Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1

Noch sieben Mal schlafen, dann wird mal
so richtig auf den Putz gehauen. „Vier lan-
ge Jahre mussten wir schließlich warten,
vier lange Jahre.“ Das sagen sich mehr als
55000 Deutsche und gar 4,8 Millionen
Menschen weltweit vor dem kommen-
den Samstag. Nach qualvollen und dür-
ren Jahren haben sie am 29. Februar end-
lich wieder Geburtstag, weil 2020 ein
Schaltjahr ist und sie dummerweise ge-
nau an jenem Tag und in jenem Jahr auf
die Welt gekommen sind. Also was soll’s!
Der Champagner wird fließen. Freunde
werden mit Hubschraubern eingeflogen.
Yachten gechartert. Die Musiker Snoop
Dogg und Mariah Carey gebucht. Colli-
ers, Edelkarossen und Goldbarren ge-
schenkt. Der ganze Nachholbedarf für
vier lange Jahre.
Der Kater nach der großen Sause wird
jedoch nicht ausbleiben, der Winzer aus
der Champagne wird schon bald seine
Rechnung stellen und Snoop Dogg auf
das hohe sechsstellige Honorar pochen
für seinen fünfminütigen Auftritt. Man
kennt das Prinzip: Party aus, Kohle weg.
Richtig feiern kann danach die Wirt-
schaft, die nicht nur von den weltweiten
Parties profitiert.
Auch sonst meint es der Kalender
2020 gut mit ihr. Neben dem 29. Februar,
den das Schaltjahr als Bonuswerktag be-
reitstellt, fallen in diesem Jahr vier von
elf bundesweiten Feiertagen auf Wochen-
enden, was die Partystimmung der Mitar-
beiter trüben dürfte.
Das Wirtschaftsinstitut Ifo rechnet
2020 mit einem Wirtschaftswachstum
von etwa 1,1 Prozent – und allein 0,3 Pro-
zentpunkte gehen der Schätzung zufolge
auf jene drei Arbeitstage zurück, die
2020 mehr als im Vorjahr geschuftet
wird.Die Umsatzsteigerungen der Arbeit-
geber dürften in die Milliarden gehen.
Für den feiernden Arbeitnehmer kann
das immerhin mehr Jobsicherheit bedeu-
ten, und damit bessere Stimmung am Ar-
beitsplatz. Vielleicht auch ein wenig
mehr Geld – gut für die nächste Fete in
vier Jahren. benjamin emonts


von berrit gräber

D


ie einen machen es ein bis
zwei Mal die Woche. Andere
tauchen sogar nur noch spora-
disch im Büro auf: Daheim ar-
beiten liegt im Trend. Vier
von zehn Festangestellten dürfen inzwi-
schen selbst entscheiden, wo sie ihre Ar-
beit erledigen, wie eine neue Umfrage des
Digitalverbands Bitkom ergab. Selbst die
Bundeswehr lässt Home-Office-Lösun-
gen zu.
Die Chance, Steuern zu sparen, ver-
pufft aber häufig ungenutzt. „Längst
nicht jeder holt sich den Bonus von bis zu
1250 Euro im Jahr ab“, sagt Sigurd Warsch-
kow vom Verein Lohnsteuerhilfe für Ar-
beitnehmer in Gladbeck. Anfangs macht
es zwar etwas Mühe, sich um die Steuer-
minderung zu kümmern. Aber es kann
sich lohnen. Wer nur noch von zu Hause
aus arbeitet, profitiert steuerlich am meis-
ten. Die wichtigsten Fragen und Antwor-
ten im Überblick.

Was ist drin?
Arbeitnehmer, die tageweise im Home-Of-
fice arbeiten, können bis zu 1250 Euro im
Jahr absetzen. Voraussetzung: Sie dürfen
keinen individuellen Arbeitsplatz an ei-
nem anderen Ort zur Verfügung haben.
Davon profitieren seit jeher etwa Außen-
dienstmitarbeiter, Versicherungsmakler
sowie Lehrer. Gleiches gilt jetzt auch für
Beschäftigte, die zum Beispiel nur noch ei-
nen Pool-Platz in der Firma haben – also
einen Schreibtisch mit Kollegen teilen
müssen. Warschkows Tipp: Eine Beschei-

nigung vom Arbeitgeber ausstellen las-
sen, dass kein permanenter Platz mehr in
der Firma zur Verfügung steht. Die Finanz-
verwaltung werde sich dann nicht sper-
ren.

Was geht noch?
Hat ein angestellter Berufsmusiker kein
Übungszimmer im Opernhaus, kann er
ebenfalls den Steuervorteil für den Raum
daheim geltend machen. Das gilt ebenso
für Steuerzahler, die in Aus- oder Fortbil-
dung sind, ein Fernstudium oder sonstige
Weiterbildungsmaßnahmen absolvieren.
Oder für den, der sein Heimbüro während
der Elternzeit nutzt oder in der Arbeitslo-
sigkeit für den künftigen Job lernt. Auch
der Schlosser, der im Nebenberuf Versi-
cherungen verkauft und daheim Papier-
kram erledigen muss, sowie Beschäftigte,
die zu Hause nachweislich Aufsätze oder
Bücher schreiben, können Ausgaben ab-
setzen.

Wie lässt sich doppelt profitieren?
Teilen sich berufstätige Ehepaare und Ver-
partnerte zu Hause ein Arbeitszimmer
oder wechseln sich bei der Nutzung ab,
dürfen beide jeweils bis zu 1250 Euro als
Werbungskosten absetzen. Dieser Maxi-
malbetrag gilt nicht mehr pro Arbeitszim-
mer, sondern für jede Person, die dieses
beruflich nutzt, wie der Bundesfinanzhof
(BFH) entschieden hat (Az. VI R 53/12).
Gleiches gelte auch für Wohngemeinschaf-
ten, sagt Warschkow. Sein Tipp: Im Unter-
mietvertrag festschreiben, dass der Mitbe-
wohner das Arbeitszimmer mitnutzen
kann und dafür auch finanziell auf-

kommt. Jeder Einzelne sollte allerdings
nachweisen können, dass er das Büro zu
Hause auch tatsächlich beruflich nutzt –
und nicht nur hat.

Wie wird gerechnet?
Für den Steuerbonus müssen Ausgaben
einzeln belegt werden, betont Isabel Klo-
cke, Expertin vom Bund der Steuerzahler
in Berlin. Eine Pauschale gibt es nicht. Die
Kosten werden nach dem Verhältnis der
Fläche des Arbeitszimmers zur gesamten
Wohnfläche aufgeteilt. Angenommen, die
Wohnung hat 120 Quadratmeter, das Ar-
beitszimmer zehn. Dann kann der Heimar-
beiter 8,33 Prozent seiner Ausgaben für
Miete und Nebenkosten geltend machen.
Auch Kreditzinsen sind anteilig absetz-
bar, Wasser- und Energiekosten, die
Grundsteuer, Müll- und Schornsteinfeger-
gebühren. Je größer der Raum, desto
mehr Steuerersparnis ist drin. Die Kosten
müssen immer plausibel sein. Einrich-
tungsgegenstände wie Schreibtisch,
Schreibtischstuhl oder etwa Leselampe
sind in voller Höhe absetzbar. Wer bei 48
Quadratmetern Wohnfläche ein 30 Qua-
dratmeter großes Arbeitszimmer abset-
zen will, kommt damit allerdings nicht
durch. Der Bund der Steuerzahler findet,
dass es an der Zeit sei, den seit 1996 gelten-
den Höchstbetrag von 1250 Euro anzuhe-
ben.

Was ist zu beachten?
Das Home-Office muss auch so aussehen
wie ein Büro. Beruflich Notwendiges wie
Schreibtisch, Stuhl, Regale, Bücher-
schrank sollte bei der Einrichtung domi-

nieren – sonst ist es steuerlich betrachtet
kein Arbeitszimmer. Das Finanzamt
sperrt sich immer dann, wenn ein Home-
Office offensichtlich zu zehn Prozent oder
mehr privat genutzt wird. Wenn zum Bei-
spiel ein Fernseher darin steht, ein Gäste-
bett, eine Klappcouch oder ein Kühl-
schrank. Eine Arbeitsecke in Wohnung
oder Loft wird nicht anerkannt. Auch
Durchgangszimmer gelten nicht als Ar-
beitszimmer. Dies ist zum Beispiel der
Fall, wenn man vom Home-Office hinaus
auf den Balkon geht, warnt Warschkow.
Der Raum muss außerdem mit einer Tür
abschließbar sein. Warschkows Tipp:
Dem Finanzamt eine Skizze der Wohnung
vorlegen, Quadratmeter-Angaben inklusi-
ve. Tricksen sei riskant, betont Isabel Klo-
cke. Es gebe nach wie vor Prüfungen vor
Ort.

Wann geht noch mehr?
Ist das Büro daheim Dreh- und Angel-
punkt der gesamten beruflichen Tätig-
keit, wird es vom Finanzamt voll aner-
kannt. Arbeitet etwa ein Selbständiger,
ein Künstler, Journalist oder IT-Fach-
mann nur von zu Hause aus, kann er sein
Arbeitszimmer in unbegrenzter Höhe als
Werbungskosten in der Steuererklärung
angeben. Auch Hausfrauen und -männer
können versuchen, all ihre Kosten anzu-
setzen, wenn sie sich etwa mit dem Ver-
kauf von Versicherungen, Kosmetik oder
anderen Dienstleistungen etwas dazu ver-
dienen. Das gilt auch für Rentner, die als
Selbständige tätig sind und zum Beispiel
Arbeiten für die frühere Firma daheim am
Computer erledigen.

Nachfeiern


Ächz, das Jahr 2020 hat mehr
Arbeitstage als das Vorjahr. Eine
Gruppe darf sich aber freuen

Düsseldorf –Der Energiekonzern Uni-
per verkauft seinen Mehrheitsanteil an
dem Braunkohlekraftwerk Schkopau in
Sachsen-Anhalt. Die Beteiligung von 58
Prozent übernehme Saale Energie, eine
Tochter des tschechischen Energiekon-
zerns EPH, teilte Uniper mit. Das Ge-
schäft soll bis Oktober 2021 abgewickelt
sein, zum Kaufpreis äußerten sich die
Unternehmen nicht. Die Transaktion
muss noch vom Bundeskartellamt ge-
nehmigt werden. Die Anlage mit einer
Leistung von 900 Megawatt kann dem
Unternehmen zufolge noch bis 2034
laufen. Uniper selbst will bis Ende 2025
alle Kohlekraftwerke in Deutschland
vom Netz nehmen – mit Ausnahme des
umstrittenen neuen Kraftwerks Datteln
4 in Nordrhein-Westfalen. reuters

Berlin – Die Einkommen der rund
850000 Beschäftigten in der Bau-Bran-
che sollen nach dem Willen der Gewerk-
schaft IG Bau um 6,8 Prozent steigen. Es
gebe einen Bauboom und die Auftragsbü-
cher seien voll, sagte Verhandlungsfüh-
rer Carsten Burckhardt. Die Branche trei-
be weiterhin die deutsche Konjunktur an,
deshalb sei es „nicht zu viel verlangt, dass
die Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen
diese Entwicklung in ihren Portemon-
naies spüren“. Die Arbeitgeber erklärten
hingegen, die Forderung stehe in keinem
Verhältnis zur tatsächlichen Lage vieler
Betriebe. Umsätze seien noch keine Ge-
winne. Auftakt der Tarifverhandlungen
ist am 19. März. reuters


Steuern sparen im Home-Office


Immer mehr Angestellte arbeiten auch mal von zu Hause aus. Dass sie ihr Büro absetzen können,
wissen viele nicht. Was alles möglich ist – und wo das Finanzamt nicht mitmacht

Ludwigshafen –Der Chemiekonzern
BASF will den Frauenanteil an seinen
Führungskräften weltweit steigern. Bis
zum Jahr 2030 solle dieser auf 30 Pro-
zent wachsen, erklärte das Dax-Unter-
nehmen. Man wolle weibliche Talente
früher erkennen und fördern. Ende ver-
gangenen Jahres lag der Anteil von Frau-
en in Führungspositionen bei 23 Pro-
zent, etwas mehr als 2018. Einen Fokus
richte BASF auf die drei Ebenen unter-
halb des Vorstands: Dort war zuletzt nur
etwa jede sechste Führungskraft weib-
lich (15,8 Prozent). Im sechsköpfigen
Vorstand sitzt mit Saori Dubourg auch
nur eine Frau. In Deutschland gibt es
bislang keine gesetzliche Frauenquote
für Vorstände, für die Aufsichtsräte gro-
ßer Unternehmen gilt eine Quote von 30
Prozent. dpa

Bruchsal/Essen –Das Logistikunterneh-
men DB Schenker steigt bei dem Flugta-
xi-Hersteller Volocopter ein. Das gaben
die beiden Unternehmen am Freitag
bekannt. Volocopter entwickelt autonom
fliegende, elektrische Ultraleicht-Flugge-
räte. Mit der DB-Schenker-Investition
soll unter anderem die zweite Generati-
on der Lastdrohne Volodrone weiterent-
wickelt werden. Die hatte das Bruchsaler
Unternehmen im Oktober präsentiert,
sie befindet sich noch in der Testphase.
Mit wie viel Geld sich Bahn-Logistiktoch-
ter Schenker beteiligt, wurde nicht mit-
geteilt. An der aktuellen Finanzierungs-
runde nahmen noch weitere Investoren
teil. Insgesamt hat Volocopter bislang
122 Millionen Euro von verschiedenen
Geldgebern eingesammelt. dpa

Wilhelmshaven –Eines der größten
chinesischen Logistikunternehmen
investiert rund 100 Millionen Euro im
JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Bis
2021 will China Logistics in Deutsch-
lands einzigem Container-Tiefwasserha-
fen ein Logistikzentrum für den Um-
schlag chinesischer Waren errichten,
teilte das niedersächsische Wirtschafts-
ministerium am Freitag mit. Die Hallen,
die die Chinesen bauen wollen, werden
aber nicht die größte Niederlassung im
JadeWeserPort sein. Die Ansiedlung von
Nordfrost am Hafen ist noch größer.
Sieben Jahre nach seiner Eröffnung ist
der Hafen längst nicht ausgelastet: Das
Container-Terminal ist eigentlich für
einen Jahresumschlag von 2,7 Millionen
Standardcontainern (TEU) ausgelegt,
2019 waren es nur 639 000 TEU. dpa

Uniper wird Braunkohle los


IG Bau fordert


6,8 Prozent mehr


28 WIRTSCHAFT Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020, Nr. 44 DEFGH


Wann ist ein Büro ein Büro? Wer das Arbeitszimmer absetzen will, muss einiges beachten. FOTO: IMAGO

ZWISCHEN DEN ZAHLEN


BASF will mehr Chefinnen


Neuer Investor bei Volocopter


100 Millionen Euro aus China


KURZ GEMELDET


Jetzt alle Angebote


der Vorteilswelt entdecken!


Die Vorteilswelt der Süddeutschen Zeitung.


Jetzt alle Angebote der


Vorteilswelt entdecken:


sz.de/abo-exklusiv


Das Angebot aus der SZ Edition gilt solange der Vorrat reicht. Teilnahmebedingungen zu den Gewinnspielen und Informationen zum Datenschutz
finden Sie unter: sz.de/teilnahmebedingungen. Verlagsanschrift/Veranstalter der Gewinnspiele: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Str. 8, 81677 München.
Amtsgericht München, HRB 73315. Geschäftsführer: Stefan Hilscher, Dr. Karl Ulrich.

Angebot im
Februar: 15%
Ersparnis!

Statt 265 € für SZ-Abonnenten im Februar nur 225 €!

Jetzt
4 Wochen
gratis
testen!

Exklusive Angebote und Gewinnchancen –
in der Süddeutschen Zeitung und online in der
Abo-Vorteilswelt.

Collier „Sonnenscheibe“ von Petra Waszak
An diesem Collier aus Lapislazuli-Perlen strahlt die
Sonne in Form eines Anhängers und ist in jeder Hinsicht
ein außergewöhnlicher Halsschmuck: ein ideales
Präsent für jede kunst- und kulturbegeisterte Frau!

Erleben Sie die Vielfalt der digitalen SZ
Mit SZ Plus lesen Sie alle Artikel auf SZ.de und
SZ-Magazin.de im Browser. Jetzt 4 Wochen
gratis testen. Abonnenten der gedruckten Zeitung
lesen danach zum Vorteilspreis weiter.

Besuchen Sie die SZ-Redaktion in München.
Mehrmals im Jahr können SZ-Abonnenten einen
Besuch in der Redaktion gewinnen.

Zum Beispiel im Hotel „DAS TEGERNSEE“
Free download pdf