für ihr Geld bekamen, erklä-
ren, warum sie jetzt plötzlich einen Straf-
zins zahlen sollen. Oder, wie Banker sagen,
einen „Negativzins“. Oder, noch besser,
weil es nicht ganz so schlimm klingt: ein
„Verwahrentgelt“. Seit die Europäische
Zentralbank (EZB) einen negativen Einla-
genzins erhebt, müssen Banken auf Geld,
das sie kurzfristig bei der EZB hinterlegen,
selbst Zinsen bezahlen. Banken und Spar-
kassen geben an ihre Kunden also Zinsen
weiter, die sie woanders selbst aufbringen
müssen. Bislang aber nur bei hohen Beträ-
gen. Kirsch, der Mann aus der alten Spar-
kassenwelt, sagt zu all dem: „Die Zinssen-
kungen haben das Sparen entwertet.“ Für
ihn ist Sparen eine Kultur, und die ist „ab-
handen gekommen“, wie er sagt.
Jetzt gehe es nicht mehr wie früher dar-
um, Geld zu vermehren. Die Leute sind ja
schon froh, wenn sie das, was sie haben, ir-
gendwie erhalten können. Da geht es ihnen
nicht anders als denen, die sich Goldbar-
ren kaufen, um besser zu schlafen.
In seiner Sparkasse muss sich Kirsch
die Vermögen seiner Kunden jetzt genauer
anschauen. Wer muss Strafzinsen zahlen,
und für wen gibt es noch eine Ausnahme?
Solche Dinge muss er entscheiden. Schwie-
rig, das Ganze. Er will ja auch keine treuen
Kunden verschrecken. „Wer zum Beispiel
2012 eine Million bei uns angelegt hatte, da-
nach weitergespart und jetzt 1,1 Millionen
hat – da bin ich wirklich bemüht, den von
Negativzinsen freizustellen“, sagt Kirsch.
Anders sehe es bei einem Kunden aus, der
plötzlich mit 300 000 Euro in der Tür
steht. Jemand, den man bis vor kurzem gar
nicht gekannt hat und der „kein Interesse
an einer nachhaltigen Geschäftsbeziehung
hat“, sagt Kirsch. „Den sprechen wir an“.

Mit dem Ansprechen ist das allerdings
so eine Sache: Neulich landete die Sparkas-
se Freising in der Presse, weil sie einem ver-
mögenden Kunden mit Strafzinsen ge-
droht hatte. Auch die Politik hat das The-
ma längst für sich entdeckt. CSU-Chef Mar-
kus Söder schlug im Herbst vor, Negativ-
zinsen gesetzlich verbieten zu lassen.
Wenn man Johann Kirsch darauf an-
spricht, fängt er an zu gestikulieren und
wird lauter. Die schlauen Ideen aus der Poli-
tik, sie gefallen ihm nicht. Er sagt: „Für
mich ist das ein Stück weit populistisch.“

Einfach zu fordern, dass es bei der Bank
wieder Zinsen geben muss, das sei ja leicht
gesagt. Die Politik müsse dann auch sagen,
wie es geht. „Ich weiß es jedenfalls nicht.“
Auch zu Philip Gisdakis kommen Kun-
den, die Geld zusammengespart haben, al-
lerdings geht es hier um andere Summen
als in der Sparkasse Freising. Gisdakis, ein
Mann im dunkelblauen Nadelstreifen-
anzug, sitzt am Ende eines verschlunge-
nen Büroflurs in der Münchner Innen-
stadt, der Blick geht über die Dächer der
Altstadt. Die Kunst hängt bei der Hypover-
einsbank nur unten im Eingangsbereich.
Dort, wo die Kunden empfangen werden.
Hier oben herrscht Arbeitsatmosphäre.
Schlichte Großraumbüros und Männer
mit hochgekrempelten weißen Hemden,
die vor vielen Bildschirmen sitzen.
Seit Oktober ist Gisdakis Chefanlage-
stratege für „Wealth Management & Priva-
te Banking“ der Hypovereinsbank. Seine
Abteilung kümmert sich um die Geldan-
lage von wohlhabenden Privatleuten. Die
Vermögen beginnen hier bei einer halben
Million Euro, häufig sind es zweistellige
Millionensummen, die Leute hier anlegen


  • erfolgreiche Handwerker, Vorstände,
    Unternehmerfamilien. Und das Geschäft
    läuft gut. „Wir bekommen momentan
    wöchentlich etliche neue Mandate, auch
    aufgrund des Negativzinsumfelds“, sagt
    Philip Gisdakis.
    Der 49-Jährige ist eigentlich Naturwis-
    senschaftler. Er hat Chemie studiert und
    später noch Finanzmathematik in Oxford.
    Gisdakis hat gelernt, dass die Dinge klaren
    Regeln folgen. Nur scheinen die in der Geld-
    welt gerade außer Kraft gesetzt.


Gisdakis sitzt vor zwei Bildschirmen,
auf denen bunte Graphen leuchten, unten
laufen ständig Meldungen ein: Corona-
virus, Iran, Brexit. Für Gisdakis sind die
Bildschirme so etwas wie das Fenster zur
Welt. Man kann an solchen Monitoren ver-
folgen, was Nachrichten an den Finanz-
märkten auslösen. Wie Vermögen vernich-
tet wird oder wächst, durch scheinbar klei-
ne Ereignisse am anderen Ende der Welt.
Ein US-Richter spricht im Glyphosat-Pro-
zess einem Krebskranken Millionen zu:
Die Bayer-Aktie stürzt ab. Ein Analyst äu-
ßert sich positiv über Tesla: Der E-Auto-
Hersteller ist plötzlich viele Milliarden
mehr wert. Apple korrigiert wegen des Co-
ronavirus seine Umsatzziele: Die Aktie
fällt. Von einem Moment auf den anderen.
Gisdakis muss in dieser Hektik den
Überblick behalten, die Zusammenhänge
verstehen. Jeden Montag diskutieren sie
im Handelsraum darum stundenlang die

aktuelle Lage. Dann muss er entscheiden.
Als die Aktienmärkte noch stiegen, kaufte
Philip Gisdakis zum Beispiel verstärkt Ak-
tien und fuhr den Anteil von Anleihen her-
unter. Bullenmarkt heißt das in der Börsen-
welt, wenn’s gut läuft. „Bullish“, nennt Gis-
dakis dann die Stimmung der Anleger.
Es ist ein Begriff, den Johann Kirsch, der
Sparkassenchef aus Freising, so vielleicht
nicht verwenden würde. Aber die beiden
Männer haben in diesen Tagen etwas
Grundsätzliches gemeinsam. Gisdakis
sagt das so: „In den Zeiten vor den Niedrig-
zinsen war es einfacher, Strategien zu ent-
werfen.“ Damals hatte er noch seine fest-
verzinslichen Anleihen, die dafür sorgten,
dass die Kundendepots ihren Wert nicht
verloren haben. Wenn es an den Aktien-
märkten mal wieder hoch und runter ging,
glichen das die festen Zinsen der Bundes-
schatzbriefe auch mal aus. „Wie ein Stoß-
dämpfer“, sagt Gisdakis. Wie ein Stoß-
dämpfer würden diese Anleihen zwar auch
heute noch wirken. Aber den Wert erhalten
sie nicht mehr – wie denn auch, wenn die
Zinsen unter Null sind.
Warum bringen die Leute trotzdem
noch ihre Million zu Anlagestrategen? Es
geht nicht mehr allein darum, Geld mit sei-
nem Geld zu verdienen, sagt Gisdakis. Vie-
le Kunden wollen etwas bewegen, etwas
Gutes tun. Schon jetzt investiert Gisdakis
die Hälfte der Kundenvermögen in nach-
haltige Anlagen, also zum Beispiel in Ak-
tien von Unternehmen, die klimafreund-
lich produzieren. Um eines gehe es dage-
gen nicht mehr: Hohe Renditen um jeden
Preis. Die Menschen wollen „den Wert ih-
res Geldes erhalten“, sagt Gisdakis. Darum
geht es allen in diesen Tagen. Egal, ob sie
zur Sparkasse kommen, ihr Geld dem Anla-
gestrategen anvertrauen oder zu Robert
Hartmanns Goldbarren an den Stadtrand
von München pilgern. Nur nicht noch
mehr verlieren.
Vor ein paar Wochen ging es bei Pro Au-
rum im Münchner Osten zu wie auf dem
Weihnachtsmarkt. Es gab Kaffee und Glüh-
wein, und die Menschen standen Schlan-
ge, um noch kurz vor Jahresende ihr Er-
spartes in Gold zu tauschen. Der Bundes-
tag hatte beschlossen, die Grenze zu sen-
ken, bis zu der es möglich ist, Gold anonym
zu kaufen: Von 10000 auf nun 2000 Euro.
Jeder, der mehr kauft, muss jetzt seinen
Ausweis zeigen und sich registrieren las-
sen. Da wollten viele vor dem Jahreswech-
sel noch schnell zum Shoppen nach Riem.
Dazu kam noch der Goldpreis, der seit Mo-
naten steigt und steigt, vergangene Woche
erst auf ein Rekordhoch von mehr als 1600
Dollar je Feinunze.
Der Mechanismus geht so: Je niedriger
die Zinsen, die man für sein Geld auf dem
Sparbuch bekommt, je größer die Verunsi-
cherung an den Finanzmärkten, desto bes-
ser läuft Gold, so ist das nun mal. Und
wenn dann erste Geldhäuser auch noch ei-
nen Strafzins erheben, ahnen viele: Mein
Geld wird weniger. Also doch Gold?
Eine Garantie für den Werterhalt hat
man mit einem Goldbarren in der Hand al-
lerdings auch nicht, man kann damit viel
Geld verlieren. Was, wenn der Goldpreis
wieder einbricht? Wie in den Achtzigern,
als der erste Hype um das Edelmetall plötz-
lich vorbei war? Oder 2013, als es mit der
Weltwirtschaft steil bergauf ging und Gold
als Krisenwährung nicht mehr so gefragt
war? Echte Sicherheit bringt auch Hart-
manns Gold im Tresor nicht. Aber man-
chem ein gutes Gefühl. Immerhin.
In dem Gebäude mit der Fassade aus al-
ten Münzen ist Gold überall. In den Vitri-
nen, in kleinen Schränken, sogar als Kunst-
werk mit Blattgold an der Wand. Eine Art

Wellness-Center für Goldliebhaber, in
dem Hartmann den perfekten Wellness-
manager gibt. Er trägt ein kariertes Hemd,
eine dunkle Jeans, keine Krawatte. Seine
Kollegen von der Bank ziehen mit Anzügen
und Krawatten los, so wie das in der Finanz-
branche üblich ist, immer noch. Aber Hart-
mann verkauft Gold. Und das ist in diesen
Zeiten vielleicht doch eher ein Lifestyle-
als ein Finanzprodukt.
In einer Vitrine liegt ein funkelnder 12,
Kilo-Barren. Die Kunden können ihn hoch-
heben, schon das Gewicht macht Ein-
druck. Sie können ihn ertasten und fühlen,
seine glatte, verletzliche Oberfläche.
Mehr als eine halbe Million Euro ist die-
ser Barren wert, so viel wie eine mittelgro-
ße Wohnung in München. Nur die kann
man eben nicht hochheben und einfach
mitnehmen, wenn der große Crash kom-
men sollte. Gold schon. Deshalb gibt es ja
gerade so viele Menschen, die Gold kaufen
und dann besser schlafen, angeblich
zumindest.

Im Keller von Pro Aurum lagern Barren
und Münzen wie alte Barolo-Flaschen in ei-
nem piemontesischen Weinkeller. Man
darf sie durch ein Fenster sehen, zuschau-
en, wie sie im matten Kellerlicht strahlen
und glänzen. Nur rein in diese funkelnde
Kellerkammer darf man nicht. Wie viel
hier genau lagert, will Hartmann nicht sa-
gen. Die Versicherung hat ihm empfohlen,
darüber besser nicht zu reden.
Johann Kirsch hat da ganz andere Sor-
gen. Denn solange es mit den Zinsen so
bleibt, wie es ist, wird das Geschäft nicht
einfacher. 19 Filialen hatte die Sparkasse
Freising mal. Mittlerweile sind es noch elf.
Goldbarren streicheln? Von wegen, manch-
mal stehen ja nicht mal mehr Angestellte
in der Filiale, sondern nur noch Computer.
Da können die Kunden dann mit ihrem Be-
rater chatten, live, über Video. Die Zeiten,
in denen sich die Nachbarschaft am Vormit-
tag in der Schlange an der Bank traf, sind
längst vorbei. „Viele Kunden haben kein In-
teresse mehr an Anlageberatung“, sagt
Kirsch. „Weil die denken: Mehr als Nullzin-
sen können die mir ohnehin nicht bieten.“
Also stecken die Menschen ihr Geld lieber
gleich in den Konsum und sparen später.
Oder eben gar nicht.
Was Johann Kirsch in Freising gerade
spürt, ist die Sorge, dass irgendwann auch
der Kleinsparer einen Strafzins zahlen
muss. Menschen also, die ein Leben lang
Geld zusammengespart haben und sich
jetzt fragen: wozu eigentlich?
Während also niemand so richtig zu wis-
sen scheint, wohin mit dem Sparschwein,
treten die Crash-Propheten auf, verkaufen
Bücher über den großen Zusammenbruch,
über die Riesenblase, den Totalabsturz, die
Minuszinsen. Panik verkauft sich immer.
„Es gibt schon das Potenzial, dass uns
das eines Tages um die Ohren fliegt“, sagt
Robert Hartmann, der Goldhändler im
Goldhaus. Aber er sagt auch: „Damit Sie
mich nicht falsch verstehen: Wir wollen
nicht, dass das passiert. Wir sind ja nicht
nur Edelmetallhändler, sondern auch
Familienväter.“
Und wenn es doch passiert? Dann werde
es „keinen Gewinner geben“. Wenn es wirk-
lich zum großen Crash kommt, ist egal, ob
jemand ein Sparbuch hat, ein Edeldepot
oder Goldbarren unter dem Kopfkissen,
sagt der Goldhändler.

Auf einem Werbeplakat fällt eine


Goldmünze ins Wasserglas, wie


eine Aspirin. Als wär’s so einfach


Es geht nicht mehr nur um die
Rendite. Viele wollen jetzt
etwas bewegen mit ihrem Geld

In solchen Zeiten treten gerne
Crash-Propheten auf.
Panik verkauft sich halt ganz gut

DEFGH Nr. 51, Montag, 2. März 2020 (^) DIE SEITE DREI 3
Spar’s dir
Geld aufs Konto legen, das war mal. Bei der Bank gibt es
kaum noch Zinsen, Aktien sind wegen Corona brutal
abgestürzt, Häuser unbezahlbar. Und: Vorsicht vor dem Gold.
Von der Schwierigkeit, sein Vermögen zu bewahren
von thomas fromm und jan schmidbauer
Wenn es für die Anleger schlecht läuft – Corona, Brexit, die ganz große Verunsicherung –, freuen sich die Goldhändler. Für sie beginnt dann das große Geschäft, auch wenn sie das so natürlich nicht sagen würden. FOTOS: CATHERINA HESS
Goldhändler Robert Hartmann
(oben), Chefanlagestratege
Philip Gisdakis (Mitte) und der
Leiter der Sparkasse Freising,
Johann Kirsch (unten).

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