Der Standard - 02.03.2020

(coco) #1

16 |MONTAG,2.MÄRZ 2020 sport DERSTANDARD


Pinturault befindet sich nach seinem fünften Saisonsieg auch hinsichtlich Gesamtweltcup im Aufwind.

Foto: AP

/M

arco Trovati

DerCoup desKombikönigs


FranzosePinturault holt Kristallkugel und Rekord


Hinterstoder –Alexis Pinturault
und die Alpine Kombination, das
ist eine Erfolgsgeschichte. Der 28-
jährige Franzose fixierte mit dem
Sieg am Sonntag in Hinterstoder
zum bereits sechsten Mal den
Triumph in der einschlägigen Dis-
ziplinenwertung und avancierte
damit zum Rekordhalter vor Nor-
wegens Kjetil Andre Aamodt (5).
Pinturault setzte sich nach 0,
Sekunden Rückstand und Platz
zwei im Super-G hinter Mauro
Caviezel mit 0,99 Sekunden vor
dem Schweizer durch. Mit dem
Norweger Aleksander Aamodt
Kilde als Drittem sorgte auch der
Führende in der Weltcupgesamt-
wertung nach seinem Ausrut-
scher am Samstag im Super-G für
kräftigen Punktezuwachs, wenn-
gleich ihm Pinturault mit seinem


  1. Weltcupsieg vor dem heutigen
    Riesentorlauf bis auf 34 Punkte
    nahegerückt ist. Henrik Kristoffer-
    sen verpasste es als Elfter aufzu-
    holen. Als 19. nach dem Super-G
    war der nunmehr mit 101 Punkten
    hinter Kilde liegende Norweger
    aber auf der wegen Regens und
    milderTemperaturenstarkstrapa-
    zierten Piste machtlos, einen wei-
    teren Satz nach vorn zu tun.


Als bester Österreicher reihte sich
Wengen-Sieger Matthias Mayer
als Sechster ein. Marco Schwarz
belegte nach Platz 13 zur Halbzeit
Rang acht und war sauer. Die Pis-
teunddieKurssetzungseien„eine
Katastrophe“ gewesen. Auch am
Vortag gab es Kritik. Der Deutsche
Thomas Dreßen luxierte sich bei
seinem Sturz im Super-G beide
Schultern und bemängelte her-
nach den Untergrund.

ÖSV-Festspiele
Nichts auszusetzen hatte Vin-
cent Kriechmayr, der im Super-G
mit Nummer eins die bestmögli-
chen Bedingungen vorgefunden
hatte und sie in seiner engeren
Heimat fünf Hundertstel vor Ca-
viezel und acht vor Mayer zu sei-
nem sechsten Weltcupsieg nutzte.
Ähnlich knapp ging es auch im
Super-G der Damenin LaThuile
her, wo NinaOrtlieb mit einer
Hundertstel vor der Italienerin Fe-
derica Brignone ihren ersten Welt-
cupsieg holte. Währenddie Kombi
am Sonntag in La Thuilewegen
Neuschnees ausfiel, hofft man
trotzangekündigten Regens in
Hinterstoder noch auf den Ersatz-
riesentorlauffür Val d’Isère. (honz)

Geigerverkürzt im
Skisprungduell mit Kraft

Lahti–Der Deutsche Karl Geiger,
der am Samstag auch sein Team
zum Sieg geführt hatte, gewann
am Sonntag das zweite Einzel-
springen von Lahti. Geiger ver-
kürzte damit seinen Rückstand in
der Gesamtwertung auf Stefan
Kraft, der nach seinem Sieg am
Freitag diesmal Zweiter wurde.
Vier Springen vor Schluss hat der
Salzburger noch ein Guthaben
von 118 Punkten. Michael Hay-
böck sprang als Dritter erstmals
seit fast zwei Jahren auf das
Podest. Nach dem 1000. Weltcup-
springen der Geschichte stehen
auch weiter die Chancen gut, dass
die Österreicher erstmals seit den
Saisonen 2013/14 den Nationen-
cup für sich entscheiden können.
142 Punkte beträgt das Guthaben
auf Deutschland. Neben den vier
Einzel stehen auch noch zwei
Teamspringen aus. (APA, red)


BasketballerPöltl geht
mit Knieverletzung ab
San Antonio–Für Jakob Pöltl ende-
tedasSpielderSanAntonioSpurs
gegen Orlando Magic in der Natio-
nal Basketball Association (NBA)
schmerzhaft. Der Center aus Wien
schied nach nur 4:14 Minuten mit
einer Verletzung am rechten Knie
aus. Er humpelte selbstständig
vom Parkett. Die Texaner siegten
ohne ihn mit 114:113. (APA, red)

Noch einPodestplatz
fürdie Kunstbahnrodler
Königssee–Ohne Podestplatz im
Gesamtweltcup, aber mit vielen
guten Ergebnissen endete die Sai-
son der österreichischen Kunst-
bahnrodler. Vizeweltmeister Jo-
nas Müller kam zum Abschluss in
KönigsseenochaufRangzweiund
wurde insgesamt vor David Gleir-
scher Fünfter. Der Russe Roman
Repilow triumphierte. (APA, red)

FCLiverpool suchtTrost
nach dem Ende derSerie
Liverpool–Für Liverpools Coach
JürgenKlopphatdasüberraschen-
de 0:3 des englischen Ligaspitzen-
reiters bei Abstiegskandidat Wat-
ford am Samstagabend auch erlö-
senden Charakter. „Wir können
von jetzt an wieder befreit Fuß-
ballspielen. Wir müssen keinen
Rekord verteidigen oder aufstel-
len“, sagte der Deutsche, der un-
mittelbar nach der Niederlage
noch recht niedergeschlagen ge-
wirkt hatte. Die Reds hatten in der
Premier League davor saisonüber-
greifend 44 Spiele nicht verloren
und18Partienensuitegewonnen.
Ein19.SiegwäreeinneuerRekord
gewesen. Gewinnt Liverpool die
nächsten vier von noch zehn aus-
ständigen Ligaspielen, ist der ers-
te Meistertitel seit 1990 Gewiss-
heit. Schon am Dienstag geht es
beim FC Chelsea im Achtelfinale
des FA Cups weiter. (sid, red)

TERMIN
Ski alpin/Weltcup, Hinterstoder, HERREN, Riesen-
torlauf (9.30 und 12. 30, ORF 1)
EISHOCKEY
Ebel, Pick Round: Salzburg–Graz 4:2, Vienna Capi-
tals –KAC 2:1 n.V.–Tabelle: 1. Südtirol 21, 2. Salz-
burg 20, 3. Vienna Capitals 13, 4. KAC 10, 5. Graz 3
Qualifikationsrunde: Znojmo–Dornbirn 5:3, Linz –
Fehervar 5:6 n.V., VSV–Innsbruck 6:3–Tabelle:


  1. VSV 25, 2. Linz 24, 3. Znojmo 19 (im Viertelfinale),

  2. Fehervar, 5. Innsbruck beide 16, 6. Dornbirn 11
    HANDBALL
    HLA,
    Bonusrunde: Fivers Margareten–Hard 27:
    Tabelle: 1. Margareten 22, 2. Hard 18, 3. Krems 16
    SKI ALPIN
    Hinterstoder/Weltcup,
    Kombination (Super-G, Sla-
    lom): 1. Pinturault (FRA) 2:04,90 Min., 2. M. Caviezel
    (SUI) +0,99 Sek., 3. Kilde 1,25, 4. Jansrud (beide
    NOR) jeweils 1,41, 5. Tonetti (ITA) 1,45, 6. Mayer
    (AUT) und Muffat-Jeandet (FRA) je 2,07, 8. Schwarz
    (AUT) 2,59; 11. Kristoffersen (NOR) 3,05, 12. Kriech-
    mayr 3,23; 16. Danklmaier (beide AUT) 4,
    KOMBINATIONSWELTCUP, Endstand: 1. Pinturault
    280 Pkt., 2. Kilde 172, 3. Mayer 140
    Super-G: 1. Kriechmayr 1:33,08, 2. M. Caviezel 0,05,

  3. Mayer 0,08, 4. Pinturault 0,24, 5. Feuz (SUI) 0,93,

  4. Jansrud 1,15; 11. Franz 1,97; 17. Danklmaier 2,
    SUPER-G: 1. M. Caviezel 365, 2. Kriechmayr 362,

  5. Kilde 336, 4. Mayer 324


GESAMTWELTCUP: 1. Kilde 1082, 2. Pinturault
1048, 3. Kristoffersen 981, 4. Mayer 816, 5. Kriech-
mayr 776; 16. Schwarz 403
La Thuile/Weltcup, DAMEN, Super-G: 1. Ortlieb
(AUT) 1:11,72 Min., 2. Brignone (ITA) +0,01, 3. Suter
(SUI)0,07,4.Vlhova(SVK)0,39,5.Bassino(ITA)0,51,


  1. Ledecka (CZE) 0,55; 13. Venier 1,36; 20. Schmid-
    hofer 1,87, 21. Schneeberger 2,10 (alle AUT) 2,
    GESAMTWELTCUP: 1. Brignone 1378 Pkt., 2. Shiff-
    rin (USA) 1225, 3. Vlhova 1189; 12. Ortlieb 472
    SUPER-G: 1. Suter 360, 2. Brignone 341, 3. Schmid-
    hofer 217
    NATIONENCUP: 1. Schweiz 8448, 2. Österreich 7481
    SKISPRINGEN
    Lahti/Weltcup:
    1. Geiger (GER) 266,4 Pkt. (122,
    m/130m),2.Kraft260,5(119,5/126),3.Hayböck259,
    (118/125); 13. Schlierenzauer 244,3 (115,5/123,5);

  2. Aschenwald (alle AUT) 237,9 (115/121)
    Teambewerb: 1. Deutschland 984,1 Pkt., 2. Slowe-
    nien 981,8, 3. Österreich (Aschenwald, S. Huber,
    Hayböck Kraft) 979,
    WELTCUP: 1. Kraft 1613 Pkt., 2. Geiger 1495
    NATIONEN: 1. Österreich 4720, 2. Deutschland 4578
    TENNIS
    Acapulco,
    ATP-500, 1,845 Millionen Dollar, Hart-
    platz, Finale: Nadal (ESP/1)–Fritz (USA) 6:3, 6:
    Doha, ATP-500, 2,95 Mio. Dollar, Hartplatz -Finale:
    Djokovic (SRB/1)–Tsitsipas (GRE/2) 6:3, 6:
    Doppel, Finale: Peers/Venus (AUS/NZL)–Klaa-
    sen/Marach (RSA/AUT/4) 6:3, 6:
    Doha, WTA-Premier,3,24 Mio. Dollar, Hartplatz, Fi-
    nale: Sabalenka (BLR/9)–Kvitova (CZE/8) 6:3, 6:


Das Coronavirus bringt den Skiweltcup aus der Spur.
DieFortsetzung der Saison und dasFinalewackeln.
Der internationale Skiverband zögert,Verantwortung
zu übernehmen–sehr zumUnmut der Szene.

Fis-Chefrenndirektor Markus
Waldner prangert an, dass nie-
mand die Courage habe, eine Ent-
scheidung zu treffen. „Um das
Risiko komplett zu minimieren,
muss man die Maschine stoppen.“
Die Fis-Führung mit dem Council
–bestehend aus zwölf Vertretern
nationaler Verbände–müsse ent-
scheiden. Weil aber keine Signale
kommen, „fahren wir weiter“.
Waldner bedauert, dass es auch
vonseiten der Nationen keine kla-
re Position gibt, weiß aber auch,
dass letztlich die Gesundheits-
behörden entscheiden müssen.
Herrscht kein erhöhtes Risiko,
wie aktuell in Hinterstoder, „läuft
alles ganz normal über die Büh-
ne“.VonseitenderAthletengibtes
laut Waldner überhaupt
keine Bedenken. „Sie
sind aufs Rennfahren ein-
gestellt, das ist ihr Job.“
Der Weltverband gab
indes auf Anfrage der
Austria Presse Agentur
bekannt, die Situation
und die Empfehlungen
der WHO zu beobachten
und in Kontakt mit den
lokalen Organisationen
und Behörden zu stehen.
Man wartet weiter ab.

DasViruslegt dasAbschnallennahe


D

er alpine Skiweltcup istin
die Zielgerade eingebogen,
die letzten Meterwerdenje-
dochvon Hindernissengesäumt,
die aktuell nicht einmal zur Gänze
erkennbarsindund denWettstreit
nochvor der Zielliniezum Erlie-
gen bringen könnten.Soschwebt
die Absagedes Weltcupfinalesin
Cortinad’Ampezzound aller übri-
gen Rennen nach Hinterstoder im
Raum. Grunddafürist das Corona-
virusund dessen Aus-
wirkungen. Vertreterder
nationalenVerbände for-
dernden Weltverband
(Fis)auf, Verantwortung
zu übernehmenund eine
Entscheidungzufällen,
wie es weitergehen soll.
So etwa Deutsch-
lands Alpinchef Wolf-
gang Maier oder Peter
Schröcksnadel. „Ob es
klug ist, in der Situation
so zu tun, als ob nichts


wäre, bezweifle ich. Wir sollten
dem ins Auge sehen und gewis-
se Veranstaltungen absagen“, sagt
der Präsident des Österreichi-
schen Skiverbandes (ÖSV), der
sich weniger deswegen sorgt, dass
Athleten erkranken könnten, als
deswegen, dass ein Team etwa auf
Reisen zu einem Veranstaltungs-
ort mit Infizierten in Kontakt kom-
men und so lange unter Quarantä-
ne gestellt werden könnte. Die
Fis solle entscheiden, ob
gefahren wird. Oder
unter welchen Umstän-
den gefahren werden
kann, sagte Schröcksna-
del. ÖSV-Sportdirektor
Toni Giger will „die Situ-
ation jeden Tag von Ex-
perten neu bewerten las-
sen und je nach Entwick-
lung der Lage reagieren“.
Athleten stehe es aber na-
türlich frei, auch eigen-
ständig zu handeln.

Etwaige Änderungen im Wett-
kampfkalender wolle man umge-
hend mitteilen.
Der Herrentross zieht nun ab
Montag–sozumindest der Plan –
nach Kvitfjell, Norwegen, weiter,
wo kommendes Wochenende Ab-
fahrt und Super-G auf dem Pro-
gramm stehen. Die parallel ange-
setzten Damenrennen in Ofter-
schwang wurden wegen Schnee-
mangels schon ersatzlos gestri-
chen. Danach sind noch Technik-
rennen für die Herren in Kranjska
Gora und für die Damen in Åre
angesetzt, bevor das Weltcupfina-
le an die Reihe käme.
Doch Cortina d’Ampezzo hat
mit mehreren Baustellen zu
kämpfen, sodass eine Absage
wahrscheinlich ist. Der
Austragungsort der alpi-
nen Ski-WM 2021 liegt
in der Provinz Belluno
der Region Venetien, die
stark vom Coronavirus
betroffen ist. Der Aus-
schluss des Publikums
bei den Rennen ist be-
reits fix, ob es Fern-
sehübertragungen geben
wird, ist fraglich, zumal
sich TV-Rechteinhaber
Infront und an der Orga-

nisation mitwirkende Firmen
weigern sollen, ihre Zelte in den
Dolomiten aufzuschlagen. Ver-
einzelt sollen bereits Mitarbeiter
unter Quarantäne stehen. „Ohne
Fernsehen kein Weltcupfinale“,
sagt Waldner. Am Montag werde
man mehr wissen. Die Fis hat
jedenfalls für heute ein Kommu-
niqué über die weitere Vorgehens-
weise angekündigt.
Schröcksnadel ist bereit, Feuer-
wehrmann zu spielen. „Wir über-
legen, ob wir es übernehmen
könnten, aber ich glaube, es über-
schreitet unsere Möglichkeiten.“
Organisatorisch wäre es kein
Problem, aber die Kosten sind
hoch. „Wir können das Geld nicht
vom Sport nehmen und in die
Veranstaltung stecken. Wir wol-
len mit dem Sport für den Sport
Geld verdienen, aber nicht mit
Veranstaltungen dem Sport Geld
wegnehmen.“
Der ÖSV-Präsident, selbst Mit-
glied im Fis-Council, wünscht
sich eine „Entscheidung von
oben“, von der Führungsebene
um den scheidenden Präsidenten
Gian Franco Kasper. „Venetien
wurde von den Italienern zum
Sperrgebiet erklärt. Man kann das
Finale nicht in Cortina fahren.“

Thomas Hirner aus Hinterstoder

Renndirektor
Markus
Waldner mahnt
Courage ein.
Foto: APA/AFP

ÖSV-Boss Peter
Schröcksnadel
plädiert für
flotte Absagen.
Foto: APA/Expa

KURZ GEMELDET GANZ KURZ

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