Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1
kön. MÜNCHEN.Schon Anfang Dezem-
ber hatteAnnetteRoecklmit Blickauf
eine aufziehende Grippewelle via Presse-
mitteilung auf Infektionsrisiken hingewie-
sen, um im zweiten –gewissermaßen
werblichen–Teil für das Anziehenvon
Handschuhen zuwerben; vorzugsweise
aus der HandfertigungvonRoeckl. Zwei-
einhalb Monatespäter soll sichzeigen,
wie wertvoll derlei Hinweise seinkönnen.
Die geschäftsführende Inhaberin erlebt
wegendes Coronavirusrege Nachfrage.
„Seitetwa zweiWochen beobachten wir
ein starkesInteresse undwerden mit An-
fragen überhäuft“, sagt sie. „DieVerkäufe
sind in dieserZeit umrund 10 Prozentge-
stiegen, insbesondereauf dem Online-Por-
tal, aber auchinunseren Boutiquen.“
Die Folgen derLungenkrankheitkönn-
te sogar über diegeschätzte Zuwachsrate
voneinemZehntel nochhinausgehen, hät-
te Roeckl doch sonstwomöglichdeutliche
Rückgängeverzeichnen müssen. Denn:
„Das mildeWetter hat eher dämpfende
Wirkunggehabt,vonWinterkann schließ-
li ch keine Rede sein“, spielt sie auf Spuren
des Klimawandels an. „Im Januar,sonst
unser drittstärksterUmsatzmonat, hatten
wir ganz schön zu knabbern.“ Esgebe kei-
ne eindeutigen Jahreszeiten mehr,die zu

Impulskäufen führten. Davonaber istder
Hersteller vonLeder-und Strickhandschu-
hen,vonSchals, Tüchern, Handtaschen,
Hüten, Mützen oder Geldbörsen aber ab-
hängig.
Handschuhe würden ja nicht nurvor
Kälteschützen, sagt dieRoeckl-Chefin.
Neben derWärmehättedas Accessoire
aucheine schützendeAbwehrfunktionge-
genüber derÜbertragungvonViren. Erre-
ger, die überTürklinken, Haltegriffevon
Bussen oder anRolltreppen aufgenom-
menwerden können,gelangten so nicht di-
rekt an die Hände. So hat dieUniversity of
Bris toleinen direkten Zusammenhang
zwischen öffentlichemNahver kehr und ei-
nem erhöhten Ansteckungsrisikoermit-
telt. Damitkeine Missverständnisse auf-
kommen: „Handschuhe bieten sicherlich
keinen medizinischen Schutz, aber sie
sind ein probates Mittel, dasÜbertra-
gungsrisikovon Virendeutlichzuvermin-
dern“, betont Roeckl.
Dabei istdie Erkenntnis unabhängig
vonCorona- und Grippevirenstreng ge-
nommen nicht neu. Schon im 18. Jahrhun-
dertschrieb die soziale Etikette Frauen
vor, das Haus nie ohne Handschuhe und
der Tageszeit entsprechend angepasst in
ihrer Erscheinungzuverlassen.Vonden

Modevorschriften abgesehen, wurde da-
mals schon damit geworben, dassdie
Handkleidervoransteckenden Krankhei-
tenschützen würden.
Damit hat das schwierige,starkvon
Wetter und Saison abhängigeGeschäftfür
die Inhaberin in denvergangenenTagen
einen überraschenden Auftrieb erhalten.
Im Jahr verkauftRoeckl Handschu-

he &Accessoires mit ihrenrund 300 Mit-
arbeiternund knapp 20 Millionen Euro
Jahresumsatzetwa 80 000PaareLeder-
und 35 000Strickhandschuhe. Siewerden
alle handgefertigt, zumgrößtenTeil in
zwei eigenen Manufakturen, aber auchim
kleinerenUmfang voneinemPartner in In-
dien.
Das Unternehmen aus München muss-
te leidvoll erleben, wie sehr das Geschäft
wegendes Überangebots, desVordringens
vonTextilkettenwie Hennes&Mauritz
oderZara und sogarvonAldi sowie Lidl
unter einem enormen Preisdruckgeraten
ist. Im Frühjahr 2017 meldete Roeckl
Insolvenz in Eigenverwaltung an, die nach
sechsWochen aber beendetwar.Familien-
mitglieder halfen mitFinanzspritzen aus.
„Roecklsteht mittlerweile wieder wirt-
schaftlichauf einem solidenFundament“,
sagt die Eigentümerin.„Aus dem Gröbs-
tensind wirraus, und wirkönnen in die
Zukunftplanen.“ Dabei gibt eskeine Ver-
bindung zum gleichnamigen Unterneh-
menRoeckl Sporthandschuhe, das den
sportlichen Bereichabdeckt und von
ChristianRoeckl geführtwird, demVetter
vonAnnetteRoeckl. BeideUnternehmen
gingen 2003 aus einerTeilung derRoeckl-
Gruppe hervor.

D


ie Urlaubswelt erscheintals Co-
rona-freieZone –zumindest
auf den Internetseiten vieler
Reiseanbieter. Dassdie Reali-
tät eine andereist,zeigtesichamDiens-
tag, als die Kreuzfahrtreederei Aida bestä-
tigte, dasseines ihrer Schiffe wegenzwei
Corona-Verdachtsfällen im norwegischen
Haugesundvorübergehendfesthing.„Alle
Passagiereverbleiben an Bord, Landaus-
flügefinden nicht statt“, teilteAida mit.
Letztlichbestätigtesichder Verdacht
nicht, mitVerzögerung solltedie Fahrt
weitergehen.
Die Reedereigehörtzuden wenigenUn-
ternehmen, die prominent imNetz Coro-
na-Informationen liefern. Als in Berlin
die Reisemesse ITB abgesagt wurde,war-
ben andereAnbieter onlinemit „Urlaubs-
krachernzum Wochenende“ oder der Auf-
forderung „Jetzt den Sommer buchen“,
denn „Schnell sein lohnt sich“. Beworben
wurden „Frühbucherrabattebis zu 65 Pro-
zent“, Gran Canaria wurde zur „märchen-
haftenInsel“ erklärt,während aufTenerif-
fa Urlauber in einem HotelinQuarantäne
ausharren. ObDERTouristik,Alltours,
Schauinsland oder FTI–zum Virusgab es
onlinewenig bisgarnichts.
Eine Branche scheint im Corona-
Schock.Zögerlichwirdnachpassenden
Worten gerungen. „Wir brauchen Ge-
schlossenheit in derKommunikation“,for-
dertder Verband unabhängiger selbständi-
gerReisebüros. Dessen Chefin Marija
Linnhoffsagt:„Es is twichtig,gemeinsam
Konzepte und Maßnahmen zu erarbeiten
und umzusetzen, damit dieKunden die
Freude amReisen nichtverlieren.“ Man-
ches wirktezuletzt ungelenk.TUI gab
zwar als Erster die Möglichkeit,Neubu-
chungen bis Ende Aprilkostenlos zustor-
nieren. Anderefolgten. Der Marktführer

bezeichnete seinen Schritt aber als„Akti-
on TUI gibt Sicherheit“.Nach F.A.Z.-Nach-
frageräumteder Konzernein, dassdie
Wortwahl zu Corona unglücklichwar –
und formulierte um, ohne Aktion.Kosten-
loseStor norechtegibt die Branche aber
weiter nur fürNeubuchungen. Die Mög-
lichkeit sehen die Anbieter als Schritt der
Kulanz an, eineReisewarnung des Aus-
wärtigen Amts zumVirusgibt es nur für
die chinesische Provinz Hubei. DieKulanz
soll verkaufsfördernd wirken. „Es gibt im-
mer nocheine hoheNachfrag ebei de nRei-
sebüros undPortalen, aber einegewisse
Zurückhaltung bezüglichder Buchungs-
entscheidung“, heißt esvomAnbieter FTI.
Sicherheitsinformationen wolle man
nicht zurückhalten:„Alle Nachfragenvon
Kunden beantwortet unser Service-Cen-
terauf Anfrage.FürNeubuchungen gibt es

die Möglichkeit,sichausführlichvon unse-
renReisebüropartnernberaten zu lassen.“
Krisenkommunikatoren raten zuTrans-
parenz.„WarumverwendenReiseveran-
stalter dasWort Corona nicht und schwei-
gendazu?“, fragt MarioKöpersvon der
AgenturKC3, der viele Jahrefür TUI arbei-
tete .„Es schafft für niemanden einenVer-
trauensgewinn, zu dem Themawenig zu
sagen. DasVorgehen istverwunderlich, da
es momentankein Thema gibt, das Men-
schen mehr bewegt.“ Viele Anbietertäten
sichschwer, obwohl sie ein professionel-
les Krisenmanagement haben. „Dabei
hilftesschon, im InternetVerweise auf
Angaben des Auswärtigen Amtes undvon
Gesundheitsbehörden sowie zu Bu-
chungs- undStornobedingungen zu plazie-
ren, umVertrauen zu schaffen.“ Reederei-
en, die nachInfektionen auf einem Schiff

in Japan in denFokusgerieten, haben das
erledigt.Aida erklärt, dassanBordaktuell
kein Chinese arbeiteund dassBehörden
nichtsgegenTeneriffa-Anläufehaben.
TUI Cruises lässt wissen, dassman darauf
achte, obPassagiereihreHände desinfi-
zierten, und dassLaborgeräte für Corona-
Schnelltestsgeordertwurden. „Es istauf-
fällig ,dassKreuzfahrtreedereien ausführli-
cher als andereReiseanbieterinformie-
ren. Es gibt aberkeinen Grund für ein un-
terschiedlichesVorgehen. Das Coronavi-
rusbefindetsichdoch nicht nur auf hoher
See“, sagtKöpers.Studiosus,Gruppenrei-
seanbietermit exot ischen Zielen,geht
nochweiter mit einer Sicherheitsrubrik –
darin die Info, dassKasachstan-Reisen in
Fragestehen. Dortwürden Ankommende
aus Ländernmit mehr als zehn Infektio-
nen in Quarantänegezwungen.

lid. NEWYORK.AutonomesFahren
zählt zu denZukunftsgebietender Auto-
industrie, undWaymo gilt alsVorreiter.
DasUnternehmengehörtzur Alpha-
bet-Holding und isteine Schwesterge-
sellschaftdes Internetkonzerns Goo-
gle. Seine Arbeitrund umRoboterau-
tosbegann schon 2009, zunächstnoch
unter dem Dachvon Google.Vorrund
drei Jahren wurde darausWaymo als ei-
genständigeGesellschaftinder Alpha-
bet-Holding. Sie wurde bislangweitge-
hendvonihremfinanzstarken Mutter-
konzernfinanziert, löstsichnun aber
ein Stückweit vonihm und hat zum ers-
tenMal eineFinanz ierungsrunde mit
außenstehenden Investoren absolviert.
Insgesamt hatWaymo nach eigenen An-
gaben 2,25 Milliarden Dollar eingesam-
melt, zu den führenden Investorengehö-
rendie BeteiligungsgesellschaftSilver
Lake, einkanadischerPensionsfonds so-
wie derstaatliche Investmentfonds von
AbuDhabi.
Keine Angaben wurden dazu ge-
macht, wie hochWaymo imRahmen
dieser Finanzierungsrunde bewertet
wurde. Daswäre eine sehr aufschluss-
reiche Zahl, zumal viele Beobachter
Waymo für denwertvollstenSpezialis-
tenfür Roboterautos halten. Die Ana-
lysten der Bank MorganStanleyhaben
das Unternehmen schon einmal mit
175 Milliarden Dollarbewertet. Im ver-
gangenen Herbstschraubten sie ihre
Einschätzung aber auf 105 Milliarden
Dollar zurück. Sie begründetendas da-
mals mit zusätzlichen Hürdenrund um
dieWeiterentwicklung undKommerzia-
lisierungvonautonomerFahrtechnolo-
gie. DerWaymo-Wettbewerber Cruise,
eineTochtergesellschaftdes amerikani-
schenAutokonzerns General Motors,

wurde bei seiner letztenFinanz ierungs-
rundeimvergangenenJahr mit 19 Milli-
arden Dollarbewertet.
Viele Spezialistenfür autonomesFah-
renhaben in jüngsterZeit versucht,
Partner zufinden, um die hohen Investi-
tionen auf diesem Gebietschulternzu
können. Cruise zum Beispiel hat nach
eigenen Angaben Finanzierungszusa-
genvon mehr als sieben Milliarden Dol-
lar.Dieses Geldkommt zumTeil vom
MutterkonzernGM, zumTeil vonau-
ßenstehendenInvestorenwie de mWett-
bewerber Honda und demTechnologie-
konglomerat Softbank.Imvergange-
nen Jahr hat der deutscheVolkswagen-
Konzernzugestimmt, imRahmen einer
breitangelegten Allianz mit demWett-
bewerberFord 2,6 Milliarden Dollar in
dessen auf autonomesFahren speziali-
sierte TochtergesellschaftArgoAIzuin-
vestieren.
Roboterautosgelten nachwie vorals
zukunftsträchtigesFeld. Allerdings hat
sichnachanfänglicher Euphorie mitt-
lerweileinder BrancheetwasNüchtern-
heit breitgemacht,wasden Einsatz der
Technologie auf breiterFront betrifft.
Umso mehr,seit vorzweiJahren ein
vomFahrdienstUber betriebenesRobo-
terautoineinentödlichenUnfall verwi-
ckelt war. Einstambitionierte Progno-
sen mussten revidiertwerden. GM zum
Beispiel hattesicheinmalvorgenom-
men, mit Cruise 2019 eine Flottevon
RobotertaxisinSan Francisco zu betrei-
ben,gabdasZielaberwiederauf.Way-
mo hat heuteschon im amerikanischen
Bundesstaat Arizona einenFahrdienst
mit Roboterautos, der sichaber noch
immer in überschaubarenDimensio-
nen bewegt und nachletzten Angaben
1500Nutzerim Monat hatte. (Kommen-
tarSeite22.)

bü./mas. DÜSSELDORF/BERLIN.
Baldkann sichjederPostkunde seine
Briefmarkeselbstmalen. Niemand
musssichdafür einenZacken aus der
Krone brechen, man mussdazu kein
Künstler sein.Vielmehrreicht ein Code
aus Buchstaben undZahlen. Ende die-
ses Jahres soll die mobile Briefmarke
verfügbar sein. DerKunderuft dann
auf einer App das erwünschtePorto
auf. Nachdem er es bezahlt hat, erhält
er einen alphanumerischen Code, den
er handschriftlichrechts oben auf den
Briefumschlag oder diePostkarteüber-
trägt. Postvorstand Tobias Meyerzeigte
sichamDienstag in Berlin überzeugt,
dassdas aufgemaltePortogenauso wie
die übliche Marke verarbeitet werden
kann. Dies dürftenachseiner Einschät-
zunggenauso gut funktionieren, wie es
schon heutemit der aufgeschriebenen
Adresse laufe.Weiter eNeuerungen sei-
nes Unternehmens sind die Möglich-
keit, denWegvon Briefen im Internet
zu verfolgen, die Ankündigung der
Briefzustellung für eine Gruppevon
E-Mail-Kunden (web.de und gmx) und
einegenauere Vorhersage,wann einPa-
ketankommt.Die Pläne für Briefeund
Pakete sindTeil einer Digitalisierungs-
strategie:Bis 2025 willdie Post dazuins-
gesamtrund 2Milliarden Euroinden
Konzerninvestieren, um ihreneuen Ge-
winnziele zu erreichen.
Die Digitalisierunggeht aber auch
an den „richtigen“ Briefmarkennicht
vorbei. Siewerden inZukunftneben
dem Bildmotiv einen Matrixcode auf-
weisen. DasrechteckigeZeichenmus-
ter, ähnlicheinem Barcode aufVerpa-
ckungen oderTickets, sollFälschungen
verhindern, die massenhaftimInternet
verkauftwerden.AufEbayetwagibt es
langeAngebotslistenfür Marken, die

weit unter dem aufgedrucktenPorto-
wert verramschtwerden. In erster Linie
handele es sichum„gewaschene“, das
heißt bereits benutzteBriefmarken, teil-
weise seien aber auchillegalgedruckte
Postwertzeichen imUmlauf. Denfinan-
ziellen Schaden wolltedie Deutsche
Post nicht beziffern,sie sieht darin aber
ein „massivwachsendes Problem“. Der
Betrug trifft auchandereBriefdienste:
NachBranchenangaben klagen kleine-
re Postkonkurrenten darüber,dasssie
Kunden an Briefmarkenfälscherverlie-
ren. Die neuen Codes erlauben es zu-
dem, den Laufweg der Briefebesser
nachzuverfolgen. Dazuwerden die dar-
in verschlüsselten Informationen in
den Sortierzentren beim Eingang und
beimAbgang der Sendungen ausgele-
sen. Sokann diePost bei Reklamatio-
nen überprüfen,wo sie die Briefeerhal-
tenund sortierthat.
Den Empfängernvon Paketenver-
spricht diePost ein verbessertesSys-
tem. AmTagder Zustellungsoll mor-
gens einZeitfenstervon 60 bis 90 Minu-
tengenanntwerden. Aufeiner App soll
man nicht nurverfolgenkönnen, wie
vieleZustellungen nochzuerledigen
sind, sondernauchnocheinmal eine
spezielle Ankündigung 15 Minutenvor
der Ankunfterhalten. Mit leistungsfähi-
gerenPackstationen zielt Meyeroffen-
bar auchauf die anstehendePostre-
form,inder es unter anderem um neue
Vorgaben für dasFilialne tz derPost
geht.Bisher mussder Konzernmindes-
tens 12 000stationäreEinrichtungen
vorhalten, die daskomplette Sortiment
vonder Briefmarke bis zumAuslands-
einschreiben anbietenmüssen. Das
Leistungsangebotder neuenAutoma-
tenentspricht nachseinenWorten dem
einer „kleinenPostfiliale“.

pik.FRANKFURT.Die Digitalisie-
rung des Geschäftsmodells erfolgt
beimgrößten privaten Krankenversi-
cherer des Landes in unterschiedlichen
Geschwindigkeiten. Gut die Hälfte der
Leistungsaufträge erreicht die Debeka
in Koblenz inzwischen über ihredigita-
le App,was dieBearbeitung deutlichbe-
schleunigt.700 000Kunden sind an die
Smartphone-Anwendung angeschlos-
sen, mehr als 100 000Rechnungen und
Rezepte gehen auf diesemWegamTag
bei demUnternehmen ein. Dagegen er-
freut sichdas Angebotzur Telemedizin,
daszunächst in Baden-Württemberger-
probtworden ist, nochnicht allzugro-
ßerBeliebtheit.„DasAngebotwirdaus-
geweitet,bis jetzt istesnoch nicht der
große Renner“, sagteKrankenversiche-
rungsvorstand RolandWeber in der Jah-
respressekonferenz, diewegendes Co-
ronavirus amTelefon abgehaltenwur-
de. 2585Versicherte hätten bislangteil-
genommen, dafür musstedie Debekaal-
lerdings gut 50 000 Versicherte an-
schreiben. DieKunden seien zögerlich,
Videoberatung in Anspruchzuneh-
men.Vonden bislang 1200Fällen seien
die meistenüber Chat behandeltwor-
den, danachper Telefon, erst danach
überVideo.
„Besondersstolz bin ichauf das
Wachstum in der privaten Krankenver-
sicherung“, sagteder Vorstandsvorsit-

zende Thomas Brahm. „Hier haben wir
den höchstenZugang seit 2005 erzielt.“
89 000 neueKunden hätten sichden
Koblenzernangeschlossen, die statt
mit Werbung und über unabhängige
Makler mit einem angestelltenVertrieb
undTippgeberninBehörden sehr er-
folgreichimBeamtensegment sind.
Der Zuwachsführte zu einem Beitrags-
wachstum von3,3 Prozent auf 6,24 Mil-
liarden Euro. Mit 3,1 Prozentwaresin
der Lebensversicherung nuretwasge-
ringer .Die Einnahmen betrugen 3,
Milliarden Euro.Stärkerals die Bran-
chewuchs die DebekaimGeschäftge-
genlaufende Beiträge, schwächerge-
gendie hochvolatilen Einmalbeiträge.
In dieser Sparte hat die Debekadurch
die vielenVerträge mit einer Zinsgaran-
tievon 3,5 Prozent oder mehr und den
Niedrigzins eine wachsende Lastan
Rückstellungen zu tragen. Die Zinszu-
satzreserve,mit der dieseVerträgege-
gendie niedrigen Zinsen abgesichert
werden, stieg seit 2011 auf 5,4 Milliar-
den Euro. Imvergangenen Jahrkamen
762 Millionen Eurohinzu, obwohl die
Bundesregierung die Branche mit einer
Neuberechnung derReserve entlastet
hat, der Zinsverfall hat diesen Entlas-
tungseffekt aber überkompensiert. In
der Sachversicherung überstiegen die
Einnahmen mit einemWachstum von
5,4 Prozent erstmals die Marke vonei-
ner Milliarde Euro.

pwe.TOKIO.Foxconn,der taiwanesi-
sche Hersteller der meisteniPhones für
Apple,erwartet, dassseineFabriken im
vomCoronavirus betroffenen China
schon Ende des Monats wieder normal
produzierenwerden. DasUnternehmen
erreiche derzeit in China die Hälfte seiner
saisonalen Produktionskapazität, sagte
Foxconn-Chef LiuYoung-WayamDiens-
tagineinerTelefonkonferenz. Bis Ende
des Monats sollten dieWerkewieder zu
100 Prozent laufen,weil zunehmend Ar-
beiter zurückindie Fabrikenfänden.
Trotzder vorsichtigenZuversicht warn-
te Liu, dassdie Auswirkungen derwo-
chenlangen Produktionsunterbrechung
schwer abzuschätzen seien. ImKern er-
wartet Foxconn, das unter demNamen
Hon Hai Precision Industryfirmiert, ei-
nen Umsatzeinbruchvon 15 Prozent oder
mehr im ersten Quartal, der danachzu-
mindestzum Teil wiederaufgefangenwer-
de. DieNachfrag eder Kunden sei unver-
ändertstark,sagteLiu und nannteals
Stichworte Künstliche Intelligenz, Halb-

leiter und den neuen Mobiltelefonstan-
dard5G. „Wir gehen davonaus, dasssie
ins zweiteQuartalgeschoben wird.“
Foxconn beschäftigt in China Hundert-
tausende Mitarbeiter und produziertdort
für Apple, Sonyund eineReihe anderer
großerNamen derVerbraucherelektro-
nik.Das Unternehmen symbolisiertwie
kein anderes denTrend westlicherUnter-
nehmen, China alsWerkbank und alsZu-
lieferer zu nutzen. DerAusbruchder Co-
ronavirus-Epidemie in China setzt hinter
diese Arbeitsteilung einFragezeichen. So
musste Honda Motorgerade die Produk-
tion in japanischenWerken drosseln,weil
es aufZulieferungen aus Chinawartet.
Apples sorgfältig ausgearbeitete Lieferket-
te in China istals Folgeder Virusepide-
mie inUnordnung und bedroht die nach
Medienberichten für den Märzgeplante
Präsentation eines billigeren iPhones.
Liu hatteschon zuvor erklärt, dassFox-
conn für 2020 nur nocheinenUmsatzan-
stieg von1bis 3Prozent erwartet statt ur-
sprünglichgenannter3bis 5Prozent.Er

könne nicht sagen, ob man im ersten
Quartaleinen Gewinn erzielenwerde.
Die Folgen derVirusepidemie auf die Ge-
winnmarge 2020werdeman nichtvor
Ende des zweiten Quartals sehen.
Auswirkungen auf die Lieferketten für
Foxconn habe die Epidemie bislang
kaum, erklärte der Vorsitzende. Ergab
sichzuversichtlich, dassandersals in der
globalenWirtschaftskrise 2008/2009 ein
negativer Cashflow nicht zur Gefahr für
die Zuliefererwerde. In Chinawerde die
Regierung helfen.Außerhalb Chinas sehe
Foxconn solche Schwierigkeiten nicht.
Schwierigkeiten in der Produktion be-
reiten demUnternehmendie fehlenden
Mitarbeiter, die es aufgrund vonVerkehrs-
einschränkungen zur Eindämmung der
Epidemie nicht in dieFabriken schaffen.
Foxconn zahlt nachMedienberichten um-
gerechnetHunderte Dollar Antrittsgeld
an Arbeiter,die in dieWerkezurückkom-
men oder neu beginnen.Aufdie Marge
wirkten sichdieseZahlungen nur mini-
mal aus, erklärte Liu. DieseKosten wür-

denvonden Kunden,vonFoxconn und
vonden Behörden in Chinagetragen.
Es gebe bisherkeine Forderungen der
Kunden, dassFoxconn als Lehreaus der
Virusepidemie Produktion aus Chinaver-
lagernsoll, berichtete Liu. Das Interesse
seizuallererst daraufgerichtet, die Produk-
tion wieder in Gang zu bringen. EineNot-
wendigkeit zurgeographischenVerbreite-
rung der Produktionsbasis sieht Liugene-
rell mehr in dengeo- und handelspoliti-
schen Spannungen zwischen denVereinig-
tenStaaten und China als imAusbruch
des Coronavirus.Foxconn hat oder baut
Produktionsstätten in Indien, Mexiko, im
amerikanischenWisconsin und inTsche-
chien auf.Künftigwolle man mehr Auf-
merksamkeit auchSüdostasien widmen,
sagteder Foxconn-Chef. DerFragenach
einem langfristigen Ziel für die Produk-
tion außerhalb Chinas wicheraus. Das
hängevon der Präsidentenwahl in denVer-
einigten Staaten ab.„WirdTrump ge-
wählt, wirdder Prozentsatz außerhalbChi-
nas höher sein“, sagteLiu.

Modische Handschuhe als Virenschutz


Für Roeckl tröstetder plötzliche und sprunghafte Absatz wegenCorona über den ausgefallenenWinter hinweg


Milliarden fürRoboterautos


vonWaymo


Google-Schwestergesellschaftsammelt viel Geld ein


UnterSchock


VonwegenPool-Party: Auch in Thailand bleibt es leer. FotoEPA

HandschuhevonRoeckl FotoDanielVogl

Briefporto direktvomHandy


Neues vonder Post:Von der App auf denUmschlag


Größter Zuwachs seit 2005


Debekakommt in der Krankenversicherungvoran


Apple-Zulieferer will wieder voll produzieren


Die KundenvonFoxconnfordernkeine Produktionsverlagerung aus China heraus


Corona –zahlreiche


Reiseanbieter sc heuen


das Wort.Fachleute


mahnen zu mehr


Transparenz,und erste


Touristikerbessernnach.


VonTimoKotowski,


Frankfurt


SEITE 18·MITTWOCH,4.MÄRZ 2020·NR. 54 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

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