Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1
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Luxus-Handtaschenkönnen


sehr begehrtsein –erstrecht die


vonHermès.


Oldtimer-Autosstehen hochim


Kurs,aber Käufer müssen sich


vorher gut informieren.


Die Olympia-Ministerin


sagt:Tokio 2020 gilt für das


ganze Jahr.


Der neue Leichtath letik-Chef


Jurtschenko akzeptiertdie


Vorwürfe der Manipulation.


MEHRWERTMITHANDTASCHEN RENDITE MIT OLDTIMERN

Dax
in Punkten

2.3.203.3.20
F.A.Z.-Index 2168,46 2191,13
Dax 30 11857,87 11985,39
M-Dax 25348,33 25897,56
Tec-Dax 2857,55 2942,67
Euro Stoxx 50 3338,83 3371,97
F.A.Z.-Euro-Index 123,69 124,84
Dow Jones 26703,32 25863,14a
Nasdaq Index 8952,17 8667,67a
Bund-Future 177,33 178,13
Tagesgeld Frankfurt -0,51%-0,51 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,65%-0,61 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. -0,47%-0,43 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,16%0,97 %a
Gold, Spot ($/Unze) 1589,75 1634,42
Rohöl (London $/Barrel) 53,06 51,72b
1Euro in Dollar 1,1122 1,1117
1Euro in Pfund 0,8711 0,8701
1Euro in Schweizer Franken 1,0655 1,0646
1Euro in Yen 119,82 119,77
a) Ortszeit 14.45 Uhr, b) Ortszeit 20.45 Uhr

Bundesanleihe
Rendite 10 Jahre

4.12.19 3.3.20 4.12.19 3.3.20

SPÄTERESPIELE?

S


elbst mitBlick aufdie einfachs-
tenSachverhalte kann das
Steuerrechtzum Dickichtwer-
den. Daszeigt sich amFall vonKredit-
karten auf Guthabenbasis, mit denen
viele Arbeitnehmersteuerfreie Zu-
schüssevomChef erhalten–etwafür
das Mittagessen. Es handelt sichum
einen banalen, alltäglichenVorgang
und sicher umkeine Fragevon strate-
gischer Bedeutung für die deutsche
Fiskalpolitik. Umso erstaunlicher je-
dochist,wie intensiv undgleichzeitig
undurchdachtRegierung,Parlament
und Verbände dieses Themageregelt
haben. Das begann mit einem Ent-
wurfimRahmen des seit 1. Januar
geltenden Jahressteuergesetzes 2019,
gefolgt vonGutachten undStellung-
nahmen derKartendienstleister, de-
renPosition wiederum zu einem
Kompromissführte.ImErgebnis ist
nun ein Ende dergewohnten Praxis
für eine beliebteSpielartder Gutha-
benkreditkartenzubefüchten. Als
wäre der Komplexität nichtgenug, ar-
beitet das Bundesfinanzministerium
nun auchnochaneinem Schreiben
an dieFinanzverwaltung, das Details
im Umgang mit den neuenVorschrif-
tenregeln soll. Da klingt die sarkasti-
sche Formel passend: Je undurch-
dachter das Gesetz, desto dickerdas
BMF-Schreiben.

ENTSCHULDIGUNGAUSMOSKAU

Hellofresh optimistisch






Zu den größten Gewinnernim
S-Dax der kleinen Börsentitel
zählten Hellofresh. Die Aktien des Es-
senslieferdiensteslegen nachZahlen-
vorlageumbis zu 9,3 Prozent zu. Ana-
lysten lobten dessenWachstumszie-
le. DasUnternehmenrechnet 2020
weiter mit einem hohenWachstum
bei gleichzeitigsteigender Profitabili-
tät .Der Umsatz soll zwar nicht mehr
so starkwie nochimvergangenen
Jahr zulegen, aber immer nochum22
bis 27 Prozentwachsen.

Undurchsichtig


VonMarkFehr

Qiagen-Aktien heben ab






Papiere des Gendiagnostik-und
Biotechunternehmens Qiagen
schossen 20,7 Prozent nachoben,
nachdem der amerikanische Labor-
ausrüsterThermo Fisher Scientific
die Übernahmedes Biotechunterneh-
mens für 10,4 Milliarden Euroange-
kündigt hatte. ThermoFisher bietet
den Qiagen-Aktionären 39 Euroje
Aktie, wie beideUnternehmen am
Dienstagmitteilten. Damit liegt die
Offertefast23Prozent über dem
Schlusskursvom Montag.

S


ooft wie in denvergangenenTa-
genist der Begriff des „Schwar-
zen Schwans“ schon langenicht
mehr in deutschsprachigenZei-
tungen aufgetaucht.Darin wirddie der-
zeit bestehende Sorge vordem eleganten
Entenvogelbeschrieben, der zum Syn-
onym für einen schlagartigenKursverfall
geworden ist–Analystenund Vertreter
vonFondsgesellschaftenreflektieren dar-
über in Magazinen undTageszeitungen,
HändlervorihrengroßenKurs-Terminals
spekulieren darüber,obdas Coronavirus
als Schwarzer Schwan einzustufen sei. Ge-
meint istein Ereignis, mit dem niemand
vorher rechnen konnte, das dann aber die
Bedingungen an denFinanzmärktenvoll-
ständig neu definiert.
Populärgeworden istder Ausdruckim
Jahr 2007 mit dem Bestseller„The Black
Swan“ des libanesisch-amerikanischen
Statistikers, Finanzmathematikersund
WissensforschersNassim NicholasTaleb.
Er wendete ihn nicht nur auf denFinanz-
markt an, sondernauf alle Ereignisse, die
Regeln radikalverändern. Dazu zählteer
den Ausbruchdes Ersten Weltkriegs, die
Terroranschlägevom 11. September
2001, den Börsenkrach von1987, aber
auchpositive Ereignisse wie die Erfin-
dung des Internets oder die Harry-Potter-
Romanevon J. K.Rowling. In seinem
BuchverbindetTaleb Schnipsel der Philo-
sophienWittgensteins und Al-Ghazalis
(Algazel), der politischen Geschichtedes


  1. Jahrhunderts und derFinanzmarkt-
    theo riesowie der Logik fraktalerZufällig-
    keitund dieNicht-Anwendbarkeit von
    Glockenkurvender GaußschenNormal-
    verteilung oder andererstatistischer Ex-
    trapolationenauf völlig unerwarteteEr-
    eignisse.Weil das Buchkurzvor demAus-
    bruc hder Weltfinanzkrise nach2007 er-
    schienen istund es mehrereinteressante
    Hinweise auf diefatale Verflechtungvon
    Geldhäusernüber dieganze Welt und die
    darin liegenden Risiken enthält, wurde es
    als Reflexion über die Kriserezipiert.
    Um die Unfähigkeit zu illustrieren,
    Schwarze Schwänevorherzusagen,greift
    Taleb auf sein zentrales Beispiel eines
    Truthahns zurück, der zeit seines Lebens
    vonden Menschengemästetwirdund bis
    zum 1000.Tagnur optimistischinden
    nächstenTag gehenkann. Der aber ist
    Thanksgiving. „SeineZuversicht wuchs
    mit derZahl der freundlichenFütterun-
    gen; er fühltesichimmer sicherer,obwohl
    seine Schlachtung immer näher rückte“,
    heißt es inTalebs Buch. „Sein Gefühl, in
    Sicherheit zu sein, erreicht ealso gerade
    dann einen Höhepunkt, als das Risikoam
    größtenwar!“
    So ergeht es auchganzen Gesellschaf-
    ten, die bis zumVorabend eines Börsen-
    krachs, desAusbruchs eines Krieges oder
    einer gefährlichenPandemie sicher zu
    sein glauben, dass es auch morgengut wei-
    tergehe.Taleb vertritt nun dieAuffas-


sung, dassman aus demUnwissen über
das,wasmorgeneintritt,Kapital schla-
genkönne–wenn man sichnur darauf
einlasse, dassBeobachtungen aus derVer-
gangenheit nicht immer wie ingroßen Sta-
tistiken auf dieZukunftübertragenwer-
den können.„Vom Standpunkt desTrut-
hahns ausgesehen istdie ausbleibende

Fütterung am 1001.Tagein Schwarzer
Schwan.Fürden Schlachter jedoch nicht,
denn für ihnkommt sie nicht unerwartet.
Hier sieht man also, dassder Schwarze
Schwan ein ProblemvonDummköpfen
ist–mit anderenWorten: SeinAuftreten
hängtvonunserer Erwartung ab“, argu-
mentiertTaleb.

AufzweiWeisen lasse er sichausschal-
ten: durch Wissenschaftoder indem man
für alle Möglichkeiten offensei. Dochzu
viel Systematisierungkönne auchschäd-
lichsein. „Je mehrwir zusammenfassen,
je mehr Ordnung wir hineinbringen,
desto niedriger wirddie Zufälligkeit“,
schreibt er.„Somit drängt dieselbe Bedin-

gung, die dazu führt, dasswir vereinfa-
chen, uns dazu, zu denken, dassdie Welt
nicht so zufällig istwie inWirklichkeit.
Undder Schwarze Schwan istdas, was
wir bei derVereinfachungweglassen.“
Hat nun also das Coronavirus, so wie
in den Analysen derFondsgesellschaften
und Analystenund in den Leitartikeln,
Gemeinsamkeiten mit einem Schwarzen
Schwan?Parallelen zurFinanzkrisevon
2007 und danach seien soforterkennbar,
sagt derFinanzprofessor Jan-PieterKrah-
nen,wissenschaftlicher Direktor des Leib-
niz-Instituts SAFE an der Frankfurter
Goethe-Universität.„Es gibt einen klaren
Auslöser,die unerkannteVernetzung der
Finanzindustrie und dieUnfähigkeit, die
Verursacher für die Risiken haftbar zu ma-
chen, die eine epidemischeWirkung ent-
falteten“, sagt er. Corona sei zwar eineNa-
turkatastrophe,verstärkesichaber glei-
chermaßen durch die Vernetzung der
Weltwirtschaft.SchondieErwartungei-
ner Krise habeAuswirkungen auf die
Volkswirtschaft,weil durch privateund
behördliche MaßnahmenWertschöp-
fungskettenunterbrochen würden.
DerRückgang der deutschen Aktien-
kurseumgut 15 Prozent seitAusbruch
der Krise habe schon ein historischesAus-
maß erreicht .„Aber derzeit beobachten
wir an den Börsen täglichneue Interpreta-
tionen“, sagt Krahnen.„Wenn man so
will, wirddie Schwärze des Schwanstäg-
lichneu vermessen.“ Dabei sei dergroße
Unterschied zurFinanzkrisenach2007,
dassdiesmal nicht direkt dieFinanzbezie-
hungen betroffenseien, sonderninerster
Linie dieRealwirtschaft. Erst abgeleitet
seienKapitalmarkt und Banken betrof-
fen, weshalb es sinnvoller sein dürfte,
eineeventuelle Liquiditätskrise durch fis-
kalische, aber nicht durch geldpolitische
Eingriffezuüberwinden.
Nassim Taleb hat in seinem Buch„Der
Schwarze Schwan“ dieAbsicht bekundet,
das Denken bezüglichder Unsicherheit
zu verändern. „Der ,vielversprechende‘
Aktienmarkt, insbesonderedie ,sicheren‘
Bluechips, beunruhigt mich viel mehr als
spekulativeWagnisse–Erstererbringt un-
sichtbareRisiken mit sich, Letzterehal-
tenkeineÜberraschungen bereit, da man
weiß, wieriskant sie sind, und die mögli-
chen Verluste begrenzenkann, indem
man kleinere Beträgeinvestiert“, heißt es
in dem Buch.Weniger mache er sichwe-
gender angekündigten sensationellen Ri-
siken Gedanken, mehr um die bösartigen
versteckten. „Der Terrorismus bereitet
mirwenigerKopfschmerzen als Diabe-
tes“, schrieb er.Sobetrachtet verblüfft es
kaum, dassder auf demKurznachrichten-
dienstTwitter sehr aktiveWissenschaft-
ler voreinigenTagenschrieb: „Dank der
vorbeugendenPolitik und der Geschwin-
digkeit ihrerUmsetzungkann der sichers-
te Ortfür jedermannvordem Coronavi-
rusbald China sein.“ Dassdas Thema
den Vordenker des „Schwarzen Schwans“
so beschäftigt,verrät einiges.

Herr Leuchtmann, der Euro wertet gera-
de merklich aufgegenüberdem Dollar
undanderenDevisen. Woranliegtdas?
Der Euroist mittlerweile ein echter soge-
nannter sicherer Hafen, also eineWäh-
rung, in die Anleger hineingehen,wenn
aus ihrer Sicht Risiken deutlichzunehmen
–aktuell istdas dieAusbreitung des Coro-
navirus.

Aber das ist docheigentlich die Rolle
desDollars?
Historischstimmt das. Der Dollar istna-
türlichWeltwährung,weil da einegewalti-
ge Wirtschaftund dasstärkste Militär der
Welt dahintersteht.Der SchweizerFran-
ken–Stic hwortAlpenfestung–gehört
ebenfalls dazu, aber aus anderen Grün-
den. Dochetwas istmomentan anders.

Was?
Die Zinssituation. Heutesind Niedrigzins-
Währungen wie der Eurooder derYensi-
chereHäfen.

Das müssenSie erklären.
Die amerikanischeZentralbankFederal
Reserve istmit einerrecht aggressiven
Zinssenkung um einen halben Prozent-
punktvorgeprescht. Damit zeigt sie sich
aktiv.Die EZBwartet nochab, und bei ihr
wirdeswohl nur eine Zinssenkung um 0,1
Prozentpunkte –einfachweil siekaum
nochSpielraum zuweiteren Zinssenkun-
genhat.Schon jetzt istder Effekt mehr als
fraglich.Fürdie Fedhingegen mussdas
nochnicht das Ende derFahnenstange
sein. Das heißt:Der Zinsvorteil des Dol-
larsschmilzt wie Schnee in der Sonne.

Unddamit auchdie Dollar-Stärke der ver-
gangenen Monate.

Werschichtet denngeradeinden Euro
um?
Vermutlichviele international ausgerich-
tete Investorengenerell.Unddann vermut-
lichauchdiejenigen, dieversucht haben,
mit sogenannten Carry-Trades Geld zu
verdienen, also in der jüngerenVergangen-
heit in EuroKredite aufnahmen und diese
in Dollar anlegten, um am Zinsunter-
schied zuverdienen in der Erwartung,
dassder erst einmal bestehen bleibt.Die
werden ihre Positionnun glattstellen.Dar-
auf deutet zumindesthin, dasswir in der
vergangenenWocheeine wirklichsubstan-
tielle Bewegung des Euros nachoben gese-
hen haben.

Die Finanzministerund Notenbank-
chefsder G-7-Länder haben die Coro-
na-Krisebesprochen–wie deuten Sie
ihre Mitteilung?
Die Finanzminister undNotenbankchefs
der G7haben sichheutenicht aufkonzen-
trierte Maßnahmengeeinigt.Das wäre an-
hand der sehr unterschiedlichenAusgangs-
lagen auchschwermöglichgewesen. Das
heißt aber nicht, dassandereZentralban-
keninaktivbleiben. DiegroßenNotenban-
kenhaben Maßnahmen angekündigt. Das
muss nicht bei allen Zinssenkung bedeu-
ten. Die EZBkönnteandereInstrumente
aus ihrem Arsenal bevorzugen,etwa eine
Erhöhung der Anleihekäufe. Auch die
Bank of Canada und die Bank of England
dürften aktivwerden.

Die Fragenstellte AlexanderArmbruster.

Die Börse


Lufthansa imAufwind






Die durch die rasanteAusbrei-
tung des Coronavirus zuletzt
starkgebeutelten Aktiender deut-
schen FluggesellschaftLufthansa
klettertenamDienstagumbis zu
10,4 Prozent nachoben. Einem Händ-
ler zufolgegriffen vorallem Schnäpp-
chenjäger zu. Neben Flügen nach
Asienfallen vorerstauchVerbindun-
gennachItalien aus.Zusammenge-
strichene Flugpläne hatten dieKurse
vieler Fluggesellschaftenweltweit zu-
letztstarkbelastet.

FotoBlickwinkel

mfe.FRANKFURT. Die überraschende
Entscheidung der amerikanischenNoten-
bankFedfür niedrigere Zinsen sorgteam
DienstagfüreinAufundAbanderWall
Street. Der S&P 500reagierte unmittel-
bar nachder Entscheidung erst mit einem
deutlichen Anstiegvon1,5 Prozent,fiel
im Handelsverlauf aber auf ein Minusvon
0,5 Prozent zurück. Der DowJonesfiel
um 0,9, derNasdaq um 0,4 Prozent.Dage-
genstieg dieNachfrag enachamerikani-
schenStaatsanleihen deutlich, dieRendi-
tenfielen aufRekordtiefs.ZurEröffnung
des Handels hatten die amerikanischen
Börsen enttäuschtreagiert,weil die Hoff-
nung aufKonjunkturhilfen durch die sie-
bengrößten Industriestaaten, zu denen
auchAmerikagehört, sichnicht erfüllte.
Die überraschende Intervention derFed
magvonAnlegernals Signalverstanden

worden sein, dassdie durch das Coronavi-
rusentstandene Krise sogar nochgravie-
render ausfallenkönnteals bisher.Aus
SichtvonSubadraRajapa vonder Bank
SociétéGénérale erweisen sichFed-Zins-
senkungen in Situationenwie dieser mit
einem Schocksowohl auf der Angebots-
als auchauf derNachfrageseitemeistals
unwirksam.
Auch die Analystender Deutschen
Bankgehen wegender Corona-Krisevon
einerFortsetzung desAusver kaufsanden
Börsen aus.„Wir sehen den Aktienmarkt
20 bis 30 Prozentfallen“,schrieben die
Fachleute in einemvorder Zinssenkung
veröffentlichten Bericht. Als Beispiel nen-
nen sie den amerikanischen Börsenindex
S&P 500, der demnachvon aktuell knapp
3100 Punkten auf 2700 Punktesinken
könnte. Der S&P 500 enthält die 500größ-

tenbörsennotierten amerikanischenUn-
ternehmen und hattesichamMontag mit
einem historischenTagesplusvonseinem
Einbrucherholt.
Viele Anleger fragen sichnun, beiwel-
chem Indexstand sie wieder investieren
sollten. Laut den Deutsche-Bank-Analys-
tensollten sie sichdarüber im Klaren sein,
dassder Ausver kauf nachdem Schrecken
über die internationale Ausbreitung des
Coronavirus erst eineWochegedauert
habe. In derVergangenheit hätten Schwä-
chephasen nachvergleichbaren Krisener-
eignissen jedoch sechs bis siebenWochen
angehalten. Der S&P 500 habe in solchen
Situationen seineVerluste erst nachvier
bis fünf Monaten wieder wettgemacht.
Eine Bodenbildung des S&P 500 sei nun
wohl er st imVerlauf des zweiten Quartals
zu erwarten. Während dieserZeit würden

auchdie RenditenvonAnleihen histo-
rischniedrig bleiben.
Der Ausbruchdes Coronavirus in Chi-
na entwickelt sichnachDarstellung der
Deutschen Bank zu einerglobalenPande-
mie.Wirtschaftsdaten aus China deuteten
auf gravierende Auswirkungen hin. Die
jüngstenUmfragen unter den Einkaufsma-
nagernchinesischerUnternehmen deute-
tenauf einenRekordeinbruchder Produk-
tion im ersten Quartal hin. ÄhnlicheAus-
wirkungenkönnten in denkommenden
MonatenauchaufderganzenWeltzube-
obachten sein.Um die Folgen der aktuel-
len Krise einzuschätzen, haben sichdie
Analystender Deutschen Bank zumTeil
an der Sars-Krise aus demJah r2003 orien-
tiert. Dabei handelte essichebenfalls um
eineLungenkrankheit mitUrsprung in
China, die sichallerdingswenigerstark
ausbreitete.

„Der Euroist aktuell ein sicherer Hafen“


UlrichLeuchtmann,Währungsfachmann der Commerzbank,über dieFolgen der Corona-Krise am Devisenmarkt


Fed-Zinssenkung sorgt für Kursschwankungen


Deutsche Bank: Aktienmarktkönnte20bis 30 Prozentfallen /Bodenbildung des S&P 500 erst nachWochen


Tops&Flops


F.A.Z. FRANKFURT. Der norwegi-
scheStaatsfondsfordertvon den 9200
Unternehmen, in die er investierthat,
mehr Details zu ihren Anstrengungen
beim ThemaNachhaltigkeit.Der mit
einemVermögenvon1,1 Billionen
DollargrößteStaatsfonds derWelt
wünsche sichrelevanter eund ver-
gleichbarereAngaben, sagteFonds-
chef YngveSlyngstad am Dienstag.
Als Investor wolle man besser analy-
sierenkönnen,welchenNachhaltig-
keitsrisiken dieUnternehmen ausge-
setzt seien. Sie sollten in ihrenNach-
haltigkeitsberichtenetablierte Stan-
dards, beispielsweise des Sustainabili-
ty AccountingStandards Board, nut-
zen. BeiUmweltthemen wie Klima
undWasser sollten sie die Plattform
des Carbon DisclosureProject (CDP)
verwenden, einer britischen, nichtge-
winnorientierten Organisation.Nach
den Vorstellungen des norwegischen
Pensionsfonds sollenKohleunterneh-
men offenlegen,welcheVorkommen
sie nutzen und wie sieUmweltver-
schmutzungvermeidenwollen.
Als erstergroßer institutioneller In-
vestor hat sichdie Geldsammelstelle
im Jahr 2015 entschlossen, ihreInves-
titionen ausUnternehmen herauszu-
ziehen, die mehr als 30 Prozent ihres
Umsatzes ausKohle erzielen. Seit den
neunziger Jahren legt derrohstoffrei-
chenorwegischeStaat seine Öl- und
Gaseinnahmenineinemgewaltigen
Staatsfonds an, der seinen Bürgern in
der Zukunftzugutekommen soll. Der
Gedankedahinter:von den endlichen
Ressourcen des Landes unabhängig
werden. Dabei legt derFonds, der
auchals Ölfonds bezeichnetwird,
sein Geldstrikt im Auslandan. Der
„Statens pensjonsfond utland“gehört
zu dengrößten Staatsfonds derWelt
und hält Anteile an mehr als 9200Un-
ternehmen. Die Aktienquote des
Fonds liegt bei 70 Prozent.

Wird das Viruszum


Schwarzen Schwan?


Staatsfonds


pocht auf mehr


Nachhaltigkeit


An denFinanzmärktenfällt derBegriff aktuell


häufiger.Erbezeichnetein unerwartetes


Ereignis undgehtauf einenBestselle rzurück.


VonPhilipp Krohn,Frankfurt


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen MITTWOCH,4.MÄRZ 2020·NR.54·SEITE 23
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