Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1
Seite17SSeite19 eite

In Deutschlandfehlen immer


häufiger Schulleiter–vor allem an


den Grundschulen.


Nest lé is tinErklärungsnot:


Arbeiten Kinder auf zertifizierten


Plantagen in Guatemala?


Nach der Absagedes Genfer


Autosalonsversuchen es die


Hersteller mit digitalenFormaten.


DIREKTORDRINGEND GESUCHT KAFFEEAUSKINDERHAND? NURDIEMITARBEITERKLATSCHEN

D


er klassische Media-Markt
oder Saturnist zu groß. Das
finden zumindestdie Chefs
der Elektronikhandelsketten. Wasder-
zeit in den guttausend Geschäftenauf
einer Durchschnittsflächevon
Quadratmetern verkauftwird, soll zu-
künftig aufetwasmehr als der Hälfte
Platzfinden. BernhardDüttmann, der
VorstandsvorsitzendevonCeconomy,
zu dem die Elektronikmärktegehö-
ren, will dasKonzeptder Märkteum-
bauen–und viel mehr Service anbie-
ten. Mitarbeiter sollen Smartphones
einrichten, Schutzfolien auf Displays
klebenund dann,wenn dieKunden
ohnehin im Geschäftsind, ihnen
glei ch nochweiter eProdukteverkau-
fen, auf die sie sonstvermutlichnicht
gestoßenwären .Ganz inFragestellen
will der Ceconomy-Chef die Geschäf-
te natürlichnicht .„Stellen Sie sich
malvor, es gibt unsereLäden nicht
mehr.Dann sind die Innenstädte
leer“, sagt Düttmann. Dochmüssten
nun eben mehrKunden in die Ge-
schäfte kommen, die sichvor allem
wegendes Services für denstationä-
renLaden undgegenden Online-
Shop entscheiden.
Der Umbruch, in dem sichCecono-
my seit der Ausgliederung aus dem
GroßhandelskonzernMetrobefindet,
steht stellvertretend für die Sorgenvie-
ler stationärer Händler.Media-Markt
und Saturntrifftdie Konkurrenz
durch den Online-Handel freilichbe-
sonders hart, gerade Elektronikarti-
kel, Fernseher oderWaschmaschinen
lassen sichdie Deutschen seit Jahren
gerneliefern. Zwar drängen auchOn-
line-VersendervonLebensmitteln in
den Markt, dochist ihr Anteil am Ge-
samthandel verschwindend gering.
Das liegt einerseits an der starkenPosi-
tion der Supermärkteinden Innen-
städten und andererseits daran, dass
frischeWare bislangnochnicht wirk-
lichzuvernünftigen Preisen für Händ-
ler und Kundenverschickt werden
kann. Gleichwohl istesklug, dassEin-
zelhändler wieRewe oder Edekaauch
diese Bewegung beobachten und da-
mit experimentieren, um nicht irgend-
wann genauso verdutzt dazustehen
wie die Elektronikhändlervor einigen
Jahren. In Großbritannienetwa istder
Anteil des Online-VersandesvonLe-
bensmitteln seit Jahren deutlichhö-
her als hierzulande–esist nichtkühn
zu vermuten, dasserauchinDeutsch-
land zunehmen wird.
Das Stichwortfür alle Händler der-
zeit istdie sogenannteOmnichannel-
Strategie. Ohne englischeFachspra-
chekommt man nicht mehr aus, aber
am Endegeht es einfachdarum, dass
Händler dieKunden da erreichen,wo
sie das Angebotnachfragen–obes
nunvordem Computer,amSmart-
phone oder in derFußgängerzone ist.
Werdas vernünftigverknüpft,kann

den Schwung vomOnline-Handel
auchinFilialen bringen und damit die
Tendenz aussterbender Innenstädte
zumindestfür das eigene Geschäftab-
wenden. Der Parfümeriekette Dou-
glas gelingtdas derzeit gut,wassichin
den Wachstumszahlen zeigt. Zwar
überprüftDouglas-ChefinTina Mül-
ler auchdas Filialnetz permanent,
holt aber über denstarkenFokus auf
personalisierte Werbung im Internet
neueKundinnen auchindie Geschäf-
te.Düfte und Make-up sind Produkte,
die Kundinnengerneausprobieren,ge-
rade einkomplett neuesParfüm wür-
de manwohl tendenziellweniger häu-
figimNetzbestellen, selbstwenn die

Lieblings-Influencerin das Produktbe-
wirbt.Das Wissen aus der Online-
Welt auch „offline“ anzuwendenwar
für Douglas im Weihnachtsgeschäft
besonders erfolgreich: So hat dieKet-
te erstmals personalisierte Prospekte
verschickt, also zugeschneiderte Wer-
bezettel. Die sogenannteKonversions-
rate,die einen darausresultierenden
Kauf misst,sei bei dengedruckten Pro-
spekten sehr viel höher alsetwabei
reinenWerbe-E-Mails.
Der Dreh zu mehr persönlicher Be-
ratung, den nun auch Media-Markt
und Saturnverinnerlicht habenwol-
len,kommt spät, aber er istrichtig.
Man sieht, dassdie Kundendas schät-
zen,gerade in Deutschland. Der On-
line-Anteil am Gesamthandelwächst
zwar überdurchschnittlichstark,ist
mit knapp über 10 Prozent aber im-
mer nochüberschaubar.Nur darauf zu
setzen, dassdie Kunden schonkom-
menwerden, führtzuleeren Geschäf-
ten, da vonkönnen einigeKaufhof-Mit-
arbeiter ein trauriges Lied singen. Im
Preiskampf mitreinen Online-Händ-
lernhaben diestationärenVerkäufer
ohnehin dasNachsehen,weil sie auf-
grund derPersonalkostennicht jede
Rabattschlacht mitmachenkönnen.
Wersichdavon aber nicht anste-
cken lässt,sondernindie persönliche
Beratung investiert–waszwangsläu-
figPersonalkostenbedeutet –und
gleichzeitig auf seine Zielgruppe nicht
nur wartet,sondernsie auf allenKanä-
len anspricht und damit anlockt,kann
einenUmschwung schaffen. FürMe-
dia-Markt und Saturnwirddas nicht
einfach, aber zu spät istessicherlich
nicht.Auchwenn der Gegner Ama-
zon heißt.Denn der hat selbstge-
merkt, wie wichtigstationäreGeschäf-
te sind–und experimentiertmit eige-
nen Konzepten.

E


in Klimagesetz innerhalbvon
100 Tagenhat EU-Kommissi-
onspräsidentinUrsula vonder
Leyenzuihrem Amtsantrittverspro-
chen. An diesem Mittwochwill sie lie-
fern.Ändernwirdsichdadurch kaum
etwas. DiegesetzlicheVerpflichtung
zur Klimaneutralität 2050 haben die
Staats- undRegierungschefsauf ih-
remDezembergipfel schonvorwegge-
nommen. Die heikleFrage,wasdas
für das näherliegende 2030-Klimaziel
bedeutet,will dieKommission erst im
September beantworten. Zunächst
will sie prüfen,wasfür Folgen eine
Anhebungvon40auf 50 oder 55 Pro-
zent hätte. Das frustriertdie Klima-
ehrgeizlinge, istaber vernünftig.Rei-
ne Symbolpolitik istdas Klimagesetz
dennochnicht .Die Kommission will
mit ihm die Entscheidungsgewalt
über neue Klimaziele für dieZeit zwi-
schen 2030 und 2050 an sich ziehen.
Die EU-Staaten sollen diese dann nur
nochmit großer,qualifizierterMehr-
heitverhindernkönnen. Dasrichtet
sichgegen Klimaschutz-Blockierer
wie Polen, geht aber zuweit.Gerade
weil der Klimaschutz (auchdessen
Kosten) so wichtig ist, müssen Mit-
gliedstaaten und Europaparlament
das letzteWortbehalten.

hmk.BRÜSSEL.Die Frustrationist groß
im Lager der Grünen und Klimaschützer.
An diesemMittwochstellt derVizepräsi-
dent der EuropäischenKommission Frans
Timmermans das schon im Sommer ange-
kündigteKlimagesetzvor, mit dem sich
die EU zur Klimaneutralität bis2050ver-
pflichtensoll. DieKommissionhat sogar
die schwedische Aktivistin GretaThun-
bergals Gastzuihrerwöchentlichen Sit-
zung in Brüssel eingeladen.Nunaber do-
minieren dieVerbreitungdes Coronavirus
und die Situation an der türkisch-grie-
chischen Grenzedie öffentliche Debatte.
Der Fraktionsvorsitzendeder Christdemo-
kraten im EU-Parlament, ManfredWeber
(CSU),appellierte garanKommissions-
präsidentinUrsula vonder Leyen, die
Kommissionsagenda zu ändern. Die Sor-
genvon Millionen Europäernumden
Schutz derAußengrenze seien wichtiger
als BildervonTimmermans mit Thunberg.
Größer nochaber istdie Enttäuschung
darüber,was in dem Klimagesetz selbst

steht –oder aus Sicht der Klimaschützer
eben nichtsteht.Denn die Europäische
Kommissionverzichtet in dem zwölf Sei-
tenlangenPapier auf eineVerschärfung
der kurzfristigen Klimaziele für 2030. Ein
Entwurffür das Gesetz liegt derFrankfur-
terAllgemeinenZeitungvor.
Sie sagt nur zu, bis September nachei-
ner umfassenden Prüfungder Folgen ei-
nen Vorschlag zur Anhebung des
2030-Zielsvonden bisher 40 Prozent auf,
wie schon angekündigt, 50 oder 55 Pro-
zentvorzulegen. „Zuspät“ sei das, kriti-
siertder Europaabgeordnete Michael
Bloss(Grüne):„Wenn wirStaaten wie Chi-
na unter Drucksetzen wollen, um bis zum
Klimagipfel Endedes Jahres in Glasgow
ehrgeizigeZiele vorzulegen, müssen wir
frühzeitig mit neuen ehrgeizigen Zielen
vorangehen.“ Diese sollten dann aus Sicht
der Klimaschutzverbände eher in Rich-
tungvon65Prozentgehen.
Kritik an demZeitplander Kommissi-
on für dieVerschärfungdes 2030-Klima-

zielskommt allerdings auchvon Seiten
der Mitgliedstaaten. In einemgemeinsa-
men Brief an Timmermansfordernzwölf
Staaten–darunter Österreich,Frankreich
und Italien,nich taberDeutschland–den
Vizepräsidenten auf, „so schnell wie mög-
lich ,spätestens aberbis Juni 2020“konkre-
te Vorschlägevorzulegen, um die Debatte
überdie Verschärfungder Ziele bis Glas-
gowabschließen zukönnen. Ansonsten
sei das Ziel in Gefahr,dortmit allen Staa-
tengemeinsam unter die Zwei-Grad-
Schwelle zukommen.Aufdie Bremse tre-
tenhingegen die Christdemokraten im Eu-
ropaparlament.Der CDU-Europaabgeord-
nete PeterLiese warntvor zu viel Ehrgeiz.
Bei einer Anhebung auf 55 Prozentwären
sehr schmerzhafteUmstellungennötig.
Angesichts der Debatteüber die
2030-Zielegeht unter,dassder Kommissi-
onsvorschlag durchaus mehr beinhaltet
als die im Dezembervonden EU-Staats-
und Regierungschefsohnehinweitgehend
faktischschon beschlossene Klimaneutra-

lität bis 2050. DieKommission will sich
mit dem Gesetz neue Befugnisse für die
FestlegungvonKlima-Zwischenzielenfür
die Zeit nach2030 verschaffen. Sie will
die Einsparziele auftechnischemWegean-
passen, sprichverschärfen, können. Aus-
gangspunkt soll die imPariser Klimaab-
kommenvorgeseheneregelmäßigeÜber-
prüfungder globalen Ziele sein. Gesche-
hen soll das per sogenanntem delegierten
Rechtsakt. Entscheidenddabei ist, dass
die Mitgliedstaaten einen entsprechenden
Kommissionsvorschlag nur mit einerqua-
lifizierten Mehrheit ablehnen können.
Die Hürde dafür istalso ziemlichhoch.
Ausgenau diesem Grund istesschwer
vorstellbar,dasssichdie Mitgliedstaaten,
diedem Klimagesetz ebenso wie das Euro-
paparlament zustimmenmüssen, darauf
einlassen. Das dürftenicht nur fürPolen
gelten, das im Dezember den einstimmi-
genBeschlusszur Klimaneutralität 2050
blockierte.Blossspricht deshalbvoneiner
„Totgeburt“.

Auf allen Kanälen


VonJonas Jansen

D


ie amerikanische Notenbank
FederalReserve hat sicham
Dienstag in einem dramati-
schen Schritt dazu entschlos-
sen, die Leitzinsen um einen halben Pro-
zentpunktzusenken. Die neue Bandbrei-
te bewegt sichzwischen1und 1,25 Pro-
zent .Das Coronavirusstelle einwachsen-
de Risiko für dieWirtschaftdar,heißt es
in derStellungnahme derFed. Sie hob her-
vor, dassdie Fundamentaldaten für die
amerikanischeWirtschaftnachwie vor
starkseien.Die Entscheidung für die Sen-
kung fiel einmütig. Präsident Donald

Trumphattetags zuvor zum wiederholten
MaleseineUnzufriedenheit mit denNo-
tenbankernausgedrückt.Unmittelbar
nachder Fed-Entscheidungforderte er
nochweitreichendereLeitzinssenkungen.
Zumindestanden Finanzmärktenent-
spanntesichdie LageamDienstagetwas:
Der Daxstieg bis zumNachmittagum2,
Prozent auf 12116 Punkte.
Der Schritt derFedist ungewöhnlich,
weil er außerhalb desgewöhnlichen Sit-
zungsturnus derFederfolgt. Zudem fällt
die Senkung außergewöhnlichstarkaus:
Die Fedhattesichzuletzt darauf be-
schränkt, die Leitzinsen um 0,25 Prozent-
punktezuerhöhen oderzusenken.
Die Gruppe der siebengroßen Indus-
trieländer (G 7) hattesichamDienstag zu-
vorentschlossengezeigt, eineWirtschafts-
krise alsFolgeder Corona-Epidemie zu be-
kämpfen. Manwerdedie weiteren Auswir-
kungen sorgfältig beobachten, teilten
AmerikasFinanzminister StevenMnuchin
und derFed-Notenbankchef JeromePo-
well nacheiner Telefonkonferenz mit.
Auch im Namen ihrer Amtskollegenbe-
kräftigten sie diegemeinsameAbsicht,
„alle angemessenen Maßnahmen“ zu nut-
zen,umein Abrutschen derWirtschaftzu
verhindern.Die Finanzministerseien be-

reit, Maßnahmen zu ergreifen,wenn dies
notwendig sei, um auf dasViruszureagie-
renund dieWirtschaftindieser Situation
zu unterstützen. Internationale Institutio-
nen handeln bereits: DieWeltbank wird
voraussichtlichkurzfristig 10 Milliarden
Dollar mobilisieren, um Entwicklungslän-
dernzuhelfen, sichfür dieFolgen desVi-
ruszuwappnen. Das Geld sollvorallem
helfen, Pfleger zu trainieren.
Auch die Europäische Zentralbank
(EZB) erwägt, mit günstigen Langfristkre-
diten („TLTRO“) an Banken, die ihreKre-
ditvergabe an kleine und mittlereUnter-
nehmen ausweiten,gegendie Folgen des
Coronavirusvorzugehen. Am spätenMon-
tagabend hatteEZB-Präsidentin Christine
Lagarde mitteilen lassen, dieNotenbank
stehe bereit,wenn erforderlich, mit „ange-
messenen, gezielten geldpolitischen
Schritten“ auf dieVirus-Krise zu antwor-
ten. Zuvor hatten auchdie Bankvon Eng-
land und dievonJapan ihreEntschlossen-
heit bekundet,die australischeNotenbank
warmit einer Zinssenkungvorgeprescht.
Das erinnertan konzertierte Aktionen der
Notenbanken in derFinanzkrise.
Zuvorwar am Montagabend das EZB-
Direktorium zu einer außerordentlichen
Sitzungzusammengekommen. Es istnicht

ausgeschlossen,dassdie EZB in einerglo-
balenRunde der Zinssenkungen mitma-
chen könnte. Allerdings istdas im EZB-
Ratoffenkundig umstritten. Bundesbank-
präsident JensWeidmann hat amFreitag
gesagt, er sehekeinen„akutengeldpoliti-
schen Handlungsbedarf“, der österrei-
chischeNotenbankchefRobertHolzmann
sagteamDienstag, er lehne eine Zinssen-
kung ab. Die nächsteZinssitzungdes
EZB-Ratesist für nächste WocheDonners-
tag geplant.Die Formulierung in Lagar-
des StatementvomMontagabend, man er-
wäge „gezielte“ Schritte, wurdevon Beob-
achternsogedeutet,dasssolche Langfrist-
kreditegezielter eingesetztwerden könn-
tenals Zinssenkungen,wenn Unterneh-
men durch das Virusschwieriger anFinan-
zierungenkämen.
Ifo-PräsidentClemenssieht Effekteso-
wohl auf der Angebots- als auchauf der
Nachfrageseite. Es sei nun an derRegie-
rung, dafürzu sorgen, dasseigentlichge-
sundeUnternehmen nicht in dieZahlungs-
unfähigkeitrutschen.NebenKurzarbeiter-
geld sollten ausreichendNotkreditezur
Verfügungstehen.Fuestrechnet mit ei-
nem „harten“ Rückgang derWirtschaftstä-
tigkeit. (WeitereBerichteSeiten 16,20,
22, 23) F.A.Z.

D


ie FederalReserve zeigt, wie
erns tsie das Coronavirus
nimmt.Außer der Reihe
senkt sie den Leitzins um einen hal-
ben Prozentpunkt.Die Fedbeschei-
nigt der Epidemie ein hohes Gefah-
renpotential. Das istüberzeugend.
Tatsächlichstell tdas Viruszentrale
Elementeder WeltwirtschaftinFra-
ge:die internationale Arbeitsteilung
und die globalenWertschöpfungsket-
ten. Grenzschließungen,Absagevon
Flügen und Messen,temporär eStillle-
gungenvonFabrikenkönnen ange-
messene Maßnahmen sein, um die
Ausbreitung der Krankheit zustop-
pen. Sie haben aber einen Preis,etwa
die sichnun häufendenWachstumsre-
visionen. Die Fragebleibt, welche
Wirksamkeit Geldpolitikgegensol-
cheSchockshat.Von Behördenge-
schlosseneFabriken nehmen die Pro-
duktion nicht wieder auf,weil sich
plötzlichdie Kreditbedingungenver-
besserthaben. Allerdings hat dasVi-
rusganz offensichtlichauchAuswir-
kungen auf dieNachfrage. Gastwirte
beklagenweniger Besucher,der Tou-
rismus leidetineinigenRegionen in
Amerikadeutlich. Die Hoffnung,
dasslockere Geldpolitik hieretwas
bewirkt, istnicht groß, aber vielleicht
auchnicht ganz vergebens.

Mehr Macht für Brüssel beim Klimaschutz


EU-Klimagesetz: EuropäischeKommission will die Mitspracherechte der EU-Staaten einschränken


Einfachergesagt als
getan: dieKundenda zu
erreichen,wo siedas
Angebotnachfragen.

Corona zwingt Fedzur Zinssenkung


ikop.FRANKFURT.Über vieleWochen
habensichdie Diskussionen und Gerüch-
te um denkünftigen Austragungsortder
Internationalen Automobilausstellung
(IAA) gehalten. Seit diesem Dienstag-
abendste ht fest:München wirddie IAA
vomkommenden Jahr 2021 an austragen.
Das teilteder verans taltende Branchenver-
band der Automobilindustrie VDAmit. In
den nächstenWochenwolle man mit der
bayerischen Landeshauptstadt zu einem
Vertragsabschlusskommen.
„Es warein sehr engesRennen“, sagte
die neue Präsidentin des Lobbyverbands,
HildegardMüller.München habe sichda-
mit gegenüber Berlin und Hamburgdurch-
gesetzt .„Die dreiStädte, die zuletzt in der
engerenWahl als Austragungsortwaren,

haben allesamt hochambitionierte und
überzeugende Pläne vorgelegt, um die
IAAgemeinsam mit dem VDAweiterzu-
entwickeln“, sagtesie weiter.
VorwenigenTagenhattesichschon der
Chef der Messe München, Klaus Dittrich,
sehr zuversichtlichgeäußert, den Zu-
schlag für die Messe zu bekommen, die
über Jahrzehnte in FrankfurtamMain aus-
getragenworden war. Allerdings hielten
sichGerüchte,Volkswagen-Vorstandsvor-
sitzender HerbertDiess,vormals BMW-
Chef,stelle sichgegen den Standortseines
vorherigen Arbeitgebers.
Solche Einzelheiten nannteder VDAin-
des nochnicht.Die IAA,sosteht bislang
fest,soll keine reine Automobil-, sondern
eine Mobilitätsplattformwerden. Die aus-

tragendeStadt solle sichwährend der Mes-
se zu einer „SmartCity“ mit intelligenten
Konzepten undvernetzten Verkehrsträ-
gern entwickeln. München habe für die-
sen Neustart der IAA nachAnsicht des
VDA-Vorstands die bestenVoraussetzun-
gen–auch,weil die Innenstadt und zen-
trumsnahe Plätze fürVeranstaltungen zur
Verfügungstünden, die über eine eigene
Transferroutefür umweltfreundlicheFahr-
zeugemit der Messeverbundenwerden
könnten. Auch istdie Industrie- undAuto-
mobilstadt nicht zuletztwegendes Okto-
berfestsund anderer Großveranstaltun-
geninguter Organisationgeübt, hieß es.
Im vergangenen September lief zur IAA
in Frankfurtvieles schief. SchonvorEröff-
nung der Messe löste Frankfurts Oberbür-

germeister PeterFeldmann (SPD), der
auchAufsichtsratschef der Frankfurter
Messegesellschaftist,einen Eklat aus, da
er andersals in denVorjahren nichtwäh-
rend der Eröffnungsfeier sprechen sollte,
seine durchaus kritischeRede jedoch on-
lineveröffentlichte. Zudem speckten die
Hersteller ihreteuren Messestände deut-
lichaboder kamengarnicht. Auchstand
die Messewie nie zuvor unter dem Druck
groß angelegter Klima-Proteste.Als am
Tagder offiziellen Eröffnung der bis dato
amtierendeVDA-Präsident BernhardMat-
tesauchnochseinenRücktritt ankündig-
te,kam das einemPaukenschlaggleich.
Am Ende besuchten lediglich560 000
Menschen die Messe, und damitrund eine
Viertelmillionweniger als im Jahr 2017.

Lockertdiegeldpolitischen Zügel: JeromePowell, Präsident der amerikanischenNotenbankFed Fotodpa

München bekommt die IAA


Die bayerische Landeshauptstadt soll die Branchenmesse der deutschenAutomobilindustrie austragen


Brüsseler Anmaßung


VonHendrikKafsack

Entschlossen


VonWinandvonPetersdorff

AmerikasNotenbank


über rascht miteiner


starkenReaktionauf die


Verwerfungen. Auch die


G-7-Staaten unddie


EZBsignalisieren


Handlungsbereitschaft.


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft MITTWOCH,4.MÄRZ 2020·NR.54·SEITE 15
Free download pdf