Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1

Am heutigen Mittwochstellt sichBodo
RamelowinThüringen abermals zur
Wahl, ebenso wie der AfD-Rechtsau-
ßen BjörnHöcke.Die Polarisierung der
Landespolitik erreicht die nächste St u-
fe.Erinnernwir uns:Voreinem Monat
hattedie Landeschefin der Linken, Su-
sanne Henning-Welsow, demvonder
AfD mitgewählten ThomasKemmerich
einen Blumenstraußvordie Füße ge-
worfen. EinAusdruck, ein Aktextre-
mer Polarisierung. Sieverweigerte dem
politischen Gegner,dem mit Mehrheit
gewähltenKandidaten, dengrundsätz-
lichenRespekt.Henning-Welsowhat
für diese Geste viel Anerkennunggefun-
den. Gleichzeitig warnen viele vor
einerPolarisierung.Wasstimmtnun?
Keine Frage, Demokratie brauchtPo-
larisierung.PolarisierungbietetOrien-
tierung im fürviele unübersichtlichen
politischen Angebot. Rücken diePartei-
en zu engzusammen, wird die Unter-
scheidung normaler weise schwierig.
Das Gefühl fürden politischenWettbe-
werb geht verloren. In Deutschland ha-
ben viele Jah re großerKoalition diese
Wahrnehmungbefördert. Politi kwird
oftals Problem-Management wahrge-
nommen undnicht als selbstverständli-
cher Streit umWerteund Interessen, in
demjede Seitemal gewinntund mal ver-
lier t. Zu wenig Polarisierungkann also
ein Problem sein.Aber extremePolari-
sierung istein größeres Problem.
Hier zerstörtpolitischer Meinungs-
streit die demokratischenRegeln. Kom-
promisse sind ausgeschlossen, beide
Seiten errichten gegenseitig so viele
Blockaden wie möglich,Politik,die in
demokratischverfasstenSystemen im-
mer auchden Konsens braucht, funktio-
niertnicht mehr.
Die VereinigtenStaaten bietendafür
täglichen Anschauungsunterricht. Die
Wählergruppieren sichumzweiPole,
die sichfeindlichgegenüberstehen. Es
geht nicht mehr umfairen Meinungs-
streit, denAustauschvon Argumenten
und das GewinnenvonWahlen,son-
derndarum, die andereSeiteohne Rück-
sicht aufVerluste aus dem politischen
Diskurszuverdrängen. Demokratische
Regeln verlieren ihreverbindendeWir-
kung. Siewerden zurhetorischenVer-
satzstückeninder Schlacht um die Ho-
heit in der öffentlichen Meinung.
Fürkleine Parteien,die groß werden
wollen, istdas Schema attraktiv.Sie wol-
len denWählerneinreden, dassesnur
zwei Seiten gibt und dasssie eine davon
vertrete n. Der Name der AfD („Alterna-
tivefür ...“) suggeriertgenau das. Es
gibt die anderenParteien, die die AfD
als ununterscheidbare „Systempartei-
en“ diffamiert,während sie sichselbst
als die einzigeAlternativedarstellt.
Mit jedem Prozentpunkt, den die
AfDgewinnt,verengt sichder Spiel-
raum der übrigenParteien. Dabeikann
die AfD nurgewinnen.Wenn die demo-
kratischenParteien dieRegierungsfä-
higkeit sichernwollen, müssen sie im-
mer buntereKoalitioneneingehen und
bestätigen damit das Bild der Aus-
tauschbarkeit.Wenn sie das nicht tun
und keine Regierung zustande kommt,
behauptetdie AfD, das Land sei offen-
sichtlichinder Krise.Willkommen in
der Polarisierungsfalle.
Wieentgeht man dem Dilemma?
Vier Punkte springen insAuge.Erstens,
in der öffentlichen Diskussion sollten
die spezifischextremistischen Aspekte
der AfD immerdeutlichgekennzeich-
netwerden.Die demokratischenPartei-
en schließen sie nichtvonder Zusam-
menarbeit aus,weil sie mehr fürFamili-
en tun will oder fürstrengereAsylgeset-
ze ist. Sie schließen sie aus,weil sie
Staatsbürgerdanachunterscheidet, ob
sie „biologischdeutsch“ sind oder
nicht.Sie schließt sie aus,weil sie die
bundesrepublikanische Demokratie als
illegitim („neue DDR“) bezeichnetund
den politischen Gegner diffamiert
(„Volksverräter“).
Zweitens,wenn dieextremistischen
Aspekteder AfD klargekennzeichnet
werden, istklar,dasssie sichbewegen
mussund nicht die anderenParteien.
Die AfD behauptet, die CDUverhinde-
re,dasskonservativeKreise mit ihr
einequasi natürlicheZusammenarbeit
eingingen, und suggeriert, dassesan


der CDU liege, sichzubewegen, sich
alsoextrem nachrechts zu öffnen.Die
CDU solltediesen Spieß umdrehen:
Die AfD hat sichinden letzten Jahren
immer mehrvonder Verfassungsord-
nungwegbewegt.Sie müsstesichsehr
deutlichzurückinden Verfassungsrah-
men bewegen, umkoalitionsfähig zu
werden. Danachsieht es nicht aus.
Drittens, die demokratischenPartei-
en sollten sichvor mehrPolarisierung
untereinander nicht scheuen. Es gibt
keinen Grund, der CDU/CSU zuver-
übeln, dasssie prinzipiell nicht mit der
Linken zusammenarbeiten will,weil sie
in zu vielen Themen anderePositionen
vertritt. Die übrigenParteien sollten
keine Angstvor lautemStreit haben
und ihreeigenen Akzentesetzen. Wenn
sie sichuntereinandernicht auseinan-
dersetzen, dominiertder ewigeStreit
mit der AfD.
Sie sollten es der AfD auchnicht er-
lauben, Debatten mitRadikalforderun-
genzudominieren. Die AfD will den öf-
fentlichenRundfunkkomplett abschaf-
fen. Müssen daher alle anderenPartei-
en glühende Anhänger des öffentlichen
Rundfunkswerden?Nein, eineReform-
debatteist legitim. Hierkann es viele
Positionengeben.Wird darüber sinn-
voll gestritten, wirkt diekomplett eAb-
schaffungwahrscheinlicheher wie eine
skur rile Idee. ImÜbrigensind die AfD-
Positionen bei vielen Themen nicht auf-
regend undwenig attraktiv,zuman-
chen Themen hat sie überhauptkeine
Haltung.
Kurzum, wenn es um die demokrati-
schen Spielregelngeht, sollten die de-
mokratischenParteien so viel Einigkeit
wie möglichzeigen. Bei Sachthemen da-
gegensollten sie sichvoneinanderab-
grenzen undstreiten. Im Moment istes
oftumgekehrt. DengrößtenStreit fa-
chen immer wiederFragen desUm-
gangs mit der AfD an, obwohl diePar-
teiesden anderen sehr leicht macht.
Sie lehnt das System ab undstellt Leute
wie BjörnHöcke und AndreasKalbitz
in die ersteReihe. Sie will offensicht-
lichnicht mitmachen. Es gibtkeinen
Grund, sie einzubeziehen.
Viertens, auchinder gesellschaftli-
chen Debattesollten demokratische
Spielregeln und thematischerStreit kla-
rergetrennt werden.Man darfdem Geg-
ner die Blumenvordie Füßewerfen,
wenn ergegengrundlegende Spielre-
geln verstößt, wie dasetwain Erfurt
der Fall war. Aber die demokratischen
Parteien sollten nicht jede legitimeMei-
nung oder alltäglicheVerhaltensweise
als Tabubruchbehandeln. Sonstriskie-
renwir denWegindie extremePolari-
sierung, derenFolgen wirgerade in den
VereinigtenStaaten sehen.
Dorthat sichder größteTeil der Be-
völkerung in zweifeindliche Lagerge-
teilt, die sichDemokraten undRepubli-
kaner nennen.Werinder Innenstadt
wohnt, biologische Lebensmittelkauft
und Fahrradfährt,ist mitgrößter Wahr-
scheinlichkeit ein Demokrat.Wer im
Vorort lebt, in die Kirchegeht und
Fleischisst, wählt fast sicher dieRepu-
blikaner.Schlimmer noch:Wersichfür
einenRepublikaner hält, mag sichal-
lein deshalb dafür entscheiden, eingro-
ßes Auto zu kaufen. Die politische Iden-
tität beeinflusst alles andere. Soweit
sind wir in Deutschland nochnicht,
und soweit sollten wir es nichtkom-
men lassen.Wirsollten uns freuen, ein
Mehrparteiensystem zu haben, das uns
eine politischeAuswahl anbietet.
Wirsollten unsvonkeinerSeitein
ein Meinungskorsett zwingen lassen,
be idem man am Ende nur „progressiv-
links“oder für die AfD seinkann. Wer
Yoga macht,Fahrradfährtund die Kli-
makrisefür diegrößteBedrohung hält,
kann auchindie Kirchegehen,Famili-
en besondersschützenwollen und
Atomstrom für eine guteIdee halten.
Wirhabendie Freiheit, unsereeigenen
Meinungen zu bilden.WirhabenPar-
teien im demokratischenSpektrum,
die verschiedene Angebote machen.
Diese Vielfalt solltenwir feiern, an-
statt sie durch Lagerbildungzuverrin-
gern. MICHAEL MEYER-RESENDE

DerAutor ist Geschäftsführerder Nichtregie-
rungsorganisation DemocracyReporting In-
ternational.

Nicht jeder besitztFarben,kann Notenle-
sen odergeht einmaldie Wocheins Kino.
Jeder aber hat einenKörper.Also! Körper-
licheVirtuosität bekommt da schnellet-
wasgeradezuUnheimliches. Nicht imFuß-
ball, denn der istnah am Spiel. DerTanz
aber isteine codifizierte Sprache.Tanz –
da is tdochzuviel Disziplinierung,Kontrol-
le und Beherrschung im Spiel,vorallem
im Ballett, das mit Qualen, dem neunzehn-
tenJahrhundertund „Schwanensee“, asso-
ziier twird. Ausden Vorurteilen und Kli-
schees einerKunsteinerseitsundder Faszi-
nation andererseitsfür das Instrument, in
dem jedervonuns steckt,–den Körper,

entsteht derStoff für dieKunstFlorentina
Holzingers. In ihrenPerformancesspritzt
das Theaterblut literweise, gellen Schreie,
werden Münder zugeklebt und knallen
Körper gegenWand und Boden. Die klassi-
scheTänzerinals angebliche Projektions-
fläche männlicherPerspektivenersetzt sie
durch den Frauenkörper,der sichselbstge-
wählt malträtiertwie ein männlicherTa-
rantino-Darstelleroder Stuntman und
Brüste,Gesäß und Geschlecht freiwillig
den Blicken des Publikums aussetzt.
Scham sei nicht hilfreich,wenn man Spaß
habenwolle, so Holzinger.
2019 inszenierte sie „Tanz“, eine selbst-
verständlichtanzkritischeVorstellung un-
zimperlicherUmgangsweisen mit nackten
Körpern. Damit istsie zum diesjährigen
Theatertreffeneingeladen,wohin tanzun-
kritischePerformances es nie schaffen
würden.AusjedemnarrativenZusammen-
hangreißt HolzingersneuesStück„Etude
foranEmergency.Compositionforten bo-
dies andacar“ an den Münchner Kammer-
spielendie Liebe zur Gewaltausübung.
Beider Premiere am Sonntagturnten
Opernsängerinnen, Schauspielerinnen
undStuntfrauen überzweidemolierte
Kleinwagen,knallten ihreKörpergegen
gepolsterteWände,stellten ihreprimä-
renund sekundären Geschlechtsmerkma-
le selbstbestimmt, aberdennochzur
Schau, manchemit an geklebten Schnurr-
bärten.Neunzig Minuten Prügeln und
Hinfliegen für denguten dekonstrukti-
venfrauenbefreienden Zweck–oderwo-
für? WIEBKEHÜSTER

P


arolen wie „Ich binCharlie“ nach
demAttentat auf dieZeitschrift
„Charlie Hebdo“ sind zuStandard-
technikenfür die Solidarisierung
der Massemit d em Schicksal Einzelnerge-
worden.Ein solcherSpruc hsteht in der
LondonerCovent-Garden-Operzwar
nichtan derWand. Doch bevorAntonio
Pappano denTaktstockzur Attacke der Ou-
vertürehebt, legtTobias Kratzer in seiner
mit Spannung erwartete nInszenierung
vonLudwig vanBeeth ovens„Fidelio“
nahe,dass jedervon uns Florestansein
könnte.Während dieZuschauer nochinih-
renSitze nschnattern, sehen siesichhinter
der revolutionären Losung, „Liberté,Egali-
té,Frat ernité“, wieimSpiegel auf dieBüh-
ne projiziert.Kratzerpflanzt die Identifika-
tionsideeindie Köpfe, lässtdas Publikum
jedoc hbis zum zweiten Akträtseln,wie er
sie verwirklichen wird.
Mit ihren malerischen Hell-Dunkel-Kon-
trastenund denKostümendes ausgehen-
den achtzehnten Jahrhunderts wirktRai-
nerSellmaiers Ausstattung im ersten Akt
fast wiedie Persiflag eeinertraditionellen
Inszenierung,gäbe es inder Regie nicht ei-
nigeUngereimtheiten, di eeinen zeitgenös-
sischen Blick verraten .Nur der Lichtstrei-
fen, der dasTableaudes Gefängnishofes
umrahmt, gibt eine Ahnung vondem
schockartigen Effekt, mit dem Kratzer den
Bruch kennzeichnetzwischen demBieder-
meier deserstenAktes undder im oratori-
schenFinalebeschworenen pathetisch-er-
habenenVorstellungeinerWelt,woder
Bruder seinen Brudersucht.
Diemächtige Trikoloreüberdem Ge-
fängnistorsiedelt die Handlung inFrank-
reichan, statt, wie es dieZensur zu Beetho-

vens Zeiten verlangte,inSpanien. Für Leo-
nor everkörpertdie Fahnedie humanitä-
renIdeale derRevolution, die sie durchPi-
zarros Vorgehengegenihren Mannverra-
tensieht .Kratzers Bild des Gefängnisgou-
verneurs hing egenähneltBüchnersRobes-
pier re,der seineTugendrepublikmit der
Guillotinedurchsetzen will,damit „das
Schiffder Revolution nicht auf denseich-
tenBerechnungenund den Schlammbän-
ken“ strande, wieesinden durch Auszüge
aus„Dantons Tod“ undGrillpa rzersGrab-
rede auf BeethovenaufgepepptenDialo-
genbei Kratzer heißt.
Damitwirdsugge riert, dassdie Feind-
scha ft zwischenPizarround dem eingeker-
kerten Florestan wie beiRobespierre und
Danton in unterschiedlichenpolitisc hen
Auffassungen wurzele. „Tugendmuß
durchden Schreckenherrschen“, zitie rt Si-
monNealsnicht immertreffsicherer Pizar-
ro wiederum Büchner.Die Zeugnissedes
Schreckensregimenteswerde nimstum-
menVorspiel währen dder Ouvertürevor-
geführ t. Im Gefängnishof stürze nsich

Frauenauf einenKorbmit den enthaupte-
tenKöpfenihrer Männer.Vor diesemHin-
tergrund bemühtsichGeorg Zeppenfeld
als Rocco mit warmen,melodischen Bass-
tönen,den häuslichenFrieden zuwahren
und Pflichtund Gewissenmiteinanderzu
vereinbaren. Dass der Kerkermeister sei-
ner Tochter, der soubrettenhaftenAmanda
Forsythe alsMarzelline,erlauben würde,
sic hmit Fideli oinihr S chlafzimmer zuver-
ziehen,wo siesichinHörweitedes Vaters
kess an die Hoseihres Herzensmannes
macht,ist ebensounplausibelwie der Mo-
ment, indem sieLeonoredabei ertappt,
wie sie sich im Furor der Arie„Abscheuli-
cher,woeilst du hin“die Brustbändervom
Leibreißt.
Dieumjubelte norwegische Sopranistin
LiseDavidsenverkörpe rt dieHosenrolle
überzeugend männlich.Sie verfügt über
ein imponierend klangmächtiges Organ,
dochmodelliertsie dieStimmeeher durch
Lautstärkenkontraste als durch nuancier-
tenAusdruck. Ganz andersals JonasKauf-
mann. Beiihm quillt das urschreihafte
„Gott!“aus denTiefe nder Verzweiflung
und blüht vonverhauchtem Pianissimo
langsam zu schmerzerfülltemForteauf.Er
hatte um Verständni sbittenlassen,dasser
indisponiertsei. S omag ihmetwasvonsei-
nemtenoralenGlanzgefehlt haben,doch
dürfteeszurzeitkeinen Florestan geben,
der dieRollemit dieser Eindringlichkeit
ausfüllt.Dabei istihm mitder Inszenie-
rung nicht geholfen.
Nach derPausemacht Kratzer dendra-
matischen Übergang vomPersönlichen
zumPolitischen,von Singulären zumUni-
versalen,vomachtzehntenins 21. Jahrhun-
dert, indemerdie Kerkerszene beigrells-

terBeleuchtung in einenweißen Museums-
raum verlegt. Schickeriahafte Bürgersit-
zen im Halbkreisvor einem Schieferhau-
fenmit halluzinierenden Gefangenen, als
sei seine QualeineArt vonPerformance-
Kunstwerk. IhreGesi chter werden riesen-
groß aufeine Leinwand projiziert.Aus ih-
nensprichtFaszination,Schauerund Lan-
geweile.EineFraukramt in ihrerHandta-
sche einen Schokoriegelhervorund kaut
daran, bissie merkt, dassessichnicht
ziemt.Wennder Angeketteteinseinen
Lumpen denZuschauernzunahetritt,
schauensie weg, so wiedie meistenvon
uns den Blick vonden Schreckender Welt
abwenden. Erst bei demvonMarzellinege-
gebenenTrompetensignalwerde ndie Zu-
schauer durch dieselbstlosrettendeKraft
Leonores insGeschehenhineingezogen
undverwandelnsichvon Unbeteiligtenzu
Mitkämpferngegen dasUnrecht.
DieIchbezogenheitdesgrandiosenAus-
drucksdiver gierender Gefühle indem hin-
reißenden Quartett,„Mirist so wunder-
bar“ ,macht inder vonPappanomitrei-
ßend emphatischgeleit eten chorischen
Apotheose einemkollektivenBekenntnis
zuhehrenmenschlichen Grundsätzen
Platz.WennLeonoreundFlorestan,mit
derfranzösischen Fahnedrapiert,vereint
sind,wenn die zu einer ArtMariannestili-
sier te MarzellineGrillparzersWorte vom
Übermaßder Empfindung spricht, da sder
Empfindungausweiche, und das Schürzen-
kleidgegenein schwarzesJackett auswech-
selt ,schließ tsichnur der irischeTenorRo-
binTritschlerals Jaquinovonder Versinn-
bildlichungdes Gleichheitsideals aus, so
wie erauchbeim QuartettimerstenAkt
abseitsstand. DerVerschmähte istzum
Schmähergeworden.

WerYogamacht,


darfauchbeten


Die politische Debattewirdvon Extrempositionen


bestimmt.Wie kann man sievermeiden?


Körper undKarre FotoNicole MariannaWytyczak

Ein Schokoriegel auf die Freiheit


DerPariserLouvre hat gesternden
zweiten TaginFolgeseineTorenicht
geöffnet, weil die Mitarbeiter aus Sor-
ge um die Covid-19-Epidemie ihreAr-
beit niedergelegt haben. Die Museums-
führungstehe mit denBeschäftigten
in Gesprächen, alle Anweisungen, die
übermittelt würden, setze man um,teil-
te der Louvre-Generalverwalter Ma-
xenceLanglois-Berthelotmit.Bislang
gabesvon denMinis terien allerdings
nochkeineAnordnung zurSchließung
PariserMuseen undKultureinrichtun-
gen. Zuvorwar imgrößten Museum
derWelt eine„Wochedes Wahnsinns“
mitdreiGratis-Freinächten zum fünf-


hundertsten Todestagvon Leonardo
da VincizuEndegegangen.
Im Vorfeld hatteeswegen der
FlüchtlingspolitikStreit ereienzwi-
schen deritalienischenRegierung und
Macrongegeben:DieLega-Kulturmi-
nisterinLuci aBorgonzoniwollte dem
LouvrealleLeihgabenaus Italienver-
weigern, ihrNachfolger DarioFrance-
schinischlossmit demfranzösischen
KollegenFranckRiesterein Abkom-
menüber einengege nseitigenKultur-
austausch.Kurz vorEröffnungder Aus-
stellungimOktober 2019 hatte ein Ge-
richtinVenedig auchdie Ausleiheder
Zeichnung „Vitruvianischer Mensch“
erlaubt, die dadurch zumindestein
paarWoch en lang inPariszusehen
war. ZumEndeder Schauvermeldete
derLouvreeinen „absolutenRekord“:
1071 840 Besucher. J.A.

Scham istnicht hilfreich?


Nacktund blutig: Florentina Holzingers„Etudeforan


Emergency“ an den MünchnerKammerspielen


175 YEARS


T0221-925729-93—[email protected]
FRIEDRICH NERLY. 1849.ERGEBNIS:€496.000,- (REKORDPREIS)

JUBILÄUMSAUKTIONEN


EINLIEFERUNGEN


WILLKOMMEN


Tobias Kratzer entsorgt


Beethovens „Fidelio“


samt JonasKaufmann


insMuseum.


Von


Gina Thomas, London


Installationfür eine Schickeria
des heutigen Galeriebetriebs:
Leonore(Lise Davidsen, l.) gibt
dem Häftling Florestan
(JonasKaufmann) zu trinken.
Foto Bill Cooper

Pariser Louvre


bleibtgeschlossen


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton MITTWOCH, 4.MÄRZ 2020·NR.54·SEITE 11

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