Frankfurter Allgemeine Zeitung - 16.03.2020

(coco) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport MONTAG, 16.MÄRZ 2020·NR.64·SEITE 27


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Z


uguter Letzt krachteMartin
Fourcade nocheinmal ziemlich
unsanftauf denRücken. Das
hatteder 31 JahrealteBiathlet
dem Enthusiasmus seinerTeamkollegen
zu verdanken, die ihren Maître nachdem
letztem Sieg seiner Karrieresovehe-
ment in die eisigefinnischeLuft schleu-
derten, das serabseits derfangbereiten
Arme landete.„Ichwusste, das sdie das
nicht können, aber istjanichts passiert“,
sagteder Franzose schmunzelnd, nach-
dem allesvorbei war. MartinFourcade
sagt Adieu. EinAbschied wie dieser hät-
te normalerweise einen würdigerenRah-
men verdient gehabt.Kein Zuschauer im
verwaistenBiathlonzentrumvonKontio-
lahti, keine Stimmung, mancheTeams
schonauf demWegnachHause.Esmute-
teandererseits aber auchmerkwürdig
an, dassdie BiathleteninNordkarelien
immer noch ihreKreise ziehen,während
fast der gesamteSportwegen des Coro-
navirus längstzum Erliegengeko mmen
ist. Aber vermutlichwäreFourcade in
diesen unsicheren Zeiten auchlieber
schon zu Hause bei seinerFrau Helene
und den beidenTöchterngewesen.
Schon bei der WM in Antholz hattees
Gerüchteüber einenRücktritt gegeben.
Zumal MartinFourcade dortneben dem
Sieg im Einzel, seiner Spezialdisziplin,
auchnochdie letzteLücke in seiner ein-
druc ksvollen sportlichenVita geschlos-
sen hat: Gold mit derStaffel. Darauf hat
er zehn Jahregewartet. Das warder letz-
te Fingerzeig:„Timeto saygood-bye.“Er
hat der Biathlon-Welt noc heinmal be-
wiesen, dassdie Horrorsaison 2018/19
ein Ausrutscherwar, dasserimmer noch
auf höchstemNiveaukonkur renzfähig
ist. Er weiß aber auch, dassdie biologi-
sche Uhr tickt, dassJohannes Thingnes
Bö, der ihm den Gesamt-Weltcup trotz
Babypause nochumzweiPunkteent-
riss en hat, fünf Jahrejünger istund ihm

längstden Rang abgelaufen hat.Undso
endetdie Reise eines Biathleten, der
einstaus einem kleinen Ortinden Pyre-
näen ausgezogen ist, um seinem älteren
Bruder Simon nachzueifern, und der
dann die Biathlonwelt aus den Angeln
hob, an dem Ort, an dem er 2010 seine
Siegesserie begonnen hatte: inKontio-
lahti. Dazwischen liegen fünf olympi-
sche Goldmedaillen, 13 WM-Titel, 79
Weltcupsiegeund –ein Rekord –sieben
Gesamt-WeltcuperfolgeinFolge. Nur
Ole Einar Björndalen hat eine nochgrö-
ßereSammlung zu bieten.
WasFourcade demNorweger aller-
dings voraus hat, sind seine entschiede-
nen, meinungsstarkenAuftritt evor der
Kamera. DerFranzose hat seine heraus-
ragendeStellung auchstets dazugenutzt,
um Missstände anzuprangern–und sei
esdieim eigenenVerband.Fourcadewar
jahrelang das Sprachrohr der Anti-Do-
ping-Front im Athletenlager ,ein Anhän-
gerder Null-Toleranz-Politik,die er auch
als Athletensprecher sehr emotionalver-
teidigte. Da bleibtvorallem sein ange-

spanntesVerhältnis zum 2015 des Epo-
Dopings überführtenRussen Alexander
LoginowinErinnerung, das bei der WM
2017 in Hochfilzen zu einem Eklatge-
führthatteund bis zuletzt belastetblieb.
„Er warein starkerVerfechter des saube-
renSports“, sagteWeltverbands-Präsi-
dent Olle Dahlin.
Aberauc hFourcades Scharmützelund
Psychospielchen,vorallem mit denNor-
wegern,werden in Erinnerung bleiben.
Zuerst waresder mehrfacheWeltmeis-
terundOlympiasiegerEmilHegleSvend-
sen, mit dem er sich–wie 2013 bei der
WM inNove Mesto –spannungsgelade-
ne Duelle bis auf den Zielstrichliefer te.
Zuletzt hat er sichanJohannes Thingnes
Bö gerieben, der einzigeNorweger, der
ihm bei der WM 2016 in Oslo einenTitel
wegschnappenkonnte. Aber auc hSimon
Schemppkann vonsomanchem Herz-
schlag finale imKampfmit demFranzo-
sen erzählen, so wie bei Olympia2018 in
Pyeongchang, als der Schwabe die Gold-
medaille um elfZentimeterverpasste.
Fourcade beherrschte die Klaviatur des

Psychokriegs wie kaum ein anderer.
Dazu gehören auchdie Triumphgesten,
wenn er mit der letztenPatrone die letz-
tenZweifel an seinem Sieg beseitigt hat-
teundmanchmalnocheinenmitleidigen
Blickzurückauf diegeschlagenen Geg-
ner warf.Das hat ihm denVorwurfdes
mangelndenRespekts eingetragen, doch
dagegenwehrtsichFourcade: „Dasistet-
wastief in dir drin,wasrauskommt.
Manchmal haben die Leutedas Gefühl,
ichsei ein bisschen arrogant, wenn ich
solche Sachen mache, aber es isteinfach
nur zu vielAdrenalin, dasssichirgend-
wie unkontrolliertBahn bricht.“ Also
Adrenalin stattArroganz.Wahrschein-
lichbeides.
Wiedem auchsei: Dageht ein Mann,
an dem sich dieKonkurrenzjahrelang
die Zähneausgebissen hat–nahezu
ohne Hoffnung. „Früher habe ich das
Trikot am er sten Tagder Saison angezo-
genund am letzten wieder aus, Jahr für
Jahr“, hatFourcade treffend gesagt: „Es
wurde eine Selbstverständlichkeit.“
Kein Wunder,wenn man sich irgend-

wann nahezu unschlagbar fühlt,wenn
selbstanschlechtenTagennochein gu-
tesErgebnis herauskommt.Das zeich-
netAusnahmeathleten wie Fourcade
aus. Genau wie dasstrategische Den-
ken, dietaktischeFinesse, die mentale
Stärke,die Gier nachErfolg, die Beses-
senheit,stetsder Bestezusein.Fourca-
de besitztbei alledem nocheine körper-
liche Robu stheit mit Seltenheitswert:
Eine hohe Belastungsverträglichkeit,
eine rascheErholungsfähigkeit, kaum
Krankheiten,keine Ausfälle ,keine Brü-
che. Das istdas, wasder deutscheKolle-
ge Erik Lesser einmalmit demWort
„Maschine“ bezeichnethat.
Aber selbstdie „MaschineFourcade“
istinder Saison 2018/19 an Grenzenge-
stoßen,weil sie zu viele Baustellen be-
ackern wollte. Nach den drei Goldme-
daillenvonPyeongchangwarerein ge-
fragterMann: AlsBotschafterfürOlym-
pia 2024 inParis, als Promoterseiner
Biografie, als Experte für ein Biathlon-
Computerspiel,als MitgestaltereinesBi-
athlon-Holzgewehrs, alsWerbefigur für
seineSponsoren.ImmeraufAchse,wäh-
rend sic hdie Kollegennachanstrengen-
den Trainingslagernerholten. Die Quit-
tung für diesenRaubbau an den eigenen
KräftenbekamerimWinter.Erstürzte
in die tiefsteKrise seinerKarriere. Kei-
ne Medaille bei der WM 2019 in Öster-
sund, nur Platz zwölf im Gesamt-Welt-
cup –ein Absturz. Dochder hat ihm ei-
nen anderen Blick auf die Dinge eröff-
net, hat ihn Demutgelehrt, hat ihn den
Wert der Teamarbeit schätzengelehrt,
hat ihn nocheinmalreifen lassen. Bei
der WM in Antholz hat er die Gespens-
terder Vergangenheit endgültigvertrie-
ben. „Ichbin so stolz, dassesmir gelun-
genist,meine Zweifel und meine Alb-
träume zu besiegen und wieder zurück
zu sein.“Martin Fourcade mussteerst
wiederglanzvoll zurückkehren, um
dann inRuhe abtreten zu können.

Fünf olympische Goldmedaillen, 13 WM-Titel, 79.Weltcupsiegeund sieben Gesamt-WeltcuperfolgeinFolge: Ole Einar Björndalen hat eine nochgrößereSammlung zu bietenals MartinFourcade. Fotos pixathlon, AFP,Imago

 Biathlon
Weltcup inKontiolahti/Finnland, Männer,
12,5 kmVerfolgung: 1. Fourcade (Frankreich)
31:25,4 Min./3 Schießf.,2.Maillet (Frankreich)
+2,9 Sek./2, 3. Jacquelin(Frankreich) +4,5/4, 4.
JohannesThingnes Bö (Norwegen) +8,3/4, 5.
Peiffer(Claus thal-Zellerfeld) +14,1/2, ... 19. Doll
(Breitnau) +1:17,9 Min./6, ... 28.Kühn (Reit im
Winkl) +2:24,2/7, ... 43. Schempp (Uhingen)
+3:58,9/4, .... 45. Horn (Frankenhain) +4:21,0/6.
Frauen, 10 kmVerfolgung: 1. Julia (Frank-
reich) 30:43,5 Min./2 Schießf., 2. Gasparin
(Schweiz) +17,3 Sek./4, 3. Vittozzi (Italien)
+20,9/4,4.Mäkäräinen (Finnland) +28,2/4, 5.
Hojnisz-Starega (Polen)+39,8/2, ... 9. Preuß
(Haag) +56,7/5, ... 16.Herrmann (Oberwiesen-
thal) +1:30,3 Min./8,... 23. Hinz (Schliersee)
+1:48,9/3, .... 26. Horchler (Clausthal-Zellerfeld)
+2:02,4/3.
 Radsport
UCIWorldTour,Paris-Nizza, (1218,50 km),7.
Etappe Nizza/Frankreich–ValdebloreLaCol-
miane/Frankreich(166,50 km): 1. Quintana
(Kolumbien)–TeamArkea-Samsic 4:27:01Std.,


  1. Benoot(Belgien)–TeamSunweb+46 Sek., 3.
    Pinot(Frankreich)–Groupama-FDJ+56, 4. And-
    resHiguita Garcia (Kolumbien)–EFPro Cycling,

  2. Nibali (Italien)–Trek-Segafredo, 6. Schach-
    mann(Berlin)–Bora-hansgrohe +58, ... 18. De-
    genkolb (Oberursel)–Lotto-Soudal+4:44. –
    Endstand: 1. Schachmann27:14:23Std., 2. Be-
    noot+18 Sek., 3. Garcia+59, 4. Nibali+1:16
    Min.,5.Pinot+1:24, ... 17. Degenkolb+11:36.
     Gewinnzahlen
    Lotto:
    2–11 –19–30 –38–49.
    Superzahl: 2.
    Spiel 77: 0254514.
    Super 6: 32697 6.
    Eurojackpot: 1–17 –29–39 –42.
    Eurozahlen: 7–8.
    Glücksspirale: 2gewinnt 10 Euro, 22gewinnt
    25 Euro, 417gewinnt100 Euro, 7807gewinnt
    1000 Euro, 96 410gewinnt 10 000 Euro, 002 490
    und 887 226gewinnenjeweils 100 000 Euro,
    7 260368 gewinnt 10 000 Euromonatlich20
    Jahrelang (ohne Gewähr).


S


ie spielen auf einem Platz mit den-
selbenAusmaßen, mit einem Ball
mit demselben Durchmesser und
auf der Basisderselben siebzehnRegeln.
Undinkeiner steht einWort darüber,
dassman die LeistungenvonMännern
und FrauenimFußball unterschiedlich
bewertensollte.Dashatjedochvergange-
ne Wochedas vierköpfig eTeam vonAn-
wälten der riesigen KanzleiSeyfarth
ShawimAuftrag des amerikanischen
Fußballverbandes nicht davonabgehal-
ten.MankönneFrauenaufdemhöchsten
Spielniveaugarnicht mit Männernver-
gleichen, schrieb das Quartett aus einem
Mann und dreiFrauen imNamen ihres
Mandantenineinem 30 Seiten langen
Schriftsatz. Esgelte als wissenschaftlich
abgesichert, dassdas Leistungsdefizit
„im Schnittbei zeh nbis zwölf Prozent“
liege. Frauen seien nicht nurkörperlich
schwächerundliefenlangsamer.Siebesä-
ßen auchgeringeretechnischeFähigkei-
tenimUmgang mit dem Ball. DieFolge-
rung? Denvonden Fußballregeln prakti-
ziertenundvomamerikanischenArbeits-
rech tangemahnten Gleichheitsgrund-
satz in der Behandlung der Geschlechter
müsse man schlichtweg ignorieren.
Das Problem:Das Papier,das Frauen
als Sportler zweiter Klasse einstuft,war
nicht irgendeine unausgegoreneFinger-
übung, sondernTeil einer massiven Atta-
ckeine inem Rechtsstreit, derseit Mona-
tenvor einem Bundesdistriktgerichtin
Los Angeles anhängig ist. Ausgelöstvon
einer Sammelklageder Frauen-National-

mannschaft. DiegefeiertenWeltmeiste-
rinnen von2014 und 2019hatten vorher
erfolglosund frustriertmit demVerband
über einenTarifvertrag mit besserer Be-
zahlungverhandeltund zwischendurch
sogareinenStreiker wogen.MitihrerKla-
ge wendensiesic hgegendieDiskriminie-
rung undfordernSchadenersatz in Höhe
von66Millionen Dollar. Das Hauptver-
fahren soll im Mai beginnen.
Es dauerte nicht lange, bis sichdie Ar-
gumentation der Anwälteherumsprach
und jederimInternetden genauenWort-
laut nachlesen konnte. DieFolge: ein
Sturmder Entrüstung. DieZeitung„USA
Today“, erklärte,dassUSSoccer mit die-
sem Vorgehen„alleFrauen beleidigt“
habe .DieBetroffenenwurdennochdeut-
licher .Spielmacherin MeganRapinoe,
dieeloquenteSprecherindesTeams,stuf-
te dieDenkederAdvokatenals„un verfro-
rene Frauenfeindlichkeit und Sexismus“
ein.
Dassdie Attacke zum Eigentorgewor-
den war, erkannteVerbandspräsident
Carlos Cordeiro schon einenTagspäter
und entschuldigtesichineiner Stellung-
nahme: Der Schriftsatzspiegele „nicht
die WerteunseresVerbandes“wider.Tat-
sächlichverlangen die selbstverordneten
Grundsätze desVerbandes ausdrücklich,
die Gleichbehandlung der Geschlechter
zu fördern. Cordeiros letzteAmtshand-
lung:Erentzog derKanzleidas Mandat.
DanntraterzurückundüberließVizeprä-
sidentinCindyParlo wCone den Scher-
benhaufen.DieehemaligeNationalspiele-
rinist die er steFrau an derSpitze vonUS

Soccer und erklärte,sie nehmediese
„beunruhigenden Aussagen“stellvertre-
tend für denVerbandzurück.
Das gescheiterte Manöverdürfteder
letzt eVersuc hgewesen sein, eine schon
vorher verfahrenePosition zuverteidi-
gen. So hatten die Spielerinnenin den
MonatenzuvorbereitsdasschiefeZahlen-
werk des Verbandesauseinandergenom-
men, mit dessen Hilfeernachzu weisen
versuchte, dassdie Frauen garnicht

schlechter bezahlt würden als die Män-
ner.Eine Einschätzung, die sichmit ei-
nemsimplenGegenargumentausdenAn-
geln heben ließ.Die Frauen hattenzwi-
schen 2016 und 2018 sogar einen Hauch
mehr an Einnahmen für denVerband er-
zielt als die Männernationalmannschaft.

Sie bettelnalso nicht um Almosenund
Sympathien,sondernumeinenfairenAn-
teil. Ganz zu schweigen davon, das sdie
amerikanischen Männer bei einer WM
noch nie über dieRunde der letzten acht
hinausgekommen sind und zuletzt nicht
maldie Qualifikation für die Endrunde
in Russland schafften. DieFrauen wur-
deninFrankreichzum viertenMal Welt-
meisterinnen.
Die Lageist aber komplizierter,als sie
aufdenerstenBlickaussieht.Unterande-
rem,weildie weiblichenProfiseinGrund-
gehalt vomVerband erhalten, der damit
denkonkursgefährdetenBetrieb derNa-
tionalWomen’sSoccer League abstützt.
Die Männer hingegen beziehen nur ein-
satzbezogene Prämien. DerVerbandver-
suchte zudem, dieForderungen immer
wieder mit einem Scheinargument abzu-
wiegeln. Dasssie nicht so viel Geld be-
kommenkönnten, liegehauptsächlichan
der Fifa.Der Weltverband schüttet nach
WM-Turnieren den Teilnehmerländern
erfolgsbezogene Boni aus. An die Män-
ner gingenetwaimRahmender Russ-
land-WM insgesamt 400 Millionen Dol-
lar.Den FraueninFrankreic himletzten
Sommer ließ mangerade mal 30 Millio-
nen Dollar zukommen. Selbstals Welt-
meisterinnenbekamen die Amerikane-
rinnennur 4Millionen Dollar.ImVer-
gleichdazu:Das Männerteam,das unter
JürgenKlinsmann 2014 in Brasilien mit
Achund Krachdie Vorrunde überstan-
denhatteundim Achtelfinaleausgeschie-
denwar,wurdedafürmit9MillionenDol-
lar belohnt.

Warumdie Verhältnissevom Weltver-
band so einseitig bewertet werden, war-
um er den Männerndreizehn Mal so viel
Geld auszahlt wie denFrauen,vermag
niemand zu sagen. Rachel Bachman,
Sportreporterindes „Wall Str eetJour-
nal“,fand im vergangenenJahrnur soviel
heraus: DieKonfusion scheintgewollt.
Die einzigeZahl, die bisher bezogen auf
die Einnahmen derFrauen-WMkursiert,
istfalsch.“ Dabei handelt es sichnämlich
um jene131 Millionen Dollar imFinanz-
bericht derFifavon 2017, die die Ausga-
ben beziffern,nicht die Einnahmen. Die-
se werden nir gendwoseparat ausgewor-
fen. Weshalb eine Bewertung derWirt-
schaftskraftder Frauen-WM unmöglich
ist. Obendrein gibt eskeine belastbaren
Kriterien für diekalkulat ori sche Auftei-
lung der Beträge,die Fernsehsenderund
Sponsoren zahlen. Die landen alsPau-
schale für alleWettbewerbe einfach in ei-
nem großen Topf.
Immerhin zeigtesichanhandder Ein-
schaltquoten der jüngsten beidenWelt-
meisterschaften inRussland undFrank-
reich, dassdie Frauen in einem wichtigen
Bereic hbeharrlichaufholen:in der Publi-
kumsgunst. Sie erreichen inzwischen
weltweit einViertelder Zuschauer,die
eineMänner-WMverfolgen .IndenVerei-
nigtenStaatenliegtmanhiersogar gleich-
auf.Und nicht nur das: Imvergangenen
Jahr verkaufte Werbepartner Nikemehr
Trikotsder Frauennationalmannschaft
als des Männerteams.Und es istnicht zu
erwarten, dasssichandiesen Verhältnis-
sen in naherZukunftetwas ändernwird.

MORGEN IN


TECHNIK UNDMOTOR


DieMaschine


Ergebnisse


„Unverfrorene FrauenfeindlichkeitundSexismus“


Gleichbehandlung der Geschlechter:Der amerikanischeFußballverband schießtein Eigentor / VonJürgenKalwa,NewYork


sid. LOSANGELES.Die vierfache
Olympiasiegerin Simone Biles hat den
amerikanischen Turnverband aufgefor-
dert, im Missbrauchsskandal um den ehe-
maligen Chefarzt Larry Nassar eine „un-
abhängigeUntersuchung“ einzuleiten.
USAGymnastics hatteder 23-Jährigen
via Twitter zum Geburtstaggratuliert.
„Wie wäre es, wenn ihr michüberraschen
und das Richtigetun würdet...macht
eineunabhängigeUntersuchung“,reagier-
te BilesaufdieGlückwünsche.Nassarhat-
te über Jahrzehntehinwegmehr als 250
Athletinnen sexuell missbraucht, unter
anderem die 19-maligeWeltmeisterinBi-
les. Nassar sitzt lebenslang im Gefängnis,
seine Strafmaß beträgt bis zu 175 Jahren.
Eine Untersuchung des Senatswarzu
dem Ergebnis gelangt, dass„viele Institu-
tionen“eslangeversäumthätten,denAn-
schuldigungen gegenNassar nachzuge-
hen. Biles istder Meinung, dasssowohl
USAGymnastics als auchdas Nationale
OlympischeKomitee sowie das Interna-
tionale OlympischeKomitee den Opfern
nochmehr Antwortenschuldig seien.Zu-
dem fordertsie vonden Institutionen ei-
nen Rahmen, der sicherstellt, dasssoet-
wasnicht nocheinmalgeschehenkann.
Im Januar hatteder amerikanischeTurn-
verbanddenOpfernfinanzi ellenSchaden-
ersatz angeboten, um langejuristische
Auseinandersetzungenzuvermeiden.Ins-
gesamtsollen 215 Millionen Dollar (199
MillionenEuro)andie OpferNassarsaus-
geschütt et werden. Die betroffene Olym-
piasiegerinAlyRaismannanntedasAnge-
bot„beleidigend“. Siewarf dem Verband
vor, damit die Enthüllungweiterer De-
tails darüber zuverhindern, wieNassar in
der Lagesein konnte, über so einen lan-
genZeitraum unentdecktAthletinnen zu
missbrauchen.

An Martin Fourcad ehat sic hdie Biathlon-Konkur renz jah relang


die Zähneausgebissen. Seine herausragende Stellung hat erstetsauch


dazu genutzt,umMissständeanzuprangern.


Jetz tmacht derFranzose Schluss.


VonClaus Dieterle, Frankfurt


Als Weltmeisteringeliebt ,als kritische
Frau gefürchtet: Megan Rapinoeund ihr
ehemaliger PräsidentCarlosCordeiro
FotoGettyImages

Bilesfordert


„unabhängige


Untersuchung“

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