Süddeutsche Zeitung - 02.03.2020

Haidhausen– Jerusalem: Schmelztiegel

der Kulturen, Sprachen und Nationen zwi-

schen religiösen Deutungskämpfen. Von

den Sakralbauten der Stadt, ihrer pulsie-

renden Vielfalt und den Gesprächen mit

Einheimischen erzählt der Journalist Ste-

fan Gödde bei der Veranstaltung „Inside Je-

rusalem – Erfahrungsberichte aus der hei-

ligen Stadt“ am Dienstag, 3. März, 19 Uhr.

Über seine Erfahrungen hat er das Buch

„Nice to meet you, Jerusalem“ geschrie-

ben, aus dem er im Bildungszentrum Ein-

stein 28 vorliest. Bekannt ist Gödde als Mo-

derator der Wissenssendung „Galileo“. Kar-

ten sind für 10 Euro über die Anmeldestel-

len der Münchner Volkshochschule unter

Angabe der Kursnummer K137200, Tele-

fon 480 06 62 39, oder an der Abendkasse

erhältlich. soal

Bericht aus

Jerusalem

von berthold neff

Trudering– Damithat wohl keiner gerech-

net: Kaum sieben Monate ist es her, dass

der Landtag das Volksbegehren „Rettet die

Bienen“ zum Gesetz gemacht hat, und

schon wimmelt es auf der Bühne des Kul-

turzentrums Trudering von Insekten aller

Art, die nicht nur kriechen, krabbeln und

springen können, sondern auch tanzen

und singen. „Auf unserer grünen Wiese“

lautet das Motto dieser Jubiläumsausgabe

vom „Truderinger Ventil“, dem Politiker-

Derblecken des Münchner Ostens, das an

diesem Sonntagnachmittag zum 20. Mal

über die Bühne geht, zum 10. Mal unter der

künstlerischen Leitung von Winfried Frey.

Und auch diese Ausgabe, pünktlich zur

spannenden Kommunalwahl, wird vom Pu-

blikum im ausverkauften Saal gefeiert.

Das liegt zum einem am Singspiel selbst,

bei dem die drei Kandidaten für den Chef-

sessel im Rathaus nicht fehlen dürfen. Wer-

ner Hartmann spielt, als Marienkäfer, den

Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD), Kristin

Sikder gibt seine CSU-Konkurrentin Kristi-

na Frank und Elisabeth Grünebach hopst

als die Grüne Katrin Habenschaden über

die Bühne. Etwas im Ungewissen bleibt,

warum auch die Landtagspräsidentin Ilse

Aigner (verkörpert von Michaela Heigen-

hauser) da sein darf. Vielleicht nur, um den

anderen Frauen beizustehen, die OB Die-

ter Reiter wieder auf die Beine verhelfen.

Er liegt nämlich, niedergestreckt von ei-

nem Crossbiker, zappelnd auf dem Rü-

cken, wie das Marienkäfer so zu tun pfle-

gen. Da hat er kurz auch seine rote Gitarre

im Miniaturformat verloren, die er so liebt

und die er, seitdem er den Liedermacher

Roland Hefter als seinen Wunschkandida-

ten auf die Stadtratsliste hievte, praktisch

immer braucht.

Kristin Sikder benötigt solche Acces-

soires nicht, um die CSU-Kandidatin Kristi-

na Frank zu spielen. Es reichte das auf so

vielen Plakaten in der Stadt zu sehende Lä-

cheln und ein frivoles Outfit im Stil der

Zwanzigerjahre. Darauf anspielend, dass

Kristina Frank Kommunalreferentin ist,

singt sie: „Ich will auf den Balkon, alles an-

dere kenn ich schon.“ Sollten die Bayern

Deutscher Meister werden, wäre schon

bald Gelegenheit dazu. Man muss halt nur

gewinnen. Als dann ihr Slogan „Wieder

München werden“ ertönt, kommen Lacher

aus dem Publikum. Auf den Balkon will

auch Katrin Habenschaden: „Geht alle wäh-

len in 14 Tagen, ich mach mein Kreuzchen

bei Habenschaden.“ Währenddessen muss

Petra Auer, die als Schnecke auf die Bühne

kommt, ständig Ausschau halten, weil die

Menschen und ihre Maschinen alle Tier-

chen bedrohen. Sie spielt ihre Rolle als

Schnecke so gut, dass sie bei den Liedern

nie im Takt, sondern immer mit Verspä-

tung klatscht. Ihr Mann, der Regisseur und

Fastenprediger Winfried Frey, hat ein min-

destens so gutes Timing. Und er kann,

schließlich gehörte er mal zum Ensemble

der Volkssängerbühne Platzl, sehr gut sin-

gen. Als eine Abgaswolke dem ganzen In-

sekten-Ensemble den Garaus macht, über-

lebt er als einziger, wohl als Schabe. Da-

nach, in seiner Fastenpredigt, zieht er sie al-

le durch den Kakao. Die SPD-Bundestags-

abgeordnete Claudia Tausend, die auf ei-

nem Gruppenbild mit Oberbürgermeister

alle CSU-ler wegretuschierte, den Ex-SPD-

Fraktionschef Alexander Reissl, der zur

CSU wechselte („Da war ja der Michael

Jackson langsamer mit dem Farbwech-

sel“) oder OB Dieter Reiter, der nicht nur

stark abgenommen hat, sondern auch –

die Plakate sprechen für sich – so vital wie

nie wirkt: „Da hat man ja das Gefühl, der

jüngere Bruder kandidiert.“ Dies und alles

andere nimmt das Kandidaten-Trio für die

OB-Wahl mit Vergnügen hin. Und das Pu-

blikum dankt Winfried Frey mit einem

ganz langen, stürmischen Applaus.

München– Von diesem Montag, 2. März,

an ändern sich für viele Tonnenstandplät-

ze im Münchner Osten die Leerungstage

der Restmüll-, Papier- und Biotonne. Der

Grund: Die Touren der Müllabfuhr wurden

neu geplant. In folgenden Stadtteilen passt

der Abfallwirtschaftsbetrieb München

(AWM) seine Touren an: Haidhausen, Berg

am Laim, Trudering, Waldtrudering,

Riem, Daglfing, Ramersdorf, Perlach, Ober-

giesing, Fasangarten, Alt-Perlach, Bogen-

hausen, Englschalking, Oberföhring, Jo-

hanneskirchen, Denning und Zamdorf.

Diese Neueinteilung gilt für insgesamt

300 000 Bürgerinnen und Bürger bezie-

hungsweise 130 000 Haushalte. Aus Erfah-

rung sei damit zu rechnen, dass in den ers-

ten Wochen Änderungen und Nachjustie-

rungen bei der Toureinteilung erforderlich

sind, teilt der AWM mit. Man gehe jedoch

davon aus, dass von Anfang April an wie-

der Normalbetrieb herrsche. Eigentümer,

die selbst dafür zuständig sind, die Tonne

zur Leerung an den Straßenrand zu stellen

• wurden und werden von den Mülleinsam-
  melpartien persönlich sowie mittels eines
  Informationszettels, der an der Tonne an-
  gebracht wird, über Änderungen infor-
  miert. Das Infocenter des AWM gibt telefo-
  nisch unter 233 96200 Auskunft über die
  geänderten Leerungstermine. Der Online-
  Abfuhrkalender soll kurzfristig aktuali-
  siert werden. sz

Lehel– Die Geschichte einer Freund-
schaft zwischen zwei afghanischen
Jungen unterschiedlicher Gesellschafts-
schichten erzählt der Autor Khaled
Hosseini mit seinem Bestseller „Dra-
chenläufer“. Hosseini, Sohn eines Diplo-
maten, kam in Kabul zur Welt und wan-
derte mit seiner Familie in die USA aus.
Diskutiert wird sein Werk vom Leseclub
der Tolstoi-Bibliothek an der Thiersch-
straße 11 am Dienstag, 10. März, von
18.30 Uhr an. Der Leseclub richtet sich
an russischsprachige Menschen. soal

Trudering– Die Stadtwerke München
(SWM) erneuern eine Trinkwasserlei-
tung in der Truderinger Straße. Bei den
Baumaßnahmen müssen auch einige
Hausanschlüsse neu verlegt werden.
Die SWM beginnen an diesem Montag,

2. März, mit den Tiefbauarbeiten im
   Geh- und Fahrbahnbereich der Trude-
   ringer Straße. Die Baumaßnahmen
   werden zwischen dem Bognerhofweg
   und der Truderinger Straße 322 durch-
   geführt. Es kommt zu Einschränkungen
   im Geh- und Fahrbahnbereich. Die
   Zugänge zu Häusern und Einfahrten
   werden durch Brücken sichergestellt.
   Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich
   bis Anfang Juli. eleg

Harlaching– Die Seniorenvertretung
der Stadtbezirke Obergiesing-Fasangar-
ten und Untergiesing-Harlaching lädt
am Dienstag, 3. März, zu einer Sitzung
ein. Unter anderem wird Evi Bauer vom
Hospizverein Ramersdorf/Perlach über
die ambulante Palliativ- und Hospiz-
Versorgung in den Stadtbezirken spre-
chen. Beginn der Sitzung ist um 10 Uhr
im ASZ Harlaching an der Rotbuchen-
straße 32. eleg

Die Käfer und ihre Kandidaten

WinfriedFrey und sein Ensemble präsentieren sich bei der 20. Ausgabe des „Truderinger Ventils“ in Hochform.

Beim Derblecken im Münchner Osten treten die Politiker als Insekten auf und merken, wie ihnen der Mensch zusetzt

„Drachenläufer“ im Leseclub

Neue Wasserleitung

Seniorenvertretung tagt

Hilft mir denn keine? Werner Hartmann alias Dieter Reiter liegt als Marienkäfer auf dem Rücken, Elisabeth Grünebach

(links) und Kristin Sikder helfen ihm – wie das bei Insekten auf der Bühne üblich ist. FOTO: SEBASTIAN GABRIEL

„Ich will auf den Balkon,

alles andere

kenn ich schon.“

Änderungen bei

der Müllabfuhr

ImMünchner Osten gelten

von sofort an neue Leerungstage

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