Frankfurter Allgemeine Zeitung - 16.03.2020

(coco) #1

SEITE 18·MONTAG,16. MÄRZ 2020·NR. 64 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


tko. FRANKFURT. Das Flugangebot
wirdumbis zu 70 Prozentgekürzt, Mitar-
beiter sollen inKurzarbeitgeschicktwer-
den und mitRegierungen laufenVorge-
spräche fürStaatshilfen: DerLufthansa-
Konzernrüstetsichfür eine schwerePha-
se,da wegender Auswirkungen des Coro-
navirus Passagiereausbleiben und der
Flugverkehr immerstärker dur ch Einrei-
severbote anderer Länder beeinträchtigt
ist. Um zu bes tehen, hat man in derKon-
zernzentrale aber auchvorgesorgt.
„Aktuellverfügt derKonzernüber li-
quide Mittel vonrund 4,3 Milliarden
Euro“,teiltedie DeutscheLufthansa am
späten Freitagabend im Anschlussan
eine Vorstandssitzung mit.Damit über-
trif ftdie SummederflüssigenMitteldeut-
lichden zuletzt bekannten Stand von
Ende September 2019, als dieLufthansa
frei verfügbareMittelin Höhevon3,7Mil-
liardenEuroauswies. „Umseine starkefi-
nanziellePosition abzusichern, hat der
Konzerninden vergangenenWochenzu-
sätzlicheMittelinHöhevonrund 600Mil-
lionen Euroaufgenommen“, hieß eswei-
ter.
Mit dieserFinanzausstattungkönnte
der Konzernsicher sämtliche operativen
Aufwendungenfür anderthalbMonatede-
cken, die nötig für einenvollen Betrieb
nötig wären. ZusätzlichverfügtLufthan-
sa nac heigenen Angaben über ungenutz-
te Kreditlinienvonrund 800 Millionen
Euround bereitet weiter eMittelaufnah-
menunter anderem durch Flugzeugfinan-
zierungenvor. Aktuellsind 86 Prozent
der Flotte imKonzerneigentum,wasim
Branchenvergleichein hoherWert ist.
Zuletzt warenmehr Stornierungen als
Neubuchungen eingegangen.Um das Be-
stehen auchineiner längeren Phase mit
sehr geringer Nachfrag ezusichern, lau-
fenAnfrag efür staatliche Hilfen–sowohl
in Deutschland, als auchinÖsterreich, in
der Schweiz und Belgien,wo die Tochter-
gesellschaftenAustrianAirlines, Swiss
und Brussels Airlines beheimatetsind.
„Wir haben unsvordem Hintergrund die-

ser bisher unbekannten Herausforderung
entschieden, mit denRegierungen unse-
rerHeimatländer nicht nur wie bisher
über denAbbau vonBelastungen zu spre-
chen,sondernauchüberaktiveUnter stüt-
zungen, sobald diese notwendigwerden“,
hatt eKonzernchefCarstenSpohrdenMit-
arbeiternineiner internen Videobot-
schaf tgesagt.
Spohr bereitetedie Beschäftigten zu-
demdaraufvor, dassweiter eSparbeiträge
auchvon ihnen nötigwerden könnten. Er
wünschte„Flexibilität,Verzicht und Soli-
darität“vomPersonal.Auch derVorstand
werdesichamVerzicht beteiligen.Ver-
zichten sollen auchdie Aktionäre–und
zwar auf die jährlicheAusschüttung. Ih-
nenwirdvorgeschlagen,für dasvergange-
ne Geschäftsjahrkeine Dividende zu zah-
len. Für2018 gabeseine Dividendevon
80 Cent je Aktie.Undeigentlichhatteder
Konzernangekündigt,fortan statt 10 bis
25 Prozent sogar 20 bis 40 Prozent seines
Nettog ewinns an die Anteilseigner auszu-
schütten. In der Coronakrise gilt das nun
nicht .Grundsätzlichwill Lufthansa aber
an der höherenAusschüttungsquote fest-
halten,versicher te der Konzern.
Für 2019weistdie Lufthansa einen be-
reinigten GewinnvorZinsen undSteuern
(AdjustedEbit) von2,026 Milliarden
Euroaus –ein Rückgang von29Prozent
gegenüber demVorjahreswert. 2019 war
für den Konzerngeprägt durch einen
Wettkampf mit anderen Beförderern, der
vorallem über niedrigeTicketpreise aus-
getragen wurde.
Der bereinigteoperativeGewinn ent-
spricht der Mitteilung zufolge5,6 Prozent
des Umsatzes, der somit auf mehr als
36 Milliarden Eurogestiegen istnach
35,8 Milliarden EuroimVorjahr .Mit 5,
Prozent liegt die Marge zwar am unteren
Ende, aber dochinder prognostizierten
Spanne.Für daslaufende Jahr erwartet
Lufthansa einen bereinigten operativen
Gewinn „deutlichunter Vorjahr“. Details
zum Jahresabschlussund zumAusblick
will derKonzernamkommenden Don-
nerstag veröffentlichen.

Krisenstimmung: Bundesligavereine wie Borussia Dortmund, aber insbesonderekleinereVereine in unteren Ligen haben mit dem Umsatzausfall durch das Coronavirus zukämpfen. Fotodpa

KeineVersorgungsengpässe
Das sichausbreitende Coronavirus und
die zunehmenden Einschränkungen im
Alltag schlagen auf dasKonsumverhalten
durch.Die Supermärktemachen deutlich
mehrUmsatz, der zugleichRestaurants
und Kantinenfehlt.Inmanchen Filialen
warenGrundnahrungsmittel wie Mehl
vorübergehend ausverkauft. Handelskon-
zerne und Bundesregierungversicherten
unisono, esgebe keine Versorgungseng-
pässe. Hamsterkäufesollten deshalbver-
miedenwerden.Bundesernährungsminis-
terinJulia Klöckner(CDU) appellierte an
dieBürger, „ihreVorrätemitBedacht, Au-
genmaß und umsichtig aufzustocken –
dann istgenügend für alleverfügbar,die
Regale werden zeitnah wieder aufge-
füllt“. dpa

Essen nur nochabstellen
Die Kurieredes Essens-Lieferdienstes
Lieferando.de sollen denKunden die Be-
stellungkünftig nur nochvor die Türstel-
len und klingeln–wartenbis geöffnet
wird,müssensie aberweiterhin.DieKun-
den wiederum seien angehalten, aus-
schließlich online zu bezahlen. Damit
will dasUnternehmenvermeiden, dasses
zumphysischenAustauschzwischenKun-
den und Lieferantenkommt.Die Anste-
ckungsgefahr mit dem Coronavirus soll
so verringer twerden. dpa-AFX

Apple schließtfast alle Läden
Apple schließtwegender Coronavirus-
Ausbreitung alle seine Lädenaußerhalb
Chinas für zweiWochen. Manwolle da-
mit dazu beitragen, die Krankheit zu
bremsen, erklärte KonzernchefTimCook
am Wochenende. Der iPhone-Konzern
hat außerhalb Chinasrund 460 hauseige-
ne Geschäfte,inden vergangenenTagen
hatteApple schon dieStores in Italien
dichtgemacht. Die gut 40 Apple-Geschäf-
te in China sind inzwischen nachzum
TeillängerenSchließungenallewiederge-
öffne t. Die Coronavirus-Krise hattein
den vergangenen Wochen auchdie
iPhone-Produktionbeeinträchtigt. dpa

Saudi-Aramco schrumpft
Durch den schon imvergangenen Jahrge-
sunkenenRohölpreis istder Gewinn des
staatlichen saudischen ÖlkonzernsSaudi-
Aramco um rund 20 Prozent ge-
schrumpft. Der Energiekonzernmeldete
am Sonntag einen Jahresüberschussvon
88,2MilliardenDollar–ein Rückgangum
knapp 23 Milliarden Dollar imVergleich
zum Vorjahr.Grund seien unter anderem
fallende Ölpreise und Produktionsmen-
gen, teilteder Konzernmit. dpa-AFX

DieLufthansaspart


KeineDividende und Spartbeitraggefordert


W


ährenddieFußb all-Bundesli-
ga ge rade er st mit mehr als 4
Milliarden Euroihren 15.
UmsatzrekordinFolgever-
meldethat, drohen der Branche jetzt mit
der Corona-Krise wie anderen Wirt-
schaftszweigen und Industrien erhebliche
finanzielleVerwerfungen. Je kleinerdie
Klubs,desto größerwirddas Risiko. Ohne
Spieleund damit ohne Einnahmen aus
Eintrittskarten, Werbung (Sponsoring)
undvorallemausder Medienvermarktung
stehen in dieser Spielzeit für die ersteund
zweit eLigarund 750 Millionen Euroim
Feuer.Solltedie Saisontatsächlich nach
25 Spieltagen beendetwerden müssen,
würden nur aufgrund des Wegfallsder
Fernsehgelder für die letztenneun Run-
den 370 Millionen Euroverlorengehen.
In einer Eilsitzungwerden sic hdie Ver-
treter aller 36 Profiklubs beider Ligen an
diesem Montag inFrankfurtmit dem Ma-
nagement der Deutschen Fußball-Liga
(DFL) beraten. Esgeht schon seitTagen
um nichts anderes als die „Existenzsiche-
rung“. DiesesWort fiel noc hnie in dem
Wirtschaftsbetrieb Bundesliga. Direkt
oder indirektverdienen etwa 50 000 Men-

schen mit der Bundesligaihr Geld, besa-
genDFL-Zahlen.
DieLageist brisant.MancheFunktionä-
re haften alsVereinsvor stände persönlich
mit ihrem Privatvermögen.Fernsehsen-
derundStreamingdienste dürftennic hter-
brachte Leistungengeltend machen. Im
Maimöcht edieDFLeigentlichfrischeMil-
liarden aus der Auktion um die Medien-
rech te für die nächsten vier Spielzeiten
von2021/22 an erzielen.Aber die Phanta-
sie für ein Preisfeuerwerk istverflogen.

Privat eMedienunternehmenwie Skyoder
Dazn,dieaufsUnterhaltungsproduktFuß-
ball setzen, hängen derzeit selbstohne
Livesportangebote durch.
In der dritten Liga, dievomDeutschen
Fußball-Bund (DFB) organisiertwird,
könnteeine Pleitewelle auf die Klubs zu-
rollen,vondenen einigeschonvorder Co-
rona-Krise in akuter Insolvenzgefahr
schwebten.Vielen Spielern, die nicht zu
den Großverdienerngehören, droht Ar-
beitsplatzverlust. „Die Gesundheit der
Menschenstehtderzeitüberallem.Genau-
so falschwäreesindieser Situation aber,
den Laden einfachzuzumachen, ohne
nachzudenken,wasesbedeutet. Der Fuß-
ball mussseine ökonomische Grundlage
erhalten“, sagt Jonas Baer-Hoffmannvon
der SpielerweltgewerkschaftFifpro. Er
warntwie andereKlubvertrete rund Funk-
tionärevor kopfloser Emotionalität.Die
Spielergewerkschaf tbefürchtet, dasses
für viele kleinereKlubs und kleinereLi-
gen, die mit mehr als engen Budgetsarbei-
ten, sehr schnell bedrohlichwerdenkön-
ne. Wenn sic hdie Krise nochausweiten
würde,führekeinWegvorbeianeinemSo-
zialplan für diegesamteFußballindustrie,

sagt Baer-Hoffmann. Schon bald dürften
die Klubsvonden SpielernAbstriche im
Gehalt erwarten, danachkönntenKader-
verkleinerungenfolgen.
DasBundeswirtschaftsministeriumweist
aufAnfrag edarauf hin, dass die Regierung
fürUnternehmen dergewerbli chen Wirt-
scha ft Hilfen undFörde rinstrumente ge-
scha ffen habe. Fußball-Kapitalgesellschaf-
tenkönntendafü rwohlauchinF rage kom-
men.Ganzgeklärtistdasabernicht.Mögli-
cherweisekönnten alsoKlubs über ihre
Hausbanken ankurzfris tigen Kreditpro-
grammen derstaatlichen KfW-Bank parti-
zipie ren. An manchen Standorten dü rfte
sichdieschwierigeFrage fürdenSteuerzah-
lerstellen,obdieKommuneeinenFußball-
verein retten muss.
Die Bundesligahat nun schnell Szena-
rien zu entwerfen, wie diese Saison später
gespieltoderanderszuEndegebrachtwer-
den kann, müssteaber auchgewappnet
sein, wenn dasVirusnochüber Monate
das öffentliche Leben erheblichein-
schränkt–vielleicht bis in die nächste
Spielzeit.DassimJuni und Juli eine Euro-
pameisterschaftstattfindet, daranglaubt
niemand mehr.Der europäischeFußball-

verband wirddazu vielleicht am Dienstag
mehrsagen.DochinderNotundzurAbsi-
cherung des eigenen Geschäftssteht wohl
fest,dassdie Bundesligaund auchandere
betrof fene Ligen in Europa in der nächs-
tenZeit keine Spieler für ein EM-Turnier
abstellen würden. Die Profis werden
schließlichdas ganze Jahrvonden Klubs
bezahlt–und zuerst sollendie eigenen
Meisterschaftsrunden ausgespieltwerden,
damit das Geldvorallem vonSponsoren
und Medienunternehmen wiederfließt.
UnterDruck gerätauchder DFB. Es
geht nicht nur um die Nationalmann-
schaft, diewohl er st mal ohne EM-Turnier
vermarkt et werden muss. Allein das tut
wirtschaftlich weh. DerVerband prüfege-
rade Hilfsprogramme für die Landes- und
Regionalverbände sowie die dritteLiga
und dieFrauen-Bundesliga, sagteSchatz-
meisterStephan OsnabrüggeamSonntag
auf Anfrage. „Klar istaber,dasswir als
DFB nichtVerluste der Klubs ausgleichen
können und dürfen. Esgeht darum, im
Notfall sehrgezielt Überbrückungshilfen
zu geben, um Liquiditätskrisen zuvermei-
den.“ Auch der DFB selbstwerde wirt-
schaftlichbetroffen sein.

Lufthansa bleibt am Boden: Die Fluggesellschaftkürzt vieleVerbindungen. Fotodpa

dpa. BERLIN.Die Deutsche Bahn
wirdinden nächstenTagen ihrenRe-
gionalverkehr deutlicheinschränken.
Damitreagiertdas Unternehmen auf
die geringeZahl anFahrgästen als
Folgeder Coronavirus-Krise, wie
eineSprecherin amSonntagin Berlin
sagte. Die Zahl der Zügewerde
schrittweise an die sinkendeNachfra-
ge angepasst. Ein „Notfahrplan“ sei
das nicht.
Außerde mkontrollierendieZugbe-
gleiter in denRegionalzügen bis auf
weiteres dieFahrkar tennicht mehr.
Dies geschehe zum SchutzvonFahr-
gäst en und Mitarbeitern, sagtedie
Sprecherin. Die Schaffner fahren
aber weiterhin in den Zügen mit.Zu-
vorhatteder „Spiegel“ über die Maß-
nahmen der Bahn berichtet.Dem-
nachsollen dieFahrplänevonDiens-
tagoder Mittwochanausgedünnt
werden.
Die Bahn erweiter twegen der au-
ßergewöhnlichen Lageauchdie Mög-
lichkeiten für dieKunden, ihreReise
zu verschieben oder zustornieren.
„Die Kulanzregelungengelten in den
kommendenWochen, deshalb istes
nicht erforderlich, sichunverzüglich
zu melden“, betontedas Unterneh-
men. Erstattungen könnten auch
nochnachdem gebuchtenReisetag
eingereichtwerden. Für alle biszum
13.MärzerworbenenTick etsmitRei-
sedaten zwischen 13. Märzund 30.
AprilkönntenFahrgästeihre Fahrt
verschieben und denFahrschein bis
zum 30. Juniflexibel für diegebuchte
Strecke nutzen. Bei denrabattierten
Sparpreisen und Supersparpreisen ist
dieZugbindung aufgehoben.Möglich
istnachAngaben der Bahn aucheine
Umwandlung inReisegutscheine: Bis
zum 13. MärzerworbeneTick etsfür
Reisen bis 30. Aprilkönnen demnach
kostenfrei in einen Reisegutschein
umgewandelt werden. Dies gelte
auchfür Sparpreise und Superspar-
preise. Anträgezur Umwandlung in
einenReisegutschein könnten auch
nochnachdem gebuchtenReisetag
abgeschicktwerden.

DieAngstvorder Fußballkrise


KurzeMeldungen


Bahns chränkt


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in Corona-Zeiten viel


auf dem Spiel.Die ganze


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ihreExistenz.


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