von stefan braun
und robert roßmann
Berlin– Als Norbert Röttgen in der Bun-
despressekonferenz seine Kandidatur für
den CDU-Vorsitz verkündete, sprach er
viel über seine Zukunftspläne. Dann aber
holte ihn die Vergangenheit ein. Nach sei-
ner Niederlage bei der NRW-Landtags-
wahl 2012 hatten ihm einige vorgeworfen,
„beratungsresistent“ und „autistisch“ zu
sein. Daran erinnerten ihn jetzt die Journa-
listen. Röttgen erwiderte, er habe das
nicht als „gute Analyse“ seiner Schwächen
empfunden. Es sei aber ein großer Fehler
gewesen, im Wahlkampf nicht zu verspre-
chen, auch bei einer Niederlage von Berlin
nach Düsseldorf zu wechseln. Im Übrigen
habe er aus der Niederlage gelernt, genau-
so wie aus der Tatsache, dass er sich wie-
der aufrappeln musste. Er sei sogar über-
zeugt davon, dass „beides wichtig ist für
die Übernahme großer Verantwortung“.
Ob das stimmt, ob er also wirklich et-
was gelernt hat aus seinen Fehlern, muss
Röttgen noch beweisen. Sein Auftritt liegt
erst wenige Tage zurück. Bei zwei ande-
ren, die bei der Entscheidung über die
nächste Kanzlerkandidatur der Union ei-
ne große Rolle spielen, kann man die jewei-
lige Lernbereitschaft aber bereits gut stu-
dieren. Markus Söder wie Friedrich Merz
haben 2018 schwere Niederlagen erlitten,
der eine bei der bayerischen Landtags-
wahl, der andere im Wettstreit um den
CDU-Vorsitz. Die beiden sind damit aber
sehr unterschiedlich umgegangen.
Da ist zum einen Merz. Als der Ex-Uni-
onsfraktionschef im Dezember 2018 zum
CDU-Parteitag nach Hamburg fuhr, konn-
te er auf einen Erfolg hoffen. Doch dann
scheiterte Merz nicht nur an seinem Auf-
tritt, sondern auch an gravierenden Män-
geln seiner Kampagne. Und wenn er sich
in den Wochen danach nicht im Zorn ver-
graben hat, müsste er die Gründe kennen.
Da war bei Christdemokraten zualler-
erst das Gefühl, dass sich Merz in gesell-
schaftlich-kulturellen Fragen seit seinem
Ausstieg aus der Politik zehn Jahre zuvor
kaum verändert habe. Seit dieser Zeit haf-
tet ihm das Image an, dass er mit Frauen in
der Politik wenig anfangen könne. Dazu
kam, dass Merz vor dem Parteitag zwar
viel über die Rettung des Automobils, die
zersetzende Kraft Donald Trumps und die
Sehnsucht nach Führung gesprochen hat-
te. Aber er hatte das kaum mit Inhalten un-
terfüttert. So verfestigte sich der Ein-
druck, er könne zwar kämpferisch reden,
habe in der Sache aber keine neuen Ideen
zu bieten. Hinzu kam schließlich, dass er
zwar viele Fans, aber nur wenige echte Be-
rater hatte. So blieb ein drittes Image hän-
gen: das des Einzelkämpfers.
Und jetzt, da er mit einem Schlag eine
zweite Chance bekommen hat? Jetzt wirkt
es, als habe er daraus fast keine Schlüsse
gezogen. Obwohl das Frauenthema für ihn
hochsensibel ist, machte Merz nur wenige
Tage nach Annegret Kramp-Karrenbauers
Rückzugsankündigung alles andere als ei-
ne gute Figur, als er unter dem Johlen sei-
ner Fans Witze über weibliche Tiefdruck-
gebiete machte. Natürlich haben das viele
Frauen als neuen Affront abgespeichert.
Zugleich gibt es thematische Lücken,
die auch engste Freunde kritisch beäugen.
Bis heute fehlen Merz’sche Antworten auf
die Fragen, wie er sich eine CDU-Klima-
schutzpolitik vorstellt, wie er mit der Digi-
talisierung umgehen und was er für den
Zusammenhalt der Gesellschaft tun wür-
de. Angesichts seiner Eloquenz erstaunt
das – ebenso wie die Tatsache, dass er
nicht versucht, sein Image aufzubrechen.
Und seine Teamfähigkeit? Da heißt es,
Merz stelle sich gerade ein Team zusam-
men. Aber die vergangenen Tage sprechen
eher dafür, dass ihm kluge Berater fehlen.
Mal nennt er die AfD-Leute „Gesindel“,
um sich sofort danach wieder zu korrigie-
ren. Dann schimpft er gegen die Medien –
und muss es wenig später zurücknehmen.
Und als er jüngst erklärte, es wäre am bes-
ten, wenn es die arg konservative Werte-
Union gar nicht gäbe, buhten die Fans so
laut, dass er auch das relativierte. Als klug
beraten kann man das kaum bezeichnen.
Söder hat sich dagegen nicht nur kluge
Berater geholt. Er gesteht inzwischen auch
offen ein, dass er in seiner Laufbahn schwe-
re Fehler gemacht hat – und dass dazu sein
früherer Umgang mit der Flüchtlingspoli-
tik und der AfD gehört. Um zu dieser Er-
kenntnis zu kommen, war allerdings eine
politische Nahtoderfahrung nötig: Wäh-
rend des Landtagswahlkampfes 2018 war
die CSU in den Umfragen auf 33 Prozent ab-
gestürzt. Söder-Nahesteher sagen, das sei
der Moment der politischen Umkehr im Le-
ben des CSU-Chefs gewesen. Aber er habe
seine Lektion halt auch gelernt.
Wie vehement Söder sich inzwischen
von der AfD abgrenzt, hat er bei seiner
schnellen Reaktion auf die Thüringer Mi-
nisterpräsidentenwahl bewiesen. Der
Kurswechsel betrifft aber auch zwei ande-
re wichtige Bereiche. Grün war Söder frü-
her nur als Shrek bei der Franken-Fast-
nacht. Jetzt gibt er den Bienen- und Klima-
schützer. Ähnlich ist es in der Frauenpoli-
tik. Söder ist nicht dafür bekannt, in seiner
Jugend für Alice Schwarzer geschwärmt
zu haben – er hatte ein Poster von Franz Jo-
sef Strauß überm Bett hängen. Den größ-
ten Teil seiner politischen Laufbahn war
Söder brachialer Testosteron-Politiker.
Doch beim jüngsten Parteitag kämpfte
er plötzlich für eine Verschärfung der CSU-
internen Frauenquote. Wegen enormer Wi-
derstände unter den Delegierten konnte er
nur eine minimale Verbesserung durchset-
zen – seine bisher schwerste Niederlage
als Parteichef. Doch selbst das stoppte den
neuen Quoten-Fan Söder nicht. Nach der
Abstimmung las er den Delegierten die Le-
viten: Wenn die CSU so weitermache, wer-
de sie noch mehr Akzeptanz in der Bevölke-
rung verlieren, schimpfte Söder. Im Janu-
ar bildete er dann sein Kabinett um, seit-
dem gibt es zum ersten Mal genauso viele
CSU-Ministerinnen wie -Minister.
Man weiß zwar noch nicht, ob das alles
nur an Söders Überlebensintelligenz liegt,
oder ob er es wirklich verinnerlicht hat.
Aber zumindest derzeit ist er der Überzeu-
gung, dass die CSU nur dann Volkspartei
bleiben kann, wenn sie sich konsequent
von rechts außen abgrenzt – und wenn sie
die Frauen und die Fridays-for-Future-Ge-
neration nicht mehr vergrault. Friedrich
Merz scheinen diese drei Einsichten noch
zu fehlen.
Die große Kunst
Politiker brauchen klare Standpunkte. Aber sie müssen auch aus Fehlern lernen können.
Ein Vergleich zwischen Markus Söder und Friedrich Merz zeigt: Bisher schafft das nur einer der beiden
Düsseldorf –In Zahlen erscheint Nord-
rhein-Westfalens CDU wie ein Riese:
115 000 Mitglieder, mehr als ein Viertel al-
ler deutschen Christdemokraten, leben
zwischen Rhein, Ruhr und Weser. Wes-
halb der größte Landesverband auf Bun-
desparteitagen auch 29,6 Prozent aller De-
legierten stellt. Allein diese Übermacht
vom Rhein könnte – rein theoretisch – er-
klären, warum alle vier Männer, die nun
mutmaßlich die beiden Frauen im CDU-
Vorsitz und im Kanzleramt beerben wol-
len, aus NRW kommen. „Nur, in der Wirk-
lichkeit ist das nichts wert“, bedauert ein
hochrangiger CDU-Politiker in Düssel-
dorf, „denn da sind wir uns selten einig –
und deshalb nur ein Schein-Riese.“
Was im Umkehrschluss auch bedeutet:
Es wäre falsch, den Berliner Konkurrenz-
kampf zwischen den beiden Rheinlän-
dern Armin Laschet und Norbert Röttgen
mit dem Sauerländer Friedrich Merz so-
wie dem Münsterländer Jens Spahn als
Düsseldorfer Chaos zu deuten. Oder dies
Landesparteichef Laschet als Führungs-
schwäche anzukreiden: „Die Partei ist wie
das Land“, sagt Guido Hitze, der als aner-
kannter Historiker (und CDU-Mitglied)
die Düsseldorfer Zustände seit Jahrzehn-
ten analysiert. „NRW ist heterogen. Da
kann keine Partei, die das Bundesland ab-
bildet, je wirklich homogen sein.“
So war’s, so bleibt’s. Bis 1986 gab es
nicht mal einen geeinten Landesverband.
Der damalige CDU-Chef Helmut Kohl hat-
te lange Angst, eine große, gar einige NRW-
CDU könnte zur Machtbasis seines Wider-
sachers Kurt Biedenkopf werden. Diese
Zerrissenheit ist überwunden. Aber bis
heute ist der Landesverband eine Art „Ta-
lentschuppen“ mit acht Räumen, acht Stu-
dios: Acht CDU-Bezirke pflegen ihre Eigen-
heiten, halten treu zu den ihren. So wie
jetzt. Das Münsterland – die moderne,
gleichwohl bodenständige Erfolgsregi-
on– bevorzugt Jens Spahn. Derweil reprä-
sentiert der Aspirant Merz authentisch
sein Sauerland, das als konservativer
Kern der NRW-CDU gilt. Laschet und Rött-
gen wiederum wurden in der sozialkatho-
lischen, weltoffenen, strikt proeuropäi-
schen CDU in Aachen und im Bezirk Mit-
telrhein sozialisiert.
Die Beziehung zwischen Röttgen und
Laschet dürfte nun ein neues Drama erle-
ben. In vier Jahrzehnten zogen sie Strip-
pen, erst in der Jungen Union, dann in der
CDU. Und lange zogen sie gemeinsam am
selben Strang, sogar in dieselbe Richtung.
Zusammen gehörten sie in den 90er Jah-
ren in Bonn zur legendären „Pizza-Con-
nection“, in der sich Schwarze und Grüne
trafen. Und zusammen saßen sie im
„Leichlinger Kreis“, einem vom heutigen
NRW-Innenminister Herbert Reul gegrün-
deten Zirkel, der unter der geistigen Füh-
rung des 2016 verstorbenen Merkel-Ver-
trauten Peter Hintze eine modernere,
auch ökologisch denkende CDU ersann.
Die Freundschaft zerbrach vor knapp
zehn Jahren. Nach der Niederlage des
CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rütt-
gers bei der Landtagswahl 2010 wollte La-
schet die Führung des daniederliegenden
Landesverbandes übernehmen. Nur, Rött-
gen trat ebenfalls an und gewann als der
strahlendere, rhetorisch brillantere Be-
werber eine Mitgliederabstimmung. Erst
Röttgens krasse Niederlage (26,3 Prozent,
ein historischer Tiefpunkt der NRW-CDU)
ließ eine Partei in Scherben zurück.
Das wirkt nach. Parteifreunde in Düs-
seldorf verübeln Röttgen bis heute, dass
er als damaliger Bundesminister die NRW-
CDU „nur als Machtbasis für seine Ambiti-
onen in Berlin“ habe nutzen wollen. Tat-
sächlich hatte Röttgen sich damals dem
Versprechen verweigert, auch für den Fall
einer Niederlage in Düsseldorf Politik be-
treiben zu wollen. Das sieht Röttgen inzwi-
schen selbst als Fehler. Aber die Häme,
mit der in dieser Woche auf den Gängen
des Landtags über „den Egomanen“ und
„Arroganzling“ gelästert wurde, lässt er-
warten, dass Röttgen bei seinem neuerli-
chen Anlauf nach oben nicht auf allzu vie-
le Freunde im Landesverband bauen
kann.
Vertraute des NRW-Ministerpräsiden-
ten wiederum basteln aus Röttgens Team-
Schwäche nun das Gegenprofil für La-
schet. Der habe mit seiner Integrations-
kraft den Landesverband zu einigen ver-
standen. Das bestätigen auch ehemalige
Konkurrenten wie etwa Sozial- und Ar-
beitsminister Karl-Josef Laumann, dem
Laschet einst im Kampf um das Amt des
CDU-Fraktionschefs im Landtag unterle-
gen war. Frühere Verbündete wie Umwelt-
ministerin Ursula Heinen-Esser wenden
sich öffentlich gegen Röttgens Alleingang
und plädieren für eine „gute Aufstellung
im Team als bessere Lösung“.
Sogar einige Merz-Fans in Düsseldorf
räumen ein, Laschet habe Zulauf aus ih-
ren Reihen. Ein Grund sei, dass Histori-
sches geschehen ist: Die Krise der Bundes-
CDU hat die nationalen Umfragewerte in
den Keller getrieben, während die NRW-
CDU bei 32 Prozentpunkten liegt. Im Land
besser als im Bund, das schafft ein neues
Wir-Gefühl. christian wernicke
Düsseldorf –Hätten sie bei der Polizei in
Hamm früher auf ihren Kollegen Thors-
ten W. aufmerksam werden können? Ist
es normal, dass sich ein Verwaltungsmit-
arbeiter der NRW-Polizei Reichskriegs-
flaggen auf den Balkon montiert? Ist es
unverdächtig, den Hinweis „Keine Lügen-
presse einwerfen“ ans Klingelschild zu
kleben? „All diese Punkte stellen allein
keine strafbare Handlung dar“, sagte
Hamms Polizeipräsident Erich Sievert
bei einer Pressekonferenz, „aber: Mit
dem Wissen von heute hätten wir früher
Konsequenzen ziehen müssen.“ In seiner
Behörde seien beim Umgang mit der Ge-
sinnung von W. Fehler passiert. Auf der
Wache trug W. einmal ein Shirt mit einem
für die rechte Szene typischen Aufdruck,
sein Vorgesetzter habe ihn darauf ange-
sprochen. „Er hat das Shirt sofort ausge-
zogen. Danach kam so ein Vorfall auch
nicht wieder vor“, sagte Sievert.
W. war als einer der acht Unterstützer
der mutmaßlichen Terrorzelle „Gruppe
S.“ am 14. Februar nach bundesweiten
Razzien festgenommen worden. In sei-
ner Freizeit trug W. Germanen- und Wi-
kinger-Kluft, posierte mit Schwert und
Runen-Shirt, postete Abbildungen von
SS-Symbolen und Hakenkreuzen im
Netz. LautWestfalen-Anzeigerklebte ein
Reichsadler auf der Mittelkonsole von
W.s Auto. Der 50-jährige W. war seit 1995
beim Land NRW angestellt. Zuletzt bear-
beitete er im Verkehrskommissariat des
Polizeipräsidiums Hamm die Abrech-
nung von Ordnungswidrigkeiten. 2003
beantragte W. erfolgreich einen kleinen
Waffenschein. Eine Zuverlässigkeitsprü-
fung wurde aber nie durchgeführt. „Der
Waffenschein hätte entzogen werden
müssen. Auch das war ein Fehler“, sagte
Sievert. Bei den internen Ermittlungen
im Fall W. stieß die Polizei Hamm auf
zwei weitere Mitarbeiter mit „einer mögli-
cherweise rechtsgerichteten Gesinnung“.
In einem Fall erhärtete sich der Verdacht
nicht, den anderen Fall prüft die Staatsan-
waltschaft Dortmund noch.
W. war sogar auch mal in der Abtei-
lung für die Genehmigung von Waffen-
scheinen. Dazu sagte Behördenleiter Sie-
vert: „Bisher können wir ausschließen,
dass W. Waffenscheine ausgestellt hat.
Wir haben aber noch Tausende Seiten vor
uns.“ jana stegemann
Die Beziehung zwischen
Röttgen und Laschet dürfte nun
ein neues Drama erleben
Merz macht immer noch
Scherze über Frauen.
Söder kämpft inzwischen
für die Frauenquote.
Rivalen im Talentschuppen
Die vier potenziellen Kandidaten für den CDU-Vorsitz sind so heterogen wie der Landesverband, aus dem sie kommen
Hamburg– Vor der Bürgerschaftswahl
am Sonntag in Hamburg liegt die SPD
einer Umfrage zufolge weiter deutlich
vor den Grünen. Einem ZDF-Politbaro-
meter zufolge könnte die CDU bei der
Abstimmung auf ein Rekordtief fallen.
Die FDP muss demnach um den Einzug
ins Parlament bangen. Der Projektion
zufolge kämen die Sozialdemokraten
auf 39 Prozent, die CDU auf 12, die Grü-
nen (auf dem Wahlplakat Spitzenkandi-
datin Katharina Fegebank;FOTO: DPA) auf
24, die Linke auf 8,5 sowie die FDP auf 5
und die AfD auf 6 Prozent. Zum Ver-
gleich: Bei der Wahl 2015 hatte die SPD
noch 45,6 Prozent der Stimmen geholt,
die Grünen waren auf 12,3 Prozent ge-
kommen. Etwa 1,3 Millionen Wahlbe-
rechtigte sind aufgerufen, eine neue
Bürgerschaft zu wählen. dpa Seite 4
Der falsche
Wikinger
Dortmund –Die Bundespolizei hat die
Ausreise von neun mutmaßlichen
Rechtsextremen nach Sofia zu einem
hochumstrittenen Marsch gestoppt. 22
Personen, die vor allem der rechtsextre-
men Szene von Dortmund zuzuordnen
seien, habe man am dortigen Flughafen
kontrolliert und befragt, sagte ein Spre-
cher der Bundespolizei am Freitag. Eine
Frau und acht Männer habe man am
Flug gehindert, ihre Reisepässe und
Personalausweise vorübergehend einge-
zogen. Die 13 anderen Personen konnten
am Dortmunder Airport aber an Bord
gehen, weil ihnen laut Polizei nicht nach-
gewiesen werden konnte, dass sie an
dem Lukow-Marsch in der bulgarischen
Hauptstadt am Samstag teilnehmen
wollten. Der Marsch der extrem Rechten
findet seit Jahren in Gedenken an den
früheren bulgarischen Kriegsminister
und Ultranationalisten Hristo Lukow
(1887 bis 1943) in Sofia statt, unter Betei-
ligung auch von Rechten aus mehreren
europäischen Ländern. dpa
Berlin –Der Unabhängige Beauftragte
der Bundesregierung für Fragen des
sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-
Wilhelm Rörig, wirft der Games-Bran-
che vor, einen wirksamen Kinder- und
Jugendschutz bei Online-Spielen zu
blockieren. Dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland sagte er: „Der game-Ver-
band stellt mit seinen Einwänden gegen
die Jugendmedienschutznovelle unter
Beweis, dass diese Branche keinerlei
Interesse an wirksamem Schutz von
Mädchen und Jungen vor Cybermob-
bing und Cybergrooming hat.“ Gewinn-
maximierung stehe offenbar vor Kinder-
schutz, kritisierte Rörig. Er bezieht sich
auf die Kritik des Verbands der deut-
schen Games Branche (game) am Gesetz-
entwurf von Familienministerin Franzis-
ka Giffey (SPD) für mehr Jugend- und
Kinderschutz im Netz. Die Branche hatte
kritisiert, die Alterskennzeichen würden
durch Giffeys Vorschläge überladen und
drohten an Aussagekraft für Eltern zu
verlieren. Der Verband forderte zudem
eine größere Vermittlung von Medien-
kompetenz. kna
Hamburg– Immer weniger Fälle von
Kirchenasyl führen zu einem regelrech-
ten Asylverfahren. Das geht aus einer
Antwort der Bundesregierung auf eine
Kleine Anfrage der Linken hervor, über
die derSpiegelberichtet. Im vergange-
nen Jahr sei für 14 der insgesamt 464
Personen, von denen ein entsprechen-
des Dossier eingereicht worden sei, ein
Asylverfahren aufgenommen worden.
Die Linke kritisierte diese Entwicklung
scharf. „Humanitären Fall-Konstellatio-
nen wird nur noch selten Rechnung
getragen“, sagte die Abgeordnete Ulla
Jelpke. Dieter Müller von der Bundesar-
beitsgemeinschaft Asyl in der Kirche
erklärte, die jüngsten Regeländerungen
durch das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (Bamf) hätten das Ziel ge-
habt, „Kirchenasyl zu erschweren und so
die Zahlen zu drücken“. kna
Berlin– Nach Einschätzung der Perso-
nalvertretung der Rentenversicherung
ist die Einführung der Grundrente für
Geringverdiener zum 1. Januar 2021
kaum zu schaffen. „Mehrere tausend
neue Stellen sind erforderlich, deren
Besetzung den Kauf oder das Anmieten
von neuen Büroräumen – überwiegend
in Ballungsgebieten – zur Folge haben
kann. Zusätzlich muss die technische
Infrastruktur geschaffen werden“, heißt
es lautFAZin einem Brief der Arbeits-
gruppe Personalvertretung der Deut-
schen Rentenversicherung an Sozialmi-
nister Hubertus Heil (SPD). Das sei nicht
in wenigen Monaten umsetzbar. In dem
Schreiben heiße es weiter: „Wir bitten
daher dringend um eine verwaltungs-
praktikable Ausgestaltung der geplan-
ten Grundrente.“ dpa
Wie man ein verfestigtes Image ändert, hat CSU-Chef Markus Söder (links) vorgemacht. Gelingt das auch Friedrich Merz? FOTOS: KAY NIETFELD/DPA UND ANGELIKA WARMUTH/DPA
6 POLITIK HMG Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020, Nr. 44 DEFGH
Verkörpert den sozialkatholischen, weltoffenen Flügel der CDU in Nordrhein-Westfalen: Ministerpräsident Armin Laschet
während einer Debatte im Düsseldorfer Landtag FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA
Unterschiede
Hamburgs FDP muss bangen
Vor Neonazi-Demo gestoppt
Für Kinderschutz im Netz
Kirchenasyl erschwert
Hilferuf wegen Grundrente
INLAND