Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.03.2020

(Darren Dugan) #1
AlsSebastianCoe,PräsidentdesWeltver-
bandes der Leichtathleten (WorldAthle-
tics), am Dienstag ins Hauptquartier am
Yachthafen vonMonaco zurückkehrte,
warteteBesuchauf ihn. MarijaLassizkene
und AnschelikaSidorowa,die Weltmeiste-
rinnen im Hochsprung und imStabhoch-
sprung, sowie SergeiSchubenkow,Welt-
meisterimHürdensprintvon2015 und
Zweiter der beidenfolgendenWeltmeister-
schaften, warenaus Moskau und Sibirien
ansMittelmeergeflogen,umineigener Sa-
cheund fürrussische Leichtathleten zu
werben. Siewollen endlichwieder ihrer
Arbeit nachgehen und bei internationalen
Sportveranstaltungen antreten dürfen.
Coe übergaben sie einen entsprechenden
Brief an dieRatsmitglieder.
Da derrussischeVerband (Rusaf)seit
November2015wegen systematischen Do-
pings suspendiertist,müssen dessen Ath-
letenfür Starts außerhalbRusslands –
ebenso wie für ihrenochungewisse Nomi-
nierung als Mitglieder der russischen
Olympiamannschaft–als neutrale Athle-
tenanerkannt werden. Russland,vonder
Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) we-
gender ManipulationvonDaten im angeb-
lichversiegelten Doping-Kontroll-Labor
vonMoskau für vier Jahrevon Olympi-
schen Spielen ausgeschlossen,kämpft vor
dem obersten Sportsgerichtshof (Cas) um
seineTeilnahme an den Sommerspielen
vonTokio 2020 und denWinterspielen
vonPeking 2022.
Die drei Leichtathletentrafen, wieTeil-
nehmer berichten, in freundschaftlicher
Atmosphäreauf einen zuversichtlichen
Coe. Jon Ridgeon,Vorstandsvorsitzender

vonWorld Athletics, hattebereitsPost aus
Moskau erhalten, inwelcher der amFrei-
tag neugewählterussischeVerbandspräsi-
dent Jewgeni JurtschenkoWohlverhalten
und eine Einigungversprach. Er akzeptie-
re die Vorwürfe der Manipulation und des
Betrugesvollständig, schrieb Jurtschenko,
und bitteumEntschuldigung für dasVer-
halten seinesVerbandes. Er sehe sichder
Aufgabeverpflicht et,die Wiederaufnah-
me Russlands in dieWelt-Leichtathletik
so bald wie möglichzuerreichen. Schon
in derkommendenWoche, wenn am Mitt-
woch undDonnerstagder obersteRat, das
CouncilvonWorld Athletics, tagt,könnte
entschiedenwerden, dasVerfahren zur
Anerkennung neutralerAthleten (Ana)
aus Russland wieder in Gang zu setzen.
Die Wiederaufnahme des Verbandes
braucht mehrZeit.
Die Anerkennung neutraler Athleten
istausgesetzt, seitRusaf im Herbstvergan-
genen Jahres für eine Eskalation der Krise
in seinemVerhältnis mit demWeltver-
band sorgte. ImFall des Hallen-Weltmeis-
ters DanilLysenko, der sichDoping-Kon-
trollen entzogen hatte, präsentierte die
russischeVerbandsführung zunächstge-
fälschteärztlicheAtteste,die Lysenkoent-
schuldigensollten, dann bestritt siegrund-
sätzlich,dassLysenkosichetwas habe zu-
schuldenkommen lassen.
Der Weltverband und seine unabhängi-
genInteg ritätseinheit (AIU) sahen das
Verfahren torpediertund drohten mit
dem Ausschlussder Russen aus demWelt-
verband. Sie sperrten Lysenko, dessen
Trainer und dierussischeVerbandsspitze
einschließlichPräsident DmitriSchlyach-

tin.Die dreimaligeWeltmeisterinMarija
Lassizkene–sie siegte inPeking 2015,
London 2017 und Doha 2019–drohte,
den Verband auf Schadensersatz für ent-
gangeneStart- und Preisgelder sowieWer-
beverträge zu verklagen. Ihr droht, auf
dem Gipfel ihres Leistungsvermögens wie
die Olympischen Spiele vonRio 2016
auchdie vonTokio 2020 zuverpassen,
ohne daran persönliche Schuld zu haben.
Das Sportministerium Russlands entzog
demVerband die staatliche Akkreditie-
rung; eine Arbeitsgruppe desNationalen
OlympischenKomiteesRusslands über-
nahm dieVerbandsführung. Am Montag
erhieltRusaf vonSportminister Oleg Ma-
tyzin die Akkreditierung zurück; er hoffe,

dassdie neue Führunggemeinsam mit
dem Ministerium aktiv an derWiederher-
stellung und Stärkung der Beziehungen
zum Weltverband der Leichtathletenarbei-
tenwerde, sagteMatyzin. Dervongroßen
Erwartungen begleiteteJurtschenkoge-
hörtdem Direktorium des staatlichen
Luft-und RaumfahrtkonzernsPJSC Uni-
tedAircraftCorporation (UAC)anund
warlaut NachrichtenagenturTass erster
Vizepräsident des OblastsWoroneschim
SüdwestenRusslands an der Grenze zur
Ukraine. Er erhielt amFreitag 53von63
Stimmen, nachdemsichzweiGegenkandi-
daten zurückgezogen hatten.
World-Athletics-Präsident Coe hat in
der vergangenen Wochedeutlichge-
macht, dasservon denRussen einegebüh-
rende Anerkennung ihrerFehler erwarte.
„Ichbin nichtKopf des internationalen
Verbandesgeworden, um AthletenWett-
kämpfe zu verbieten“, sagteerder franzö-
sischen Sport-Tageszeitung „L‘Equipe“.
„Aber sicher würde ichesbegrüßen,wenn
die russischenAthleten zurückkehrten in
den Wettkampfbetrieb, auchunter ihren
eigenen Farben.“ Dochzunächstwerde
das Councilgrundsätzlichüber dasVerhal-
tendes russischenVerbandes und die Be-
dingungen diskutieren, unter denen neu-
traleAthleten zugelassenwerden sollen.
„Mankann Athletennicht teilnehmen las-
sen“, sagteCoe, „wennman nicht dieabso-
luteÜberzeugung hat, dassihreLeistun-
gennicht voneinem schwächelndenVer-
bandprofitieren.“ Er erwarteauf derRats-
sitzungvonden Russen zufriedenstellen-
de Antworten zu denVerfehlungen ihrer
Vorgänger.

Entschuldigung aus Moskau wecktHoffnungen


Neuer Leichtathletik-Chef JurtschenkoakzeptiertVorwürfe der Manipulation / VonMichaelReinsch, Berlin


D


er Haltung, es habe sich viel-
leicht nicht alles, aber doch
vielesgegenWerder verschwo-
ren, wollen sie sich in Bremen
nicht anschließen. Das widerspräche
ganz grundsätzlichTrainer FlorianKoh-
feldts positiver Art.Undeslieferteder
Mannschaftnur Alibis, äußere Umstände
für den Niedergang verantwortlich zu ma-
chen. Allerdin gs trifft es Werder beiganz
objektiver Betrachtung schon vonein
paar Seiten, dievorder Saison niemals
eingepreistgewesen sein dürften –weil
damit niemand hatterechnenkönnen.
Der Blick aufTabelle und Spielplan
hält nachdem Ausfall des Bundesliga-
spiels gegenEintracht Frankfurtam
Sonntag eineganz besonderePikanterie
für Werder bereit.Zum einen mussder
Tabellenvorletzteandiesem Mittwoch
im DFB-Pokal-Viertelfinale bei der
FrankfurterEintracht antreten. Zuman-
derenist man in der Ligaein Spielin
Rückstand und mussnun vier beziehungs-
weise acht Punkteauf dieRänge16(For-
tuna Düsseldorf) und 15 (Mainz05) auf-
holen. DieAusgangslage, dasFeld von
hinten aufrollen zu müssen, wirdsich
nachdem eminent wichtigenSpiel in Ber-
lin am Samstag nocheinmalverschärfen,
dennWerdersnächs tes Heimspiel istauf
den 16. Märzterminiert. Dannkommt
BayerLeverkusen insWeserstadion–an
einem Montag. Die Spieleder Konkur-
renz aus Mainz inKöln und Düsseldorf
gegenden SC Paderborn sind dann
längstgespielt, inklusivemöglicher
Punktgewinne.Nicht nur derTrend ist
derzeitWerdersFeind. Der Spielplan ist

es auch.Kulminierend in jenem schlech-
test en allerSzenarien, dassnämlichdie
Partie gegendie Eintracht in einer engli-
schenWochezwischen dem 33. und 34.
Spieltag nachgeholtwird. Noch hat die
Deutsche Fußball LigadiesenTermin
nichtverifiziert.Aber sollteFrankfurtin
der Europa Leagueweit undweiter kom-
men,wäre der Spieltag „33,5“, der eigent-
lichmal der 24.war, eher realistisch als
utopisch. Ob Werder dann überhaupt
nochmitkämpftimRennen um die Nicht-
abstiegsränge? Oder vielleicht schon al-
les zu spätist auf dem schnurgeraden
Wegindie zweiteLiga? „Für unswardie
Absagevom Sonntag eineextrem schlech-
te Entscheidung“, hat SportchefFrank
Baumanndem „Kicker“gesagt,„aus dem
Wettbewerbsnachteil der einen wurde
ein Wettbewerbsnachteil der anderen
Mannschaft.Wirhinken jetzt mit einem
Spielweniger hinterher.Dadurch wird
der Drucknochgrößer.“
Dochnun steht erst einmaldas Pokal-
Duell an.Unddagibt sichTrainer Flori-
an Kohfeldtforsch:„Wirwollen es allen
zeigen, das istganz klar.“Noch immer ist
Kohfeldtverstimmt über dieVerschie-
bungdes Liga-Heimspielsgegendie Ein-

tracht.„Die Hauptmotivation ziehen wir
daraus, dasseine schlechteEntscheidung
gegenuns getrof fenwurde“,sagteKoh-
feldt.Die Klageüber die Spielverschie-
bung istauchdeswegen so laut,weil die
Bremer natürlichauf eine müde Ein-
tracht nachdem Europapokalspiel in
Salzburggehoffthatten.Außerdem hatte
Kohfeldt dieWochenachdem 0:2gegen
Borussia Dortmund als langen Anlauf
zum zweiten Heimsieg auserkoren.Kon-
zentrierttrainieren, Spannung hochhal-
ten, dann den erhofften Wendepunkter-
reichen und EintrachtFrankfurtschla-
gen: Das schwebteKohfeldtvor.
Um die Sinne zu schärfen, hatteesin
der Wochevor dem ausgefallenen Spiel
sogar überraschendeVeränderungen im
Mannschaftumfeld gegeben, als Bau-
mann zwei Mitarbeiterversetzteund die
Zusammenarbeitmit dem Psychologen
beendetwurde. All diese Maßnahmenim-
plodiertennun wenigstens für den Mo-
ment,denn esgabjakein Spiel, in dem
sich dieneue Energie hätteentladenkön-
nen.
Am Samstag in Berlin kämpft Werder
schon darum, den Anschlussnicht zuver-
lieren.Kann man dreiTage vorher mit

klaremKopf undganzemHerzen einPo-
kal-Viertelfinale spielen?Kohfeldtfin-
detschon:„Wir sind alleWettkampfsport-
ler und mögen denWettkampf lieber als
das Training“, sagteer, „zumindestmir
geht das so.“ DemTrainerstellt sichdie
Frage, ob er dengenesenenAbwehrchef
Kevin Vogt schon inFrankfurtwieder
spielen lässt oder nochbis Samstagwar-
tet. AlsStabilisatorhat derWinter-Zu-
gang bislang überzeugt,hat aberwegen
zweierVerletzungen auchschon Spiele
verpasst.SollteKohfeldt ihn am Mitt-
woch schonen,wäredas ein klaresSi-
gnal,welchenStellenwert der Pokalin
diesem Jahr fürWerder (noch) hat.
Um den Faden nocheinmal aufzuneh-
men–schon in Berlinwird es mit den un-
günstigenRahmenbedingungenweiter ge-
hen.Weilesdas Vertragswerksovor-
sieht,wirddie BerlinerWinter-Leihe Da-
vie SelkeimOlympiastadionnicht auf-
laufen dürfen.Das könnte gut für die Her-
tha und schlecht fürWerder sein, denn
selbstwenn Selkedie in ihngelegten
Hoffnungen bislangkaum erfüllte, spielt
er einewichtigeRolle im schwachen Bre-
mer Sturm. Immerhingabesaus derVer-
einsführung positiveSignale.Dort
herrschtweiterhinStetigkeit, denn Klaus
Filbry,der Vorsitzende derGeschäftsfüh-
rung, unterschrieb einenVertrag bis
2024 –gültig in beidenLigen. Der Chef
bleibtanBord.Weiterhin istesWerders
fester Wille, mitKohfeldt und Baumann
auchinder zweiten Ligaweiterzuma-
chen. In derFührung herrschtEinigkeit
an derWeser.Solltedie Mannschaftein
Alibi fürPosition 17 suchen:Unruhe
wäre kein taugliches.

DFB-Pokal, Viertelfinale: BayerLeverku-
sen –1.FCUnion Berlin (18.30 Uhr), Ein-
trachtFrankfurt –Werder Bremen (20.45
Uhr).

dpa.LOSANGELES.Leon Drai-
saitl hat in der nordamerikanischen
Eishockey-Profiliga(NHL) die nächs-
te beeindruckende Leistunggezeigt.
Beim 8:3-Sieg seiner Edmonton Oi-
lersbei denNashville Predatorser-
zielteder 24-jährigeDeutsche am
Montag nicht nur erstmals vierTref-
fer. Nach einer Beteiligung an einem
weiteren Torkommt Draisaitl nun
auf schon 107 Scorerpunkteinder
NHL und überbotdamit seinen Best-
wert aus der vorigenSaison. Die
Scorer-Wertung führterdeutlichan
und bestätigteseinenStatus alswo-
möglichbesterSpieler der Liga.
Dank Draisaitls Leistungen liegen
die Oilershinter LasVegasauf Rang
zwei derPacific Division undstehen
vordem Einzug in die Play-offs.Drai-
saitl bedanktesichnachder Partie
bei seinenTeamkollegen und beson-
dersden Mitspielernaus seiner
Sturmreihe. „Sie haben es ziemlich
einfachfür michgemacht“, sagteder
Kölner,der mit Connor McDavid ein
kongeniales Duo bildet. McDavid
nannteDraisaitl „einengroßartigen
Spieler,und es istschön, dassernun
auchAnerkennung bekommt“.


ARD: 20.15 Uhr: Fußball, DFB-Pokal,Viertelfi-
nale: EintrachtFrankfurt–SV Werder Bre-
men(Anstoß: 20.45 Uhr).
EUROSPORT1: 15.20Uhr: Skilanglauf, Welt-
cup in Drammen/Norwegen. 4.40Uhr
(Donnerstag): Rad, Tour ofTaiwan, fünfte
Etappe.
SPORT1: 17.30 Uhr:Fußball, DFB-Pokal,Vier-
telfinale: Bayer04Leverkusen –1.FCUnion
Berlin (Anstoß: 18.30Uhr).

dpa.FRANKFURT. Der Deutsche
Fußball-Bund(DFB) istamDienstag
einen kleinenSchritt auf die organi-
sierteFanszene zugegangen. Einer-
seits signalisierte der DFB Gesprächs-
bereitschaft, andererseits beteuerte
der Verband, dasskeineRückkehr zu
Kollektivstrafen beabsichtigt sei.An
derEntscheidung, nachweiteren Be-
leidigungen des Hoffenheimer Mä-
zens Dietmar Hopp durch Fans von
Borussia Dortmund die Bewährung
aufzuheben und einengenerellenZu-
schauerausschlussfür die nächsten
BVB-Auswärtsspiel einHoffenheim
zu verhängen, hatten sichdie Pr oteste
der organisiertenFanszeneinmehre-
renStadien entzündet, dieFußball-
Deutschland erschütterten. „Es wird
sichWoche fürWoche aufschaukeln,
es sei denn, esgelingt dem DFB, die
Luft aus dem Ganzenrauszulassen“,
sagteder Fanforscher Harald Lange
vonUniversitätWürzburg. Zumindest
ein erste rSchritt soll dem DFB zufol-
ge noch„vordem kommenden Bun-
desliga-Wochenende“gemacht wer-
den. Bei einemTreffenmit derAG
Fankulturen soll der „konstruktive
Dialog“auch„in dieser emotionalen
Thematik“ aufgenommenwerden. In
der AG Fankulturen sitzenVertreter
desDFB und der DFL sowievonver-
schiedenenFan-Organisationen. Die
Ultra-Szene istallerdings nichtvertre-
ten.
Die MünchnerFangruppe „Schicke-
ria“ warnte am Dienstagvorweiteren
Sanktionen:„Wenn der DFB sichnun
zum Ziel setzt, dassKurvensauber
sein müssen undvomDFB reguliert
werden können, dann wirddas Wider-
stand hervorrufen“, schrieb die Ultra-
Vereinigung, die am Samstagmit
Schmäh-Bannerngegen Hoffenheims
Mäzen Dietmar Hoppfast einenAb-
bruch der Bundesliga-PartieTSGHof-
fenheimgegenFCBayern herbeige-
führthatte. Die heftigenReaktionen
auf die Aktion seien „übertrieben“ge-
wesen, kritisierte die „Schickeria“.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch
will auf das Mittel derKollektivstrafe
nicht komplett verzichten. „Da ist
einerote Linie überschritten, und
wenn alle anderen Mittel nicht ausrei-
chen, wir nicht zu anderen Lösungen
kommen, dann mussman in letzter
Konsequenz auchmal bereit sein,
deutlichzumachen, unter solchen
Rahmenbedingungen können wir
nichtFußball spielen, und dann muss
solchein Block auchmal gänzlichge-
räumt werden“, sagteKochkurznach
seinerWahl ins Uefa-Exekutivkomi-
teeamDienstaginAmsterdam.
Die KoordinationsstelleFanprojek-
te (KOS) inFrankfurtsieht solche
Sammelstrafen wie Stadionverbote
undTeilausschlüsse nachFan-Verge-
hen grundsätzlich „sehr kritisch,weil
sie gegendas geltendeRechtsverständ-
nis in Deutschland verstoßen und
weil sie dem Gerechtigkeitsempfin-
den vonjungen Menschen widerlau-
fen“. Dies sagteKOS-Leiter Michael
Gabriel.Fanforscher Langeempfielt
dem DFB, dieStrafe gegendie BVB-
Fans zurückzunehmen.„Wenn man
sagen würde, „dieKollektivstrafewar
falsch, wirgehen da andersmit um“,
dannwäre die Luft sofortraus“, sagte
er.
Derweil forderte Geschäftsführer
Rachid AzzouzivomZweitligaklub
SpVgg GreutherFürthein Einschrei-
tender Mannschaften auchbei rassis-
tischenVorfällen. „Es darfaber nicht
passieren, dassgestreikt wird,wenn
es gegeneinenweißen,wohlhaben-
den Manngeht –und bei einem farbi-
genSpieler nicht“, sagteAzzouzi mit
Blickauf Milliardär Hopp den „Nürn-
bergerNachrichten“. Der 49-Jährige
wurde in Marokkogeboren und be-
stritt für das nordafrikanische Land
unter anderem zweiWeltmeisterschaf-
ten. Erkambereits als Zweijähriger
nachDeutschland und wurde nach ei-
gener Aussagesein „ganzes Leben“
vonRassismus begleitet.„Hier in
Fürthwurde ichals Kameltreiber be-
schimpft“, erzählteer. Es handele
sichbei denVorgängen amWochenen-
de keinesfalls um eine „LexHopp“, be-
tonteDFB-BossKeller.„Die DFB-Hal-
tung isteindeutig:Wirdulden in unse-
renStadienkeine personifiziertenGe-
waltandrohungen odergarDiskrimi-
nierungen.“

Draisaitl ist


nicht zustoppen


Jewgeni Jurtschenko Fotodpa

Gegen Trend und Spielplan


Im Schulterschluss zumfestenStand: Werder muss in der Ligamit ein paar Dingenfertig werden, mit denen niemandrechnen konnte. Fotonordphoto

chwb. FRANKFURT. Angesichts
des sichweiterausbreitenden Corona-
virus hält die japanischeRegierung
eine Verlegung der Olympischen
Spiele inTokio innerhalb dieses Jah-
resrechtlich für denkbar. SeikoHashi-
moto,die für die Olympischen Spiele
zuständigeMinisterinder japani-
schenRegierung, sagteimSangiin,
dem Oberhaus desParlaments, in ei-
ner Fragestunde, der „HostCity Con-
tract“, den die Organisatoren, dieRe-
gierung inTokio und das Internatio-
nale OlympischeKomitee (IOC) un-
terschrieben haben,regele nur eine
Austragung der Spiele im Jahr 2020.
Tatsächlichregelt Punkt 13 desVer-
trages, dassalle Rechte daraus, so-
fern nicht anderweitig geregelt, mit
Ablauf des 31. Dezember 2020 erlö-
schen. Punkt 66 berechtigt das IOC,
den Vertrag aufzulösen und die Spie-
le zu entziehen,sofer ndie Spiele
„nicht im Jahr 2020“ ausgetragen wer-
den.
Allerdings hat sichTokio im Bewer-
bungsprozessimRahmendes soge-
nannten „Kandidatenakzeptanzpro-
cedere“vorder Vergabe der Spiele
auf dieAustragung zwischen 15. Juli
und 31.Augustverpflichtet.Damals
hättedas IOCeine Austragung außer-
halb diesesZeitraums imAusnahme-
fall –„zum Beispiel bei ungünstigen
Witterungsbedingungen“ –akzep-
tiert, Tokio bewarb sichtrotz des
schwülheißenSommerwettersund
mit Blickauf die eigenen Chancen
bei derVergabe auf denvorgegebe-
nenZeitraum. EineAustragung im
Hochsommer sichertdem IOC und
seinerVeranstaltung die lukrativsten
Fernsehverträge.
SeikoHashimoto betonteimParla-
ment, man halteweiter amgeplanten
Eröffnungstermin, dem 24. Juli,fest.
Die Regierung setze „alle Kraft“ ein,
das IOC überzeugen zukönnen, dass
eineAustragung sicher sei. „Ende
Mai wirdeine wichtigePhase“, sagte
die Olympia-Ministerin. Zuletzt hat-
te das kanadische IOC-Mitglied Ri-
chardPound den Mai alsZeitpunkt
genannt, andemspätestens über eine
planmäßigeAustragung entschieden
werden müsse. Das IOC selbsthält
weiter amvorgesehenenTermin fest.
In dervonder Sitzung der IOC-Exe-
kutive, die bis Donnerstag in Lau-
sannetagt, versandten Presseerklä-
rung heißt es einleitend, die Exekuti-
ve habe seine „vollständigeVerpflich-
tung auf den Erfolg der Olympischen
SpieleTokio 2020vom24. Juli bis 9.
August“ zumAusdruckgebracht.Das
IOCverwiesaufdiezumVirusge-
gründete Taskforce. „Das IOC wird
weiterhin denRatschlägen derWelt-
gesundheitsorganisationfolgen.“Zu-
letztwarenauchdiverse Olympia-
Qualifikationswettkämpfeauf Grund
der durch die Ausbreitung des Coro-
navirusverursachten Gesundheitsge-
fahren abgesagt oderverlegt worden.
So sindetwa die asiatischen Ringer
weiter auf der Suche nacheinemAus-
richter fürihr Qualifikationsturnier,
nachdem der ursprünglicheAusrich-
terXi‘an in China nicht mehr inFra-
ge kamund amWochenendeauch
die kirgisische Hauptstadt Bischkek
denWettkampfaufGrundder„rasan-
tenAusbreitung des Coronavirus
nicht nur in China, sondernauchin
anderen Ländernder Welt und den
damitwachsendenÄngsteninKirgi-
stan“ absagte. Inzwischen sind mehr
als 90 000 Menschen in mehr als 60
Ländernvom Coronavirus infiziert.
(Siehe Glosse Seite28.)


Kleiner


Schritt


DFB sucht wieder


den Dialog mitFans


Spätere


Spiele?


Ministerin: Tokio 2020


gilt für dasganze Jahr


Die Verschiebung derFrankfurt-Par tie bringt


Werder in derBundesligainZugzwang. Dashat


auch Auswir kungen aufdas Pokalduell beider


Eint rach t. VonFrank Heike, Hamburg


Fußball am Mittwoch

SportliveimFernsehen

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport MITTWOCH, 4.MÄRZ 2020·NR.54·SEITE 27

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